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Dutt: "Arnautovic hatte ganz schönes Charisma"

Robin Dutt im LAOLA1-Talk über ÖFB-Wegbegleiter und seine Inputs beim WAC.

Der "professionelle Trainer" des Wolfsberger AC.

Aus seinen bisherigen Stationen als Trainer in Freiburg, Leverkusen, Bremen und Bochum sowie als Sportdirektor beim DFB und beim VfB Stuttgart bringt Robin Dutt jede Menge Erfahrung mit zum WAC.

Seit acht Jahren lebt der 56-Jährige zudem direkt an der Vorarlberger Grenze, hatte das Fußball-Geschehen in Österreich also immer wieder im Blick.

Im LAOLA1-Interview spricht der Deutsche unter anderem über seine bisherigen rot-weiß-roten Wegbegleiter und ein besonders freudiges Wiedersehen im Lavanttal.

Zudem beschreibt er seine Aufgabe beim WAC, die über Training und Coaching hinausgeht und auch Inputs in Sachen Vereins-Entwicklung erfordert.

Und nicht zuletzt schildert er seine Sicht der Dinge zum Sager von Präsident Dietmar Riegler in Sachen "professioneller Trainer".

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

LAOLA1: Beim WAC wurde in den vergangenen Jahren gut gearbeitet, Sie können also auf etwas aufbauen. Wird es trotzdem viele eigene Akzente geben oder wollen Sie fortführen, was bisher gespielt wurde?

Robin Dutt: Wir haben den Kader ja bewusst zum großen Teil zusammengelassen und auch die Verträge von Führungsspielern nach Gesprächen, die ich mit ihnen geführt habe, verlängert. Das bedeutet natürlich, dass wir auch an der Ausrichtung nur punktuell Dinge verändern. Jeder Trainer bringt Veränderungen mit sich, aber diese grundsätzliche offensive Ausrichtung, die der WAC bisher hatte, werden wir beibehalten, sonst hätten wir den Kader anders zusammenstellen müssen.

LAOLA1: Mit Tai Baribo wurde ein neuer Stürmer aus Israel verpflichtet. Dank Shon Weissman gibt es mit solchen eine hervorragende Erfahrung in Wolfsberg. Worauf darf man sich bei Baribo freuen?

Dutt: Man sollte ihm wie zuvor auch Shon Weissman oder im Vorjahr Dejan Joveljic die Zeit geben, sich zu akklimatisieren. Aber dann hoffen wir, dass wir wieder jemanden haben, der das Spiel nach vorne veredelt.

LAOLA1: Für die Abwehr kamen David Gugganig und mit Amar Dedic ein Rechtsverteidiger, der die "Bullen"-Ausbildung in Salzburg genossen hat. Was darf man sich von den beiden erwarten?

Dutt: Wir haben für die zwei Innenverteidiger-Positionen momentan je zwei Rechtsfüßer und Linksfüßer, davon ist „Gugga“ einer. Wir sind sehr froh, dass wir diese Qualität mit ihm geholt haben. Er hat eine sehr gute Vorbereitung gemacht. Amar präsentiert sich bisher sehr gut. Er muss fast schon mehr ran, als wir geplant hatten, weil auf seiner Position Mike Novak verletzt ist und wohl in den ersten Spielen nicht zur Verfügung steht. Bislang löst er diese Aufgabe hervorragend.

"Aufgrund des schnellen Erfolgs und steilen Aufstiegs in den vergangenen Jahren ist sicherlich im Bereich Infrastruktur am meisten zu tun. Präsident Dietmar Riegler hat schon Pläne in der Schublade und ich freue mich unglaublich darauf, dass ich Teil dieses Planungsteams sein."

Robin Dutt

LAOLA1: Was sprach für Sie eigentlich dafür, diese Aufgabe beim WAC anzunehmen?

Dutt: Jede Lebensphase braucht ihre spezielle Station. Für mich persönlich war es ganz wichtig, einmal etwas anderes zu sehen als Deutschland. Ich freue mich auf neue Menschen, neue Kollegen, ein neues Umfeld. Ich bin sehr offen, lasse mich auf neue Entwicklungen ein und bin sehr motiviert, mich in einem neuen Umfeld beweisen zu müssen. Es ist natürlich auch schön, nicht von heute auf morgen irgendwo einzusteigen und drei Trainingseinheiten zu haben, sondern drei Monate Vorlaufzeit und noch dazu einen Kader zu übernehmen, der keinen großen Umbruch benötigt.

LAOLA1: Wenn man Vereins-Boss Dietmar Riegler richtig interpretiert, besteht Ihre Aufgabe ja nicht nur aus Training und Coaching, sondern es gilt auch Inputs für die Vereins-Entwicklung zu liefern. Sie erleben den WAC nun seit einigen Wochen hautnah. Wo besteht beim WAC der größte Weiterentwicklungsbedarf?

Dutt: Aufgrund des schnellen Erfolgs und steilen Aufstiegs in den vergangenen Jahren ist sicherlich im Bereich Infrastruktur am meisten zu tun. Präsident Dietmar Riegler hat schon Pläne in der Schublade und ich freue mich unglaublich darauf, dass ich Teil dieses Planungsteams sein und auch den Input für organisatorische Abläufe innerhalb eines Funktionsgebäudes mitliefern darf.

LAOLA1: In der Tabelle der anderen Art war das Feedback der Spieler in manchen Bereichen wenig zufriedenstellend. Der WAC hat gleichauf mit der Admira den letzten Platz belegt. Gerade in Sachen angemessene Ausrüstung (nur 4 von 10 möglichen Punkten) besteht Nachholbedarf, genauso was die medizinische Betreuung (6 von 10) betrifft. Sind Ihnen diese Defizite ebenfalls aufgefallen?

Dutt: Da haben wir in den vergangenen Wochen schon einiges bewegt. Wir haben einen Status quo erstellt und gerade in diesen beiden Bereichen nachgebessert. Bei der Ausrüstung hatte das der Verein sowieso schon, aber auch im medizinischen Bereich haben wir bereits ein bisschen etwas nachgerüstet und hoffen, dass das auch anerkannt wird und die Bewertung heute in einem Jahr zumindest um ein paar Punkte besser ausfällt.

"Wenn ich mit Dietmar Riegler über meine Vorgänger spreche, spricht er mit einer unglaublichen Wertschätzung über meine Kollegen. Er ist dankbar, dass sie den Verein dorthin geführt haben, wo er jetzt ist."

Robin Dutt

LAOLA1: Wie bewerten Sie eigentlich mit Abstand Dietmar Rieglers Spruch, dass er einmal einen "professionellen Trainer" haben wollte. War das sehr unglücklich oder eher zum Schmunzeln?

Dutt: Jeder, der Dietmar Riegler kennt, weiß, dass er das nicht so gemeint hat, wie es interpretiert wurde. Wenn ich mit Dietmar Riegler über meine Vorgänger spreche, spricht er mit einer unglaublichen Wertschätzung über meine Kollegen. Er ist dankbar, dass sie den Verein dorthin geführt haben, wo er jetzt ist. Was er gemeint und wofür er das falsche Wort verwendet hat, ist, dass er bisher immer junge, aufstrebende Trainer verpflichtet hat, diesmal aber ein anderes Trainer-Profil gesucht hat. Er wollte einen Trainer, der schon einige Stationen und Erfahrung hat. Er hat das nicht mit einer Wertigkeit gesagt, sondern wollte einfach einen anderen Impuls. Also es muss sich niemand Sorgen machen – Dietmar Riegler weiß meine Vorgänger sehr zu schätzen, da ist einfach nur ein unglückliches Wort gefallen.

LAOLA1: Sie treffen beim WAC auf einen Spieler, mit dem Sie auf einer dieser Stationen schon zu tun hatten. Dominik Baumgartner haben Sie schon beim VfL Bochum betreut.

Dutt: Ich hatte in meiner Karriere schon einige Spieler, die ich ein zweites Mal betreut habe, und ich muss sagen, ich habe mich diesmal auf das Wiedersehen sehr gefreut. Ich habe ihn ja nach Bochum geholt und bin sehr froh, dass ich ihn jetzt in Österreich wieder in meiner Mannschaft habe. Dominik hat eine unglaubliche Qualität. Er kennt mich schon und weiß, wie ich arbeite. Ich kann schon mal so viel verraten, dass er Stand jetzt eine absolute Säule in der Mannschaft ist.

Bei Werder hatte Dutt kurz das Vergnügen mit Marko Arnautovic
Foto: © GEPA

LAOLA1: Baumgartner hat sich in Wolfsberg gut entwickelt. Kam Bochum eine Spur zu früh für ihn?

Dutt: Das Problem in Deutschland ist, dass viele immer sehr, sehr ungeduldig sind, man weniger Zeit bekommt und relativ schnell in einer Schublade steckt. Aber es stimmt, man sieht bei ihm einfach eine Persönlichkeitsentwicklung in Wolfsberg. Er gehört schon einer Führungsgruppe an, das war in Bochum natürlich nicht so. Seine Leistungen sind natürlich auch hervorragend, insofern kann man schon eine super Entwicklung bei ihm sehen.

LAOLA1: Sie haben auf Ihren vorherigen Stationen schon einiges an Österreicher-Erfahrung gesammelt. Wer ist besonders hängen geblieben?

Dutt: Ich habe viele in positiver Erinnerung. Ein absoluter Vorzeige-Profi war natürlich bei Werder Zladdi Junuzovic, es war wirklich klasse mit ihm zu arbeiten. Auch Basti Prödl war ein super Typ. Marko Arnautovic hatte ich relativ jung, er war ein herausragender Fußballer. In Bochum hatte ich bei meiner letzten Station mit Kevin Stöger einen ganz, ganz starken Spieler – ein laufstarker Zehner, richtig gut. Bei meiner ersten Station in Freiburg hatte ich mit Andreas Ibertsberger einen Mentalitätsspieler, Michi Langer war dort als zweiter Torhüter. Martin Harnik hatte ich als Sportdirektor in Stuttgart. Lassen Sie mich überlegen, ich habe bestimmt noch jemand Namhaften vergessen…

LAOLA1: Sehr beeindruckend, dass Sie Ihre ÖFB-Kicker spontan parat haben, aber der beste Torschütze Ihrer Österreicher fehlt.

Dutt (lacht): Ach du liebe Zeit, um Gottes Willen! Das ist deshalb so tragisch, weil Lukas Hinterseer der Spieler ist, zu dem ich heute noch den engsten Kontakt habe. Wir schreiben uns regelmäßig Nachrichten. Manchmal gibt es einfach so Beziehungen zwischen Trainer und Spieler, die einfach passen. Als ich damals zu Bochum gekommen bin, hat er angefangen zu treffen. Diese Beziehung besteht heute noch, und dass ich gerade nicht auf Anhieb auf ihn gekommen bin, liegt wahrscheinlich daran, dass ich ihn gar nicht als Österreicher gesehen habe, sondern als Teil meiner unmittelbaren Umgebung.

LAOLA1: Sie haben Marko Arnautovic in einer noch eher früheren Karriere-Phase erlebt. Wie haben Sie seinen Reifeprozess seither erlebt?

Dutt: Ich hatte ihn nicht so lange. Als ich zu Werder kam, war klar, dass er wechseln und Bremen die Ablöse generieren würde. Die Premier League stand im Raum, dort ist er dann auch hingewechselt. Aber in dieser kurzen Zeit haben wir gut miteinander gearbeitet. Als junger Spieler hatte er auch schon ein ganz schönes Charisma. Als Trainer war man schon auch immer gefordert, gut mit ihm zu kommunizieren, sich eng auszutauschen. Es war nur für eine kurze Zeit, aber er ist mir durchaus in Erinnerung geblieben.

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