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Salzburgs Köhn: "Dreckiges 1:0 ist manchmal geiler"

Salzburg entwickelte sich von der "Schießbude" der Champions League zu einem der defensivstärksten Teams des Bewerbs. Schlussmann Köhn hat daran großen Anteil.

Salzburgs Köhn: Foto: © GEPA

"Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Champions-League-Gruppen."

So oder so ähnlich lässt sich ein berühmtes Sprichwort aus dem US-Sport umformulieren und auf die aktuelle Situation des FC Salzburg umlegen.

Während die "Bullen" in ihren ersten beiden Champions-League-Kampagnen teilweise absolute Offensivspektakel abbrannten, jeweils aber am Einzug ins Achtelfinale scheiterten, konnten sie in der Vorsaison unter anderem dank einer absolut sattelfesten Defensive sowie starken Torwartleistungen erstmals in die Runde der letzten 16 vorstoßen.

In der aktuellen Saison sind sie auf dem besten Weg, dieses Kunststück zu wiederholen. Nach drei Spieltagen in der schwierigen Gruppe E führen sie die Tabelle vor dem AC Milan, dem FC Chelsea und Dinamo Zagreb an.

Letztgenannte Kroaten bezwangen die Salzburger am Mittwoch bekanntlich mit 1:0 (Spielbericht>>>), damit blieben sie zum erst zweiten Mal in ihrem 23. "Königsklassen"-Spiel ohne Gegentor.

Vergangenen Dezember konnte Philipp Köhn seinen Kasten beim 1:0-Sieg über den FC Sevilla ebenfalls sauber halten, gegen Dinamo Zagreb gelang ihm eine Wiederholung dieser Leistung.

"Zu null zu spielen freut einen Tormann immer extrem. Ein dreckiges 1:0 ist manchmal sogar geiler", strahlt der Schweizer nach der Partie gegen Dinamo, während der er sich gleich mehrmals auszeichnen konnte.

Seit Jaissle da ist, ist der Laden dicht

Auch Matthias Jaissle muss auf der Pressekonferenz nach der Partie zugeben, dass ihm ein hart erkämpfter 1:0-Sieg deutlich lieber als ein spektakuläres 4:3 ist.

"Grundsätzlich möchte ich schon einen offensiven Fußball von uns sehen. Aber in der Tat liegt der Fokus bei Spielen auf Champions-League-Niveau darauf, die Balance herzustellen. Wenn du hinten die Null hältst, hast du einfach größere Chancen, etwas mitzunehmen", so der ehemalige Innenverteidiger.

Seit der 34-Jährige in der Kampfmannschaft der Salzburger werkt, machten die "Bullen" defensiv merklich einen Schritt nach vorne. Nur 19 Gegentore kassierten die "Bullen" in der Vorsaison in der Bundesliga und damit so wenige wie noch nie seit dem Red-Bull-Einstieg. Auch in der Champions League musste man während der Gruppenphase 2021/22 nur fünf Gegentreffer einstecken; in den beiden Spielzeiten davor waren es 17 bzw. 13.

Klammert man das 1:7 beim FC Bayern im letztjährigen Achtelfinale, welches unter widrigen Umständen zustande kam, aus, musste Jaissles Salzburg in der "Königsklasse" überhaupt noch nie mehr als zwei Tore in einem Spiel einstecken.

Salzburg defensiv im Spitzenfeld der Champions League

Und auch heuer ist man mit erst zwei erhaltenen Treffern gegen die Top-Stürmer von Chelsea, Milan und Dinamo in der Champions League im absoluten Spitzenfeld. Einzig die noch überhaupt ohne Gegentor gebliebenen Club Brügge und Bayern München sowie Real Madrid und Manchester City (jeweils ein Gegentor) weisen bisher eine bessere Bilanz auf.

"Es ist schwer, gegen uns Tore zu erzielen, weil wir mit allen Spielern verteidigen. Das ist einfach ein Wahnsinn, wenn man sieht, wie die Stürmer, die Zehner alle für das Team ackern", bringt es Luka Sucic gegenüber LAOLA1 auf den Punkt.

Auch Jaissle betont, dass die stabile Mozartstädter Defensive kein Zufallsprodukt ist: "Das war heute wieder ein richtig starker Auftritt. Diese Kompaktheit, bei den Stürmern angefangen, wie fleißig sie verteidigen, über die Raute bis hin zu Philipp (Köhn, Anm.), der auch immer da sein muss und das mit Bravour gemacht hat."

Sucic über Köhn: "Das war Weltklasse"

Schon nach wenigen Minuten musste besagter Köhn im Spiel gegen Dinamo bei einem Misic-Hammer aus der Distanz erstmals zu einer Top-Parade greifen, die es schon wenige Stunden nach Schlusspfiff in eine Compilation der besten Saves des Spieltags vom offiziellen Twitter-Account der Champions League geschafft hat.

Seine größte Tat legte der Schweizer aber zehn Minuten vor Schluss hin, als er gegen den durchbrechenden Josip Drmic lange auf den Beinen blieb und so grandios mit dem Oberarm parieren konnte. Ob der Dinamo-Stürmer bei dieser Aktion im Abseits stand oder nicht, ist schlussendlich nebensächlich.

"Das war ein brutaler Save, einfach Weltklasse."

Luka Sucic über Köhn

"Das war ein brutaler Save, einfach Weltklasse", muss Sucic den Hut vor seinem Schlussmann ziehen. Auch Jaissle zeigt sich tief beeindruckt: "Philipp macht das sehr stark, er gibt uns enormen Rückhalt auf diesem Niveau. Von dem her gibt es ein großes Dankeschön."

Jaissle bedankte sich mit Schüttelattacke bei Köhn

Dieses Dankeschön überreichte Jaissle Köhn nach Schlusspfiff in Form einer beherzten Schüttelattacke. Ein Schleudertrauma dürfte der 24-Jährige dabei aber eher nicht davongetragen haben.

"Er hat die Schütteleinheit sicher gut weggesteckt, weil er ab und zu mal auch im Kraftraum unterwegs ist. Ich habe ihm einfach zu dieser Glanztat gratuliert, er hat uns im Spiel gehalten", schwärmt Jaissle.

Eine Ursache dafür, warum es bei Salzburg plötzlich defensiv so viel besser klappt, ist sicherlich auch auf der Torhüter-Position auszumachen. Zwar blieb Köhn ist seinen bisher elf Champions-League-Partien auch nicht immer fehlerfrei, seinen Vorgänger Cican Stankovic stellt der Schweizer - bei allem Respekt vor dem ÖFB-Legionär, der mittlerweile bei AEK Athen gute Leistungen zeigt - in beinahe allen Aspekten in den Schatten.

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