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Salzburg: "Ganze Mannschaft glaubt an Punkte"

"Bullen" rechnen sich gegen Bayern was aus und haben neuen Matchplan in petto:

Salzburg: Foto: © GEPA

Der FC Salzburg tritt nicht unbedingt mit den besten Vorzeichen zum Champions-League-Match bei den Bayern am Mittwoch an ( 21 Uhr im LIVE-Ticker, im LIVE-Talk und auf Sky).

Die "Bullen" kassierten im Hinspiel trotz einer über weite Strecken starken Leistung eine 2:6-Klatsche vom amtierenden "Königsklassen"-Sieger aus München, dazu setzte es am Wochenende in der Bundesliga ein 1:3-Heimdebakel gegen Sturm Graz.

Dennoch rechnet sich Salzburg gegen die Bayern einiges aus. Max Wöber strotzt nur gerade so vor Selbstvertrauen: "Jeder in der Mannschaft glaubt daran, dass wir morgen Punkte machen, wenn nicht sogar gewinnen können", erklärt der Innenverteidiger bei der Pressekonferenz vor dem Spiel am Dienstag.

Marsch: "Waren zu naiv"

Die Zeit seit dem letzten Aufeinandertreffen mit den Bayern haben Jesse Marsch und Co. zur Analyse genutzt. Über die Länderspielause hat sich der Salzburger Trainerstab zusammengesetzt und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: "Wir haben ein bisschen darüber geredet, dass wir zu naiv in ein paar Situationen waren. Wenn unser Spiel so offen ist, dann hat Bayern die Qualität im Umschalten, im Eins-gegen-Eins mit ihren Spielern mit Geschwindigkeit, dann bekommen wir Ärger in unserem letzten Drittel und es ist schwer für unsere Viererkette, eine solche Qualität zu verteidigen. Wir müssen kompakter, wir müssen disziplinierter, wir müssen bereiter sein in jeder Situation", gibt Jesse Marsch Einblicke.

Dennoch zeigten die "Bullen" gegen die Bayern eine starke Leistung und gestalteten die Partie bis zum 2:3 in der 79. Minute auf Augenhöhe. Marsch sah eine "spektakuläre, vielleicht zu spektakuläre" Partie und Wöber findet:

"Ich glaube, dass unsere Leistung auf keinen Fall im Ergebnis widergespiegelt wird. Ein 2:6 war, wenn man sich die ersten 80 Minuten anschaut, viel zu hoch. Aber Bayern hat uns in den letzten zehn Minuten unsere Grenzen aufgezeigt und uns eine Lehrstunde gegeben, wie es die Besten der Welt machen. Von dem her haben wir einiges mitnehmen können, was unsere Defensivarbeit, unseren Fokus am Platz und, wie wir uns in gewissen Situationen besser verhalten müssen, betrifft."

Steht Salzburg diesmal defensiv besser?

Aufgrund der Erkenntnisse des Hinspiels haben sich Marsch, der sich bereits auf eine Rückkehr in die Allianz Arena freut, nachdem er sie bereits als Assistenz-Coach bei RB Leipzig das eine oder andere Mal besuchen durfte, und sein Team einen neuen Matchplan zurechtgelegt. Statt dem gewohnten Hurra-Fußball mit hohem Pressing könnte Salzburg diesmal etwas passiver und damit vorsichtiger auftreten.

"Das Spiel darf diesmal nicht so offen sein bei uns, aber wir müssen trotzdem mit Intensität und Aggressivität spielen, das ist auch wichtig für uns. Am Ende müssen wir schlau sein und verstehen, wann der richtige Moment ist, Druck zu machen. Aber wir müssen auch kompakter sein. Eine Balance zwischen diesen Dingen ist wichtig für uns", will Marsch eine solidere Defensiv-Leistung seines Teams, das in den ersten drei "Königsklasse"-Partien zehn Gegentore fressen musste, sehen.

Das Spiel gegen die Bayern hat Salzburg trotz des schlussendlich deutlichen Endergebnisses Selbstvertrauen gegeben. "Ok, es waren nur gute 80 Minuten, das ist am Ende nicht genug. Aber wir haben gelernt, dass wir auf diesem Niveau mitspielen können, oder sogar noch besser - das ist unser Ziel für morgen", schöpft Marsch Hoffnung. Wöber stimmt seinem Coach zu, der 22-Jährige findet:

"Ich glaube, dass wir in den ersten 80 Minuten richtig gut waren. Das war ein richtiges Schnittspiel, wo die Mannschaft, die das 3:2 schießt, gewinnt. Wenn wir das sind, können wir vielleicht überraschen. Die ersten 80 Minuten haben uns gezeigt, wie weit wir sein können und auf welchem Niveau wir mitspielen und mithalten können. Wenn wir genau dasselbe wieder zeigen, können wir auch morgen wieder überraschen. Jeder in unserer Mannschaft weiß das auch."

Wöber: "Nicht mit Messer zwischen den Zähnen ins Spiel gehen"

Wenn wir kompakter auftreten und in den richtigen Situationen umschalten können bzw. in den richtigen Situationen pressen, sind wir sicher besser beraten, als von der ersten Minute an mit dem Messer zwischen den Zähnen in einen offenen Schlagabtausch zu rennen.

Max Wöber

Für Wöber ist es bereits das dritte Aufeinandertreffen mit den Bayern, nachdem er bereits zwei Mal mit Ajax Amsterdam auf die Münchner traf. Mit den Holländern trotzte der Wiener dem deutschen Rekordmeister in der Champions League vor zwei Jahren zwei Remis ab, wenngleich er beim 3:3 in Amsterdam nach 67 Minuten mit Rot vom Feld gestellt wurde. Auch Wöber hat sich zum Matchplan für Mittwoch bereits seine Gedanken gemacht:

"Je länger wir einen offenen Schlagabtausch haben und das Spiel ausgeglichen ist, desto schwieriger wird es für uns, die Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. Das hat uns schon in einigen Champions-League-Spielen gekillt, dass es einfach zu oft hin und her gegangen ist. Das ist natürlich auch unser Spiel, dass wir immer schnell umschalten wollen, aber es macht es irrsinnig schwierig, diese Weltklasse-Spieler hinten im Eins-gegen-Eins zu verteidigen und ermöglicht ihnen dann auch Chancen. Wenn wir kompakter auftreten und in den richtigen Situationen umschalten können bzw. in den richtigen Situationen pressen, sind wir sicher besser beraten, als von der ersten Minute an mit dem Messer zwischen den Zähnen in einen offenen Schlagabtausch zu rennen", erneuert Wöber seine Kritik an der eigenen Defensiv-Leistung.

Marsch glaubt noch ans Achtelfinale

In die Karten spielen könnte Salzburg, dass mit Niklas, Süle, Corentin Tolisso, Joshua Kimmich, Lucas Hernández, Bouna Sarr und Alphonso Davies vor allem in der Defensive ganz wichtige Akteure bei den Bayern fehlen werden. Marsch hat die zahlreichen Ausfälle mitbekommen, will ihnen aber nicht zu viel Bedeutung beimessen: "Ich habe die Pressekonferenz von Hansi Flick gesehen. Ich habe gehört, dass viele Spieler vielleicht nicht verfügbar sind, aber am Ende ist der Kader dieser Mannschaft großartig. Sie haben so viel Qualität und einen breiten Kader. Wir unterschätzen nichts, aber wir verstehen, dass wir vielleicht ein paar neue Spieler am Platz sehen. Darauf müssen wir uns gut vorbereiten. Es ist eine Chance für uns, wir müssen unsere beste Leistung bringen. Aber die ganze Truppe glaubt an unsere Chance gegen diesen Gegner."

Zuversichtlich ist der US-Amerikaner auch bezüglich Salzburgs Chancen auf einen Aufstieg ins Achtelfinale - selbst bei einer Niederlage in München wäre dieser bei passendem Ergebnis im Parallelspiel rechnerisch noch möglich. "Unser Ziel ist das gleiche wie im Sommer: Die Gruppe schaffen. Ich weiß, es ist ganz schwierig. Aber wir spielen Spiel für Spiel in einer ganz schwierigen Gruppe. Wir haben so viel Respekt vor diesem Turnier, vor diesen Gegnern. Aber am Ende sind wir ein junger Verein mit jungen Spielen. Wir wollen mit unserer Leidenschaft spielen, das ist unser Ziel", schwört Marsch seine Truppe ein.

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