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Emanuel Emegha - ein suchender Spieler

Persönliche Flaute endet mit Doppelpack. Sturm-Trainer Ilzer gibt Einblick in die Arbeit mit Emegha, wie man ihn von impotenten Zielen abbringt.

Emanuel Emegha - ein suchender Spieler Foto: © GEPA

Nein, eigenen Nachwuchs gibt es keinen zu verkünden, obwohl Emanuel Emegha den Ball beim Torjubel unter dem Trikot versteckt hat.

"Ich bekomme kein Baby, habe auch keine Freundin. Die Frau meines Beraters hat vor zwei Tagen ein Baby gekommen, dieser Jubel war ihnen gewidmet", grinst der Sturm-Angreifer.

Der 20-Jährige krönte sich mit einem Doppelpack zum schwarz-weißen Matchwinner beim 3:1-Sieg gegen die Austria. Damit sorgte er auch für Erlösung in eigener Sache, schließlich waren es seine ersten Treffer im Frühjahr.

"Ich bin wirklich überwältigt und glücklich. Das Wichtigste ist der Sieg, aber ich bin umso glücklicher, dass ich zwei Tore erzielt habe. Ich habe zuletzt viele Chancen vergeben. Ich komme in jedem Spiel zu meinen Chancen, alleine in Lustenau hatte ich vier, habe aber nicht getroffen", so Emegha.

Wenn ein Torjäger unter Flaute leidet, leidet er bekanntlich so richtig. Da ist Emegha keine Ausnahme.

Schießen, schießen und schießen

Entsprechend freut sich auch das Umfeld, wenn das Leiden ein Ende hat. "Wir wissen, welche Qualität 'Ema' hat. Es wurde auch Zeit. Ich wusste, dass er ein Tor machen wird, dann macht er sogar zwei. Ich freue mich extrem für ihn", meint Manprit Sarkaria, der für den dritten Treffer der Grazer an diesem Abend verantwortlich zeichnet.

Letztlich sei es laut Emegha darum gegangen, dran zu bleiben. Wenn er nicht trifft, sei er der zornigste Mensch auf der Welt. Seine Coaches hätten ihn jedoch so gesteuert, dass er positiv bleibt:

"Auch als ich nicht getroffen habe, hat das Trainer-Team weiter an mich geglaubt. Sie haben mich im Training zur Seite genommen und schießen, schießen und schießen lassen. Jetzt habe ich zwei Tore gemacht."

Gerade Christian Ilzer würde ihn stets bestärken: "Er ist nie negativ. Wenn ich eine Chance vergebe, sagt er mir immer, ich soll einfach weitermachen und nicht meinen Kopf in den Sand stecken."

Impotente Ziele

Der Chefcoach reicht das Lob umgehend weiter: "Mein Co-Trainer Dominik Deutschl arbeitet wirklich intensivst mit 'Ema' - in allen Bereichen. Das tut 'Ema' extrem gut, 'Domi' macht das hervorragend. Es freut mich sehr, dass 'Ema' seine Chancen auch nutzen konnte."

"Das sind impotente Ziele, wenn du dich nur darauf fokussierst: 'Ich muss ein Tor machen! Wie juble ich, wenn ich ein Tor schieße?' Wir haben versucht, ihn davon wegzubringen."

Christian Ilzer

Es waren die Bundesliga-Saison-Tore fünf und sechs für den Niederländer, dazu kommt ein Treffer in der Europa League. Ilzer ist jedoch kein Fan davon, wenn sich Stürmer nur auf ihre Treffer-Ausbeute konzentrieren - ganz abgesehen von den anderen Aufgaben, die sie im Sturm-Spiel haben.

"Das sind impotente Ziele, wenn du dich nur darauf fokussierst: 'Ich muss ein Tor machen! Wie juble ich, wenn ich ein Tor schieße?' Wir haben versucht, ihn davon wegzubringen, und haben ihm genau gesagt, worauf er sich fokussieren soll", so der 45-Jährige.

Zudem müsse man erst einmal zu Chancen in Hülle und Fülle kommen, so wie Emegha in den letzten Wochen.

Internationales Top-Niveau

Außerdem: "Wie er gegen den Ball arbeitet, wie er permanent die gegnerischen Spieler ansprintet, ist einfach von so großem Wert für unser Team. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass er sich jetzt auch mit Toren belohnt hat."

Das mit der Arbeit fürs Team ist übrigens nicht die branchenübliche Floskel, sondern wird schnell zur Realität, wenn man mit dem Austrianer Reinhold Ranftl einen Gegenspieler von der Wucht des Stürmers schwärmen hört.

"Man muss nur sehen, was Emanuel Emegha für Wege macht. Wenn man seine Werte kennt, ist das Top-Top-Niveau. Das weiß die Öffentlichkeit wahrscheinlich gar nicht, das wissen wir genauer. Das ist internationales Top-Niveau", zeigt sich der Steirer beeindruckt.

Nicht umsonst weisen intensive Beobachter der Szene schon länger darauf hin, welchen Rohdiamanten Sturm da in seinen Reihen hat - so nach dem Motto: Wenn der mal zu treffen beginnt...

Ein suchender Spieler

"Er ist noch ein sehr junger Spieler, ein suchender Spieler, der großes Potenzial in sich trägt. Da lässt man sich hin und wieder noch leichter von Themen verunsichern, bleibt nicht so klar am Weg, wenn Fehler oder Dinge passieren, die man sich anders vorgestellt hat."

Christian Ilzer

Über Emeghas Potenzial muss man nicht viel diskutieren. Dass er eine Spur mehr Betreuung oder zumindest mehr Zuspruch als andere Spieler braucht, verhehlt Ilzer nicht:

"Er ist ein sehr sensibler Typ, braucht eine Bezugsperson. Er ist noch ein sehr junger Spieler, ein suchender Spieler, der großes Potenzial in sich trägt. Da lässt man sich hin und wieder noch leichter von Themen verunsichern, bleibt nicht so klar am Weg, wenn Fehler oder Dinge passieren, die man sich anders vorgestellt hat."

Umso wichtiger sei es, ihn einfach zu unterstützen, sich auch auf seine Mentalität einzustellen: "Er ist sehr ehrgeizig und saugt alles auf wie ein Schwamm."

Die maximale Kraft in sich entdecken

Es wird spannend zu beobachten, ob Emegha nun auch im Abschluss der Knopf aufgegangen ist und unmittelbar weitere Tore folgen, oder ob weiterhin die Konstanz ein Thema bleibt.

Mit den beiden Treffern sollte er jedoch Selbstvertrauen getankt haben. "Selbstvertrauen tut jedem Sportler gut", sagt Ilzer und meint ganz allgemein:

"Ich weiß, meine Spieler haben alle diese Kraft irgendwo in sich drinnen. Ich sage ihnen immer: 'Ihr müsst euch vorstellen, wie gut ihr sein könnt, wenn ihr diese maximale Kraft in euch entdeckt.' Daran gilt es zu arbeiten. Diese Mentalität und Stärke im Kopf ist genauso ein Prozess wie der inhaltliche und fußballerische Bereich. Mit unerschütterlichem Selbstvertrauen wirst du noch einmal zu einem ganz anderen Element im Spiel. Deshalb tun diese Erfolgserlebnisse jedem einzelnen gut."

Sarkarias Licht nach dem Schatten

Es zeugt übrigens auch von Selbstvertrauen, wenn man zuvor riesige Chancen vergibt und sich dann trotzdem wie Sarkaria den Ball schnappt, um einen Elfmeter souverän zu verwandeln.

"Jeder im Team weiß, dass ich der erste Schütze bin. Ich habe gewusst, den werde ich reinhauen", sagt Emeghas Partner im Angriff, der in der ersten Halbzeit in einer Szene das leere Tor verfehlt hat.

"Vielleicht war ich mir da zu sicher, aber ich habe ihn einfach schlecht getroffen. Da hätte es mehr Überzeugung gebraucht", so Sarkaria.

Endlich wieder Stürmer-Tore

"Diesmal waren die Stürmer-Tore da, das ist immer ein gutes Zeichen, weil in unserer Idee drinnen ist, dass wir sehr schnell auf unsere Stürmer spielen und viele Aktionen von ihnen haben wollen", so Ilzer, wobei bei Sturm Graz bekanntlich Tore aus allen Mannschaftsteilen erwünscht sind.

Genauso wie "unglaublich viel Arbeit der Stürmer", wie es Ilzer beschreibt: "Wir kriegen nicht nur so wenig Gegentore, weil wir in der letzten Linie so gut stehen. Das beginnt bei den Stürmern. Die haben einen Riesen-Anteil, dass wir so ein stabiles Konstrukt haben und es schwer ist, uns ein Gegentor zu machen."

Und dies beginnt auch bei der Arbeit von Emegha - jene, die er abseits seiner Tore verrichtet.

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