news

Gedankenexperiment: Salzburg ohne Abgänge

Würden die "Bullen" mit Haaland, Mane und Co. um die Champions League mitspielen?

Gedankenexperiment: Salzburg ohne Abgänge Foto: © GEPA

Der FC Salzburg ist im Konzert der ganz Großen angekommen.

Die "Bullen" haben es im vergangenen Herbst nicht nur erstmals ins Achtelfinale der Champions League geschafft, sondern besitzen vor dem Rückspiel gegen den FC Bayern am heutigen Dienstag (21 Uhr im LIVE-Ticker) noch alle Möglichkeiten, eines der weltbesten Teams aus der "Königsklasse" zu kicken und den noch historischeren Viertelfinaleinzug Realität werden zu lassen.

So nahe Österreichs Meister der fußballerischen Weltspitze zuletzt sportlich kam, so weit ist er weiterhin von dieser am Papier entfernt. Während manch anderer Achtelfinalist Kader mit Marktwerten, die sich der Milliarden-Euro-Grenze annähern, aufweist, ist die junge "Bullen"-Truppe im Gesamten "nur" 203,55 Millionen Euro wert. Einige der besten Spieler des gesamten Planetens wurden zwar in der Mozartstadt ausgebildet, brillieren aber mittlerweile bei anderen Vereinen.

Doch was wäre, wenn Salzburg nie einen Spieler verkauft hätte? Wenn all die Manes, Haalands und Co. Österreich nie verlassen hätten?

LAOLA1 wagt ein Gedankenexperiment und präsentiert Salzburgs Elf ohne Abgänge: (Zur Einordnung: Diese was-wäre-wenn-Elf ist natürlich rein hypothetisch, Salzburgs erfolgreiche Philosophie ist auf lukrative Abgänge und ständige Fluktuation ausgelegt. Viele junge Kicker wechseln vor allem aufgrund der Perspektive, aus der Mozartstadt den Sprung in eine Top-Liga zu schaffen, zu den "Bullen".)

 

So könnte eine Salzburger Elf ohne Abgänge heute aussehen. Natürlich ist diese Aufstellung rein subjektiv und mit einer leicht rot-weiß-rot getönten Brille ausgewählt. Auf manchen Positionen kämen mehrere Kandidaten in Frage, auf anderen Positionen gäbe es weniger Diskussionen:

Tor:

Der fraglos renommierteste Keeper, der jemals in Salzburg gespielt hat, ist Peter Gulacsi. Der 31-jährige Ungar ist Kapitän und unverzichtbare Stammkraft von RB Leipzig, wohin er 2015 aus der Mozartstadt wechselte. Gulacsi zählt zu den besten Torhütern der deutschen Bundesliga und war in den letzten drei Saisonen im deutschen Oberhaus zwei Mal jener Keeper mit den meisten Zu-Null-Spielen - und das vor Kalibern wie Manuel Neuer.

Die Position des Torwarts ist jene, auf der Salzburg im letzten Jahrzehnt den geringsten Output aufweist. Einzig die beiden österreichischen Top-Torhüter Alexander Schlager und Patrick Pentz könnten noch Ansprüche auf einen Platz in dieser Was-wäre-wenn-Elf stellen. Beide wurden in der Red Bull Akademie ausgebildet, waren allerdings nie für die Profimannschaft im Einsatz.

Rechtsverteidigung:

Auf dieser Position ergibt sich ein enges Rennen zwischen zwei Kandidaten. Erste Wahl in dieser Was-wäre-wenn-Startelf ist Stefan Lainer. Das 29-jährige Laufwunder präsentiert sich seit Jahren als Konstanz in Person und gibt nie weniger als 100 Prozent - egal ob im ÖFB-Team oder bei seinem Klub Borussia Mönchengladbach. Zuletzt fehlte der gebürtige Salzburger allerdings monatelang aufgrund eines Knöchelbruchs und hat wie momentan alle Gladbacher mit seiner Form zu kämpfen.

Die andere Option auf der Rechtsverteidigung heißt natürlich Rasmus Kristensen. Nur selten hat sich ein externer Neuzugang in Salzburg so rasant weiterentwickelt wie der 24-jährige Däne. Nachdem er im ersten Jahr in der Mozartstadt oftmals mit seiner eigenen Technik zu kämpfen hatte und beinahe hölzern wirkte, ist der bullige Skandinavier mittlerweile in ganz Europa aufgrund seiner Torgefahr und Robustheit im Spiel gegen den Ball gefürchtet, auch die Ballbehandlung ist mittlerweile auf Top-Niveau. Noch steht Kristensen bei Salzburg unter Vertrag; im Sommer werden Interessenten aus allen Top-Ligen Europas allerdings Schlange stehen.

Innenverteidigung:

In der zentralen Abwehr würden ganz klar Dayot Upamecano und Martin Hinteregger die erste Wahl sein. Das französisch-kärntnerische Duo, welches vor über fünf Jahren in Salzburg sogar einige Mal gemeinsam am Platz stand, würde in fast jeder Mannschaft in der deutschen Bundesliga erste Wahl sein.

Zwei Ex-Salzburger im Duell: Haaland gegen Upamecano
Foto: © getty

Upamecano zählt zu den besten Innenverteidigern weltweit, wenngleich er bei den Bayern seinen unfassbaren Qualitäten noch nicht zur Gänze gerecht werden konnte. Der enorm schnelle und technisch starke Innenverteidiger wechselte im vergangenen Sommer als Wunschspieler von Neo-FCB-Coach Julian Nagelsmann von RB Leipzig nach München, streute in seinen Anfangsmonaten allerdings einige Patzer ein. In Normalform ist der 23-jährige Abwehrbüffel aber einer der Weltbesten seines Fachs.

Auch Hinteregger hat in dieser Saison nicht immer seine Normalform zeigen können. Der 29-jährige Linksfuß galt in den letzten Jahren bei Eintracht Frankfurt als Verlässlichkeit in Person und ist auch im ÖFB-Team seit geraumer Zeit nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Im Frühjahr baute der Frankfurter Aushilfskapitän aber immer wieder schwere Patzer ein und kostete der Eintracht so den ein oder anderen Punkt. Pünktlich zur wichtigsten Saisonphase dürfte Hinteregger aber wieder der Alte sein, zuletzt gab es sogar Trainer-Sonderlob von Oliver Glasner.

Außerdem gilt es noch Duje Caleta-Car zu erwähnen, der ebenfalls seit Jahren auf hohem europäischen Niveau agiert. Bei Olympique Marseille ist der 25-Jährige seit seinem Salzburg-Abgang 2018 meist gesetzt. Momentan ist er mit den Südfranzosen auf Champions-League-Kurs, im Dezember wird er mit Kroatien an der WM in Katar teilnehmen. Auch Max Wöber wäre aufgrund der Leistungen der letzten Monate ein Kandidat für diese Elf. Der 24-jährige Wiener ist in Salzburg endlich seinem hohen Potenzial gerecht geworden und ist im Sommer ein heißer Kandidat auf einen Wechsel zurück in eine Top-Liga.

Linksverteidigung:

Auf dieser Position gibt es in Salzburg seit über einem Jahrzehnt nur einen Mann: Andreas Ulmer. Der 36-jährige Dauerbrenner hat in seinen 13 Jahren in der Mozartstadt viele vermeintlich talentiertere Spieler kommen und gehen sehen, behielt seinen Stammplatz aber unter jedem Coach. Anders als viele Kicker in seinem Alter baut der "Bullen"-Kapitän qualitativ nicht ab, sondern wird von Jahr zu Jahr noch besser - im Herbst spielte er einige der besten Partien seiner Karriere.

Zumindest bis 2023 wird der Marathonmann Salzburg noch erhalten bleiben, nach seinem Karriereende wird er auf der Linksverteidiger-Position eine große Lücke hinterlassen - eine ernsthafte Alternative für Ulmer konnte von den sonst so erfolgreichen "Bullen"-Scouts noch nicht gefunden werden.

Mittelfeld:

Auf keiner Position gibt es so eine große Dichte an Spielern, die nahe an der Grenze zur Weltklasse stehen und beim FC Salzburg unter Vertrag sind oder waren, wie im zentralen Mittelfeld.

Mohamed Camara ist in dieser Was-wäre-wenn-Elf auf der Sechs gesetzt, zu gut ist der 22-jährige Malier schon in diesem jungen Alter, zu groß ist das Potenzial der kleingewachsenen Mittelfelderscheinung noch. Für den Salzburg-Staubsauger gibt es in seiner weiteren Entwicklung wohl kein Limit, er wird der nächste in der Mozartstadt ausgebildete Afrikaner sein, der eine ganz große Fußball-Karriere hinlegt.

Auch Konrad Laimer und Marcel Sabitzer haben sich eine Position in dieser Elf aufgrund ihrer großartigen Leistungen für RB Leipzig in den letzten Jahren verdient; die beiden ÖFB-Teamspieler waren maßgeblich am Aufstieg der "Roten Bullen" an die Spitze des deutschen Klubfußballs beteiligt. Sabitzer war jahrelang der Denker und Lenker im Leipziger Mittelfeld, folgte im vergangenen Sommer allerdings Julian Nagelsmann nach München, wo er noch nicht ganz zurecht kommt. Laimer ist weiterhin in Leipzig tätig, dort aber - zumindest in der Bundesliga - momentan nicht immer gesetzt. In Topform ist das Pressingmonster aber ebenfalls ein Spieler, der jeder Mannschaft auf dieser Welt weiterhelfen kann.

Es gibt aber noch eine ganze Reihe weiterer Achter, die ebenfalls für diese Elf in Frage kommen würden. Allen voran ist da natürlich Liverpool-Star Naby Keita, der bei den "Reds" aber nicht unumstritten Stamm spielt. Der gerade von einem Kreuzbandriss zurückgekehrte Wolfsburger Xaver Schlager ist bei voller Fitness ein weiteres Salzburg-Eigengewächs, welches im zentralen Mittelfeld nicht sehr weit entfernt von der Weltspitze ist.

Auch die Leipziger Amadou Haidara, Kevin Kampl und Dominik Szoboszlai bringen unfassbar viel Qualität mit, speziell Letzterer ist zukünftig sicher ein Kandidat für eine Weltkarriere. Schlussendlich ist auch Nicolas Seiwald eine Nennung wert; der erst 20 Jahre junge Kuchler brillierte in dieser Saison in fast jedem Spiel für Salzburg und wird ebenfalls noch für Furore sorgen.

Angriff:

Anders als im Mittelfeld gibt es in der offensiven Dreierreihe keine Zweifel an der Bestbesetzung.

Karim Adeyemi ist momentan einer der am heißest begehrten Kicker am Transfermarkt. Dass der 20-jährige Wundersprinter im Sommer den nächsten Schritt weg aus Salzburg wagen wird, bezweifelt kaum noch jemand. Die einzige Frage, die sich noch stellt, ist jene nach der Destination. Borussia Dortmund gilt als Favorit im Rennen um den fußballerisch so frechen Linksfuß, allerdings dürfte es zuletzt zu Verhandlungsschwierigkeiten gekommen sein. Egal, wohin es Adeyemi einmal verschlägt, eines steht fest: Bekommt der junge Deutsche seine kleinen Leerläufe und Unkonzentriertheiten in den Griff, wird es für ihn sportlich ganz hoch hinausgehen.

Mane: Vorbild für weitere Salzburg-Afrikaner
Foto: © GEPA

In der Weltspitze längst angekommen ist Sadio Mane. Der heute 29-jährige Senegalese war einer jener Kicker, die Salzburg den Ruf als eine der besten Ausbildungsstätten Europas einbrachten. Über Southampton schaffte der Afrikameister von 2022 vor fast sechs Jahren den Sprung zum FC Liverpool, wo er auf Anhieb einschlug. Mit den "Reds" gewann der blitzschnelle Flügelstürmer seither fast alles, was man als Fußballer gewinnen kann. Kurzum: Mane ist einer besten Fußballer seiner Ära und seither Vorbild für jeden jungen talentierten Afrikaner, der in der Mozartstadt seine Karriere beginnt.

Einer überstrahlt in dieser Was-wäre-wenn-Elf allerdings alle, nämlich Erling Haaland. Der 21-jährige Norweger mit der eingebauten Torgarantie ist einer jener Kicker, die im Stande sind, eine ganze Generation dieses Sports zu prägen. Bereits in seinen zwölf Monaten in Salzburg bewies der rekordträchtige Mittelstürmer, dass er für die ganz große Bühne gemacht ist.

Bei Borussia Dortmund setzte der sprintstarke Hüne nicht nur nahtlos an seine Torserie an, sondern legte sogar noch eine Leistungssteigerung drauf. Zuletzt kämpfte der BVB-Superstar immer wieder mit kleineren Wehwechen und fehlte seinem Team damit in einer wichtigen Saisonphase. Noch ist offen, wohin es Haaland als nächsten Schritt verschlägt. Fix ist nur, dass ihn sein Karriereweg weg aus Dortmund und zu einem absoluten Spitzenverein führen wird.

Auch Patson Daka ist mittlerweile im europäischen Spitzenfußball angelangt und hätte ebenfalls seine Berechtigung in einer Elf der besten momentan aktiven (Ex-)-Salzburger - wenn da nicht Adeyemi, Mane und Haaland wären. Der 23-jährige Sambier verließ die "Bullen" im vergangenen Sommer um eine Rekordsumme von 30 Millionen Euro Richtung Leicester City und konnte bei den "Foxes" immerhin schon zehn Mal anschreiben.

Auch Liverpool-Ergänzungsspieler Takumi Minamino, Wolverhampton-Rakete Hee-chan Hwang und aus dem aktuellen "Bullen"-Kader Noah Okafor sind zumindest eine Erwähnung wert.

Könnte diese Mannschaft um den Champions-League-Titel mitspielen?

Diese Frage würde sich natürlich nur hypothetisch beantworten lassen. Diese Salzburger Elf ohne Abgänge weist zwar auf vielen Positionen Weltklasse-Qualität auf, auf anderen Positionen kommt sie dieser nahe; wie gut diese Mannschaft schlussendlich auf dem Platz miteinander harmonieren würde, steht aber auf einem anderen Papier.

Rein von der Qualität der einzelnen Spieler und der Kadertiefe gibt es allerdings doch noch einen großen Unterschied zwischen dieser Salzburger Was-wäre-wenn-Elf und Top-Mannschaften wie Manchester City, Bayern München oder Paris Saint-Germain. Das spiegelt sich auch in den Marktwerten (laut "transfermarkt.at") wider.

 

Die wertvollste Elf aller ehemaligen und aktuellen Salzburger würde so aussehen:


Gesamtmarktwert: 448 Millionen Euro

Marktwertvergleich aller Champions-League-Achtelfinalisten

Rang Team Markwert Startelf Achtelfinal-Hinspiel
1 Manchester City 703 Mio. €
2 FC Liverpool 627 Mio. €
3 Paris Saint-Germain 614 Mio. €
4 Manchester United 569 Mio. €
5 Real Madrid 510 Mio. €
6 Bayern München 486 Mio. €
7 FC Salzburg (was wäre wenn) 448 Mio. €
8 FC Chelsea 376 Mio. €
9 Inter Mailand 360 Mio. €
10 Atletico Madrid 345 Mio. €
11 Juventus Turin 310 Mio. €
12 Ajax Amsterdam 246 Mio. €
13 OSC Lille 195 Mio. €
14 FC Villarreal 194 Mio. €
15 Sporting Lissabon 192 Mio. €
16 Benfica Lissabon 161 Mio. €
17 FC Salzburg (in der Realität) 135 Mio. €

In dieser Auflistung ist gut zu erkennen, dass selbst eine Salzburger Startelf ohne Abgänge sich marktwerttechnisch nur im Mittelfeld aller aktuellen Champions-League-Achtelfinalisten einordnen würde. Die reale "Bullen"-Elf war nach den acht Achtelfinalspielen übrigens jene mit dem geringsten Marktwert aller verbliebenen Teams.

Die wertvollste Was-wäre-wenn-Elf Salzburgs ist großteils relativ frei von Überraschungen. Einzig Amar Dedic auf der Linksverteidiger-Position ist auffällig. Da Andreas Ulmer aufgrund seines fortgeschrittenen Fußballer-Alters nur mehr 600.000 € wert ist und ansonsten wenige herausstechende Linksverteidiger in der Mozartstadt Station machten, hat der momentan von Salzburg an den WAC verliehene, erst 19-jährige Dedic seinen Weg in diese Elf gefunden.

Kommentare