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So macht Robert Zulj den LASK um eine Klasse stärker

Der Oberösterreicher ist seit seiner "Heimkehr" nicht mehr aus der LASK-Startelf wegzudenken und nimmt auch abseits des Platzes eine enorm wichtige Rolle ein.

So macht Robert Zulj den LASK um eine Klasse stärker Foto: © GEPA

Etwas mehr als neun Monate ist es her, dass Robert Zulj überraschend beim LASK andockte.

In dieser erst kurzen Zeit hat sich der Welser im Linzer Team bereits einen enorm hohen Stellenwert erarbeitet - sowohl auf, aber auch abseits des Platzes.

Der 31-Jährige kommt bei seinen Mitspielern und Trainern freilich vor allem deshalb so gut an, weil er ein unglaublich begnadeter Fußballer ist, der ständig Gefahr für das gegnerische Tor ausstrahlt. Allerdings nicht ausschließlich deshalb, sondern auch aufgrund von Aspekten abseits des Sportlichen.

So gerät Sascha Horvath nach der Partie gegen Rapid, die der LASK vor allem dank Zulj gewinnen konnte (Spielbericht>>>), ins Schwärmen, als er während eines Post-Match-Interviews mit LAOLA1 seinen Mitspieler mit der Rückennummer zehn plötzlich vorbeigehen sieht:

"Wir haben super Charaktere im Team, auch den 'Robo', weil ich ihn gerade sehe: Er hat sehr viel Erfahrung und bringt diese gut ein. Nicht auf eine arrogante, sondern auf eine familiäre Art. Das ist sehr, sehr wichtig."

Technisch versiert, kopfballstark und torgefährlich

Und natürlich hat Horvath auch Lob für die fußballerischen Fähigkeiten des offensiven Mittelfeldspielers übrig:

"Er hat bei seinem vorherigen Verein (Ittihad Kalba aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Anm.) nicht so viel trainiert, glaube ich, hat sich aber gut reingekämpft und ist körperlich wieder richtig fit. Er bringt uns einfach extrem viel. Wie er mit seiner Größe, mit seinem Körper die Bälle sichert - es macht einfach Spaß, mit ihm zu spielen und ich freue mich, dass er sich heute mit zwei Toren belohnt hat."

Diese beiden Treffer gegen Rapid stockten das Saisontorkonto Zuljs (25 Einsätze) auf zehn auf - eine starke Quote, wenn man bedenkt, dass die Torjagd nicht unbedingt zu den Hauptaufgaben des einstigen Stürmers, der in Linz ausschließlich als Zehner eingesetzt wird, gehört.

Mir war ganz klar bewusst, dass der Pejic nur da ist, um Robert zu zerstören - und der Robert hat ihn zerstört.

Dietmar Kühbauer

Viel mehr ist der technisch versierte Hüne dafür vorgesehen, Bälle hinter der Spitze festzumachen und seine flinken Offensiv-Mitspieler Keito Nakamura, Moses Usor und Ibrahim Mustapha mit Pässen in die Tiefe zu füttern bzw. hohe Bälle per Kopf auf sie weiterzuverlängern.

Kühbauer: "Zulj hat Pejic zerstört"

Rapid-Coach Zoran Barisic wollte diese Stärken am Sonntag mit einer 4-3-3-Grundausrichtung, in der der ebenfalls körperlich sehr robuste und kopfballstarke Sechser Aleksa Pejic mehr oder weniger Manndeckung gegen Zulj spielte, unterbinden - mit Misserfolg. Oder wie Dietmar Kühbauer es ausdrückt:

"Mir war ganz klar bewusst, dass der Pejic nur da ist, um Robert zu zerstören - und der Robert hat ihn zerstört. Das ist umso schöner für mich."

Dass es gegen die Hütteldorfer mit einem Doppelpack klappte, spricht aber auch für Zuljs Torinstikt. Beim 1:0 lauerte er etwa am Elfmeterpunkt auf eine Hereingabe von Rene Renner, die dann tatsächlich in Form eines abgerissenen Rechtschusses des ausrutschenden Linksverteidigers erfolgte. Zulj verarbeitete den schwierigen Ball perfekt mit der Brust weiter und versenkte ihn unhaltbar unter der Latte.

"Wer nicht spekuliert, wird auch nie treffen"

Steckt hinter solchen Toren reines Glück, oder doch mehr?

"Du spekulierst immer wieder. Von 100 Mal läufst du wahrscheinlich 98 Mal umsonst und zwei Mal fällt er dir vor die Füße. Natürlich war ein bisschen Glück dabei, aber wer nicht spekuliert, wird auch nie was treffen", schildert Zulj.

Das 2:0 erzielte der Oberösterreicher mit kroatischen Wurzeln, der seine fußballerische Ausbildung in der Fußball Akademie Linz genoss, alleine vor SCR-Keeper Niklas Hedl im Stile eines Knipsers und auch am 3:1 durch Filip Stojkovic hatte er entscheidenden Anteil in der Entstehung, als er einen schweren Fehlpass von Ante Bajic antizipierte.

Zulj als Vorbild für die Jungen: "Meine Aufgabe ist es, sie zu führen"

Unmittelbar nach seinem ersten Treffer des Nachmittags schnappte sich Zulj das Trikot seines 21-jährigen Teamkollegens Adil Taoui, der sich im Abschlusstraining vor dem Rapid-Training einen Kreuzbandriss zuzog, und hielt es in die Luft, um dem Franzosen seine Unterstützung auszusprechen - was uns wieder zur Rolle des Routiniers abseits des Platzes bringt.

Sein erstes Tor gegen Rapid widmete Zulj dem verletzten Persektivspieler Adil Taoui
Foto: © GEPA

Zulj sieht sich mit seiner langjährigen Auslandserfahrung nämlich als absoluter Führungsspieler, dessen oberstes Ziel es ist, seine teils um ein Jahrzehnt jüngeren Mitspieler auf ein höheres Level zu hieven:

"Der Verein hat mich nicht geholt, damit ich Spieler Nummer 13, 14 oder 15 bin. Sondern sie erwarten, dass ich mit meiner Erfahrung und meinen Qualitäten vorne weg gehe. In dieser Rolle sehe ich mich auch. Wir haben viele junge Spieler, jeder einzelne hat viel Potenzial. Meine Aufgabe ist es, sie zu führen, damit sie sich weiterentwickeln und wir als Mannschaft besser werden."

"Die Liga ist nicht mehr so blind, wie sie es vielleicht mal war"

Dabei lässt Zulj aber auch freilich seine eigene Entwicklung nicht aus den Augen.

Mit seiner bisherigen Performance im LASK-Trikot ist er nicht 100-prozentig zufrieden ("Ich bin weit weg davon, in jedem Spiel überragend gespielt zu haben"), viel mehr arbeitet der ehemalige Deutschland-Legionär, der im vergangenen Sommer auch Angebote aus der deutschen Bundesliga und vom Hamburger SV vorliegen hatte, Woche für Woche selbstkritisch an sich selbst.

"Ich habe viel Erfahrung und habe schon in anderen Ligen gespielt. Das heißt aber gar nichts, weil du dich in Österreich erst wieder beweisen musst. Jeder denkt sich, dass alles von alleine geht, wenn du nach Österreich kommst, aber das ist nicht so. Die Liga ist nicht mehr so blind, wie es vielleicht früher der Fall war. Deswegen habe ich gewusst, auf was ich mich einlasse und jetzt gilt es einfach weiterzumachen", betont Zulj.

ÖFB-Team kein Thema mehr: "Ist nicht mehr realistisch"

So gut es momentan für den 29-fachen ÖFB-Juniorennationalspieler läuft, ein Traum wird sich wohl nicht mehr erfüllen: Ein Einsatz im ÖFB-A-Nationalteam.

2014 wurde der U20-WM-Teilnehmer von 2011 bereits einmal von Ex-Teamchef Marcel Koller nominiert, blieb aber ohne Spielzeit. Nun rechnet Zulj nicht mehr mit einer Nominierung:

"Ich beschäftige mich 0,0 Prozent mit dem Nationalteam. Nachdem ich nicht einberufen wurde, als ich in Deutschland gespielt habe und mit Union Berlin und Bochum aufgestiegen bin, wird es auch nicht mehr passieren. Ich bin mit 100 Prozent beim LASK, werde alles dafür geben, dass wir erfolgreich sind, und unsere junge Mannschaft weiterzuentwickeln. Der Rest ist für mich nicht mehr realistisch."

Beim LASK dürfte man umso glücklicher sein, Zulj in den eigenen Reihen zu haben. Die Stahlstädter machten auch dank ihm innerhalb eines Jahres den Sprung vom Qualifikations-Gruppen- zum Top-3-Team.

Sei es mit seinen Toren, oder mit seiner Rolle als Führungsspieler - Zulj hat den LASK unleugbar eine Klasse stärker gemacht.

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