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Koita: "Habe nie daran gezweifelt, dass ich zurückkomme"

Der vielleicht talentierteste Kicker im Salzburger Kader spielte zuletzt zwei Jahre fast keinen Fußball. Ist er nun endlich am Weg zu alter Stärke?

Koita: Foto: © GEPA

Wenn den Verantwortlichen des FC Red Bull Salzburg im Herbst 2020 jemand gesagt hätte, dass Sekou Koita auch 2023 noch bei ihrem Klub unter Vertrag stehen würde, hätten sie wohl mit Stirnrunzeln reagiert.

Der Malier gilt bereits seit seiner Ankunft in der Mozartstadt im Winter 2018 als Mega-Talent mit unglaublichem Potenzial und legte in der Saison 2020/21 eine extrem torreiche Hinserie hin. Zum Jahreswechsel 2020/21 konnte man davon ausgehen, dass Koita die Saison noch in Salzburg fertig spielen und anschließend um eine hohe Ablösesumme in eine Top-Liga wechseln würde - doch es kam alles anders.

Ein Schicksalsschlag folgte dem nächsten

Ziemlich genau vor zwei Jahren, am 18. Februar 2021, wurde Koita gemeinsam mit Landsmann Mo Camara nach einer positiven Dopingprobe, die sie nach der Einnahme eines vom malischen Teamarzt verabreichten Medikaments gegen Höhenkrankheit abgaben, für drei Monate von der UEFA gesperrt.

Nach seiner Sperre, zur Saison 2021/22, wollte Koita wieder voll angreifen, ehe ihn der nächste, noch schwerere Schicksalsschlag ereilte: Während seines allerersten Vorbereitungsspiels unter dem damaligen Neo-Salzburg-Coach Matthias Jaissle riss sich der Linksfuß das Kreuzband. Die Schockdiagnose: Mindestens sechs Monate Pause.

Aus der urspünglich halbjährigen Verletzungspause wurden schlussendlich über zehn Monate, während derer der Offensivallrounder kein Spiel absolvierte. Zum Start der aktuellen Saison hielt sein Knie endlich, doch plötzlich traten andere Probleme auf: Koita wirkte nicht so spritzig, nicht so flink und schlicht nicht so austrainiert, wie man es von ihm gewohnt war.

Wird 2023 Koitas Jahr?

Jaissle baute deshalb im vergangenen Herbst kaum auf den 19-fachen malischen Teamspieler, und erste Zweifel kamen auf, ob Koita je wieder zu alter Stärke zurückfinden würde.

Diese sind mittlerweile wieder deutlich kleiner geworden. Koita war einer der auffälligsten Spieler in der zurückliegenden Salzburger Wintervorbereitung, zeigte unter anderem mit einem Treffer gegen die Bayern auf und scheint endlich wieder bei voller Fitness angelangt zu sein. 

Im ersten Spiel des neuen Jahres, dem großen ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen Sturm Graz, wurde Koita deshalb mit seinem erst zweiten Startelf-Einsatz der Saison belohnt und am vergangenen Sonntag, beim 2:0-Sieg seines Teams über die SV Ried, konnte der einstige Vorzeige-Goalgetter erstmals seit Anfang Oktober endlich wieder anschreiben.

Kurzum: Koita dürfte endgültig auf dem Weg zu alter Stärke sein.

Karriereende war nie ein Thema

Gegenüber LAOLA1 spricht der mittlerweile 23-Jährige über die vergangenen zwei Jahre, die er als "sicherlich die bisher härteste und schwierigste Zeit in meiner Karriere" beschreibt.

Trotz all der Rückschläge sei ein Karriereende nie im Raum gestanden: "An ein Ende habe ich nie gedacht und ich habe nie daran gezweifelt, dass ich zurückkomme".

Unterstützung habe der gläubige Moslem zu einem von seinem Salzburger Verein, aber auch von seiner Familie bekommen, die er zwischendurch unter Erlaubnis seines Klubs für längere Zeit in Mali besuchen durfte. "Meine Familie war wohl der wichtigste Faktor für mich, die hat mir unglaublich geholfen und mich unterstützt", so Koita.

Über seine erfolgreiche Wintervorbereitung sei der U17-Vizeweltmeister von 2015 zwar sehr glücklich, nun will er aber auch in Pflichtspielen, in denen er zuletzt noch Luft nach oben ließ, wieder aufzeigen: "Natürlich ist es nochmal etwas anderes, wenn man in ein Bewerbsspiel geht. Das Tempo und die Intensität sind deutlich höher. Ich hoffe, dass ich in dieser Saison noch viel Spielzeit bekomme und mich damit weiter steigern kann."

Sturm eigentlich nicht Koitas Lieblingsposition

Bei Salzburg schwingt Koita momentan zwischen der Rolle als Stürmer Nummer drei bis vier hin und her; absolut in Top-Form sind aktuell aber weder Noah Okafor, Junior Adamu, Benjamin Sesko noch der derzeit verletzte Fernando, weshalb sich der Malier eher früher als später wieder regelmäßig in der Startelf wiederfinden könnte.

Zugute kommen könnte dem flinken Angreifer auch seine Polyvalenz. Ursprünglich ist Koita nämlich ein gelernter offensiver Mittelfeldspieler und wäre auf dieser Position eigentlich auch in der Jaissleschen Raute eingeplant gewesen.

Auf Salzburgs Zehn ist die Konkurrenz mit Luka Sucic, Winter-Neuzugang Oscar Gloukh sowie dem aktuell rekonvaleszenten Dijon Kameri allerdings nicht minder groß, weshalb Koita in dieser Saison bisher ausschließlich im Sturm eingesetzt wurde.

Doch auf welcher Position fühlt sich der technisch starke Offensivspieler selbst am wohlsten? "Grundsätzlich ist es für mich einfach wichtig, wieder spielen zu können. Dabei ist es mir nicht ganz so wichtig, auf welcher Position das ist. Aber wenn ich auswählen dürfte, wäre mir ein Einsatz auf der Zehner-Postion etwas lieber. Dort habe ich auch in meiner Heimat stets gespielt", so Koitas Wunsch.

Vertragsverlängerung? "Konzentriere mich nur auf das Sportliche"

In dieser Saison dürfte dieser Wunsch ob der oben erwähnten Konkurrenz im zentralen offensiven Mittelfeld der Mozartstädter wohl nur mehr selten Befehl werden. Zur Spielzeit 2023/24 könnten die Karten allerdings neu gemischt werden. Ob Koita im kommenden Sommer noch in Salzburg unter Vertrag steht, ist allerdings die andere Frage.

Sein im Dezember 2019 verlängerter Vertrag datiert nämlich nur mehr bis Sommer 2024. Da in Salzburg nur ungern Spieler ablösefrei abgegeben werden - speziell, wenn sie über ein solches Potenzial wie Koita verfügen -, könnte der Malier, der laut "transfermarkt.at" 6 Millionen Euro wert ist, im Sommer vor die Entscheidung Wechsel oder Vertragsverlängerung gestellt werden.

Ob über letztere bereits gesprochen wurde? "Es sind ja noch fast eineinhalb Jahre Vertrag, was im Fußball doch eine recht lange Zeit ist. Jetzt konzentriere ich mich erstmal auf das Sportliche und noch weiter in Schwung zu kommen. Danach werden wir das Thema Vertrag irgendwann angehen", wehrt Koita diese Thematik ab.

Hoffenheim und Leicester zeigten im Winter Interesse

Dass der U20-Afrikameister von 2019 international trotz seiner langen Absenz vom Profifußball auf jeden Fall weiterhin hoch im Kurs steht, zeigt ein Bericht der französischen "L'Equipe" vom Jänner dieses Jahres. Demnach sollen sowohl die TSG Hoffenheim als auch Leicester City Angebote in Höhe von zehn Millionen Euro für ihn abgegeben habe - doch Salzburg lehnte ab.

Was an diesen Gerüchten dran ist? "Ich habe nicht über einen Wechsel nachgedacht, weil ich hier in Salzburg glücklich bin. Deshalb ist mein Management da gar nicht aktiv geworden", weicht Koita aus.

Früher oder später wird das Management des Maliers aber sehr wohl aktiv werden, sei es wegen einer möglichen Verlängerung seines Kontrakts in Salzburg, sei es wegen eines Transfers ins Ausland.

Eines ist nämlich auch klar: Wenn Koita endlich sein gesamtes Potenzial ausspielen kann, ist für ihn keine Decke zu hoch.

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