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Schwedens Emil Forsberg: Dank Rangnick zur "Bullen"-Legende

Der 31-jährige Star-Spieler der Schweden hat in Leipzig mittlerweile Legenden-Status. Ohne ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick wäre das nicht möglich gewesen.

Schwedens Emil Forsberg: Dank Rangnick zur Foto: © GEPA

Für Österreich steht am Dienstag (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) ein wegweisendes EM-Qualifikationsspiel auf dem Programm.

Schafft es die ÖFB-Auswahl, Schweden im Wiener Ernst-Happel-Stadion in die Knie zu zwingen, macht man einen großen Schritt Richtung Europameisterschaft 2024 in Deutschland.

Dass die Schweden aber ein "ganz harter Brocken" sind, ist nicht erst seit den späten 1990ern bekannt. Nicht umsonst qualifizierten sich die "Tre Kronor" seit der Jahrtausend-Wende für neun von zwölf möglichen EM- bzw. WM-Endrunden.

In den vergangenen Jahren hat das schwedische Nationalteam jedoch einen Wandel vorgenommen. Stars wie den vor kurzem zurückgetretenen Zlatan Ibrahimovic sucht man vergeblich im Kader. Die Zukunft heißt Alexander Isak und Dejan Kulusevski.

Die beiden 23-Jährigen haben bereits bewiesen, dass sie die Klasse haben, die Nationalmannschaft in Zukunft zu tragen. Ganz ist der Zeitpunkt aber noch nicht gekommen, harrt doch noch der eine oder andere routinierte Leistungsträger im schwedischen Nationalteam aus.

Besonders Emil Forsberg ist für die "Tre Kronor" weiterhin unersetzlich. Speziell in den vergangenen beiden Jahren drückte der Leipzig-Star dem schwedischen Nationalteam seinen Stempel wie kein anderer auf. LAOLA1 beleuchtet die Karriere des 31-Jährigen etwas genauer:

Diese Schweden stellen sich Österreich in Wien entgegen

Ein Haus voller Sundsvall-Legenden

Emil Forsberg kam am 23. Oktober 1991 in Sundsvall zur Welt. Die Liebe zum Fußball wurde ihm quasi in die Wiege gelegt.

Forsbergs Vater Leif war nämlich genauso wie Großvater Lennart Profi-Fußballer - und das alles andere als unerfolgreich. Beide gelten bis heute als zwei der größten Legenden des schwedischen Fußball-Klubs GIF Sundsvall.

Nicht umsonst wurden die beiden auf der Wall of Fame außerhalb des Stadions von GIF Sundsvall verewigt. Sie sind allerdings nicht die einzigen beiden Forsbergs: Auch Emil hat mittlerweile seinen Platz dort.

Wie es die Tradition vorsah, machte auch Emil Forsberg seine ersten Schritte im Vereinsfußball für den Herzensklub seiner Familie. 2009 debütierte er im Alter von 17 Jahren schließlich auch in der ersten Mannschaft. 103 Pflichtspiele sollten in den kommenden vier Jahren dazukommen.

Dem offensiven Mittelfeldspieler verbindet eine Menge mit seinem Heimatverein sowie der Norrporten Arena in Sundsvall: "Dieses Stadion ist ein ganz besonderer Ort für mich. Hier war der Anfang von allem – der Beginn meiner Fußballkarriere und irgendwie auch der Beginn meines Lebens."

Von einem "Foppa" zum nächsten

Das fußballerische Talent sowie die Liebe zu GIF Sundsvall sind jedoch nicht die einzigen Dinge, die Emil Forsberg von seinen Vorfahren geerbt hat. Da wäre zum Beispiel der Spitzname: Großvater Lennart war früher nämlich als "Foppa" bekannt. Vater Leif bekam im Laufe seiner Karriere dementsprechend den Spitznamen "Lill-Foppa". Folgerichtig wurde Emil später "Mini-Foppa" genannt.

2013 verließ "Mini-Foppa" seinen Jugendverein jedoch für 300 Tausend Euro Ablöse Richtung Malmö FF.

In Malmö reifte Forsberg nicht nur zum Nationalspieler, sondern auch zum Salzburg-Schreck heran. Zwei erfolgreiche Jahre verbrachte der Offensivspieler in der drittgrößten Stadt Schwedens.

Forsberg eroberte sofort einen Stammplatz und hatte großen Anteil daran, dass man sich sowohl 2013 als auch 2014 zum schwedischen Meister krönte. Der größte Erfolg dieser Ära war allerdings wohl der Einzug in die Gruppenphase der UEFA Champions league 2014/15.

Als Forsberg und Co. Salzburgs Champions-League-Träume zerstörten

Unvergessen bleibt dieses Ereignis auch aus österreichischer Sicht, wurde doch im Qualifikations-Playoff Red Bull Salzburg ausgeschalten. 

Die "Bullen" aus der Mozartstadt warteten zu diesem Zeitpunkt noch vergeblich auf die erste Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase. Nach dem 2:1-Hinspiel-Sieg in Salzburg war die Hoffnung für Red Bull jedoch groß, diese Hürde erstmals zu nehmen.

Emil Forsberg im CL-Playoff gegen Salzburg
Foto: © GEPA

Emil Forsbergs später 1:2-Anschlusstreffer in der 90. Minute des Hinspiels sollte jedoch der Vorbote für einen schwarzen Abend in Malmö werden. Schwedens Meister schlug vor heimischem Publikum zurück und fertigte die Salzburger mit 3:0 ab.

Was zu diesem Zeitpunkt keiner ahnen konnte: Forsbergs Auftritte gegen Salzburg waren wohl wegweisend für seine weitere Karriere, war doch ein gewisser Red-Bull-Sportdirektor vor Ort, um dem Schweden genauer auf die Füße zu blicken.

Forsberg spielte die Champions-League-Saison mit Malmö zwar noch zu Ende, allerdings war schnell klar, dass es den technisch brillanten Offensivspieler nicht länger in Schweden halten wird. Der damals 23-Jährige hatte sich bereits in die Notizblöcke einiger europäischer Top-Adressen gespielt.

Leipzigs Transfer-Coup: Forsberg dank Rangnick in die 2. Bundesliga

Unter den Interessenten sollen damals unter anderem der FC Sevilla, OSC Lille, AC Fiorentina oder PSV Eindhoven gewesen sein. Den Zuschlag bekam jedoch ein deutscher Zweitligist.

Ralf Rangnick, heute ÖFB-Teamchef, damals jedoch Sportdirektor von Red Bull Salzburg und RB Leipzig, konnte den schwedischen Nationalspieler von einem Wechsel nach Sachsen überzeugen.

"Bei Emil Forsberg war es so, dass wir, als ich damals Sportdirektor von Leipzig und Salzburg war, mit Salzburg zwei Mal in den entscheidenden Playoff-Spielen leidvolle Erfahrungen gesammelt haben", packt der nunmehrige ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick im Vorfeld des Länderspiels gegen Schweden eine nicht ganz ernstzunehmende Anekdote über die Verpflichtung Forsbergs aus.

"Irgendwann hatten wir einmal die Faxen dicke und wollten nicht noch ein drittes Mal gegen Malmö in den Playoff-Spielen spielen. Also haben wir gesagt: Holen wir ihn sicherheitshalber mal nach Deutschland."

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick

"Mit einem Augenzwinkern sage ich jetzt, weil es natürlich nicht ganz der Wahrheit entspricht: Irgendwann hatten wir einmal die Faxen dicke und wollten nicht noch ein drittes Mal gegen Malmö in den Playoff-Spielen spielen. Also haben wir gesagt: Holen wir ihn sicherheitshalber mal nach Deutschland…"

Ernstzunehmen ist die Anekdote auch deshalb nicht, da Forsberg beim zweiten Scheitern der Salzburger gegen Malmö im Champions-League-Playoff 2015 bereits längst nach Leipzig transferiert wurde.

Rangnick: "Weder Emil selbst noch wir haben es bereut"

Fakt ist, dass das Projekt, welches der inzwischen verstorbene Dietrich Mateschitz und Rangnick in Leipzig auf die Beine stellten, den 23-Jährigen überzeugte. Dafür nahm er sogar den temporären Rückschritt in die 2. deutsche Bundesliga in Kauf.

"Wir haben ihn damals ja in der Winterpause geholt in der ersten Zweitliga-Saison. Ich glaube, weder Emil selbst noch wir haben es bereut. Es war ein wunderbarer Transfer – einer der besten Transfers, die wir gemacht haben. Jetzt, nach acht oder neun Jahren, ist er immer noch ein extrem wertvoller Spieler für RB Leipzig", hält Rangnick Forsberg für einen Goldgriff.

3,7 Millionen Euro nahm Leipzig damals für Forsberg in die Hand, sofort schlug er jedoch nicht ein. Nach einem ersten Halbjahr mit Anlaufschwierigkeiten kam der Schwede in der folgenden Aufstiegssaison so richtig in Fahrt.

Mit acht Toren und sieben Assists hatte er einen großen Anteil am erstmaligen Aufstieg der "Roten Bullen" ins deutsche Fußball-Oberhaus. Spätestens ab dieser Saison hatte Forsberg die Red-Bull-DNA verinnerlicht. Keine unwichtige Rolle spielte dabei auch Ralf Rangnick, der eben jener Spielzeit auch als Trainer von RB Leipzig agierte. 

Forsbergs Wechselwunsch: Mediale Schlammschlacht ohne Erfolg

In der Bundesliga machte Rangnick jedoch Platz für Ralph Hasenhüttl. Unter dem Österreicher erlebte Forsberg die wohl stärkste Saison seiner Karriere. Neben acht Toren steuerte der Schwede unglaubliche 22 Assists bei - womit er ganz klar die Bundesliga anführte.

Emil Forsberg und Ralf Rangnick
Foto: © GEPA

In dieser Tonart sollte es in den folgenden Jahren aber nicht weitergehen. Verletzungen warfen den Schweden in der Folgesaison etwas zurück. Dazu rückte er vermehrt mit Wechsel-Spekulationen ins Rampenlicht.

"Emil möchte den nächsten Schritt in seiner Karriere machen", hatte Berater Hasan Cetinkaya damals öffentlich erklärt. Interessenten standen Schlange, Leipzig sträubte sich jedoch vehement gegen einen Verkauf des Schweden.

Trotz eines Machtworts von Ralf Rangnick schaukelte sich eine kleine mediale Schlammschlacht hoch, nachdem dem damaligen RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff folgende Aussage rausrutschte: "Falls der Berater vergessen hat, wie lange Emil bei uns Vertrag hat, werden wir ihm schnell eine entsprechende Kopie zusenden können."

"So eine arrogante Art habe ich noch nie erlebt", ließ die bestürzte Antwort von Cetinkaya nicht lange auf sich warten, einen Transfer konnte er mit dieser öffentlichen Debatte aber nicht erzwingen.

Forsberg mittlerweile fest verwurzelt in Leipzig

Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen, Forsbergs Heimat hat sich seitdem aber nicht verändert. Was sich sehr wohl verändert hat, ist die Einstellung des Schweden. 

"Leipzig ist für meine Familie und mich unser Zuhause geworden. Wir fühlen uns in dieser tollen Stadt unglaublich wohl", kann der 31-Jährige im Nachhinein offen zugeben, dass ein Verbleib in Leipzig der richtige Schritt war.

Gemeinsam mit seiner Frau Shanga, die ebenfalls Fußballerin war und für RB Leipzig spielte, und seiner vierjährigen Tochter genießt er das Leben in Leipzig. Weiterer Nachwuchs ist im Anmarsch.

"Leipzig ist für meine Familie und mich unser Zuhause geworden."

Emil Forsberg

Dabei waren seine letzten Jahre in Leipzig durchaus von Auf und Abs geprägt. Nicht unter jedem Trainer konnte sich Forsberg einen Stammplatz erarbeiten, mit seiner Erfahrung und Stärke vom Elfmeterpunkt war der Schwede aber dennoch stets ein unverzichtbares Kadermitglied.

Zwar rieb sich Berater Hasan Cetinkaya ein paar Mal gegen die Vereinsführung auf, unterstellte unter anderem Oliver Mintzlaff, Spieler mit Salzburg-Vergangenheit Forsberg vorzuziehen, letztlich konnte der Schwede aber unter jedem Trainer seine Qualität unter Beweis stellen. 

Ganze neun Spielzeiten steht Forsberg mittlerweile in Leipzig unter Vertrag. Seine Vereinstreue spiegelt sich auch in den nackten Zahlen wider. In den ewigen Klub-Statistiken von RB Leipzig findet er sich in jeder Kategorie in den Top-Rängen wieder:

Die meisten Spiele in der Klub-Geschichte von RB Leipzig:

Platz Spieler Einsätze
1. Yussuf Poulsen 358
2. Emil Forsberg 303
3. Willi Orban 288
4. Peter Gulacsi 284
5. Lukas Klostermann 257

Die meisten Tore in der Klub-Geschichte von RB Leipzig:

Platz Spieler Tore
1. Timo Werner 111
2. Daniel Frahn 87
3. Yussuf Poulsen 85
4. Christopher Nkunku 80
5. Emil Forsberg 67

Die meisten Assists in der Klub-Geschichte von RB Leipzig:

Platz Spieler Assists
1. Emil Forsberg 67
2. Yussuf Poulsen 63
3. Christopher Nkunku 56
4. Timo Werner 46
5. Marcel Sabitzer 42

Nach über sechs Jahren Wartezeit: "Endlich Ti**en!"

Seit Forsberg bei den "Roten Bullen" kickt, wurden einige beeindruckende Meilensteine erreicht, wie die Vizemeister-Titel 2016/17 und 2020/21. Dazu erreichte Leipzig 2019/20 auch das Halbfinale der UEFA Champions League. Die erste Trophäe im Profifußball gewann der Klub allerdings erst 2022.

Nach einem dramatischen Elfmeterschießen im Endspiel gegen den SC Freiburg sicherte sich RB Leipzig den Titel im DFB-Pokal. Nach Schlusspfiff passierte Forsberg ein nun legendärer Versprecher, als er das Wort "Titel" falsch aussprach und stattdessen unbeabsichtigt "Endlich Titten!" jubelte. Der Schwede nahm den Patzer mit Humor und brachte einige Wochen darauf sogar ein Shirt mit dem Gag auf den Markt.

 

Emil Forsberg mit dem DFB-Pokal 2022
Foto: © getty

Für Leipzig schien in weiterer Folge ein Bann gebrochen, legte man 2023 mit einem 2:0-Finalsieg über Eintracht Frankfurt doch gleich den nächsten Sieg im DFB-Pokal nach.

Die Mannschaft habe Blut geleckt, man verspüre eine "Sucht" nach Titel, wie Forsberg unlängst erklärte. "RB wird jedes Jahr besser. Wir sind ein Verein, zu dem alle wollen. Und RB ist kein Verein mehr für einen Zwischenschritt. Hier kann man Titel gewinnen. Dafür muss man nicht woanders hin", so Forsberg selbstbewusst.

Forsberg hat auf alle Fälle noch nicht genug, seine Karriere in Leipzig zu beenden, ist ein reales Szenario. "Ich kann mir vorstellen, meine Karriere in Leipzig zu beenden. Mal sehen, wie lange ich der Mannschaft helfen kann."

Und im Nationalteam?

Nicht nur in Leipzig ist Emil Forsberg über die Jahre zum Führungsspieler gereift, auch in Schwedens Nationalteam ist der 31-Jährige heute einer der erfahrensten Spieler.

Aktuell hält die Nummer zehn der "Tre Kronor" bei 80 Länderspiel-Einsätzen - kein anderer derzeitiger Nationalspieler hat mehr vorzuweisen. Dazu scheint Forsberg im Alter auch noch immer torgefährlicher zu werden: Zwölf seiner 20 Länderspieltore erzielte er nämlich in den vergangenen zwei Jahren.

 

Emil Forsberg für Schweden
Foto: © GEPA

Vor allem bei der vergangenen EM-Endrunde lief Forsberg zur Höchstform auf. Der Offensivspieler spielte sich in einen Rausch, erzielte vier der fünf Turnier-Tore Schwedens. Das Aus im Achtelfinale gegen die Ukraine konnte allerdings auch er nicht verhindern.

Spätestens seit jener Europameisterschaft ist Forsberg das Zugpferd des Nationalteams, übernahm auch mehr und mehr die Kapitänsbinde. Egal ob im zentralen Mittelfeld oder am Flügel, Forsberg spielt im Kreise der Nationalmannschaft immer eine gewichtige Rolle.

Anders wird die Sache auch nicht am Dienstag (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) aussehen, wenn es Schweden in der EM-Qualifikation im Wiener Ernst-Happel-Stadion mit Österreich zu tun bekommt.

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick ist gewarnt vor seinem ehemaligen Schützling: "Ich weiß, was er kann. Vor allem auch mit dem Ball – strategisch gibt es wenig bessere Spieler."


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