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Kühbauer vermisst das Glück

Laut Rapid-Trainer hätte die 0:3-Niederlage gegen Sturm anders enden können.

Eine 0:3-Heimpleite gegen Sturm Graz, Platz elf in der Tabelle der Admiral Bundesliga, punktegleich mit Schlusslicht WSG Tirol. Die einzigen Grünen, die am heutigen Wahlsonntag verloren haben, sind in Wien-Hütteldorf zu Hause.

Rapid steht trotz einer engagierten Leistung, vor allem zu Beginn der beiden Spielhälften, wieder mit leeren Händen da. Vom deklarierten Salzburg-Jäger Nummer eins, der mittlerweile 19 Punkte Rückstand auf den Titelverteidiger hat, kann längst keine Rede mehr sein.

Rapid-Trainer Didi Kühbauer gibt sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ruhig, gefasst, aber auch der Burgenländer weiß um den Ernst der Lage. Vorletzter nach neun Runden zu sein, überleben als Rapid-Trainer nur die Wenigsten.

Die Niederlage gegen Sturm möchte der 50-Jährige "nicht schönreden", dennoch sah er eine knappere Partie als das Ergebnis auf den ersten Blick vermuten lässt: "Das Spiel hätte auch in die andere Richtung gehen können, so blöd das bei 0:3 klingt."

Kühbauer vermisst Glück

In der Tat: Den Führungstreffer der Grün-Weißen durch Aiwu in der 27. Minute verhinderte eine Abseitsposition. In der 62. Minute vernebelte Fountas das beste Chance des Spiels: Eine mustergültige Vorlage durch Grüll verschwendete der Grieche, indem er aus drei Metern über das Tor feuerte.

Vom berühmten "Hättiwari" kann man sich aber letztendlich wenig kaufen, seiner Mannschaft macht Kühbauer allerdings keine Vorwürfe, stattdessen würden die Spiele stets nüchtern aufgearbeitet. "Es wäre schlimm, wenn wir Schuldzuweisungen machen, wir analysieren es ganz einfach. Wenn ich einen Spieler hernehme und sage: 'Junge, du hast vieles falsch gemacht', dann wäre ich ein schlechter Trainer. Wir sind im Moment nicht in der Lage, dass das Glück auf unsere Seite fällt. Aber ich glaube, dass sie mental trotz allem gefestigt sind, was man heute gesehen hat", so der Rapid-Trainer, der seine Mannschaft von Fortuna verraten fühlt.

Spielglück sieht er bei seiner Mannschaft aktuell nicht, dieses müsse sie sich allerdings auch erarbeiten, stellt Kühbauer fest. "Heute haben die Jungs wirklich versucht, es zu erarbeiten. Wir haben es am Mittwoch auch gezeigt, dass wir drüberkommen wollen", spricht der Rapid-Trainer den 2:1-Sieg nach Verlängerung im Cup gegen die Admira an.

"Man hat heute eine Mannschaft gesehen, die intakt ist. Wer es nicht sehen will, sei's drum. Ich glaube, dass die Burschen heute wirklich siegen wollten und die Zuschauer uns leider nicht als Sieger gesehen haben. Aber wir hätten das Spiel genauso gewinnen können. Wir müssen nicht herumlamentieren: Sturm macht das gut, hat im Moment das nötige Glück, das müssen wir uns wieder erarbeiten."

"Ich glaube an das Team"

Das Endergebnis sieht Kühbauer jedenfalls als zu hoch an. "Es ist hin und her gegangen. Ich glaube, dass es auf beiden Seiten ein rassiges Spiel auf hohem Niveau war. Beim 1:0 haben wir es nicht gut gemacht, vielleicht ist es das, was uns fehlt. Wir haben nach der Pause die allerbeste Phase gehabt, da war Sturm nur am Verteidigen und wir hätten da eigentlich den Ausgleich machen müssen. Das ist uns nicht geglückt. Und wie es im Fußball kommt, Sturm macht dann mit einem Standard, was sie auszeichnet, das 2:0. Dann war irgendwo klar, dass das Spiel nicht mehr zu unseren Gunsten ausgehen kann", fasst Kühbauer zusammen.

Dass in der Tabelle ein Loch von 12 Punkten zwischen den zweitplatzierten Grazern und den Hütteldorfer klafft, war am Spielfeld nicht zu erkennen, so Kühbauer. "Wir haben ein wirklich gutes Spiel von zwei Mannschaften gesehen, wo die eine aktuell auf Platz zwei steht und die andere auf Platz elf. Leistungstechnisch war es nicht so erkennbar. Deshalt tut es mir für die Mannschaft leid, sie hat intensive Wochen gehabt", will Kühbauer seiner Mannschaft den Willen nicht absprechen.

"Sie haben gewusst, dass es ein wichtiges Spiel ist, dass sie nicht nur eine Mentalität haben, die haben sie heute bewiesen, so blöd das auch klingt, aber das Wort Glück ist für uns aktuell sehr weit weg. Trotzdem glaube ich an das Team."

Kühbauers Klagen über Kader

Dennoch klingt beim Burgenländer Unzufriedenheit über den von Geschäftsführer Sport Zoran Barisic zusammengestellten Kader durch.

"Die andere Sache will ich auch nicht bereden, ich kann es eh nicht ändern", sagt Kühbauer zur Frage, ob das Qualitätsgefälle im Kader von Sturm Graz geringer sei als das bei Rapid.

"Ich habe einen bestehenden Kader, habe aber garantiert nicht den Kader den Sturm Graz hat. Ich glaube, dass Sturm Graz wirklich eine gute Mannschaft ist, einen großen Kader hat", erklärt Kühbauer.

"Das ist der Unterschied, dort kommen Gestandene rein und bei uns ist es so, dass Spieler reinkommen, und das meine ich nicht abwertend, die noch ein bisschen Zeit brauchen", so der Rapid-Trainer, der aber explizit erwähnt, dass Chelsea-Leihgabe Thierno Ballo schnell in das Spiel gefunden hat. "Ich mache mir um die Mannschaft keine Sorgen, weil ich überzeugt davon bin, dass man da wieder rauskommen wird", hat der Burgenländer den Glauben an sein Team aber nicht verloren.

Diesem Team fehlte gegen die Grazer Ersatzkapitän Max Hofmann und Stürmer Ercan Kara. Das Duo wurde als Vorsichtsmaßnahme nicht berücksichtigt.

"Weil der Arzt streng davon abgeraten hat, sie spielen zu lassen, weil beide Überlastungen haben", erklärt Kühbauer die Situation um die Rapid-Stützen. "Da war die Verletzungsgefahr riesig groß, dass sie dann für Wochen oder Monate ausfallen. Fußball ist mir sehr wichtig, aber ich will nie der Buhmann sein beziehungsweise der Mensch sein, der einen Spieler einsetzt, wo die Gefahr groß ist, dass er für mehrere Wochen und Monate ausfällt."

"Sturm ist auf unserem Niveau"

Die nächste Aufgabe wartet am Donnerstag in London auf Rapid: Die Hütteldorfer müssen in der Europa League zu West Ham United, wo Österreichs Vize-Meister nicht nur laut Kühbauer krasser Außenseiter ist.

Am darauffolgenden Sonntag kommt mit der WSG Tirol das Tabellenschlusslicht ins Allianz Stadion, spätenstens dann könnte die Lage für Kühbauer richtig brenzlig werden.

"Ich mache mir um die Mannschaft keine Sorgen, weil ich überzeugt davon bin, man da wieder rauskommen wird. Es reichen ein, zwei Siege, dass man wieder über dem Strich ist. Das wird auch wieder so sein, das wird auch wieder so kommen", so Kühbauer, der das Tabellenbild nach Runde neun aber nicht außer acht lassen kann. "Die aktuelle Situation ist Platz 11, darauf stürzen sich alle, das ist logisch. Dass man acht Punkte hat, ist ohne Zweifel auch nicht das Gelbe vom Ei."

Gegen die WSG soll vor allem der Glaube an die zweifellos vorhandene Qualität Kraft geben, so Kühbauer: "Es muss ihnen Kraft geben, dass wir mit allen Mannschaften mithalten können und wir auch besser sind als einige Mannschaften, wenn man Salzburg herausnimmt, die über den Dingen stehen. Aber Sturm ist auf unserem Niveau, nur mit dem Unterschied, dass sie weit mehr Punkte haben. Das ist das Einzige, was mir weh tut. Die Mannschaft müsste eigentlich mehr Punkte haben, aber das sind Fakten, mit denen müssen wir auch leben."

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