Einen Trainereffekt stellt man sich definitiv anders vor.
Die Admira hat mit der Installierung von Klaus Schmidt als „Feuerwehrmann“ in der höchsten Not eine Reaktion gezeigt, die Mannschaft beim 0:5 im Allianz Stadion gegen Rapid jedoch nicht (Spielbericht>>>).
Die Aufbruchstimmung, nachdem die Südstädter unter Reiner Geyer mit lediglich einem Punkt aus den ersten sechs Runden auf dem letzten Tabellenplatz rangierten, war nach dem Trainerwechsel schnell verflogen.
Doch der 51-jährige Steirer wirft die Flinte nicht vorschnell ins Korn, sondern weiß, worauf er sich bei der Admira eingelassen hat.
„Es wird ein weiter Weg, das habe ich von Anfang an gewusst“, nimmt Schmidt den Kampf an.
45-einhalb Minuten ging Schmidts Plan fast auf
Auch wenn er bei „Sky“ zugibt, sich sein Debüt zumindest in der Wunschvorstellung anders ausgemalt zu haben.
„Natürlich wünscht man sich dann, dass man gleich zu Beginn ein Rufzeichen, ein Signal setzt, aber das echte Leben schaut so aus. Im echten Leben kann man nicht erwarten, dass man in so einer Situation zu Rapid kommt und sie furios wegspielt. Aber ganz so bitter hätte es auch nicht werden müssen“, ärgert sich der neue Chefbetreuer.
Dabei war er gar nicht so unzufrieden, zumindest mit der ersten Halbzeit, wo man Rapid lange Zeit vor Probleme stellte, jedoch der grün-weiße Dosenöffner Philipp Schobesbergers Führungstreffer unmittelbar vor dem Pausenpfiff in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war.
„Wir haben versucht, uns in diesem Stadion so teuer wie möglich zu verkaufen. 45-einhalb Minuten ist uns das ganz gut gelungen, das Gegentor war aber eher ungünstig. Wenn man so in Kabine geht, wenn die Mannschaft eh schon extrem verunsichert ist und von Niederlagen geprügelt wurde, dann wird es natürlich schwierig. Das 2:0 zu Beginn der zweiten Halbzeit hat dann auch dazu beigetragen“, analysierte Schmidt bei der Pressekonferenz nach dem Spiel.
4-4-2? "Hat sich nicht als clever herausgestellt"
Schadensbegrenzung oder hohes Risiko? Das war danach die Frage, die sich das Trainerteam stellte. Ohne etwas zu wagen, gewinnt man nichts – dachte man sich.
Und wurde für diese Denkweise postwendend bestraft. „Wir haben auf 4-4-2 umgestellt, was sich nicht wirklich als clever herausgestellt hat“, ärgert sich Schmidt, dass nach zwei weiteren schnellen Toren eine Umstellung nicht mehr nötig war, es nur mehr darum ging, die Niederlage in Grenzen zu halten.
Dabei gratulierte er Rapid, das geschickt agiert hat. Gleichzeitig war die Vorstellung und die Reaktion auf Rückschläge wie ein Spiegelbild der aktuellen Situation bei der Admira.
"Gewisse Faktoren und Spieler sind noch nicht so weit"
Schmidt ist gerade dabei, eine Ist-Analyse zu erstellen, nach wenigen Tagen konnte noch nicht großartig auf die Probleme reagiert werden.
„Wenn eine Mannschaft in der Kiste ist und massive Probleme hat, dann sind solche Situationen und Tore kurz hintereinander natürlich Gift. Man hat momentan auch gesehen, dass die Mannschaft den Kopf hängen lässt, dass sie nicht mehr an sich glaubt. So kommt es dann zu so einem Ergebnis. Daran müssen wir arbeiten, mal ein Tor zu Beginn machen, um vorne wegspielen zu können. Dann wird das schon besser werden. Aber natürlich sind wir heute am Hintern gefallen - aber aufstehen, Krone abputzen und weitermachen“, so die Devise des ehemaligen Mattersburg-Trainers.
Große Befreiungsschläge waren gegen Rapid nicht möglich. Die Hütteldorfer dominierten das Spiel, ohne sich in der ersten Halbzeit jedoch viele Torchancen herauszuspielen.
Selbst hatte die Admira nicht genügend Zug zum Tor, um sich Chancen herauszuspielen. „Da sieht man dann natürlich, dass gewisse Faktoren oder gewisse Spieler noch nicht so weit sind, wo wir dann in die Spitze spielen, Laufwege passen noch nicht.“
"Mir fallen sehr viele Dinge ein, wo man ansetzen muss"
Schmidt weiter: „Man muss sie dann auf den Boden der Realität zurückholen, dann schauen wir, dass wir hinten stabil sind, den einen oder anderen weiten Ball oder Konter spielen. Dass man in jeden Zweikampf zu hundert Prozent geht, gut organisiert ist – das haben wir nicht ganz geschafft und dann ist die Rapid-Maschine ins Laufen gekommen.“
Über den Kampf ins Spiel zu kommen, war die Vorgabe in der ersten Halbzeit. Mit Härte kaufte man dem Gegner zumindest zeitweise die Schneid ab.
Trotzdem war die Zweikampf-Bilanz über 90 Minuten auffallend schwach, nur 41 Prozent konnten die Südstädter für sich entscheiden.
„Mir fallen sehr viele Dinge ein, wo man ansetzen muss. Wenn man hinten drin steht, ist es natürlich das Einfachste mit einem positiven Zweikampf-Ergebnis einen Schritt aus dem Sumpf heraus zu machen. 41 Prozent sind wahrscheinlich unzureichend“, gibt der Admira-Coach zu.
Entfacht Schmidt bei Admira die Magie?
Noch kurz zuvor hat er sich die Gegentore auf der Video-Wall angesehen und dabei festgestellt, dass die entscheidenden Zweikämpfe verloren wurden.
„Wenn man die verliert, wird es natürlich eisig. Das sind Dinge, die dazu gehören, aber man hat dann auch die Verunsicherung im Spielaufbau, im Ballbesitz und Spiel nach vorne gesehen, wo wir zu viele Bälle leichtfertig verloren haben. Das sind jetzt viele Punkte, aber wäre der Zweikampf-Wert höher gewesen, wäre es vielleicht nicht 0:5 sondern nur 0:2 ausgegangen. Da ist es einfach anzusetzen.“
Fakt ist, dass Schmidt viel Arbeit bevorsteht. Doch der ambitionierte Chefbetreuer hat schon bei anderen Klubs bewiesen, dass er „magische“ Arbeit leisten kann.
Passend zu Schmidts Kult-Zitat „The magic is over“ - diese Magie muss bei der Admira aber erst entfacht werden.