Slowenisches Abwehrbollwerk
Auf dem Statistikbogen zeichnete sich ein Bild dominant auftretender Portugiesen um Superstar Cristiano Ronaldo ab. In allen Belangen konnte die "Selecao" überzeugen und doch hielt der dicht gestaffelte Abwehrriegel der Slowenen den wellenartigen Angriffsversuchen des Gegners stand.
Bis auf einen Stangenkracher von Sechserkante Palhinha (45.+2) ließen die Slowenen kaum einen Schuss auf ihren Kasten durch.
Die Elf von Trainer Matjaz Kek, der in der Verlängerung auf die Tribüne verbannt wurde, warf sich in jeden Schuss - Torhüter Jan Oblak behielt bis zum Elfmeterschießen seine Weiße Weste - auch ein Strafstoß konnte den Keeper von Atletico Madrid nicht aus der Reserve locken.
Bruno Fernandes zollte dem hart arbeitenden Gegner nach der Partie Respekt: "Sie waren ein unglaublich schwerer Gegner. Sie haben unglaublich gut rund um den Strafraum verteidigt. Sie sind physisch sehr stark und auch bei Konterangriffen immer gefährlich."
Bei CR7 flossen Tränen
Ronaldo schulterte in der 105. Minute, nachdem Diogo Jota im Strafraum gefoult wurde, vom Elfmeterpunkt die Hoffnungen seines Heimatlandes - und brach ein. Trotz eines platzierten Schusses ging der slowenische Rückhalt als Sieger des Privatduells hervor. CR7 musste anschließend von seinen Teamkollegen aufgefangen werden. "Wir alle machen Fehler. Was zählt, ist, was wir als Team machen", stand Costa seinem Teamkollegen bei.
Der Rekordtorjäger brach noch auf dem Platz in Tränen aus. Bereits zuvor vergab der 39-jährige Saudi-Legionär eine aussichtsreiche Chance (89.).
Tränen, Schmerz und Titel: Cristiano Ronaldos EM-Zeitreise
"Das ist mir selten passiert, deshalb war ich wahnsinnig traurig und musste weinen. Jetzt bin ich aber sehr glücklich. Es gibt Momente, die man nicht erklären kann, wo die Leidenschaft einfach durchgeht", schildert Ronaldo seine Emotionen nach dem Elfer-Unglück. "Oblak hat ihn gut gehalten. Ich habe das ganze Jahr nicht einmal verschossen und als ich es am meisten brauchte, hielt Oblak ihn."
Sesko vergibt "Schocker-Momente"
Auf der Gegenseite setzte man auf schnelle Konter, die durchaus Schock-Potenzial innehatten. Der Ex-Salzburger Benjamin Sesko vergab wohl die besten Chancen, dem Mitfavoriten auf den Turniersieg ein Bein zu stellen. In Minute 69 enteilte der Leipzig-Angreifer zwar Altmeister Pepe (41), der Abschluss fiel jedoch weit daneben aus.
Portugals Abwehr-Methusalem leistete sich zudem in der Verlängerung einen Lapsus (115.) - wieder brach Sesko durch - diesmal war es aber Costa, der sich mit einer Glanzparade in den Weg stellte.
Sturm-Graz-Legionär Jon Gorenc-Stankovic fasste seine und die Gemütslage seiner Kollegen nach dem EM-Aus zusammen: "Am Ende sind wir sehr enttäuscht. Heute war viel mehr drinnen, wenn ich mich an die letzten beiden Chancen erinnere. Aber so ist Fußball."
So gingen die Teams in die finale Spielphase - dem Elfmeterschießen.
Frankreich und Mbappe vor der Brust
Während Routinier Josip Ilicic, Jure Balkovec und Benjamin Verbic bei ihren Versuchen vom Punkt die Nerven versagten und Elfer-Killer Costa all sein Können auf der Linie unter Beweis stellte, konnte Ronaldo, als erster Schütze der Portugiesen, Wiedergutmachung betreiben. Bruno Fernandes und Bernardo Silva besorgten letztendlich die Entscheidung.
Im Viertelfinale am kommenden Freitag (21 Uhr) wartet nun Frankreich, das sich knapp mit 1:0 gegen Belgien durchsetzen konnte. Mit dem Superstar-Duell Ronaldo vs. Mbappe wartet nun ein brisanter Kampf der Generationen, der wohl wieder jede Menge Emotionen auf den Platz bringen wird.