Endstand
2:1
1:0, 1:1
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Struber stolz: "War wichtig, dieses Gesicht zu zeigen"

Der "Bullen"-Coach nimmt aus der knappen Pleite in Mailand viel Positives mit und hofft auf eine ab sofort wieder konstantere Leistung seines kriselnden Teams:

Struber stolz:

Ein anderes Gesicht wollte Gerhard Struber beim Spiel seiner Mannschaft gegen Inter Mailand nach zuletzt unkonstanten Leistungen sehen.

Ungewohnt unsouverän und fahrig präsentierte sich der FC Salzburg in den vergangenen Wochen. Zum erst zweiten Mal in der Red-Bull-Ära kassierte man drei Heimpleiten in Folge.

Die "Bullen" konnten beim schwierigen Auswärtsspiel beim Vorjahres-Champions-League-Finalisten und Serie-A-Tabellenführer also nur gewinnen - und sie taten genau das. Punkte waren es zwar nicht, die gewonnen wurden, dafür aber wichtige Erkenntnisse und trotz der Pleite sogar eine große Menge an Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.

"Es war wichtig, dieses Gesicht zu zeigen, um hier auch bestehen zu können. Das soll uns die Kraft geben und auch unser Anspruch sein, das auch in den nächsten Spielen zu bringen. Ich möchte meine Jungs in der Liga in dieser Haltung erleben. Dann ist es, denke ich, auch klar, wer dann immer als Gewinner vom Platz gehen wird. Das gilt es den Jungs einzuschärfen und sie zu strecken, damit sie in allen Bewerben konstanter und auf höherem Level agieren", so ein stolzer Struber auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.



Überraschende Systemumstellung

Dieses veränderte Gesicht wurde vom Kuchler insofern mitgestaltet, dass er im Vergleich zur Pleite im Kracherspiel gegen den LASK am Wochenende (teils gezwungenermaßen) fünf Spieler neu reinrotierte, durchaus überraschend die Raute auflöste und seine Mannschaft in einem 4-2-3-1 aufs Feld schickte.

So erklärt Struber die Systemumstellung: "Wir wollen flexibel sein, was das System angeht, aber man kann systemisch nicht alles umdrehen. Wir haben ja keine Vorbereitung mit der Mannschaft, sondern sind mitten in der heißesten Phase und haben alle drei Tage ein Spiel. Hier gilt es, mit guter Dosierung systemisch etwas zu verändern. Wir sind flexibel, wir können variieren, das hat das heutige Spiel gezeigt."

Diese neue Ausrichtung, welche am Dienstag sogar ohne dem typischen Salzburger Sprint-Stürmer auskommen musste, wurde bereits beim Testspiel gegen Inter im August erfolgreich ausgetestet und sollte die "Nerazzurri" auch am Dienstag vor große Probleme stellen.

Speziell zu Beginn kamen die "Bullen", die von Inter wohl in einer anderen Formierung erwartet wurden, in viele gute Pressingmomente und in der Folge zu (Halb-)Chancen. Einzig an der Verwertung derselbigen mangelte es.



"Push in die richtige Richtung"

"Der Schlüssel war heute, ihnen von der ersten bis zur letzten Sekunde zu zeigen, dass wir nicht nur im Pressing cool sein können, sondern dass wir auch clean und zielstrebig im Umschalten sind. Da wäre in den ersten 20 Minuten schon noch mehr drinnen gewesen, wenn wir uns das Ding am Schluss noch sauber zurecht gelegt hätten und besser ins Abschließen gekommen wären", hadert Struber.

So kam es, wie es so oft in den letzten Salzburger Champions-League-Jahren kam: Inter konnte mit der ersten richtigen Chance die Führung erzielen und drohte, Salzburg gegen Ende von Hälfte eins zu überrollen. Nach Seitenwechsel fanden die Mozartstädter aber wieder in die Spur und kamen zum verdienten Ausgleich - nur um postwendend, nach einem strittigen Elfmeter, das schlussendlich entscheidende 1:2 zu kassieren.



Diese heutige Leistung gibt uns einen Push in die richtige Richtung. Wir wollen diese Mentalität, dieses Level, halten und für alle Aufgaben, die in den nächsten Wochen anstehen, wieder so ein Gesicht wie heute konstant hinbringen.

Gerhard Struber

"Gegen solche Mannschaften brauchst du einen besonderen Tag, um was mitzunehmen. Und eine unglaubliche Geschlossenheit in der Mannschaft und Synchronität, die heute wieder zu sehen war", sagt Struber und meint in Hinblick auf Synchronität die Automatismen im Pressing und nach Balleroberung.

Trotz der Niederlage habe man erkennen können, "dass wir sehr knapp dran sind", so der 46-Jährige. "Diese heutige Leistung gibt uns einen Push in die richtige Richtung. Wir wollen diese Mentalität, dieses Level, halten und für alle Aufgaben, die in den nächsten Wochen anstehen, wieder so ein Gesicht wie heute konstant hinbringen."

Inter-Spiel als künftiger Standard?

Ähnliches fordert auch Goalie Alexander Schlager, der sich nach der Pleite gegen seinen Ex-Verein am Samstag ebenfalls nicht davor scheute, deutliche Kritik zu üben.

"Die Leistung gegen Inter an und für sich hat gezeigt, was in der Mannschaft drinnen steckt. Ich glaube, dass man das auch als Standard setzen kann. Die Bereitschaft und der Willen, den man heute am Platz gesehen hat, ist viel wert. Den nehmen wir uns mit, speichern ihn uns ab und dann werden wir am Samstag Altach schlagen", spricht der 27-Jährige das kommende Bundesliga-Heimspiel gegen den SCR Altach an, welches normalerweise als Pflichtsieg angesehen werden würde.

Für einen solchen Pflichtsieg fehlt momentan allerdings das Selbstverständnis, zudem taten sich die Mozartstädter in der bisherigen Saison schwer, unmittelbar nach einem Champions-League-Spiel das notwendige Feuer für die nationalen Aufgaben aufzubringen.

Wie Struber das zu beheben gedenkt?

"Natürlich ist das ein Weg für eine solch junge Gruppe an Spielern, mental sich immer wieder einzuschärfen, herzurichten, diesen Motivationstrigger zu finden, damit man sehr professionell auf einem sehr hohen Level immer wieder eine hohe Schlagzahl liefert. Dabei gilt es, die Jungs abzuholen und herauszufinden, was der persönliche Trigger ist. Weil den muss jeder finden, um am Ende zu performen."

Gruppenaus droht! "Sind nicht Manchester City"

Einen solchen Motivationstrigger benötigt es in genau zwei Wochen eher nicht. Das Rückspiel gegen Inter in der Red Bull Arena wird nämlich intrinsisch genug Antrieb für jeden einzelnen Salzburger Kicker liefern, wieder sein höchstmögliches Niveau abzurufen.

"Im Heimspiel gegen Inter gilt es, frech zu sein und uns viel zuzutrauen, mit dem Wissen, dass das auch wieder ein Ritt auf der Rasierklinge wird und aufzeigen wird, wie sehr wir dazulernen. Unsere Mannschaft ist hochtalentiert und sie lernt schnell", so die Warnung, die Struber den Gastgebern als Geschenk im Mailand lässt.

Allerdings wird sein Team in zwei Wochen bereits ordentlich unter Zugzwang stehen und wird wohl punkten müssen, um einen Gruppenaufstieg realistisch zu halten.

Mit drei Punkten nach ebenso vielen Spielen sind die Mozartstädter in dieser harten "Königsklassen"-Gruppe zwar nicht schlecht unterwegs, auf Inter und Real Sociedad fehlen allerdings bereits vier Zähler.

Schlager dazu: "Wir können ein sehr positives Resümee ziehen, auch wenn es punktetechnisch mehr sein hätte können. Aber wir spielen in der Champions League und sind nicht Manchester City, wir müssen uns die Dinge erarbeiten. Jetzt warten drei weitere hervorragende Spiele auf uns, da wollen wir alles raushauen und am Ende des Tages schauen, wo es hinführt."

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