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Sturm Graz: Der Zweck heiligt Mählichs Mittel

Sturm macht hinten dicht. Zu unattraktiv? Unterschiedliche Blickwinkel:

"Hinten muss dicht sein!"

Sandi Lovric bringt die Herangehensweise des SK Sturm Graz in der Frühphase der Amtszeit von Trainer Roman Mählich auf den Punkt.

Die unterschiedliche Ausrichtung im Vergleich zu Vorgänger Heiko Vogel ist sowohl auf dem Feld als auch am Punkte-Konto erkennbar. Die Nullnummer beim SK Rapid Wien war alles, nur kein Augenschmaus.

Die Devise, dass der Zweck die Mittel heiligt, bleibt jedoch aufrecht: Auch im dritten Spiel unter Mählich kassierten die Steirer kein Gegentor.

Zurück zu den Basics

"Manchmal ist es gut, zur Basis zurückzukehren und aus einer guten Ordnung heraus defensiv zu spielen", findet Stefan Hierländer, "jeder muss dann in den Räumen, in denen er verteidigt, die Zweikämpfe führen. Aber dann ist es natürlich die Kunst, die Umschaltsituationen zu nutzen. Das ist jedoch ein Prozess."

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Das 0:0 in Hütteldorf zeigte, dass bei diesem Prozess noch einiges an Arbeit zu tun ist. Darüber, ob der Matchplan, sein Glück hauptsächlich im Konter zu suchen, der richtige war, oder ob man gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um einen Platz in den Top 6 etwas mehr Risiko hätte nehmen können, um ihn vielleicht vorzeitig zu distanzieren, lässt sich trefflich streiten.

Unterschiedliche Blickwinkel

So wie man im schwarz-weißen Lager generell über die ersten Eindrücke der Spielweise unter Mählich diskutieren kann. Die jeweiligen Argumente könnte man wiefolgt skizzieren:

DAS SAGT DER BEFÜRWORTER: Völlig logisch, dass Mählich zuerst einmal die Defensive stabilisiert. Bekommt man kein Gegentor, verliert man zumindest einmal nicht. In 13 Liga-Spielen unter Vogel in dieser Saison hat man zwölf Mal nicht zu Null gespielt, entsprechend mager war die Punkte-Ausbeute. Denn was nützt das schöne, aber bisweilen riskante Spiel nach vorne, wenn man sich zwar viele Chancen herausspielt, diese aber nicht verwertet? Auch aus Kontern kann man treffen - und überhaupt: In der Bundesliga versuchen ohnehin die meisten Teams, zuerst einmal kompakt zu stehen. Und als Killer-Argument: Der Erfolg gibt Mählich recht! Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen, kein Gegentor - Vogel hat aus seinen letzten sieben Liga-Spielen nur sechs Punkte geholt.

DAS SAGT DER SKEPTIKER: In der aktuellen Situation auf Sicherheit und vor allem Punkte zu gehen, ist vermutlich die richtige Herangehensweise. Aber wird Mählich, sobald er die Mannschaft endgültig stabilisiert hat, auch attraktiveren Fußball einstreuen? Oder ist diese Art des Fußballs ein Vorgeschmack darauf, was er in seiner Amtszeit spielen lassen möchte? Droht dann Langeweile? Und wie weit nach vorne käme man mit dieser Art des Fußballs perspektivisch? Dass Sturm auch mit diesem Kader dominanteren Fußball zeigen kann, war selbst während der Ergebnis-Krise unter Vogel sichtbar. Warum also nicht gleich ein wenig mehr Balance?

Wohin Mählich Sturm entwickeln möchte, wird sich zeigen. Er selbst blieb bisher diesbezüglich eher vage und konzentriert sich - der aktuellen Situation geschuldet auch verständlich - auf die aktuellen Aufgaben und weniger auf spielphilosophische Fragen der Zukunft.

Mählich trifft Nerv seiner Spieler

Ein Vorteil für den 47-Jährigen könnte sein, dass das Grazer Publikum in den vergangenen Jahren nicht unbedingt von Hauruck-Fußball verwöhnt wurde, dies also nicht zwingend in der Vereins-DNA verankert ist. Schon der nunmehrige Teamchef Franco Foda setzte als Sturm-Coach nicht auf Show, sondern eher auf ergebnisträchtige Arbeit aus einer grundsoliden Defensive heraus. Vogel wiederum versuchte von seinem allerersten Arbeitstag an dieses Denken zu durchbrechen und verlangte "mehr Eier".

Seine Handschrift brachte dem Deutschen durchaus Achtungserfolge, allen voran den Cup-Sieg, in dieser Saison jedoch zumeist nur noch Lob, für das man sich letztlich nichts kaufen konnte. Die Mannschaft war indes zunehmend verunsichert, die Zahl der vermeidbaren Gegentreffer wuchs.

"Ich finde, es steckt schon sehr viel Roman Mählich in Sturm. Der Trainer hat uns schnell erreicht. Das hat man in den letzten drei Partien auch gesehen."

Sandi Lovric

Mählich traf mit seiner konservativeren Spielanlage so gesehen bisher durchaus den Nerv seiner Neo-Schützlinge, die sich nach dem Schlusspfiff logischweise lieber über Punkte-Zuwachs freuen, als zum wiederholten Male zu erklären, warum man als klar bessere Mannschaft keinen Sieg einfahren konnte.

"Ich finde, es steckt schon sehr viel Roman Mählich in Sturm. Der Trainer hat uns schnell erreicht. Das hat man in den letzten drei Partien auch gesehen", findet Lovric, "gegen Rapid wollten wir kompakt stehen, in der Mitte dicht machen und dann versuchen, schnell umzuschalten. Wenn wir wenig zulassen, ist es für jeden Gegner schwer, egal wer das ist. Nach vorne hin ist der Weg nach Ballgewinn natürlich weiter. Aber wir kommen gegen jede Mannschaft zu unseren Chancen, gegen Rapid haben wir leider kein Tor gemacht."

Thomas Schrammel meint: "Ob es nur am Trainer liegt, weiß ich nicht, aber wir lassen sehr wenige Chancen zu. Der WAC hatte letzte Woche keinen einzigen Eckball, Rapid hatte ebenfalls keine. Die Gegner tun sich sehr schwer, uns zu bespielen. Rapid hatte keine herausgespielte Chance, sondern nur einen Freistoß, den wir schlecht geklärt haben. Sonst war da nicht viel. Wir sind jetzt ein bisschen mehr auf Konter ausgerichtet und das liegt uns anscheinend auch gut."

Vorteil für Siebenhandl

In der Tat ließ Sturm gegen Rapid kaum etwas anbrennen - allerdings auch gegen die laut Statistik derzeit schwächste Offensive der Liga. Grün-Weiß durfte bislang in dieser Bundesliga-Saison erst 16 Tore bejubeln - so wenige wie kein anderer Verein.

Seine Freude am kompakteren Auftreten hat natürlich Torhüter Jörg Siebenhandl. Rechnet man das 0:0 gegen den SKN St. Pölten unter Interimscoach Günther Neukirchner ein, spielte er in Hütteldorf bereits zum vierten Mal in Folge zu Null - unter Vogel war ihm dies in dieser Spielzeit nur beim 0:0 gegen den LASK gelungen.

"Sie stehen zwar knapper vor mir, aber dadurch ist die Lücke, die ich abdecken muss, geringer, ich muss nicht so viel rauslaufen. Die machen es auch beinhart, deswegen bleibt für mich am Ende des Tages relativ wenig Arbeit übrig."

Jörg Siebenhandl

"Wir machen einfach relativ einfache Sachen", fasst er die Änderungen unter Mählich zusammen, "die Mannschaft macht einfach eine gute Arbeit. Wir stehen zwar relativ tief, aber spielen dann auch gut nach vorne und kreieren Chancen. Das ist schwer in Ordnung."

Die gute Arbeit seiner Vorderleute erleichtert auch seinen Job: "Für mich ist es angenehm, weil ich mich zu 100 Prozent auf meine Mitspieler verlassen kann. Sie stehen zwar knapper vor mir, aber dadurch ist die Lücke, die ich abdecken muss, geringer, ich muss nicht so viel rauslaufen. Die machen es auch beinhart, deswegen bleibt für mich am Ende des Tages relativ wenig Arbeit übrig, und das ist für mich auch nicht so schlecht."

Spieler fühlen sich wohler

Laut Siebenhandl macht es durchaus Sinn, dass Mählich als erste Amtshandlung die Defensive stabilisierte: "Ich habe das Gefühl, dass sich die Spieler damit einfach wohl fühlen. Es ist ja auch gut, wenn man die Basics hernimmt, mit denen sich die Spieler wohler fühlen. Umso besser funktioniert es dann oft."

Was definitiv funktioniert, ist, dass man derzeit keine unnötigen Gegentore bekommt, die auf Konzentrationsfehler oder Verunsicherung zurückzuführen sind. Laut Meinung des Goalies seien es teilweise auch nur kleine Fehler gewesen:

"Manchmal hat das Stellungsspiel nicht gepasst oder man hat Gegenspielern nicht gleich das Tempo genommen, sodass sie den Angriff nicht starten können. Jetzt stehen wir gut am Mann und auch, wenn wir einen Angriff nach vorne spielen, mit einer guten Restverteidigung."

"Wenn du mehr Risiko gehst, dann hinten eine Lücke hast und ein Tor kriegst, ist mehr verloren als gewonnen, weil Rapid dann näher gerückt wäre. So haben wir sie auf Distanz gehalten."

Jörg Siebenhandl

Und dass das Selbstvertrauen durch die besseren Ergebnisse gestiegen ist, lässt sich auch nicht leugnen. "Das sieht man im Fußball oft", verdeutlicht Siebenhandl, "es rennt schlecht, dann wird irgendetwas verändert und plötzlich läuft es wieder besser. Unsere Jungs sind großartig, sie sind super Fußballer. Wenn du so eine Negativspirale wie wir im Herbst gehabt hast, ist es schön, wenn du da wieder rauskommst."

Dass gegen Rapid nicht mehr Risiko genommen wurde, verteidigt der Tormann: "Denn das kann in beide Richtungen gehen. Wenn du mehr Risiko gehst, dann hinten eine Lücke hast und ein Tor kriegst, ist mehr verloren als gewonnen, weil Rapid dann näher gerückt wäre. So haben wir sie auf Distanz gehalten."

Das Offensivspiel soll nicht vergessen werden

Dass man mit spielstarken Akteuren wie Peter Zulj, Otar Kiteishvili, Lovric oder Hierländer nach vorne hin zielgerichteter spielen kann, stellt jedoch auch niemand in Abrede.

Womit wir wieder beim vom Hierländer angesprochenen Prozess das Offensivspiel betreffend wären. "Wir müssen schon analysieren, was wir da falsch gemacht haben", betont der Kapitän, "oft sind es nur zwei, drei Meter, wo wir in die falschen Räume laufen - eigentlich Kleinigkeiten. Denn umso weiter nach vorne man in die gegnerische Hälfte kommt, umso präziser muss man sein. Da zählen die berühmten Zentimeter."

Umso mehr, wenn die Zahl der Vorstöße verringert ist. "Dadurch, dass wir ein bisschen tiefer stehen, haben wir dann eben das Personal nicht so vorne. Gegen Rapid wären die Möglichkeiten trotzdem da gewesen, aber wir müssen schauen, dass wir viel mehr Personal in die Box kriegen. Dann funktioniert das auch besser mit den Umschaltsituationen."

Mit mehr Mut wäre der Sieg vielleicht drinnen gewesen. Der Konjunktiv bringt Sturm jedoch auch nicht weiter. Entsprechend nüchtern ist das Fazit von Mählich, das gut zu seiner bisher auf den Endzweck ausgerichteten Arbeit passt:

"Ob es im Endeffekt ein gewonnener Punkt war oder zwei verlorene Punkte, wissen wir frühestens am Ende des Grunddurchgangs. Aber ich würde sagen, im Moment haben wir uns mit diesem Unentschieden in eine ganz gute Position gebracht."

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