Franco Foda lässt sich bei seiner letzten Pressekonferenz als Sturm-Trainer in Graz auf eine Glatzen-Wette ein.
Nachdem ein Medienvertreter seine Dankesworte an den zukünftigen ÖFB-Teamchef mit dem Wunsch, er möge "mit dem Nationalteam den einen oder anderen Titel wie mit Sturm 2011 holen" beendet, kontert der Deutsche:
"Wenn wir wirklich einen Titel holen, das heißt Europameister, Weltmeister, was ja nicht ganz so einfach ist, oder Nations-League-Sieger werden, dann darfst du persönlich mir eine Glatze schneiden."
Foda hat Erfahrungen mit Glatzen-Wetten. Nach dem Meistertitel 2011 griffen seine Schützlinge noch auf dem Rasen des Stadions in Liebenau zum Rasierer.
Die Gefahr, die aktuelle Wette zu verlieren, ist tendenziell endenwollend groß - und wenn doch, dürfte der 51-Jährige den temporären Verlust seiner Haarpracht verschmerzen.
Keine Nervosität, noch keine Wehmut
Vorerst steht jedoch sein endgültiger Abschied als Sturm-Coach und somit das Gastspiel bei der Wiener Austria am Sonntag im Mittelpunkt.
Noch plagt Foda die Wehmut nicht. Ob Trainings, Video-Analyse, Weihnachtsfeier oder Besuch auf der Kinderkrebs-Station, der ihm ein besonderes Anliegen sei, die laufende Woche war vollgepackt mit Terminen: "Wenn ich ehrlich bin, war in den letzten paar Tagen viel zu tun. Es gab so viele Momente, dass ich mich mit meinem Abschied noch nicht richtig beschäftigen konnte. Aber das wird am Sonntag kommen."
Nervosität sei das falsche Wort, um seinen Gemütszustand vor diesem besonderen Spiel zu beschreiben: "Nervös muss man nicht sein. Wir haben den schönsten Job der Welt, im Leben gibt es wichtigere Dinge als Fußball. Aber eine gewisse Anspannung gehört vor jedem Spiel dazu, auch vor dem letzten, keine Frage. Wir haben noch ein kleines Ziel vor Augen. Wir möchten als Erster überwintern, ich möchte die Mannschaft als Tabellenführer an meinen Nachfolger übergeben, und das haben wir diesmal selbst in der Hand."
Gleichzeitig wiederholt Foda seine Einschätzung, dass er Sturm nach seinem Abgang Großes zutraut: "Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft großes Potenzial besitzt, auch im nächsten Jahr etwas zu erreichen. Es hat sich etwas verändert. In der letzten Saison waren wir auch Herbstmeister, aber da waren wir noch nicht so stabil wie in diesem Jahr. Wir haben uns im Sommer punktuell gut verstärkt, die Mannschaft hat einen guten Charakter, eine gute Mentalität. Insofern ist auch im nächsten Jahr einiges drinnen."
Austria trotz allem Mannschaft mit hoher Qualität
Die gute Mentalität zeigt sich auch in der Tatsache, dass Sturm zehn von 14 Siegen mit nur einem Tor Unterschied eingefahren hat. Mit Ausnahme des Heimspiels gegen den LASK sei laut Foda jedoch jeder knappe Sieg verdient gewesen.
Bei der Austria soll Sieg Nummer 15 gelingen. Im Happel-Stadion wartet ein angeschlagener Gegner. Und somit ein umso gefährlicherer? "Wenn sie das Messer zwischen den Zähnen haben, werden wir es ihnen wegnehmen", kündigt Torhüter Jörg Siebenhandl an.
Für seinen Coach sind die Veilchen besser, als es der siebente Tabellenplatz aussagt: "Was bei der Austria vorgeht, kann und will ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass die Austria in den letzten Jahren immer gut performt und sich dieses Jahr für die Europa League qualifiziert hat. Sie hatten viel Verletzungspech, das darf man nicht vergessen. Die Mannschaft musste oft verändert werden, und im Fußball entscheiden auch diese kleinen Details. Da kann so etwas passieren."
LAOLA1-Zeitreise: Alle Sturm-Spieler, die Foda in seinen drei Amtszeiten eingesetzt hat:
(Text wird unter der Diashow fortgesetzt)
Die Austria sei jedoch nach wie vor eine Mannschaft mit hoher Qualität, die vor allem vorne, aber auch im Mittelfeld topbesetzt sei. Stellvertretend nennt der Deutsche Tajouri, Pires, Monschein, Friesenbichler, Holzhauser und Serbest.
"Wir müssen versuchen, wieder von der ersten Minute an unser Spiel durchzubringen. Jeder muss noch einmal an seine Grenzen gehen. Dann sind wir auch in der Lage, auswärts zu gewinnen", betont Foda, der offen lässt, mit welchem System Sturm am Sonntag antreten wird.
Wiedersehen beim Nationalteam mit Sturm-Kickern
Ab kommender Woche kann sich der gebürtige Mainzer dann gedanklich noch intensiver mit seiner neuen Aufgabe beim ÖFB beschäftigen. Was er denn bei Sturm vermissen werde?
"Alles", schwört Foda und nennt von Fans über Stadion und Vereins-Angestellte bis hin zu seinen Spielern alles, was mit den "Blackies" zu tun hat.
Wobei er ja nicht komplett von der Bildfläche verschwinden würde: "Ich werde zwar sehr oft in Wien sein, aber nach wie vor in Graz wohnen. Ich werde auch nächstes Jahr Sturm-Spiele besuchen und Spieler beobachten. Ich gehe davon aus, dass der eine oder andere Spieler weiter mit mir im Nationalteam zusammenarbeiten wird. Das hängt von jedem Spieler selbst ab, ob er seine Leistung bringt."