Endstand
1:1
0:1, 1:0, 0:0, 3:2
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Italien macht sich im Wembley zum Europameister

It's coming to Rome! "Squadra Azzurra" stürzt England in London ins Tal der Tränen:

Italien ist erstmals seit 1968 wieder Europameister im Fußball!

Die "Squadra Azzurra" ringt England ausgerechnet im Wembley-Stadion mit 3:2 im Elfmeterschießen nieder, nachdem es nach 120 Minuten noch 1:1 stand, und holt sich damit den Titel bei der EURO 2020.

Dabei erwischen die Engländer in London einen Blitzstart: Luke Shaw wird nach 117 Sekunden ideal von Kieran Trippier bedient und netzt zum schnellsten Tor bei einem EM-Finale aller Zeiten ein.

Danach vertraut das Team von Gareth Southgate auf eine stabile Defensive, Italien kann in den ersten 45 Minuten offensiv kaum etwas ausrichten.

Nach Seitenwechsel steigert sich Italien minütlich und kommt in Minute 67 zum verdienten Ausgleich: Nachdem Jordan Pickford einen Kopfball von Marco Verratti noch an die Stange parieren kann, staubt Leonardo Bonucci zum 1:1 ab.

Danach fallen keine Tore mehr, es geht einmal mehr bei dieser EM in die Verlängerung. Auch in diesen 30 Minuten bleiben Torchancen Mangelware, so dass eine Entscheidung im Elfmeterschießen her muss.

Während bei Italien nur Belotti und Jorginho vergeben, lassen bei England Rashford, Sancho und Saka aus, womit Italien den Europameistertitel nach Rom holt.

Blitzstart reichte England nicht

Beide Teams knieten vor Spielbeginn als Zeichen gegen Rassismus. England musste ohne den verletzten Offensiv-Jungstar Phil Foden auskommen, Southgate wählte vor 67.173 Zuschauern eine noch defensivere Taktik als zuletzt. Mit Kieran Trippier ersetzte ein zusätzlicher Verteidiger in der Startformation den deutlich offensiveren Saka. Die Engländern agierten dadurch wie im Achtelfinale gegen Deutschland (2:0) hinten mit einer Dreierkette - an den Flügeln unterstützt von Trippier und Shaw.

Und genau dieses Duo sorgte nach 116 Sekunden für einen Blitzstart: Nach Flanke von Trippier traf Manchester-United-Profi Shaw ebenso unbedrängt mit links halbvolley ins kurze Eck. Es war nicht nur das schnellste Tor der Geschichte in einem EM-Finale, sondern einen Tag vor dessen 26. Geburtstag auch Shaws erstes im Nationalteam. Southgate ballte die Faust, der Regen nahm zu. Die Italiener, mit exakt derselben Elf wie im Halbfinale gegen Spanien gestartet, wirkten geschockt. 18 Partien in Folge waren sie zuletzt nicht in Rückstand geraten.

England nach Pause zu passiv

England beschränkte sich auf das Verwalten der Führung. Den Italienern, die nach starkem Turnierstart schon im Achtelfinale gegen Österreich (2:1 n.V.) phasenweise gewackelt hatten, fehlten trotz deutlich mehr Ballbesitz lange die Ideen. Den ersten Warnschuss gab Federico Chiesa nach einem Solo in der 35. Minute ab. Ein Dropkick des in der K.o.-Phase enttäuschenden Goalgetters Ciro Immobile wurde geblockt, der Nachschuss von Marco Verratti bereitete England-Keeper Jordan Pickford keine Probleme (45.+1).

Ein Freistoß von Lorenzo Insigne verfehlte das Kreuzeck (51.), einen guten Schuss von Chiesa entschärfte Pickford (62.). Die Engländer standen auch nach Seitenwechsel sehr tief, das sollte sich rächen: Nach einem Corner des eingewechselten Domenico Berardi lenkte Pickford einen Verratti-Kopfball an die Stange, Bonucci staubte aus einem Meter ab. Der 34-Jährige avancierte zum ältesten Torschützen in einem EM-Finale. Es war sein 18. Einsatz in einem EM-Spiel. Der Innenverteidiger-Routinier löste damit Torhüter-Legende Gianluigi Buffon als Italiens Rekordhalter ab.

Berardi verpasste einen italienischen Doppelschlag, sein Abschluss nach Bonucci-Steilpass ging über das Tor (73.). Die Italiener verzeichneten am Ende fast doppelt so viele Pässe und über 60 Prozent Ballbesitz, eine Entscheidung gelang ihnen in der Verlängerung aber nicht. Pickford warf sich unorthodox in eine gefährliche Flanke von Emerson (103.), der nach dessen im Viertelfinale gegen Belgien (2:1) erlittenen Achillessehnenriss erneut Leonardo Spinazzola vertrat. Der bis zu seiner Verletzung so starke Offensivverteidiger war mit einem Gipsbein in London, um sein Team zu unterstützen.

Donnarumma pariert Italien zum Titel

Erst zum zweiten Mal nach 1976, als der spätere Rapidler Antonin Panenka die Tschechoslowakei gegen Deutschland ins Glück schupfte, musste ein EM-Finale im Elfmeterschießen entschieden werden. In diesem trafen für Italien Berardi, Kapitän Giorgio Chiellini und Federico Bernardeschi, ehe Jorginho mit der Chance auf die vorzeitige Entscheidung an Pickford und der Stange scheiterte. Im Halbfinale gegen Spanien hatte er den entscheidenden Versuch noch lässig verwertet.

Bei den Engländern waren allerdings nur Kapitän Harry Kane und Harry Maguire erfolgreich. Rashford traf nach kuriosem Trippel-Anlauf die Stange, der ebenso extra für das Elferschießen eingewechselte Sancho scheiterte an Donnarumma. Den entscheidenden Versuch vergab schließlich Saka. England hat damit nicht nur sieben von neun Elfmeterschießen bei großen Turnieren verloren, sondern auch in allen fünf Duellen mit Italien bei Endrunden den Kürzeren gezogen. Die Titel-Durststrecke geht weiter - auch wenn die "Three Lions" sechs von sieben EM-Partien daheim in Wembley bestreiten durften.

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