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5-Jahreswertung: Österreichs CL-Fixplatz in schwerer Gefahr

Österreich steuert auf die schwächste Saison seit sieben Jahren zu, dazu kommt eine ungünstige UEFA-Reform. Ist der CL-Fixplatz bald Geschichte?

5-Jahreswertung: Österreichs CL-Fixplatz in schwerer Gefahr

Ist Österreich Champions-League-Fixplatz ab der Saison 2024/25 Geschichte?

Nachdem die Bundesliga in den vergangenen Jahren gleich zwei Mal in den Genuss kam, den Titelträger direkt in die "Königsklasse" zu schicken und auch der Meister 2023 fix an der Gruppenphase der Champions League teilnehmen wird, ist das Fixticket für übernächste Saison in den letzten Monaten schwer in Gefahr geraten.

Das liegt zum einen daran, dass Österreichs "Eurofighter" bisher eine äußerst ausbaufähige Punkteausbeute in der UEFA 5-Jahreswertung aufweisen, zum anderen an einer ab der Saison 2024/25 greifenden UEFA-Reform.

Anhand eines (noch unbestätigten) Leaks einer Präsentation der European Club Association (ECA) lässt sich eruieren, dass ab der Reform nur mehr die Top-10 der 5-Jahreswertung in den Genuss eines Fixplatzes für die Champions League kommen.

Der Elfte, der vor der Reform ebenfalls ein Fixticket für die "Königsklasse" bekam, falls der Champions-League-Sieger sich über eine nationale Meisterschaft für die "Königsklasse" qualifizierte, geht künftig leer aus (Alle Infos zur Startplatz-Verteilung ab 2024/25>>>).

Für die Saison 2024/25 wird das Abschlussranking der aktuellen 5-Jahreswertung herangezogen, Österreich belegt momentan noch Rang zehn.

LAOLA1 analysiert wie gewohnt Österreichs aktuell angespannte Lage in der UEFA 5-Jahreswertung sowie die Situation der direkten Konkurrenz.


Rang Nation 18/19 19/20 20/21 21/22 22/23 Punkte verbl. Teams
1 England 22,642 18,571 24,357 21,000 16,571 103,141 7/7
2 Spanien 19,571 18,928 19,500 18,428 12,428 88,855 6/7
3 Deutschland 15,214 18,714 15,214 16,214 14,250 79,606 7/8
4 Italien 12,642 14,928 16,285 15,714 12,214 71,783 7/7
5 Frankreich 10,583 11,666 7,916 18,416 10,916 59,497 5/6
6 Niederlande 8,600 9,400 9,200 19,200 10,300 56,700 4/5
7 Portugal 10,900 10,300 9,600 12,916 10,333 54,049 4/6
8 Belgien 7,800 7,600 6,000 6,600 10,600 38,600 4/5
9 Schottland 6,750 9,750 8,500 7,900 3,500 36,400 0/5
10 ÖSTERREICH 6,200 5,800 6,700 10,400 4,500 33,600 1/5
11 Serbien 6,000 6,000 5,500 9,500 4,875 31,875 1/4
12 Türkei 5,500 5,000 3,100 6,700 10,800 31,100 4/5
13 Schweiz 3,900 6,400 5,125 7,750 6,000 29,175 1/4
14 Tschechische Republik 6,500 2,500 6,600 6,700 6,750 29,050 0/4
15 Norwegen 5,375 3,750 6,500 7,625 5,500 28,750 1/4
16 Ukraine 5,600 7,200 6,800 4,200 4,700 28,500 2/5
17 Dänemark 4,875 5,125 4,125 7,800 5,700 27,625 1/5
18 Russland 7,583 4,666 4,333 5,300 4,333 26,215 0/0
19 Kroatien 5,750 4,375 5,900 6,000 3,375 25,400 0/4
20 Griechenland 5,100 4,900 5,100 8,000 2,125 25,225 0/4

8. Belgien (38,600)

Champions League

Club Brügge im Achtelfinale gegen Benfica Lissabon (POR)

Europa League

Royale Union St. Gilloise im Achtelfinale

Europa Conference League

RSC Anderlecht in der Zwischenrunde gegen Ludogorets Razgrad (BUL)

KAA Gent in der Zwischenrunde gegen Qarabag Agdam (AZE)

ausgeschieden: 

Royal Antwerpen

Mittlerweile ist es amtlich: Österreich kann Belgien in dieser Saison rechnerisch nicht mehr überholen. Aus Gründen der Vollständigkeit bleibt Belgien dennoch in dieser Analyse - zumal die Belgier in der kommenden Saison, zumindest in der Theorie, sehr wohl wieder in rot-weiß-roter Reichweite sein werden. 

Während die Bundesliga-Vertreter sich durch die bisherige Europacup-Bewerbe plagten, pflügen jene der Jupiler Pro League geradezu durch dieselbigen. Alle vier belgischen Klubs, die eine Gruppenphase erreicht haben, stiegen in dieser auch auf - das ist schlicht beeindruckend.

Angeführt wird das erfolgreiche belgische Vierergespann vom Club Brügge, der im zehnten Anlauf erstmals ein Champions-League-Achtelfinale erreichen konnte. Der amtierende Meister Belgiens machte das Beste aus einer Traum-Auslosung und sicherte sich in einer Gruppe mit Bayer Leverkusen, Atletico Madrid sowie hinter dem FC Porto Rang zwei und damit das Ticket für die Runde der letzten 16. In dieser stehen die Brügger nach einer 0:2-Hinspielpleite gegen Benfica Lissabon allerdings schon vor dem Aus.

Die Royale Union St. Gilloise wartet indes noch auf ihren Achtelfinal-Gegner in der Europa League. Der Europacup-Neuling aus Brüssel mischte aus Lostopf 4 eine (nicht allzu harte) Gruppe mit Union Berlin, Malmö FF und dem SC Braga auf und sicherte sich als Gruppensieger bereits ein Ticket für die Runde der letzten 16. Dort empfängt die Royale Union im März einen Gewinner der Duelle der Europa-League-Zweiten gegen die Champions-League-Umsteiger.

Auch der KAA Gent und dem RSC Anderlecht wurden in der Europa Conference League jeweils keine allzu schweren Aufgaben aufgetragen, welche die beiden belgischen Teams mit jeweils Gruppenrang zwei durchaus souverän meisterten.

Die "Büffel" aus Gent konnten die Shamrock Rovers und Molde FK hinter sich lassen, platzierten sich aber hinter dem schwedischen Überraschungsteam Djurgardens IF auf Rang zwei und bekommen es in der Zwischenrunde nun mit Qarabag Agdam zu tun.

Rekordmeister Anderlecht, der in der Jupiler Pro League den eigenen hohen Erwartungen erneut weit hinterherhinkt, ließ einen katastrophalen Meisterschaftsherbst mit einem Aufstieg in die Zwischenrunde der Europa Conference League in einem besseren Licht erscheinen. Die Brüssler konnten sich in ihrer Gruppe gegen den FCSB und Silkeborg IF durchsetzen, wurden nur von West Ham United übertrumpft und haben nun Ludogorets Razgrad vor der Brust.

Prognose:

Die Belgier steuern auf eine neue Rekordsaison zu und damit immer weiter in Gewässer, in denen Österreich mittelfristig nicht mithalten kann.

Auf die Bestmarke von 12,6 Zählern aus der Saison 2016/17 fehlen den Belgiern zwar noch fünf Siege, was angesichts der momentanen Auslage aber mehr als machbar erscheint. Schon jetzt beträgt der belgische Vorsprung auf Österreich zum Start der kommenden Saison 3,4 Punkte - Tendenz wachsend.

Kurzum: Mittelfristig bewegt sich Belgien in Sphären außerhalb Österreichs Kragenweite. Die Jupiler Pro League verfügt schlicht über andere Rahmenbedingungen, mit denen die österreichische Bundesliga (noch) nicht mithalten kann. In direkten Duellen konnten Österreichs Vertreter jene aus Belgien in den vergangenen Jahren allerdings gleich mehrmals bezwingen, völlig außer Reichweite sind die Belgier also bei Weitem nicht.

Das bringt Platz acht (Saison 2024/25):

  • Champions-League-Fixplatz für Meister
  • Vizemeister in Quali-Runde 3 der Champions League (=Fixplatz in der Europa League)
  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) im Europa-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa Conference League)
  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Europa League
  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Europa Conference League

9. Schottland (36,400)

ausgeschieden:

Glasgow Rangers, Celtic Glasgow, Heart of Midlothian, Motherwell FC, Dundee United

Ganz bitter: Obwohl die Schotten eine katastrophale Gesamtleistung hinlegten, kam Österreich den Briten in keiner Phase dieser Europacup-Saison nahe. 

Die Gründe für Schottlands horrenden Herbst sind in Glasgow zu finden. Sowohl Celtic Glasgow als auch die Glasgow Rangers gingen in ihren jeweiligen Champions-League-Gruppen mit wehenden Fahnen unter und bescherten Schottland damit die punkteschwächste Saison in der 5-Jahreswertung seit sieben Jahren.

Während Celtic immerhin zwei Remis gegen Shakhtar Donetsk anschreiben konnte, gegen RB Leipzig und Real Madrid aber chancenlos blieb, beendeten die Rangers ihre Gruppenphase mit null Punkten und einer Tordifferenz von 2:22. Der Europa-League-Finalist des Vorjahres, der sich immerhin über den steinigen Liga-Weg für die Champions League qualifizierte und Schottland somit zumindest 0,8 Bonuspunkte einspielte, war seinen Gruppengegnern Ajax Amsterdam, SSC Napoli und FC Liverpool um mindestens eine Klasse unterlegen.

Schottlands einzige Siege im vergangenen Herbst gingen auf das Konto von Heart of Midlothian. Der Edinburgher Klub von ÖFB-Legionär Peter Haring erreichte dank eines Fixplatzes die Gruppenphase der Europa Conference League und holte gegen den finnischen Vertreter RFS zwei volle Erfolge. Gegen die Fiorentina und Basaksehir Istanbul gingen die "Hearts" aber sang- und klanglos baden.

Prognose:

Schottland ist für uns in dieser Saison nicht mehr zu holen, der Rückstand ist weiterhin zu groß.

Damit Österreich die Saison vor den Schotten beendet, müsste der FC Salzburg mindestens das Semifinale der Europa League erreichen - und das mit ausschließlich Siegen. Rang neun würde gegenüber Rang zehn einzig den Vorteil bringen, dass der Vizemeister der Saison 2023/24 erst in Runde drei der Champions-League-Qualifikation 2024/25 einsteigt und damit mindestens eine Europa-League-Teilnahme sicher hat.

Diese Saison hat allerdings gezeigt, dass es Schottland an Breite fehlt, um sich langfristig in den Top-10 der 5-Jahreswertung festzusetzen; die Rückkehr des Fünfer-Divisors brach den Schotten in dieser Saison absolut das Genick und bescherte ihnen ein schweres Handicap von nur 3,5 eingefahrenen Punkten, welches sie nun fünf Jahre lang mitschleppen müssen.

Österreichs Potenzial ist schlicht höher als jenes von Schottland - das muss sich ab der kommenden Saison auch wieder am Papier widerspiegeln. Nach aktuellem Stand fehlen Österreich 2,25 Zähler auf Schottland zum Start der Spielzeit 2023/24 - dann muss Schottland wieder überholt werden.

Das bringt Platz neun (Saison 2024/25):

  • Champions-League-Fixplatz für Meister
  • Vizemeister in Quali-Runde 3 der Champions League (=Fixplatz in der Europa League)
  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) im Europa-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa Conference League)
  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Europa League
  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Europa Conference League

10. Österreich (33,600)

Europa League

FC Salzburg in der Zwischenrunde gegen AS Roma (ITA)

ausgeschieden:

SK Sturm Graz, FK Austria Wien, SK Rapid Wien, Wolfsberger AC

Österreich steuert zielsicher auf die punkteärmste Saison seit sieben Jahren zu. Erst 4,5 Punkte stehen am rot-weiß-roten Konto momentan zu Buche - das ist im aktuellen Jahresranking ein schwacher 22. Rang.

Nachdem der rot-weiß-rote Europacup-Herbst immer wieder mit Funken von Hoffnung durchzogen war, sieht es momentan äußerst trist aus. Das Ausscheiden des SK Rapid Wien im Playoff zur Europa Conference League hängt Österreich weiterhin schwer nach - und wird das wohl noch auf Jahre tun.

Einzig der FC Salzburg ist im Frühjahr 2023 weiterhin europäisch vertreten. Die Mozartstädter konnten in einer durchaus harten Champions-League-Gruppe mit dem FC Chelsea, dem AC Milan und Dinamo Zagreb ihr selbstauferlegtes Mindestziel in Form eines Europa-League-Umstieges erreichen - verpassten damit allerdings den so wertvollen Bonuspunkt für einen Achtelfinal-Aufstieg.

Die "Bullen" bewiesen in der Vergangenheit aber des Öfteren, dass im Europa-League-Frühjahr mit ihnen zu rechnen ist. Obwohl für die Salzburger zuletzt zwei Mal hintereinander bereits in der Zwischenrunde des zweithöchsten UEFA-Bewerbs Schluss war und die AS Roma wahrlich keine einfache Aufgabe darstellt, ist ihnen durchaus zuzutrauen, das bisher spärlich gefüllte österreichische Punktekonto noch etwas in die Höhe zu schrauben.

Die Gründe für die aktuell schwache Punkteausbeute Österreichs liegt neben der Hütteldorfer Vaduz-Blamage vor allem am unglaublichen Pech des SK Sturm Graz. Die Steirer brachten bekanntlich als erste Mannschaft überhaupt das Kunststück zusammen, mit acht Punkten in einer europäischen Gruppe Letzter zu werden. Die "Blackies" verkauften sich in einer harten Gruppe mit Lazio Rom, Feyenoord Rotterdam und dem FC Midtjylland teuer, wurden schlussendlich aber für jeden kleinen Fehler bestraft.

Damit geht Sturm nicht nur ein europäisches Überwintern durch die Lappen, sondern auch wichtige Punkte für den Klubkoeffizienten. Somit würden die Grazer bei einer weiteren Europa-League-Teilnahme im kommenden Herbst sehr wahrscheinlich erneut nur aus dem vierten Lostopf gezogen werden - und die bittere Geschichte der vergangenen beiden Jahre könnte sich wiederholen.

Auch der FK Austria Wien konnte im vergangenen Herbst einige wenige Glanzmomente verbuchen, schlussendlich stellten die "Veilchen" aber eine absolute Enttäuschung dar. Obwohl die Favoritner einen Fixplatz in einer Gruppenphase sicher hatten und insgesamt auf acht internationale Spiele kamen, blieben sie jenes österreichische Europacup-Team mit dem geringsten Beitrag zur 5-Jahreswertung 2022/23 - noch hinter Rapid und dem WAC.

In den engen Duellen ihrer Europa-Conference-League-Gruppe gegen Hapoel Beer Sheva und Lech Posen scheiterte es bei den unerfahrenen Austrianern teils am Spielglück, teils am eigenen Unvermögen. Gegen Villarreal wäre für die "Veilchen" beinahe ein Remis drinnen gewesen, die beiden Pleiten gegen den La-Liga-Giganten sind ihnen aber freilich nicht übel zu nehmen.

Prognose:

Der FC Salzburg muss und wird einmal mehr die Kohlen für Österreich aus dem Feuer holen.

Obwohl kaum mehr ein Sprung nach vorne möglich ist, gilt es für die "Bullen" im Frühjahr noch so viele Punkte für das rot-weiß-rote Punktekonto zu sammeln wie irgendwie möglich. Zum einen, weil von hinten in Form von Serbien und vor allem der Türkei große Gefahr droht, Rang zehn und damit einen Champions-League-Fixplatz zu verlieren, zum anderen, weil eine schwache Saison, wie alles unter 5 Punkten seit der UEFA-Reform leider zu bezeichnen ist, auf Jahre großen Schaden anrichten könnte.

Durch die letzte UEFA-Reform samt Einführung der Europa Conference League ist das Feld auf den Rängen 8 bis 20 deutlich näher zusammengerückt, was für Österreich früher oder später fatal werden könnte.

Momentan können wir aber noch von der Rekordpunktezahl aus der Vorsaison zehren, weshalb der Vorsprung auf Rang 16 (ab Rang 15 dürfen nur mehr vier Mannschaften am Europacup teilnehmen, von welchen keine einen Fixplatz in einer Gruppenphase besitzt) zum Start der Saison 2023/24 noch komfortable 4,65 Punkte beträgt. Darauf aufruhen darf sich Österreich aber nicht.

Das bringt Platz zehn (Saison 2024/25):

  • Champions-League-Fixplatz für Meister
  • Vizemeister in Quali-Runde 2 der Champions League
  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) im Europa-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa Conference League)
  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Europa League
  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Europa Conference League

Österreichs Meister in Topf 1 der Champions League?

Mit etwas Glück wird bei der kommenden Auslosung der Champions-League-Gruppenphase 2023/24 - der letzten in dieser Form vor der großen UEFA-Reform - Österreichs Meister aus Topf 1 gezogen.

Da Österreich die Vorsaison bekanntlich auf Rang acht der 5-Jahreswertung beendete, wäre für diesen Meilenstein folgendes (zumindest nicht völlig unrealistisches) Szenario vonnöten: Der Champions-League-Sieger wird Meister einer Top-7-Liga (z.B. Bayern München oder SSC Napoli) UND der Europa-League-Sieger wird Meister einer Top-7-Liga (z.B. FC Barcelona oder FC Arsenal).

11. Serbien (31,875)

Europa Conference League

Partizan Belgrad in der Zwischenrunde gegen FC Sheriff Tiraspol (MDA)

ausgeschieden:

Roter Stern Belgrad, FK Cukaricki, FC Radnicki Nis

Der dritte Teilnehmer im Schneckenrennen um die Ränge neun und zehn heißt Serbien.

Wie Schottland und Österreich blicken auch die Serben auf einen äußerst schwachen Herbst zurück und haben dadurch den Rückstand auf uns nicht wirklich verringern können.

Aktuell fehlen Serbien vier Siege auf Österreich, die im Frühjahr von Partizan Belgrad eingefahren werden müssten. Während Stadtrivale Roter Stern Belgrad in einer harten Europa-League-Gruppe mit der AS Monaco, Trabzonspor und Ferencvaros Budapest als Letzter ausschied, setzte sich Partizan in einer ebenfalls sehr unangenehmen Europa-Conference-League-Gruppe mit dem 1.FC Slovacko, dem 1.FC Köln und OGC Nizza als Zweiter hinter den Südfranzosen durch.

Nun wartet auf Partizan in der Zwischenrunde ein Duell mit dem moldawischen Vertreter Sheriff Tiraspol. Der sportliche Aspekt ist vor diesem Aufeinandertreffen zuletzt allerdings in den Hintergrund gerückt, da die moldawischen Behörden das Hinspiel in Chisinau zum Geisterspiel erklärten.

Der moldawische Geheimdienst soll nämlich Informationen erhalten haben, wonach sich unter den serbischen Gästefans zahlreiche prorussische Akteure befinden, die einen Staatsreich in Moldawiens Hauptstadt planen, um die EU-nahe Regierung zu stürzen. Tiraspol ist Hauptstadt der von Separatisten, nur von Russland anerkannten Republik Transnistrien; seit der russischen Invasion der Ukraine darf Sheriff seine Heimspiele im Europacup nur mehr in Chisinau austragen.

Obwohl Partizan einen Fehlstart ins Frühjahr hinlegte, gelten die Serben als leichter Favorit im Duell mit Sheriff. Auch in einem etwaigen Achtelfinale würden auf die Belgrader einige machbare Aufgaben warten, weshalb sich Österreich bezüglich eines serbischen Überholmanövers noch nicht in Sicherheit wähnen darf.

Prognose:

Partizan wird den serbischen Rückstand nicht mehr aufholen können und Serbien in den nächsten Jahren abstürzen.

Im vergangenen Herbst war zu sehen, dass Serbien zuletzt deutlich überperformt hat und in der Top-11 der 5-Jahreswertung eigentlich nichts zu suchen hat. Die beiden Belgrader Topklubs wuchsen in den vergangenen Jahren ein ums andere Mal über sich hinaus und stießen damit in Gefilde des UEFA-Rankings vor, welche die infrastrukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen Serbiens eigentlich nicht hergeben.

Ab der kommenden Saison darf sich Serbien über drei Europacup-Fixstarter freuen, muss dafür aber auch die eingefahrenen Punkte durch fünf teilen. Da die Klubs der serbischen Superliga abseits der Belgrader Spitzenvereine sich bisher aber ausschließlich als Kanonenfutter präsentierten, wird Serbien wohl größeren Schaden vom Fünfer-Divisor nehmen, als es von den drei Fixtickets profitieren kann.

Mit aktuell 1,525 Punkten Rückstand auf Österreich zum Start der Saison 2023/24 wird Serbien aber zumindest in der kommenden Saison noch ein direkter rot-weiß-roter Konkurrent bleiben. 

Das bringt Platz elf (Saison 2024/25):

  • Meister im Playoff der Champions League (=Fixplatz in der Europa League)
  • Vizemeister in Quali-Runde 2 der Champions League
  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) im Europa-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa Conference League)
  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Europa League
  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Europa Conference League

12. Türkei (31,100)

Europa League

Fenerbahce Istanbul im Achtelfinale

Europa Conference League

Basaksehir Istanbul im Achtelfinale

Sivasspor im Achtelfinale

Trabzonspor in der Zwischenrunde gegen FC Basel (SUI)

ausgeschieden:

Konyaspor

Wie der Phönix aus der Asche!

Mit dieser Wiederauferstehung des türkischen Fußballs war vor der Saison nicht einmal im Ansatz zu rechnen. Die Süper Lig konnte alle ihre vier Klubs, die es in eine Gruppenphase schafften, bis ins Frühjahr durchbringen und darf zum Leidwesen Österreichs wieder von den Top-10 träumen.

In Abwesenheit von Galatasaray und Besiktas Istanbul, die gar nicht am Europacup teilnahmen, rettete Fenerbahce Istanbul die Ehre der drei großen Hauptstadtklubs. Die "Kanarienvögel" setzen in einer Europa-League-Gruppe mit Stade Rennes, Dynamo Kiew und AEK Larnaka zu einem absoluten Höhenflug an und stehen als Gruppensieger bereits fix im Achtelfinale.

Auch Trabzonspor nahm an der Europa League teil, wurde in einer harten Gruppe mit der AS Monaco, Ferencvaros Budapest und Roter Stern Belgrad zwar nur Dritter, darf aber nun in der Europa Conference League weitermachen. Der amtierende türkische Meister trifft dort in der Zwischenrunde auf den FC Basel und ist gegen den mittlerweile sportlich völlig auf dem Boden liegenden ehemaligen Schweizer Großklub Favorit.

Die dicken Punkte konnten aber in der Europa Conference League eingefahren werden. Die Türkei nutzte den Umstand, dass im dritthöchsten UEFA-Bewerb die Punkte deutlich einfacher von der Hand gehen, gnadenlos aus.

Basaksehir Istanbul und völlig überraschend auch Sivasspor konnten in ihren (jeweils recht einfachen) ECL-Gruppen Rang eins erobern und haben damit bereits das Achtelfinale in der Tasche. Basaksehir ließ dabei immerhin die Fiorentina, sowie Heart of Midlothian und RFS hinter sich, Sivasspor setzte sich gegen Slavia Prag, CFR Cluj und den FC Ballkani durch.

Bei allem Konkurrenzdenken gilt es nun zu hoffen, dass der türkische Traumlauf nicht durch äußere Umstände unterbrochen wird. Die schweren Erdbeben in der Südtürkei und in Syrien betrafen zwar keinen der verbliebenen vier Europacup-Teilnehmer direkt, an Fußball denkt in Zeiten wie diesen in der Türkei aber niemand. Die Süper Lig ist momentan unterbrochen und wird erst nach den europäischen Achtelfinali wieder fortgesetzt.

Prognose:

Die Türkei wird Österreich ganz nahekommen, uns den Champions-League-Fixplatz aber knapp nicht abjagen können.

Allerdings wird es für Österreich lange zittern heißen. 2,5 Punkte Vorsprung (umgerechnet sechs Siege und ein Remis) klingen momentan zwar nach einem komfortablen Polster, sollte der FC Salzburg aber bereits in der Zwischenrunde der Europa League rausgehen und einer der vier türkischen Klubs zu einem Lauf ansetzen, schmilzt der Abstand zwischen Österreich und der Türkei schneller zusammen, als es einem aus rot-weiß-roter Sicht lieb ist.

Überhaupt dürfte die Türkei nun wieder zurück bei alter Stärke sein und wird Österreich sowie der restlichen Konkurrenz um Rang zehn in den kommenden Jahren das Feuer unter dem Hintern ordentlich heiß machen. Nachdem die Türken in den Saisonen 2018/19, 2019/20 und 2020/21 im Schnitt nur knapp über 4,5 Zähler einfuhren und die Vorsaison nur auf Rang 20 beendeten, schimmert nun wieder der Glanz früherer Tage durch.

Für die Türken wird vor allem die kommende Saison von enormer Wichtigkeit sein. Dann wird die Süper Lig nämlich nur vier Vertreter in den Europacup schicken dürfen, wovon kein einziger eine Gruppenphase sicher hat. Sollten allerdings die drei Istanbuler Großklubs drei dieser Startplätze einnehmen (wonach es momentan aussieht) und diese ihren hohen Koeffizienten in eine Gruppenphasen-Qualifikation umwandeln können, könnte den Türken dank des Viererdivisors eine weitere absolute Traumsaison blühen.

Das bringt Platz zwölf (Saison 2024/25):

  • Meister im Playoff der Champions League (=Fixplatz in der Europa League)
  • Vizemeister in Quali-Runde 2 der Champions League
  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) im Europa-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa Conference League)
  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Europa League
  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Europa Conference League

Außerhalb der Top-12 droht nur theoretische Gefahr

Von den Nationen ab Rang 13 kann Österreich im Prinzip nicht mehr überholt werden.

Die Schweiz hätte mit einem Rückstand von 4,425 Punkten zwar noch theoretische Chancen auf ein Überholmanöver, dafür müsste ein kriselnder FC Basel, der sich in einer der einfachsten Gruppen der Europacup-Geschichte mit Pyunik Erewan, Zalgirius Vilnius und Slovan Bratislava mit Mühe auf Rang zwei rettete und nun auf Trabzonspor trifft, aber ordentlich über sich hinauswachsen. Die "Bebbi" müssten für ein erfolgreiches Überholmanöver nämlich das Finale der Europa Conference League mit ausschließlich Siegen erreichen. Das ist schlicht nicht realistisch.

Der 14. Tschechien (+4,55 Punkte/alle Teams ausgeschieden) kann Österreich nicht mehr gefährlich werden, der 15. Norwegen (+4,85/Bodö/Glimt in der Zwischenrunde der Europa Conference League gegen Lech Posen) und der 16. Ukraine (+5,1/Shakhtar Donetsk in der Zwischenrunde der Europa League gegen Stade Rennes, SK Dnipro-1 in der Zwischenrunde der Europa Conference League gegen AEK Larnaka) nur mehr theoretisch.

Bodö/Glimt müsste die Europa Conference League mit ausschließlich Siegen gewinnen, um Norwegen vor Österreich zu hieven. Shakhtar und Dnipro-1 müssten jeweils das Halbfinale der Europa League bzw. der Europa Conference League erreichen, um die nötigen Punkte gutzumachen. Dahinter kann Österreich keine Nation überholen.

Was passiert mit Russland?

Nachdem die UEFA seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor gut einem Jahr allen russischen Klubs das Mitspielen im Europacup untersagte, erwog man in Russland zwischenzeitlich einen Ausstieg aus der UEFA, um zur Asiatischen Fußball-Konförderation AFC zu wechseln.

Mittlerweile ist man in Russland aber draufgekommen, dass ein solcher Verbandswechsel dem ohnehin schon schwer angeknacksten Prestige der russischen Premier Liga nur weiteren Schaden zufügen würde, weshalb zuletzt wieder Gespräche mit der UEFA gesucht wurden.

Der europäische Konintentalverband soll einem Treffen mit den russischen Verantwortlichen zugestimmt haben, soll aber auch klar gemacht haben, dass Russland erst bei einem kompletten Ende der Kriegshandlungen in der Ukraine wieder am Europacup mitmachen dürfe.

Ein Antreten der russischen Klubs in der kommenden Saison wirkt deshalb nach momentanem Stand äußerst unwahrscheinlich. In der aktuellen Saison hat die UEFA Russland 4,333 Punkte (die schlechteste Punkteausbeute der vergangenen Jahre) in der 5-Jahreswertung geschenkt, um den Russen die Türe nicht komplett zuzuschlagen.

Damit konnte Russland, das mittlerweile auf Rang 18 durchgereicht wurde, unter anderem auf direkte Konkurrenten wie Schottland, Kroatien oder Griechenland, die allesamt hart um jeden Dezimalpunkt kämpfen mussten, Punkte gut machen. Auf Österreich gingen nach momentanem Stand kaum Zähler verloren.

Sollte die UEFA Russland bei einem erneuten Ausschluss erneut Punkte schenken, wäre dies schlicht ein schlechter Witz...



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