"Man sollte schon geduldig sein als Sturm-Fan"
Für den Spaßfaktor am Rasen kehrt das Duo Schicker/Ilzer beim Cupsieger von 2018 die Scherben der jüngeren Vergangenheit auf. "Es gibt ein paar Dinge aus der Vergangenheit zu lösen, aber wir überstürzen nichts", erklärte Ilzer angesichts von aussortierten Spielern mit laufenden Bezügen. "Was möglich ist, machen wir jetzt." Was nicht möglich ist, soll im Winter-Transferfenster nachgeholt werden.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Geduld wird neuerdings in Graz versprochen und eingefordert, auch von Ilzer. "Man sollte schon geduldig sein als Sturm-Fan. Aber wir wollen auf unserem konsequenten Weg auch zeitnah Ergebnisse liefern und erfolgreich sein." Der Steirer, ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag, soll die Zeit kriegen, die Vorgängern unter der Maxime des schnellen Erfolgs nicht eingeräumt wurde. "Auf Sicht, in den nächsten drei Jahren, wollen wir auch wieder einmal eine internationale Gruppenphase nach Graz bringen."
Seine Handschrift soll für "konstruktiven Schnell-Angriffs-Fußball" (Ilzer) stehen, sie war in Grundzügen beim klaren 8:0 im Cup gegen den Viertligisten SV Innsbruck schon leserlich. Natürlich geht es mit und gegen den Ball aktiver zu als noch unter Nestor El Maestro. Fehler des Gegners sollen erzwungen, nicht geerbt werden. Das 4-4-2 mit Raute ist Ilzers präferierte Grundordnung, es ist schon einmal gutgegangen. "Beim WAC ist es mir gelungen, dass der Spielstil mehrere Trainer und Spieler überlebt hat", erinnerte Ilzer. "Aber mein Spiel ist nicht an die Raute gemeißelt."
Bekenntnis zur eigenen Jugend erneuert
Das Bekenntnis zur eigenen Jugend wurde erneuert. Talente, wie der in der Vorbereitung auffällige Sebastian Zettl (19) sollen höchstens 13 bis 14 gestandenen Kaderspielern Druck machen.
"In der Vorsaison hatten wir 18-19 gestandene Spieler, totale Unruhe, es hat sich alles nach unten gezogen - weil Spieler gar nicht im Kader waren", sagte Schicker kürzlich gegenüber dem Fan-Podcast "blackfm.at". "Ich habe gemerkt, das hat keine Dynamik, das passt nicht."
Dass Schicker an der Kaderstruktur rütteln konnte, war auslaufenden Verträgen von Gutverdienern wie Anastasios Avlonitis, Juan Dominguez, Kiril Despodow, Christoph Leitgeb und Thomas Schrammel zu verdanken. Die Coronavirus-Pandemie schrumpft auch das Budget von Sturm, zumindest 20 Prozent weniger als in der Vorsaison sind veranschlagt. Die Trennung vom früheren Sportchef Günter Kreissl am Dienstagabend wurde letztlich auch finanziell begründet.
Team muss sich erst finden, Ski-Trainer als Unterstützung
Zuvor wurde ins fast komplett neue Betreuerteam um Ilzer investiert. Neu ist auch der ehemalige Ski-Trainer Mathias Berthold, der als "Team- und Persönlichkeitsentwickler" das Wachsen einer neuen Mannschaft begleiten soll.
Die Abwehr etwa wird sich finden müssen. Zum Bundesliga-Start in St. Pölten am Sonntag könnten - von rechts nach links - die vier Neulinge Sandro Ingolitsch (aus St. Pölten), Gregory Wüthrich (Perth), Jon Gorenc-Stankovic (Huddersfield) und der zuletzt an Hartberg verliehene Amadou Dante die Viererabwehr bilden. Weil Linksverteidiger Vincent Trummer (20) mit einem Kreuzbandriss acht Monate auszufallen droht, halten die Verantwortlichen für die spärlich besetzten defensiven Außenpositionen die Augen bis zum Transferschluss am 5. Oktober offen.
Für den Angriff gilt dasselbe. Bekim Balaj und Kevin Friesenbichler sind wuchtige Spielertypen. Zu einem flinken Neuzugang als Nebenmann würde Ilzer nicht Nein sagen. Den aus Sambia zugewanderten Francisco Mwepu (20/Bruder des Salzburgers Enock Mwepu) tituliert Ilzer als "Projektspieler", der bei den Amateuren Fuß fassen soll.