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Kuntz über Türkei-Aus: "Ich hatte keinen Rückhalt"

Der ehemalige Trainer der Türken kritisiert den Umgang mit ihm. Er schießt dabei auch gegen den türkischen Fußball.

Kuntz über Türkei-Aus: Foto: © getty

Stefan Kuntz übernahm nach der EM 2021 die türkische Nationalmannschaft.

Der Deutsche musste im September diesen Jahres mitten in der EM-Quali gehen, und das obwohl er mit einem Punkteschnitt von 1,95 die zweitbeste Amtszeit der türkischen Geschichte hinter jener von Fatih Terim zwischen 2013 und 2017 vorweisen konnte.

Am Samstag empfängt das DFB-Team die Türken (Alle Infos >>>). Im Vorfeld des Spiels äußert sich Kuntz gegenüber "t-online.de" zu seinem Aus. 

"Der Vorstand, der mich verpflichtet hat, war nach einem Jahr nicht mehr da. Der darauffolgende Präsident hat das Amt zunächst ein Jahr ausgeübt, ehe er dann für vier weitere Jahre gewählt wurde. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht mit dem Trainer des vorherigen Vorstands, also mit mir, Erfolg haben möchte, sondern lieber einen eigenen Trainer präsentieren würde", schießt Kuntz gegen den Verband.

"Ich hatte keinen Rückhalt"

"In den Zwischentönen war mir klar, dass das nicht lange gut gehen würde. Egal, ob es um Loyalität, Unterstützung oder Respekt ging: Ich hatte keinen Rückhalt. Da habe ich gemerkt, dass sich meine Zeit als türkischer Nationaltrainer dem Ende zuneigt. Und das unabhängig vom sportlichen Erfolg", findet er deutliche Worte.

Im Interview kreidet er der türkischen Nachwuchsarbeit fehlende Qualität an. "Die Ausbildung von Jugendspielern ist in der Türkei nicht so gut wie in Deutschland, insbesondere wenn man auf Fußballakademien oder Nachwuchsleistungszentren schaut. Talente in Deutschland, wie Kenan oder auch Can Uzun vom 1. FC Nürnberg, sind besser ausgebildet als gleichaltrige türkische Spieler. Entsprechend schnell werden diese Jungs für die A-Nationalmannschaft der Türkei berufen, während sie in Deutschland erst noch die Jugendmannschaften durchlaufen müssten", erläutert er.

Problematik mit Verbandsentscheidung

Damit geht er auf die Thematik ein, dass viele türkischstämmige Spieler, die in Deutschland leben sich oft für den Verband ihres Herkunftlandes entscheiden. "Manche, die möglicherweise gerne für Deutschland spielen würden, haben nicht wirklich eine Wahl, weil von ihnen einfach auch ein Stück weit erwartet wird, für das Land ihrer Eltern zu spielen", spricht Kuntz den familiären Druck an.

Zu seiner Zukunft hält er sich bedeckt, der ehemalige U21-Coach Deutschlands wurde mit einer Rückkehr zum DFB in Verbindung gebracht. Konkrete Gespräche dementiert er, merkt aber an: "Ich habe immer gesagt, dass es eine Herausforderung für mich sein muss. Etwas, wo ich dran wachse, wo ich als Persönlichkeit Erfahrungen sammeln kann und einen Reiz verspüre. Bisher war es auch immer so, dass ich wenige Sekunden nach einer Anfrage wusste, ob es das Richtige ist oder eben nicht".

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