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Rapid nach Aus: "So nichts unter Top 16 verloren"

"Komplett schlechter Fußball"! Rapid hat es bei Vitesse "selbst verbockt".

Rapid nach Aus: Foto: © GEPA

Das war zu wenig!

Nach dem Schlusspfiff gab es keine zwei Meinungen, alle stimmten in die Selbstkritik ein (Einzelkritik >>>). So hatte sich der SK Rapid den historischen Aufstieg ins Achtelfinale der Conference League nicht verdient. Mit einem 0:2 bei Vitesse Arnheim (Spielbericht >>>) mussten die Wiener trotz einem 2:1 im Hinspiel die Segel streichen.

Die Europacup-Saison ist trotz großer Ziele vorbei. Selbst Trainer Ferdinand Feldhofer meinte bei "Sky" offen und ehrlich: "Wenn du solche Tore bekommst, hast du unter den letzten 16 nichts verloren."

Auch Routinier Kevin Wimmer, der mit seiner Abwehr viel zu tun bekam und oft alles andere als glücklich agierte, ärgerte sich: "Ich glaube, dass wir das Spiel komplett verschlafen haben. Die erste Halbzeit war gar nichts. Keine Ahnung, woran das gelegen hat. Wir müssen uns hinterfragen."

Dabei hält der Innenverteidiger klar und deutlich fest: "So kannst du unterm Strich nicht weiterkommen und hast es auch nicht verdient." Mit hängenden Köpfen schlichen die Spieler zu den mitgereisten Rapid-Fans. Die Trauer auf der einen Seite, aber auch der Ärger über die eigene Leistung war groß, weshalb Feldhofer festhielt: "Es schmerzt sehr, wir sind alle am Boden."

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"Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen"

Die breite Brust nach dem Sieg im Hinspiel und dem 2:2 bei Sturm Graz war nach nur drei Minuten verschwunden. Vitesse machte das, was Rapid im Hinspiel gelang. Ein frühes Tor stellte alles auf den Kopf. Bei Rapid löste der frühe Ausgleich im Gesamtscore Verunsicherung hervor.

"Unterm Strich waren wir nicht gut, schlechter kann man nicht in eine Partie starten", war Wimmer vom ersten Vitesse-Tor von Adrian Grbic geschockt. Die Umstellung auf eine Fünferkette zeigte Wirkung. Jonas Auer attackierte viel zu weit vorne, die entstandene Lücke bespielten die Hausherren.

"Wir haben uns zu sehr von der Kulisse beeindrucken lassen, viel Nervosität, wenig Selbstvertrauen. Wir hatten nicht die Frische, aggressiv gegen den Ball zu arbeiten. Dann fehlt das natürlich", analysierte der Trainer trocken und wollte gar nicht verhehlen, dass er ein schlechtes Spiel seiner Mannschaft sah.

"Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen. Uns ist das passiert, was ihnen bei uns passiert ist", war es auch für Marco Grüll ein Deja-vu der negativen Art. "Es ist eine Riesenenttäuschung. "Wenn wir an die Leistung in Wien anschließen hätten können, wäre uns das nicht passiert."

"Alles falsch gemacht, was man falsch machen kann"

Der gehypte Offensivspieler ist ein Mann der klaren Worte. Im Hinspiel machte der Blondschopf noch den Unterschied aus, im Rückspiel blieb auch er hinter den Erwartungen zurück, unter anderem weil sich die Vitesse-Hintermannschaft extrem auf ihn fokussierte und ihn teilweise mit drei Spielern attackierte.

"Wir haben erste Halbzeit alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Sie haben die zwei Chancen, die sie gehabt haben genutzt. Im Endeffekt war es dann für uns schwierig, dass wir zurückkommen", lautete Grülls Fazit. "Heute haben wir es in der ersten Halbzeit einfach verbockt."

Auch Stürmer Ferdy Druijf war nach dem Auftritt gegen seine niederländischen Landsleute gezeichnet. Viele Freunde und Familienangehörige befanden sich im Stadion und mussten die schwache Leistung mit ansehen. "Ich weiß nicht, wie das möglich war, so zu spielen. Das war einfach nicht gut genug. Natürlich wollten wir gewinnen oder ein gutes Ergebnis holen, das uns weiterbringt. Aber erste Halbzeit war einfach gar nichts."

Spätestens mit dem 0:2 nach 19 Minuten war alles dahin, was sich die Hütteldorfer im Hinspiel erarbeitet hatten. So richtig einen Fuß in die Tür bekamen die Grün-Weißen über die gesamten 90 Minuten nicht.

Nicht bereit! "Haben schlechter oder gar keinen Fußball gespielt"

Ernüchternd! So viel hatten sich die Gäste vorgenommen, noch vor dem Spiel hatte Feldhofer betont, dass man für alles gewappnet sei, unterschiedlich im Ballbesitz und gegen den Ball agieren will - doch davon war im Endeffekt wenig bis gar nichts zu sehen.

"Zweite Halbzeit war etwas besser, aber wir hatten nicht die Frische und Aggressivität, um uns reinzukämpfen. Wir waren zu wenig bereit", musste der Coach nach dem Schlusspfiff zugeben.

So sah es auch Wimmer, der seinem Trainer zustimmte und gleichzeitig eine weitere Schwäche aufzeigte: "Zweite Halbzeit war ein bisschen besser, aber wir waren nicht fähig, uns eine Torchance herauszuspielen. So kann man nicht weiterkommen." Dazu meinte er auch: "Erste Halbzeit haben wir komplett schlechten Fußball oder besser gesagt, gar keinen Fußball gespielt."

Vitesse-Trainer Thomas Letsch, alleine aufgrund seiner Austria-Vergangenheit wohl kein Rapid-Fan, meinte nach dem Spiel mit sehr großen Tönen auf die Frage, ob Rapid diesmal schwach war: "Sie haben so gespielt, wie wir das zugelassen haben. Man kann sagen, dass Rapid schwach war oder Vitesse stark. Ich bevorzuge die zweite Variante."

Nun droht Rapid sogar der Super-Gau

Das große Manko von Rapid bleibt somit, Konstanz in die eigenen Leistungen zu bekommen. Der Auftritt im Gelre-Dome in Arnheim war wieder ein Rückschritt, der sicher nicht als Mutmacher für die kommenden Aufgaben zählt.

Denn Rapid droht nun der Super-Gau! Aus im Cup-Viertelfinale gegen Hartberg, Aus im Conference-League-Playoff gegen Vitesse und die Top 6 in der Bundesliga sind ebenfalls alles andere als sicher.

"Das einzig Gute ist, dass wir in drei Tagen wieder die Chance haben, es besser zu machen - das ist das Entscheidende. Wir müssen ins obere Playoff kommen. Alles andere ist unwichtig", sind die Gedanken auch nach dem Europacup-Aus schon beim Auswärtsspiel gegen WSG Tirol. Gegen die Wattener und gegen Klagenfurt wird sich weisen, ob die derzeit auf Rang sieben platzierten Hütteldorfer noch auf den Meistergruppen-Zug aufspringen.

Weder gegen Vitesse noch in den nächsten Tagen hilfreich sein wird die Kadersituation, die Feldhofer jedoch nicht als Ausrede gelten lassen will. "Wir brauchen über die Personalsituation nicht mehr reden, jeder kennt sie. Es ist nicht einfach, wir können wenig rotieren, keine Frischen bringen. So kommt dann so etwas heraus." Rapid muss die Enttäuschung und den Frust jetzt somit schnell abschütteln, denn nach dem Europacup-Glanz geht es jetzt in der Liga ans Eingemachte.


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