Das Wiedersehen von Max Wöber mit seinem Ex- und Ausbildungs-Verein SK Rapid wurde mit viel Spannung erwartet.
Am Sonntag, am zwölften Spieltag der Bundesliga war es soweit: Der 21-jährige Wiener traf mit seinem neuen Klub Red Bull Salzburg auf seine alte, grün-weiße Liebe - und es blieb erstaunlich ruhig.
Ein einzeiliger Gesang weit unter der Gürtellinie aus der Rapid-Kurve in Hälfte zwei blieb die Ausnahme, nicht einmal mit Pfiffen wurde Wöber bedacht - keine Selbstverständlichkeit nach den Vorfällen der letzten Wochen.
"Es ist natürlich was besonderes, es ist natürlich mein Verein", erklärt der ÖFB-Teamspieler, der von seinem zwölften bis zu seinem 19. Lebensjahr bei den Hütteldorfern unter Vertrag stand, nach dem 3:2-Sieg seiner "Bullen" (Spielbericht>>>).
"...dann gibt es keine Freundschaft mehr"
Für Wöber hat sich ein Wiedersehen mit Rapid auch deshalb hinausgezögert, weil RBS-Coach Jesse Marsch den 21-Jährigen im brisanten Cup-Duell im Allianz Stadion im September noch aus der Schussbahn zog und nicht in den Matchkader aufnahm. Im ersten Aufeinandertreffen der beiden Klubs zum Bundesliga-Auftakt stand der Innenverteidiger noch beim FC Sevilla unter Vertrag.
Früher oder später musste Wöber aber gegen einige seiner ehemaligen Mitspieler antreten. "Ich habe noch immer sehr, sehr viele gute Freunde da. Ich seh die Jungs noch immer. Auch wie ich im Ausland war, sind wir oft zusammen auf Urlaub gefahren", knüpft der Linksfuß weiter gute Kontakte nach Hütteldorf.
Doch wie war es, gegen seine guten Freunde in einer intensiven Partie alles ins Zeug zu werfen? "Es ist natürlich komisch, aber sobald man auf das Spielfeld geht, ist es - Wir gegen Sie , dann gibt es keine Freundschaft mehr. Da heißt es einfach nur fighten, egal wer da steht. Und danach ist Händeschütteln und Umarmen angesagt, da kann man dann Schmäh führen."
"Werde mich nicht von Rapid abwenden"
Weniger Freunde dürfte Wöber mittlerweile unter einem Teil der Rapid-Anhänger haben, die nicht nur ihn, sondern auch seine Familie zuletzt aufs Tiefste beleidigten. Angesprochen darauf, wie sich solche Anfeindungen auf die Beziehung zu Rapid auswirken, erklärt der Abwehrspieler:
"Ich weiß noch immer, was ich an dem Verein habe. Es gibt noch immer viele Leute, die mich dort schätzen. Von dem her werde ich mich von dem Verein nicht abwenden."
Entkommen wird Wöber der Konfrontation mit seinem Ex-Klub so schnell wohl ohnehin nicht, in der Meister-Runde im Frühjahr werden mit großer Wahrscheinlichkeit dieses Mal beide Teams teilnehmen, was zwei weitere Schlagerspiele verspricht.
Lob an die Ex-Kollegen
Wie schon so oft in der Vergangenheit war das Aufeinandertreffen der Mozartstädter mit den Hütteldorfern ein äußerst enges und spannungsgeladenes. Wöber analysiert die Partie so:
"Sie haben sich reingekämpft und eine Unachtsamkeit zum 2:1 genutzt. Dann habe sie viele hohe Bälle nach vorne gespielt und geschaut, was rauskommt. Sie sind immer gefährlich geworden, weil sie einfach sehr unangenehme Spieler vorne haben. Dann war es ein harter Kampf."
Wöber war noch am Mittwoch einer der lautesten Kritiker am eigenen Abwehrverhalten im Champions-League-Spiel gegen Napoli. Dieses Mal agierte er an der Seite von Jerome Onguene und Marin Pongracic in einer Dreierkette, Unglücksrabe Andre Ramalho sah die Partie von der Tribüne.
Wöber erneuert Selbstkritik
"Es macht keinen Unterschied. Wir trainieren beide Systeme, wir können es auch damit", erklärt Wöber, erneuert im selben Atemzug aber seine Kritik: "Heute haben wir kein Tor aus dem Spiel bekommen, dafür zwei Standardtore. Es muss einfach besser werden, wir müssen egal in welcher Situation einfach konsequenter agieren."
Während die "Bullen" in der Champions League zuletzt zwei Mal eine Niederlage kassierten, bleiben sie in der Bundesliga in diesem Kalenderjahr weiter unbesiegt.
"In der Liga geht es sich noch aus, international sind wir gegen Top-Vereine dann der, der als Verlierer vom Platz geht", gibt Wöber zu bedenken.