Endstand
3:1
1:1, 2:0
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Austria: "Sturm hätte sieben oder acht Tore machen können"

Ernüchterung bei der Austria. Man wusste, wie wuchtig Sturm Graz agiert. Warum hatte man kein Gegenmittel?

Austria: Foto: © GEPA

Es gibt Spiele, nach denen man lamentieren kann, dass bei etwas günstigerem Spielverlauf oder ein bisserl mehr Spielglück möglicherweise etwas drinnen gewesen wäre.

Diese Mühe musste sich bei Austria Wien nach der 1:3-Niederlage beim SK Sturm Graz (Spielbericht >>>) niemand machen.

Denn der Spielverlauf für die "Veilchen" war mit dem plötzlichen Ausgleich aus dem Nichts eigentlich kein so schlechter, außerdem verjuxte Sturm zahlreiche Chancen. Trotzdem ließ sich der Qualitätsunterschied zwischen den Steirern und Wienern an diesem Tag nicht leugnen.

Dies tat auch niemand, ganz im Gegenteil. Speziell auf violetter Spielerseite dominierte die Selbstkritik, besonders Ex-Sturm-Kicker Reinhold Ranftl redet an alter Wirkungsstätte nicht lange um den heißen Brei herum.

"Sturm hätte sieben oder acht Tore machen können", moniert der 31-Jährige und gibt zu: "Sturm hat alles besser gemacht als wir und ist der verdiente Sieger."

Zu sicher ins Spiel gegangen?

Was konkret Sturm besser gemacht habe? "Das typische Sturm-Spiel. Läuferisch waren sie auf jeden Fall besser als wir, sie waren zweikampfstärker, sie haben die Bälle vorne super gesichert, sie waren bei den zweiten Bällen besser als wir", analysiert Ranftl, stoppt kurz und muss zusammenfassend eingestehen:

"Sie wollten es einfach mehr als wir - keine Ahnung warum, denn bei uns geht es um alles."

Eigentlich hat sich die Austria in den vergangenen Wochen formstark präsentiert. Ein großes Geheimnis ist es außerdem auch nicht, wie Sturm spielt. Warum man daher kein Gegenmittel gefunden habe?

"Vielleicht sind wir uns vor dem Spiel zu sicher vorgekommen, dass wir eh wissen, wie Sturm spielt. Aber Sturm hat eine Wucht, vor allem vorne", gratuliert der Rechtsverteidiger.

Emegha? "Internationales Top-Niveau"

"Man muss nur sehen, was Emanuel Emegha für Wege macht. Wenn man seine Werte kennt, ist das Top-Top-Niveau. Das weiß die Öffentlichkeit wahrscheinlich gar nicht, das wissen wir genauer. Das ist internationales Top-Niveau."

Reinhold Ranftl

Die Vorzüge der Grazer betreffend geht Ranftl ins Detail: "Man muss nur sehen, was Emanuel Emegha für Wege macht. Wenn man seine Werte kennt, ist das Top-Top-Niveau. Das weiß die Öffentlichkeit wahrscheinlich gar nicht, das wissen wir genauer. Das ist internationales Top-Niveau. Aber nicht nur der Bursche, sondern generell alle Jungs von Sturm. Ich glaube, sie sind die intensivste Mannschaft in Österreich, was die Sprint-Werte in Zone fünf und Zone sechs betrifft."

Was das betrifft, habe die Austria noch einen Weg vor sich: "Wir sind noch nicht so weit, läuferisch das zu verrichten, was Sturm macht. Aber da werden wir uns Schritt für Schritt rantasten."

Bei Violett habe man dafür andere Stärken, normalerweise sei man etwa sehr ballsicher. "Aber heute hat man das nicht so gesehen, weil Sturm das vor allem in der ersten Pressinglinie unglaublich gut gemacht hat. Wir hatten keine Lösungen. Dann haben wir uns schwer getan, sind am Ball unsicher geworden und haben uns gegenseitig mit Fehlern angesteckt. Das hat Sturm eiskalt ausgenutzt", moniert Ranftl.

Immer wieder ist aus dem Austria-Lager nach diesem Spiel auch zu hören, dass der notwendige Mut gefehlt habe, um gegen Sturm zu bestehen.

Wimmer wahrt die Balance

Diese Selbstkritik der Hauptdarsteller am Platz ist berechtigt. Trainer Michael Wimmer ist indes spürbar bemüht, die Balance zu bewahren und nicht alles kritisch einzuordnen.

"Wir müssen nicht zu viel negativ sehen. Wir haben gegen eine Top-Mannschaft verloren. Davor haben wir allerdings zwei Spiele in Folge gewonnen und in vier Spielen neun Tore geschossen. Auch gegen Sturm war Positives drinnen, das müssen wir mitnehmen", erinnert der Deutsche daran, dass die Austria ja eigentlich gut drauf sei.

Das ändert nichts daran, dass Sturm auch aus Sicht des 42-Jährigen verdient gewonnen habe: "Wenn man ehrlich ist, muss es vor dem 1:0 ja schon 2:0 für Sturm stehen. Chris Früchtl hat uns im Spiel gehalten."

Ein Gegner wie Sturm würde letztlich Kleinigkeiten wie die Fehlerkette vor dem zweiten Gegentor eiskalt bestrafen. Aus diesen Fehlern müsse man lernen. Das Spiel habe gezeigt, dass man noch viel Arbeit vor sich habe.

Die Fans sollen die Mannschaft tragen

Warum Wimmer keine allzu negative Stimmung aufkommen lassen möchte, ist nicht schwer zu erraten. Am kommenden Wochenende steigt in der letzten Runde des Grunddurchgangs das Wiener Derby gegen Rapid. Mit einem Sieg kann sich die Austria aus eigener Kraft für die Meistergruppe qualifizieren.

Gleichzeitig könnte Sturm mit einem Sieg bei der WSG Tirol Schützenhilfe leisten.

"Ins andere Stadion schauen wir sowieso nicht. Wir haben uns eine Ausgangssituation geschaffen, dass wir es aus eigener Kraft schaffen können. Das ist das Wichtigste", gibt der FAK-Trainer die Devise vor.

Zudem setzt er auf die Kraft eines Heim-Derbys: "Natürlich kriegt man mit, dass es knistert und das Derby für die Fans das wichtigste Spiel ist. Ich freue mich auf die Kulisse und weiß, dass unsere Fans eine Riesen-Stimmung machen und uns tragen werden."

Ranftl von Derby-Sieg überzeugt

Auch Ranftl, der gegen Rapid gelbgesperrt fehlen wird, will erst gar keine Zweifel aufkommen lassen. "Wir müssen das gewinnen", fordert der Steirer, "dafür müssen wir ganz anders ins Spiel gehen als gegen Sturm. Wir spielen vor unseren Fans, haben etwas gut zu machen und werden dieses Spiel gewinnen. Davon bin ich überzeugt."

Auch das heißt übersetzt, dass man nicht auf Plan B, sprich Sturms Hilfe gegen die WSG Tirol, zurückgreifen möchte:

"Ich hoffe natürlich, dass Sturm wieder so eine Leistung bringt, dann werden sie das Spiel wahrscheinlich auch gewinnen. Aber auf andere angewiesen zu sein, ist nicht schön, also müssen wir selbst unsere Leistung bringen."

Außerdem sei das weiterführende Ziel ja ein viel Größeres: "Es geht ja auch darum, den Anschluss nach vorne zu halten. Es bringt uns ja nichts, wenn wir Sechster werden. Bestenfalls will ich unter die ersten Drei kommen."

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