Der SK Rapid kommt nicht zur Ruhe. Weder ergebnistechnisch, noch was das Personal betrifft.
Das Verletzungspech zieht sich durch die Saison, andere wiederum können ihre Qualitäten nicht abrufen. Deshalb wird heftig rotiert. Neo-Trainer Damir Canadi treibt dieses Spielchen auf die Spitze, doch auch unter Vorgänger Mike Büskens wurde einiges ausprobiert.
Beim 1:2 gegen den SK Sturm wurde mit Osarenren Okungbowa der 28. Spieler in dieser Saison eingesetzt, der 10. der sein Bundesliga-Debüt feierte.
Rapids bisherige Bundesliga-Debütanten 2016/17:
Debütanten | Datum | Spiel |
---|---|---|
Osarenren Okungbowa | 27.11.2016 | vs. SK Sturm (h) |
Manuel Thurnwald | 6.11.2016 | vs. WAC (h) |
Maximilian Wöber | 6.11.2016 | vs. WAC (h) |
Giorgi Kvilitaia | 18.9.2016 | vs. Mattersburg (h) |
Kelvin Arase | 18.9.2016 | vs. Mattersburg (h) |
Maximilian Entrup | 31.7.2016 | vs. Altach (a) |
Tamas Szanto | 31.7.2016 | vs. Altach (a) |
Joelinton | 23.7.2016 | vs. Ried (h) |
Arnor Traustason | 23.7.2016 | vs. Ried (h) |
Ivan Mocinic | 23.7.2016 | vs. Ried (h) |
10 Bundesliga-Debütanten und missglückte Experimente
Unter den zehn Spielern, die vor dieser Saison noch nie einen Fuß - auch nicht für einen anderen Verein - in der höchsten heimischen Spielklasse auf den grünen Rasen gesetzt hatten, befinden sich fünf Neuzugänge, fünf Akteure kommen aus der eigenen Jugend.
Zu den zehn kommen mit Christoph Schösswendter und Philipp Malicsek noch weitere zwei Spieler, die in dieser Spielzeit ihren ersten Einsatz für Rapid bestritten.
Alles in allem ist es aber ein Zeichen dafür, dass man bei den Hütteldorfern in dieser Seuchensaison noch nach dem richtigen Mittelweg sucht. Unzufriedenheit ist vorhanden, Experimente werden forciert.
Da Trainer Canadi entweder Spieler nicht zur Verfügung hat oder diese bisher nicht nach seinem Geschmack performten.
So kommt bereits in seinen ersten drei Auftritten als Rapid-Trainer eine riesige Auswahl an eingesetzten Spielern heraus.
Insgesamt "probierte" Canadi bei RB Salzburg, in Genk und gegen Sturm 23 (!) Spieler aus, Vorgänger Büskens in 25 Partien davor insgesamt, wie oben schon erwähnt, deren 28.
Das sind Canadis 23 bereits eingesetzte Spieler:
Spieler | |||
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Richard Strebinger | Maximilian Wöber | Ivan Mocinic | Thomas Murg |
Jan Novota | Thomas Schrammel | Philipp Malicsek | Tomi Correa |
Christopher Dibon | Mario Pavelic | Louis Schaub | Joelinton |
Christoph Schösswendter | Manuel Thurnwald | Tamas Szanto | Matej Jelic |
Maximilian Hofmann | Srdjan Grahovac | Arnor Traustason | Giorgi Kvilitaia |
Mario Sonnleitner | Osarenren Okungbowa | Philipp Schobesberger |
Der Versuch, mit Okungbowa einen neuen Impuls zu setzen, ging gegen Sturm jedoch nach hinten los.
Okungbowa? "Das nehme ich auf meine Kappe"
Nach 45 Minuten wurde der Überraschungs-Einsatz des 22-jährigen defensiven Mittelfeldspielers beendet. Zu überfordert wirkte der großgewachsene Österreicher, scheinbar zu groß war der Unterschied zu seinem bisher täglichen Brot in der Regionalliga Ost - auch wenn er im November 2012 aufgrund aktuten Personalmangels bereits einmal mit Rapid die Auswärtsreise nach Leverkusen in der Europa League antreten durfte.
Strebinger richtig angefressen, Sturm jubelt:
"Wenn es so war, nehme ich das auf meine Kappe. Ich bin trotzdem der Meinung, dass er ein sehr guter Spieler ist und hohes Potenzial hat. Er ist auch kein talentierter Spieler mehr, er ist alt genug, Leistung abzurufen. Nach dem ersten Bundesliga-Spiel ist es für einen jungen Mann vor dieser Kulisse nicht einfach", gestand Canadi einen Fehler ein, stellte sich jedoch schützend vor den Neuling im Team.
Auf diesen hatte er schon in Altach ein Auge geworfen. Mit guten Trainings-Leistungen habe er sich für eine Chance gegen Sturm qualifiziert. Zum Leidwesen von Millionen-Einkauf Ivan Mocinic, der anfangs nur auf der Bank schmorrte.
Schon nach dem enttäuschenden Gastspiel in Salzburg übte der neue Chefbetreuer offensiv Kritik und prophezeite den Legionären schwierige Zeiten. Mit Matej Jelic, Joelinton und eben Mocinic waren diesmal wieder gleich drei Leute nur Ersatz.
Kein Denkzettel, aber ein weiteres Signal an die Legionäre
Trotzdem will der ehemalige Altach-Coach die Entscheidung für Okungbowa und gegen den quirligen Kroaten nicht als Nachdenkpause verstanden wissen.
"Das ist überhaupt kein Denkzettel. Er (Anm. Okungbowa) hat sich qualifiziert und sehr gut trainiert, ich wollte ihn schon nach Genk mitnehmen, weil er im Training sehr präsent und ballsicher war. Deswegen ist die Entscheidung so gefallen. Ich werde immer Leistungen und Fitness berücksichtigen, auch die Größe - ich brauche ihn bei Standards. Mocinic ist in etwa in meiner Größe, da waren mehrere taktische Aspekte, die man mit einkalkulieren muss."
Highlights SK Rapid Wien - SK Sturm Graz:
Trotzdem gab er zu: "Es war halt nicht ganz optimal, aber sie werden sich weiterentwickeln." Das mit Sicherheit, trotzdem kann die Entscheidung für einen Debütanten in dieser schwierigen Phase, noch dazu im Schlager gegen Sturm, als mutig bezeichnet werden.
Die Rechnung ging diesmal nicht auf, doch Canadi begründete folgendermaßen: "Aber wir brauchen jeden einzelnen Spieler, wir haben nicht alle Spieler bei hundert Prozent, wo wir sie haben wollen. Ich werde ihnen die Unterstützung geben und nehme die Situation so an, wie sie ist."
"Aus dieser Situation werden junge Spieler reifen"
Eine Situation, die an der ganzen Mannschaft nagt. Der große Befreiungsschlag ist trotz personeller Rochaden und Experimente noch nicht gelungen. Und trotzdem ist man im grün-weißen Lager davon überzeugt, dass der Weg der richtige ist.
Dazu gehört laut Canadi auch die Einbindung junger bzw. neuer Spieler, die dem Verein neue Möglichkeiten eröffnen. Diese sollen durch die heikle Situation nicht leiden, sondern auf Dauer gesehen profitieren.
"Aus dieser Situation werden junge Spieler, die da noch nie drin waren und nur den Erfolg kennen, reifen. Nicht wenn alles super läuft und perfekt ist, da lernt man ja weniger. Wenn sie da drüberkommen, dann werden sie hintenraus die Erfolge feiern, die ihnen bei Rapid zustehen", erklärte der Neo-Coach.
Eine interessante Herangehensweise. Was auch so viel heißt, wie, dass man im weiteren Saisonverlauf nichts ausschließen kann. Auch nicht, dass es 2016/17 bei zehn Bundesliga-Debütanten in Grün-Weiß bleibt.
Alexander Karper