"Dank Southgate ist England wieder in Mode"
Fast vier Jahre hat Southgate benötigt, um das oft komplizierte Verhältnis zwischen Fans und Nationalmannschaft komplett zu drehen. "Unsere Nation der Helden", titelte die "Daily Mail" am Montag zu Fotos von den Nationalspielern Raheem Sterling und Harry Kane sowie Helfern der Gesundheitsbehörde NHS, die von der Queen für ihren Einsatz während der Coronakrise geehrt wurden. Dabei wurde Southgate selbst zu EM-Beginn noch kritisch beäugt, weil sein Team trotz zahlreicher Offensivstars nicht durch die Vorrunde wirbelte, sondern trockenen Ergebnisfußball ablieferte.
"Den Menschen so viel Freude zu geben, ihnen Hoffnung zu geben, das gehört zu den Privilegien unseres Jobs", sagt Southgate. Es ist ein typischer Satz von ihm. Dem ehemaligen Verteidiger ist es gelungen, eine gespaltene Nation hinter ihrer wichtigsten Mannschaft zu vereinen. "Dank Southgate ist England wieder in Mode", schrieb die Tageszeitung "The Times" am Montag. Während noch zu Beginn des Turniers manche Medien spotteten, dass Southgate aufgrund seiner Eloquenz vielleicht eher für den diplomatischen Dienst als für den Job als Nationalcoach geeignet wäre, geht sein Plan nun auf.
Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit?
Die Titel-Krönung am 11. Juli in Wembley wäre für ihn auch eine Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit. Vor 25 Jahren erlebte der damals 25-Jährige seinen bittersten Moment als Spieler. Im Halbfinale der EM im eigenen Land versagten ihm ebenfalls in Wembley vor 75.862 Zuschauern in einem Fußball-Krimi die Nerven. Im Elfmeterschießen gegen Deutschland verschoss Southgate als einziger Spieler, Andreas Möller beförderte die DFB-Auswahl schließlich ins Finale und beendete damit den Traum einer ganzen Nation.
"Das wird mir immer wehtun", sagt Southgate erst vor einer Woche. "Gareth, du musst dich bei uns nicht für die EM 1996 entschuldigen. Lass los. Wir sind so stolz auf dich", schrieb Englands Stürmer-Legende Alan Shearer in einer Kolumne für das Sportportal "The Athletic". Southgate freute sich über die emotionalen Worte seines ehemaligen Teamkollegen. Doch es reicht ihm nicht. Er will jetzt mehr.
 
     
 
 
 
 
 
