news

Adamu: Salzburgs "tragischer" Held gegen Bayern

Der Salzburg-Stürmer kam, traf - und wurde nur fast zum Matchwinner gegen Bayern:

Adamu: Salzburgs Foto: © GEPA

Chukwubuike "Junior" Adamu hat am Mittwoch den mit Sicherheit aufregendsten Tag seiner bisherigen Fußballer-Karriere hinter sich gebracht.

Der 20-jährige in Nigeria geborene Österreicher in Diensten des FC Salzburg musste aufgrund einer Oberschenkelverletzung von Noah Okafor nach nur zwölf Spielminuten im Champions-League-Achtelfinale gegen den großen FC Bayern München in die Bresche springen.

Nur gute zehn Minuten später tauchte der 20-Jährige erstmals im gegnerischen Strafraum auf - und überwand Bayern-Ersatzkeeper Sven Ulreich prompt mit einem sehenswerten Schlenzer zum umjubelten 1:0 für die "Bullen".

Als wäre ein Tor gegen die aktuell wohl beste Mannschaft der Welt für einen so jungen Stürmer wie Adamu nicht dramatisch genug, bekam er kurz vor Schluss sogar noch die Chance, auf 2:0 zu stellen, vergab allerdings leichtfertig und avancierte aufgrund des späten Ausgleichs der Bayern schlussendlich sogar beinahe zu so etwas wie einer "tragischen" Figur an diesem denkwürdigen Abend.

"Im Rückspiel mache ich es besser!"

Der gläubige ÖFB-Teamstürmer denkt allerdings gar nicht daran, deshalb den Kopf in den Sand zu stecken. "Bei meiner Chance habe ich in die Ecke gezielt, Pavard hat aber gut geklärt. Ich sehe es positiv, im Rückspiel mache ich es besser!", verspricht Adamu bei "Sky". Die Partie am Mittwoch wird er "niemals vergessen, das ist ein Traum für mich."

Über seinen frühen Führungstreffer sagt der noch etwas schüchterne 20-Jährige bei "ServusTV": "Also das Tor war unglaublich. Ich bin so happy, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Als ich reinkam, habe ich alles gegeben und bin gelaufen und gelaufen. Leider gab es ein unglückliches Unentschieden, aber es ist noch nichts vorbei."

Adamus-Jokertor war übrigens das zweitschnellste eines Einwechselspielers in der Geschichte der Champions League, einzig Thierry Henry traf 2005 als Joker für Arsenal noch ein paar Sekunden früher.

Adamu überraschte in Salzburg alle

Für den in Salzburg ausgebildeten Angreifer ist das Tor gegen die Bayern der vorläufige Höhepunkt einer bisher bewegten Karriere. Im Alter von 14 Jahren wechselte er aus dem Nachwuchs des GAK in die Red-Bull-Akademie, wurde dort aber nie als das allergrößte Talent angesehen.

Umso überraschter zeigten sich die Salzburger Verantwortlichen deshalb, als Adamu als damals 17-Jähriger im Frühjahr 2019 aufgrund einer Stürmermisere beim FC Liefering ins kalte Wasser geworfen wurde - und prompt mit vier Toren in vier Spielen von sich Reden machte.

Nach weiteren eineinhalb sehr erfolgreichen Jahren bei Salzburgs inoffiziellem Farmteam durfte sich der junge Knipser Anfang 2021 endlich auch im absoluten Profifußball beweisen: Eine Leihe zum FC St. Gallen erwies sich als voller Erfolg, nach acht Toren aus 18 Spielen für die "Espen" wurde Adamu im vergangenen Sommer zurück in die Mozartstadt geholt. Trotz vieler Offensivabgänge war der Rechtsfuß über weite Strecken des Herbstes allerdings nur Stürmeroption Nummer vier bei den "Bullen" - hinter Karim Adeyemi, Noah Okafor und Benjamin Sesko.

 

Trainer-Sonderlob: "Er hat das super gemacht"

Und auch der Start ins Frühjahr war für Adamu nicht einfach. Das erste Pflichtspiel des Jahres, das Cup-Viertelfinale gegen den LASK, verpasste er mit einer Seitenbandzerrung. Beim Frühjahrsauftakt in der Bundesliga beim SK Rapid saß er zunächst wieder einmal auf der Bank. 16 Minuten vor Schluss bekam er allerdings eine seiner vielen Joker-Chancen von Matthias Jaissle - und bereite mit einer seiner ersten Ballaktionen prompt den 2:1-Siegtreffer durch Noah Okafor vor, indem er SCR-Verteidiger Martin Moormann sehenswert stehen ließ.

Beim Spiel gegen die Bayern wurde Jaissle schließlich zu seinem Glück gezwungen: Da Benjamin Sesko nach einer Muskelverletzung noch nicht fit genug für einen längeren Einsatz war und auch der junge Kroate Roko Simic keine ernsthafte Alternative darstellte, warf der 33-Jährige Adamu anstelle des verletzten Okafor rein. "'Juni' hat das super gemacht nach seiner Einwechslung", lobt Jaissle seinen Beinahe-Matchwinner auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Adamu "war mit seiner Wucht immer präsent"

Auffällig war dabei, dass Salzburg nach der Einwechslung Adamus seine Taktik etwas umstellte. Nachdem zu Beginn versucht wurde, sich spielerisch aus dem hohen Pressing der Bayern zu befreien, wurden mit dem kopfballstarken ÖFB-Stürmer in der Spitze vermehrt hohe Bälle nach vorne gespielt. Speziell Torhüter Philipp Köhn suchte Adamu immer wieder mit seinen Abschlägen. "Mit der Einwechslung von 'Juni' ist ein anderer Typ von Stürmer in die Partie gekommen. Noah und Karim sind natürlich totale Umschaltspieler, die ihren Speed haben", erklärt Jaissle die Idee hinter dieser Maßnahme.

Adamu machte dabei gegen die Weltklasse-Innenverteidigung der Bayern eine gute Figur, viele Kopfballduelle gegen Lucas Hernandez konnte er für sich entscheiden und so einige Bälle auf seine Mitspieler ablegen. Auch bei der Eroberung von zweiten Bällen konnte der körperlich starke Stürmer eine hohe Erfolgsquote verbuchen. Jaissle legt mit Lob nach: "Er ist mit seiner Wucht immer präsent gewesen und hat Bälle festgemacht, also großes Kompliment, da hat er sich gut behauptet. Ich freue mich für ihn, dass er in der Champions League getroffen hat."

Der schöne Schlenzer gegen die Bayern war übrigens Adamus erstes Champions-League-Tor. In etwas weniger als drei Wochen gäbe es die Gelegenheit für weitere "Königsklassen"-Treffer...

Kommentare