Endstand
2:0
1:0, 1:0
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Blau-Weiß weiß, was zu tun ist

Trainer Scheiblehner strahlt nach Derby-Pleite Ruhe aus. Warum sich der nächste Gegner Rapid nun etwas überlegen muss.

Blau-Weiß weiß, was zu tun ist Foto: © GEPA

Nach rund einer Stunde hatte der FC Blau-Weiß Linz zwei gute Chancen binnen weniger Minuten. Erst vergab Ronivaldo per Kopf, dann verzog Conor Noß nur knapp.

"Wenn wir treffen, steht es Unentschieden. Das hätte bei mehr Konsequenz passieren können. Wenn wir vorne die Chancen haben, müssen wir auch treffen", moniert Ronivaldo.

Nach 134 Toren in der zweiten Leistungsstufe weiß der Brasilianer, dass diesbezüglich die Luft nun dünner wird: "Die Bundesliga ist komplett anders als die 2. Liga. Dort bekommst du zwei, drei Chancen - in der Bundesliga darfst du maximal eine vergeben. Wenn du eine Chance hast, solltest du treffen."

Selbiges gelang dem Aufsteiger im Linzer Derby nicht, weshalb der LASK einen 2:0-Favoritensieg einfahren konnte.

Darum die Systemumstellung

"Wenn wir bei 0:2 getroffen hätten, wäre ein Unentschieden wahrscheinlich nicht verdient, aber auch nicht unmöglich gewesen. Darauf haben wir bis zum Ende gehofft. Leider ist es nicht mehr passiert", betont Trainer Gerald Scheiblehner, der den Lokalrivalen als verdienten Sieger bezeichnet.

Einen Sieger, den er mit seiner Startelf durchaus ein wenig überraschen konnte. Statt der üblichen Variante mit Dreierkette packte er ein 4-1-3-2 aus.

"Als krasser Außenseiter müssen wir einfach alles herausholen, um den Gegner zu überraschen und herauszufordern. Ich denke, in der ersten Halbzeit haben wir das sehr gut geschafft, da hatten sie Probleme mit unserer veränderten Grundordnung", analysiert der 46-Jährige, der seine Maßnahme wiefolgt begründet:

"Der LASK agiert in der Offensive mit drei Stürmern, die das Spielfeld so breit wie möglich machen. Das ist mit drei Innenverteidigern schwer zu kontrollieren. Deswegen haben wir uns für eine Viererkette entschieden und versucht, Robert Zulj durch einen klaren Sechser zu kontrollieren."

Zu wenig Ruhe im Ballbesitz

Auch wenn Scheiblehner am Ende von einem "Qualitätsunterschied in vielen Spielphasen" sprechen muss, zeigt er sich nicht unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft.

Diese habe die Aufgaben gegen den Ball sehr gut gelöst und immer wieder Ballgewinne in interessanten Zonen gehabt. "Aber uns hat die Ruhe im Ballbesitz gefehlt", beklagt Tobias Koch.

Die Fans setzten auf die Außenseiter-Rolle
Foto: © GEPA

Neben zu vielen hergeschenkten Bällen hat Scheiblehner zudem in einigen Duellen einen Geschwindigkeitsunterschied gesehen, zudem habe der LASK Fehler von Blau-Weiß mit hoher Qualität ausgenutzt.

"Es ist ein Lernprozess", sagt Torhüter Nicolas Schmid, "aber wir müssen jetzt endlich in der Liga ankommen."

"...wer das nicht so gesagt hat, hat gelogen"

Dies ist angesichts des Spielplans keine leichte Aufgabe, denn auf das Duell mit dem LASK folgen nun jene mit Rapid und Sturm.

"Wir gehen gegen sehr wenige Mannschaften als Favorit oder auf Augenhöhe ins Spiel. Wir müssen gegen jede Mannschaft 110 Prozent spielen, dann haben wir eine Chance", sagt Koch und erinnert:

"Der LASK ist als klarer Favorit in die Partie gegangen - wer das im Vorfeld nicht so gesagt hat, hat gelogen. Der LASK ist eine Top-5-Mannschaft in Österreich. Phasenweise haben wir sehr gut dagegengehalten. Schade, dass wir nichts mitgenommen haben."

Nach drei Runden steht ein Punkt auf der Haben-Seite. Scheiblehner strahlt trotz der bisherigen Ergebnisse und des schwierigen Programms Ruhe aus.

Ein funktionierendes Team, das weiß, was zu tun ist

So fordert er etwa keine weitere Verstärkung am Transfermarkt. "Ich wünsche mir erst im Dezember wieder etwas. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben", erklärt der Coach.

"Rapid wird sich jetzt nicht nur auf ein 3-4-3 vorbereiten müssen, sondern auch auf ein 4-3-3 und auf eine Raute. Das heißt, die Analysten haben jetzt nicht nach einer halben Stunde Pause, sondern müssen sich ein bisschen etwas überlegen über Blau-Weiß."

Gerald Scheiblehner

Man habe gewusst, was den Verein in der Bundesliga erwartet. Von Spiel zu Spiel sei bislang ein Schritt gelungen. Natürlich müsse man dann auch mal gewinnen:

"Aber sicher nicht gegen den LASK auswärts. Das sind nicht die Kaliber, die wir schlagen müssen. Da gibt es andere Gegner in der Liga. Wir sind geduldig, haben ein gut funktionierendes Team, das genau weiß, was zu tun ist. Darauf verlassen wir uns auch in dieser Saison. Ich bin überzeugt, dass wir das wieder in den Griff bekommen."

Die Top-Teams wie Rapid und Sturm wolle man nun natürlich ärgern und im Idealfall in dieser Phase so gut werden, um dann gegen Kontrahenten, gegen die man gewinnen müsse, auch tatsächlich Siege einfahren zu können.

Rapid muss sich etwas überlegen

Am kommenden Sonntag gastiert Rapid bei Blau-Weiß. Im Hinblick auf dieses Match sieht Scheiblehner einen schönen Nebeneffekt der Systemumstellung gegen den LASK:

"Rapid wird sich jetzt nicht nur auf ein 3-4-3 vorbereiten müssen, sondern auch auf ein 4-3-3 und auf eine Raute. Das heißt, die Analysten haben jetzt nicht nach einer halben Stunde Pause, sondern müssen sich ein bisschen etwas überlegen über Blau-Weiß - das ist auch ein nächster Schritt."

Auch in diesem Aufeinandertreffen kann man von einem guten Ambiente ausgehen. "Beide Fanlager haben für eine tolle Stimmung gesorgt, Linz hat sich so ein Derby verdient. Ich hoffe, dass es das noch öfter gibt", meint Scheiblehner.

Nachsatz: "Aber das wird eher an uns liegen als am LASK."


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