Vorerst scheinen die Spanier ziemlich alleine dazustehen. Zumindest öffentlich will sich sonst niemand zum Projekt bekennen - kein Wunder nach dem Fiasko vor knapp drei Jahren, als auf die Ankündigung einer geschlossenen Liga ein gewaltiger Aufschrei durch die Fanszene ging. Fast jeder auf der Liste stehende Verein musste sich entschuldigen und sich vom Projekt distanzieren.
Formell ausgestiegen ist bisher aber niemand der 15 Vereine, zumindest wenn man Real-Boss Florentino Perez glaubt. "Bisher hat niemand die Super League verlassen, weil niemand die Strafe dafür gezahlt hat." Dem Vernehmen nach wird für den Ausstieg eine Zahlung von 150 Millionen Euro an die verbliebenen Teilnehmer fällig. Aktuell spielen offenbar alle auf Zeit.
Die für das Konzept engagierte "A22 Sports Management" hat mittlerweile alternative Pläne ausgearbeitet, um die Super League zumindest für Teile der Fans akzeptabel zu machen. Der Wettbewerb soll aus drei Ligen mit Auf- und Absteiger bestehen, für die tiefste Liga soll man sich auch über den nationalen Wettbewerb qualifizieren können. Auch für den Frauen-Fußball ist eine Plattform geplant. Zudem sollen die Partien auf einem einzigen Streaming-Sender übertragen werden.
Der raue Ton, den Ceferin in Paris angeschlagen hat, um die Planer der Super League zu diskreditieren, zeugt von der verspürten Gefahr. "Sie können nicht genug bekommen. Es ist ihnen egal, wenn andere immer weniger bekommen", schimpfte der UEFA-Boss. "Einige Menschen denken, dass alles gekauft werden kann und alles zum Verkauf steht. Aber sie können keine siebzig Jahre Geschichte kaufen."
Königsklasse wird zur geschlossenen Gesellschaft
Die UEFA kann sich derzeit der Unterstützung der Politik sicher sein. Bis auf Spanien haben sich alle Sportminister der EU gegen die Super League ausgesprochen. Auch die kleineren und mittleren nationalen Verbände wie die österreichische Bundesliga stehen hinter der Königsklasse in ihrer aktuellen Form.
Diese garantiert ihnen Solidaritätszahlungen und auch die realistische Möglichkeit, mit den Allerbesten mitzuspielen.
Wie lange sich noch ab und zu doch noch ein Emporkömmling unter die Reichen mischen kann, ist eine der bedeutenden Fragen der nächsten Monate. Der Jackpot wird von Jahr zu Jahr größer, und die Gefahr, ihn zu verpassen, für die Kapazunder von Saison zu Saison kleiner.
Ab der nächsten Saison finden dank mehr Teilnehmern (36 anstatt bisher 32) mehr Partien statt, und die besten zwei Ligen des vorangegangenen Europacup-Jahres dürfen noch je einen weiteren Vertreter in die Champions League schicken, also insgesamt voraussichtlich fünf.
Ein Viertel der englischen Premier League, die bereits jetzt allen anderen Ligen finanziell enteilt ist, wird dann wohl auch Champions-League-Gelder lukrieren.
Österreichs Meister ist, möglicherweise ein letztes Mal für längere Zeit, fix in der Gruppenphase dabei.