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Rapids EC-Finaleinzug 1996: "Heute noch Gänsehaut"

25 Jahre nach EC-Finale! Michael Hatz über neues Buch und Kult-Erinnerungen:

Rapids EC-Finaleinzug 1996:

Wie die Zeit vergeht! 25 Jahre ist es her, dass mit dem SK Rapid letztmals ein österreichischer Klub in ein Europacup-Finale vorstoßen konnte.

Am 8. Mai 1996 musste sich das Team von Ernst Dokupil im Cup-der-Cupsieger-Endspiel in Brüssel Paris St. Germain mit 0:1 geschlagen geben. Der Weg dorthin war an Dramatik nicht zu überbieten, die Rapid-Elf von damals genießt aufgrund des Europacup-Triumphzugs, dem Meistertitel im selben Jahr sowie dem letzten Rapid-Cup-Sieg im Jahr davor Kult-Status - auch aufgrund damaliger Ikonen wie Michael Konsel, Trifon Ivanov, Didi Kühbauer, Peter Stöger oder Carsten Jancker.

Mittendrin Michael Hatz - damals beinharter Verteidiger, der es über Rapid in die Serie A schaffte - heute im Sportmanagement für das Land NÖ tätig und im Ethikrat von Rapid. Zwischendurch leistete er als Marketingleiter Aufbauarbeit beim SKN St. Pölten und war Projektleiter der NV Arena. Nun geht der Musik-Liebhaber, der sich auch schon als DJ, Radiomoderator, Blogger versuchte, sogar unter die Buchautoren.

In seinem ersten Werk "Mit Leidenschaft zum Lebenstraum" nimmt der 50-jährige Wiener die Leser auf eine Zeitreise in die glorreiche Rapid-Zeit mit, lässt Cup-, Meistertitel und das Europacup-Finale 1996 Revue passieren, erzählt gänzlich mit seinen eigenen Worten Anekdoten über die damalige Kult-Elf und sorgt für nostalgische grün-weiße Gefühle. "Alle sind leider nicht druckreif (lacht). Da waren schon wilde Geschichten dabei", gesteht der Ex-Profi

Im großen LAOLA1-Interview gibt Hatz Einblick in sein neues Buch, vermittelt, welche Emotionen der damalige Erfolgslauf ausgelöst hat und warum noch heute viele Rapid-Fans in Erinnerungen schwelgen. Gleichzeitig verrät er, dass im damaligen Team keineswegs alle Freunde waren, spricht über einen Fake-Anruf des jetzigen Sportdirektors Zoran Barisic und plaudert über seine Rolle im Rapid-Ethikrat, seine Musik-Liebe und die guten alten Zeiten.

LAOLA1: Wie ist die Idee gereift, dass du als Ex-Fußballer unter die Schriftsteller gehst und deine Erinnerungen 25 Jahre nach dem Europacup-Finale und dem Meistertitel 1996 mit Rapid in deinem Buch "Mit Leidenschaft zum Lebenstraum" zu Papier bringst?

Michael Hatz: Ich schreibe ganz gerne, vor allem über Musik, weil das meine zweite große Leidenschaft ist. Das macht mir viel Spaß. Außerdem sprechen uns die Leute immer wieder auf diese spezielle Zeit an und bringen uns sehr viel Wertschätzung entgegen – was sehr schön ist. Ich habe dann darüber nachgedacht, wie schnell die Zeit vergeht und es jetzt bald 25 Jahre her ist, dass wir im Finale waren. So ist die Idee gereift, jedes Wort stammt von mir - ohne Ghost Writer. Ich wusste anfangs nicht, wie ich es angehen soll, habe mich dann aber strukturiert, mir überlegt, wie es ausschauen könnte und mich schlau gemacht, was man alles dafür tun muss. Ich bin ja ein Rookie (lacht). Auch die Suche nach einem Verlag war spannend. Die fanden die Idee geil! Ich habe dafür gebrannt, alles niederzuschreiben. 25 Jahre danach waren ein schöner Anlass, das Projekt in Angriff zu nehmen.

LAOLA1: Was hat diese glorreiche Rapid-Zeit für dich persönlich so speziell gemacht und was kann man abseits der bekannten Jubel-Geschichten in deinem Buch erwarten?

Hatz: Es ist auf jeden Fall eine nostalgische Zeitreise! Rapid ist es Anfang der 90er Jahre sehr schlecht gegangen, leider gerade wie ich zu den Profis gekommen bin. Rapid-Aktie, wirtschaftliche Probleme, chronische Erfolgslosigkeit – ganz schwierige Zeiten. Plötzlich haben wir zu diesem Höhenflug angesetzt, den Turnaround geschafft und sind wie Phoenix aus der Asche auferstanden. Schon die erste Saison war gut, da sind wir Cupsieger geworden. Und 1995/96 war das absolute Highlight, auch für mich persönlich, weil zum Meistertitel und Europacup-Finale auch mein Nationalteam-Debüt und mein Italien-Wechsel dazu gekommen sind – wir sind gar nicht mehr aus dem Feiern herausgekommen. Es war so eine schöne Zeit und wir waren auch eine lustige Truppe, haben verrückte Geschichten geschrieben, die Liga war damals extrem spannend und ausgeglichen mit vielen Typen wie Hannes Kartnig oder Harald Fischl. Das Buch zeichnet auch meinen Weg, wie man als kleiner Bub, begeisterter Fußballer und Rapid-Fan das Glück hat, seinen Traum zu verwirklichen. Die Leser erwarten auch drei Zusatz-Kapitel, in denen ich die Spieler von früher aus meiner Sicht beschreibe – das ist ganz lustig und spannend. Dann gibt es noch ein Interview mit dem Erfolgscoach Ernst Dokupil und ein Kapitel aus Sicht der Fans, wie sie das damals erlebt haben. Das sorgt heute noch für Gänsehaut.

LAOLA1: Viele Rapid-Fans halten sich an den alten Zeiten fest, weil nicht so viele Erfolge nachgekommen ist. Steigert das die Bedeutung des Erreichten noch mehr? Oder wo ist dieser Erfolg für dich einzuordnen?

Hatz: Der Erfolg war natürlich sehr groß, ist aber fairerweise mit der heutigen Zeit nicht mehr vergleichbar. Wir haben vier Runden gespielt und waren im Finale – gegen sehr starke Gegner, aber heutzutage ist das sehr schwierig. Es sind zwei Aspekte: Es ist gut für uns, schlecht für Rapid, dass die letzten Jahre oder Jahrzehnte dürftig waren, immerhin waren wir 1995 der letzte Cupsieger. Das ist sehr schade, ich würde es Rapid wünschen, dass sie wieder erfolgreichere Zeiten hätten, aber Red Bull ist derzeit übermächtig. Der zweite Aspekt ist, dass sich alles sehr geändert hat: Früher gab es diese Typen, mehr Vereinszugehörigkeit, da war ein Stamm von sieben, acht Spielern, die sehr lange für Rapid gespielt haben, dasselbe bei Austria oder Sturm. Heute hat man viel mehr Fluktuation und die Fans haben nicht mehr diese Bindung zu den Spielern selbst, wie es früher war. Davon profitieren wir, abseits von der generellen Durststrecke im österreichischen Fußball.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Dass Schlüsselfiguren des damaligen Erfolgs noch heute einen hohen Stellenwert genießen, sieht man daran, dass Kühbauer, Stöger und Heraf aktuell Bundesliga-Trainer sind, Schöttel ÖFB-Sportdirektor, Barisic Rapid-Sportchef, Jancker war mal Rapid-Co-Trainer,... – was machte diese Top-Elf damals für dich aus und was für ein Meisterstück ist Trainer Ernst Dokupil gelungen, diese komplett unterschiedlichen Typen zu dieser eingeschworenen Truppe zusammenzuschweißen?

Hatz: Dokupil hatte großen Anteil daran, er hat uns die Freude am Fußball wieder gegeben. Er war ziemlich locker, hat uns freie Hand gelassen, aber schon auf Disziplin Wert gelegt. Seine größte Stärke war vielleicht, dass er ein stiller Beobachter, aber guter Menschenkenner war. Er hat die Truppe sehr gut und interessant zusammengestellt, mit einigen Glücksgriffen wie Peter Stöger, Trifon Ivanov, Carsten Jancker oder Christian "Büffel" Stumpf. Er hat es mit seinem Team irrsinig gut gesteuert. Alle glauben immer, wir waren die besten Freunde und alles war eitel Sonnenschein, aber wir waren eine verrückte Truppe, in der es auch mal richtig gekracht hat. Das hat aber Energie und Reibung erzeugt, deshalb waren wir auf dem Feld eine verschworene Einheit. Das hat uns ausgezeichnet, darum haben uns die Leute so gut in Erinnerung, weil wir bedingungslos den Erfolg wollten. Das war eine richtige Sieger-Mannschaft!

LAOLA1: Was genau hat die Leistungsträger von damals so unterschiedlich gemacht?

Hatz: Wir waren ganz unterschiedliche Charaktere. Schöttel oder ich waren eher die Ruhigeren, Analytischeren. Kühbauer war sehr emotional, wie man weiß. Barisic hatte immer einen Spaß auf den Lippen, Ivanov hat dann drei Tage nicht trainiert, weil es ihn nicht gefreut hat oder Stöger, der ein super Mensch ist und sich wahnsinnig gut auskennt im Fußball. Das war eine unglaubliche Mischung.

LAOLA1: Von den Daltons (Anm.: Kühbauer, Barisic, Mandreko, Marasek) bis Ivanov sind viele Geschichten bekannt. Welche Anekdote von damals fällt dir sofort ein?

Hatz: Im Buch kommen so viele Andekdoten vor – alle sind leider nicht druckreif (lacht). Da waren schon wilde Geschichten dabei, aber wir haben einfach eine Gaudi gehabt. Wir sind damals in der 94/95er Saison zum LASK gefahren, haben dort mit einem Tor von mir gewonnen. Ich habe Dokupils Freiheiten genossen und als Manndecker in dieser Saison sogar fünf Tore geschossen. Nach Jahren waren wir mal wieder Tabellenführer, haben uns irrsinnig gefreut und sollten aber für einen ORF-Liveeinstieg noch in Linz bleiben. Alle haben gemault, weil wir heimfahren wollten, Robert Pecl sollte interviewt werden. Wir haben uns dann hinter ihm aufgestellt, Didi hat immer "1-2-3" angezählt und wir alle haben "Rapid" in die Kamera gebrüllt. Das Video gibt es noch heute und ist zu einer Slapstick-Nummer verkommen. Heute wäre das undenkbar, da hätte der Verein schon eine Geldstrafe ausgesprochen. "Zoki" (Anm.: Barisic) hat einmal einen Fake-Anruf bei unserem Manager gemacht, dass wir eine Gelbsperre übersehen haben und wir ein Spiel am grünen Tisch verlieren. Der war dann völlig fertig. Es gab immer irgendeinen Schabernack oder Schmäh – darum waren wir auch so locker und haben so erfolgreich spielen können.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie hast du den Weg ins Cup-der-Cupsieger-Finale 1996 in Erinnerung, der mit Aufholjagden, Last-Minute-Entscheidungen, Blut (Anm.: "Turban"-Jancker wurde geboren) und Top-Gegnern nicht zu überbieten war?

Hatz: Das war schon kurios, die Spiele waren so arg und unterschiedlich. Gegen Petrolul Ploiesti (Hin: 3:1/h, Rück: 0:0/a) sind wir in einer Grottenpartie auswärts drüber gekommen. Gegen Sporting Lissabon (Hin: 0:2/a, Rück 4:0 n.V.) waren wir großer Außenseiter, hatten auswärts fast keine Chance und haben dann in Wien in letzter Minute das 2:0 gemacht, sonst wären wir weg gewesen. Gegen Dynamo Moskau (Hin: 1:0/a, Rück: 3:0/h) war es grandios, da ist dieser Flow entstanden. Bei Feyenoord Rotterdam (Hin: 1:1/a, 3:0/h) war es natürlich heftig – wenn wir vier, fünf Stück bekommen, kann sich auch keiner beschweren. Aber dann haben wir sie daheim aus dem Stadion geschossen. Es war unglaublich, wir waren eine Wundertüte! Bei uns war alles drin. Wir waren nicht immer nur überlegen und super toll, aber wir haben uns nichts geschissen, das Beste gegeben und es ist uns wirklich sehr oft aufgegangen.

LAOLA1: Die Gegner waren damals mit namhaften Stars gespickt wie dem jetzigen Barcelona-Trainer Ronald Koeman bei Feyenoord oder Youri Djorkaeff und Patrice Loko bei PSG. Und plötzlich kamen Hatz, Konsel und Co.

Hatz: Für viele bei uns war es die erste internationale Saison überhaupt. Der Europacup war früher mit drei Bewerben anders, aber es war alles sehr dicht. Damals waren die Bayern UEFA-Cup-Sieger, in allen Semifinali waren nur mehr Spitzenklubs – und wir. Das war schon ein beachtlicher Erfolg, auch wenn es eine kurze Saison war. Die Franzosen im Finale waren einfach extrem stark, da haben wir es nicht ganz gebracht. Aber die waren einfach der Favorit und haben es trocken nach Hause gespielt.

LAOLA1: Stichwort: Finale – gegen Paris St. Germain! Rapid hatte seine Chancen, Stöger traf die Latte, doch ein von Schöttel abgefälschter Freistoß-Hammer von N’Gotty rutschte durch. Wie würdest du die Gefühlswelt nach dem Finale zwischen Enttäuschung und Stolz im Rückblick beschreiben?

Hatz: Im Finale haben wir zum ersten Mal diesen Druck verspürt – das war schon was Großes. Irgendwie haben wir dann nicht unsere beste Leistung gebracht. Es ist sehr witzig – ich habe das Match danach nie gesehen und hatte es so in Erinnerung, dass PSG uns an die Wand gespielt hat und wir überhaupt keine Chance hatten. In Gesprächen mit Fans durch die Rapid-Brille kam das anders rüber. Für das Buch habe ich mir das Spiel aber angesehen – es war hochverdient, wir hatten wirklich wenige Chancen, aber wir haben ihnen schon alles abverlangt. Zum Titel hat aber einiges gefehlt. Dass du das ansprichst, finde ich schön, weil ich ein eigenes Kapitel mit dem Titel "Stolz vs. Enttäuschung" dazu geschrieben habe, wie man sich nach dem Finale gefühlt hat. Das waren Etappen: Am Anfang bist du am Boden zerstört und total fertig, dann war in Wien der Empfang mit dem Bürgermeister, wir haben den goldenden Rathausmann bekommen und trotz Regens waren Tausende Fans am Rathausplatz, die wollten, dass wir zwei Wochen später auch noch den Meistertitel holen. Da ist dann die Kraft zurückgekommen, wir wollten das schaffen. Der dramatische Meistertitel in der letzten Runde gegen Sturm war schon ein Highlight, das war vielleicht das beste Spiel überhaupt.

LAOLA1: Diese Emotionen vergisst man sicher nie...

Hatz: Genau. Die Rapid-Fans haben uns ja trotz Niederlage in Brüssel noch auf der Tribüne gefeiert, das war unglaublich. Viele Anhänger glauben, dass noch nie ein Verlierer eines Europacup-Finales so gefeiert worden ist. Das kann ich nur bestätigen. Da kriege ich Gänsehaut und einen Kloß im Hals, das war echt ein berührendes Erlebnis und gibt dir vielleicht genauso viel wie eine Trophäe.

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LAOLA1: Rapid in einem Europacup-Finale ist aktuell utopisch. Wie sehr trauerst du dem Fußball, mit dem du groß geworden bist nach – vor allem in Zeiten von Super-League- und CL-Reform-Ideen?

Hatz: Nachtrauern sollte man nie. Ich habe das früher auch nicht gerne gehabt, wenn die älteren Legenden immer gesagt haben, dass bei ihnen noch alles besser war. Der Fußball hat sich natürlich weiterentwickelt, obwohl das Niveau damals schon sehr beachtlich war. Heute ist das top. Aber beim anderen Thema bin ich selber dagegen. Die Entwicklung und Reformen der vergangenen Jahrzehnte waren immer darauf aus, die stärksten Vereine noch mehr zu stärken. Die kleineren Vereine – und da rede ich gar nicht von Teams, die national kämpfen, sondern etwa den Top-Vereinen aus Ländern wie Österreich wie RB Salzburg – können, obwohl sie einen guten Job machen, auch nicht mehr mithalten. Bei diesen Schnapsideen werden die Großen bald nur mehr unter sich sein – das kann nicht der Sinn des Fußballs sein. Untergang wäre ein hartes Wort, aber ich denke, es wird dem Fußball nicht gut tun, und auch nicht den Fußball-Interessierten und Fans.

LAOLA1: Mit RB Salzburg ist die Schere schon innerhalb Österreichs weit auseinandergegangen. Wie siehst du die Entwicklung Rapids in den vergangenen Jahren, in denen man immer wieder den Klassenkampf Tradition gegen Kommerz ausgerufen hat, mittlerweile wieder hinschnuppert, aber nie den großen Coup landet?

Hatz: Es ist nicht ganz fair, die beiden zu vergleichen. Sie gehen einen komplett anderen Weg. Rapid steht für was anderes und das ist auch gut so. Salzburg hat einen super Job gemacht, hat natürlich sehr große wirtschaftliche Möglichkeiten, macht aber mittlerweile auch sehr viel daraus. Rapid hat zuletzt eine gute Entwicklung genommen, hat den Abstand wieder ein bisschen schließen können. Rapid hat sicher eine Zeit lang falsche Entscheidungen getroffen, das hat schon Kraft und Zeit gekostet. Ich denke, dass sie jetzt auf einem guten Weg sind und hoffe, dass diese Lücke auch für den österreichischen Fußball geschlossen wird, weil es auch andere Vereine wie LASK, WAC oder Sturm gibt, die einen gut Job machen.

LAOLA1: Um wieder die Verbindung zu deiner Generation herzustellen und weil du Fehler angesprochen hast: Hat sich Rapid zu lange auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht?

Hatz: Nein, das würde ich nicht sagen – im Gegenteil. Rapid hat einen irrsinigen Professionalisierungsschritt rund um den Sport gemacht. Stadion oder Vermarktung – das ist top, Rapid wird mittlerweile geführt wie ein Konzern. Das ist ein Riesenapparat, Rapid hat eine Riesenkraft. Was man die letzten Jahre unterschätzt hat – und ich denke der Austria geht es jetzt ähnlich – ist: Auch wenn alles rundherum perfekt ist, ist noch immer kein sportlicher Erfolg garantiert. Den garantiert dir keiner, weil da sehr viele Faktoren mitspielen. Aber wenn sich ein paar Fehlentscheidungen häufen, wie Einkäufe, Trainer, Sportdirektoren, viel Fluktuation, viel Unruhe, dann wird es schwierig. Auf die Vergangenheit würde ich das aber nicht schieben. Rapid ist ein Verein, der stolz ist auf seine Tradition und Geschichte, das verbinden auch viele Fans und Zuschauer mit Rapid. Sie hegen und pflegen das. Sie ruhen sich auf Nichts aus, da wird schon sehr professionell gearbeitet. Aber vielleicht hat man sich ein bisschen auf das neue Stadion verlassen und geglaubt, dass alles von selber geht. Aber es ist ein schwieriges Business.

Jahre Verein Pflichtspiele
bis 1990 Rapid-Jugend -
Juli 1990 - Juli 1996 SK Rapid 168 (7 Tore)
Juli 1996 - Juli 1997 AC Reggiana 28
Juli 1997- Jänner 1998 US Lecce 3
Jänner 1998 - Juli 2001 SK Rapid 105 (3 Tore)
Juli 2001 - Juli 2005 Admira Wacker 110 (3 Tore)

LAOLA1: Du kennst den Verein in- und auswendig, bist regelmäßig im Stadion, gehörst dem Legenden-Klub an und sitzt auch, was viele nicht wissen, im Ethikrat der Hütteldorfer.

Hatz: Das ist immer noch so! Ich bin gerne dabei, bin dem Verein sehr verbunden. Es gab auch schon öfter Bestrebungen, mich in offizieller Funktion zurückzuholen. Das ist immer irgendwie gescheitert. Man wollte mich sogar im aktuellen Präsidium haben – sogar beide Kandidaten haben mich darauf angesprochen, was mich sehr stolz gemacht hat. Aber aufgrund meiner Tätigkeit für den Sport in NÖ war das von der Vereinbarkeit schwierig und auch nicht so gewünscht. Ich hätte es aber gerne gemacht. Der Ethikrat ist ein ehrenamtliches Gremium zur Wahrung der Werte und Tradition, wo wir schon interessante Anfragen bekommen und als Schlichtungsstelle agieren.

LAOLA1: Derzeit ist es ruhig bei Rapid. Richtig Unruhe herrschte zuletzt bei der Präsidentenwahl, damals musste dann auch der Ethikrat einschreiten.

Hatz: Das fand ich auch schade, das hat sich aufgeschaukelt, aber alles in allem ist es dann fair abgelaufen. Rapid ist Emotion, wenn du drei Rapidler am Tisch hast, wird jeder etwas anderes sagen, auf etwas anderes schimpfen und über etwas anders jubeln. Es ist nicht leicht bei Rapid. In dem Konstrukt sind die Leute eingebunden, fühlen sich wertgeschätzt, auf der anderen Seite birgt das die Gefahr, dass man schwer zu Entscheidungen kommt.

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LAOLA1: Rapid hat dir auch Tür und Tor in der Serie A geöffnet, wo du für Reggiana und Lecce auflaufen durftest. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Hatz: Es war etwas Besonderes! Ich habe es damals nicht glauben können, es war ein Riesenerlebnis. Sportlich ist es leider nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe, aber ich möchte die Zeit nicht missen. Ich habe ein wunderschönes Land kennengelernt, habe die Sprache gelernt und mich als Persönlichkeit weiterentwickelt. Wir sind abgestiegen, haben nicht viel gewonnen. Sie haben mich dann nach Lecce verkauft, weil ich in der Serie A bleiben wollte - das war vielleicht nicht zu Ende überlegt. Dort ist es nicht gut gelaufen, ich wollte nur mehr heim. Es wäre vielleicht noch möglich gewesen, in Italien zu bleiben, im Nachhinein hätte ich das machen sollen. Aber es war eine super Erfahrung, dort wird Fußball zelebriert und damals war die Serie A absolut die beste Liga der Welt, dort haben alle Superstars gespielt. Ich habe gegen Weah, Mancini oder del Piero meinen Mann gestanden, das war schon spannend.

LAOLA1: Du hast dann bei der EURO 2008 sogar die Stars der italienischen Nationalmannschaft betreut, warst beim SKN St. Pölten Marketingleiter, mit für dich undankbarem Ende - und hattest als Projektleiter maßgeblichen Anteil am Bau der NV Arena in St. Pölten.

Hatz: Genau. Bevor ich beim Sportland NÖ gelandet bin, habe ich im Sportzentrum gearbeitet und ein Eishallen-Projekt betreut. Ich habe dort sehr viel gelernt und bin dann als Projektleiter für die NV Arena eingesetzt worden, was eine sehr spannende Sache war. Ich habe den Betreiber vertreten und gleichzeitig den Verein SKN, da waren hunderttausend Sachen zu klären. Aber darauf bin ich sehr stolz, weil in dem Stadion steckt sehr viel von mir drin und die Entstehungsgeschichte kennt keiner so gut wie ich. Es war ein Knochen-Job, aber ist sehr schön geworden. Dann war die logische Folge, dass ich auch für den SKN arbeite, habe dort wertvolle Aufbauarbeit geleistet, war zwei Jahre dort, aber es ist nicht so einfach im Fußball, deshalb sind wir dann wieder getrennte Wege gegangen. Ich habe aber sehr viel gelernt.

LAOLA1: Kommen wir noch auf deine zweite große Liebe abseits des Fußballs zu sprechen, die Musik. Du trittst als DJ auf, hast eine eigene Radiosendung, einen Blog, wo du heimische Liedermacher wie Nino aus Wien oder Voodoo Jürgens interviewst, hast dich spezialisiert auf Indie Rock und Pop. Wie hat sich diese Leidenschaft entwickelt?

Hatz: Diese Liebe habe ich immer schon in mir gehabt, in der Jugend habe ich Bands wie The Smiths, The Cure, Depeche Mode, U2 oder Simple Minds für mich entdeckt und habe die besondere Dekade der 80er durchlaufen. Ich habe immer sehr viel empfunden bei Musik, das war für mich ein Lebensinhalt. Es hat mich berührt, getröstet, war ein Wegbegleiter, ich bin gerne auf Konzerte gegangen. Bei jeder Trainingseinheit, wenn der Trainer nicht aufgepasst hat, habe ich den MP3-Player angemacht. Musik ist ein ständiger Begleiter. Irgendwie hat sich das Auflegen dann ergeben, ich bin ja kein Profi, aber es macht mir Riesenspaß. Dann kam die Idee im Radio auf. Ich wollte alles ausprobieren. Es ist Leidenschaft und Hobby, ich habe einfach eine Hingabe zu meinen Lieblingsbands. Das ist eine Nische, Alternative Pop. Aber ich bin in der Szene sehr stark drin und breche auch immer wieder eine Lanze für die österreichische Szene. Wir wissen, dass man bei uns nur schwer von der Musik leben kann, bis auf ein paar wenige. Der Nino aus Wien ist ein lieber Freund, ihn schätze ich sehr, er ist auch ein großer Rapidler. Der ehemalige Austro Pop ist lange vorbei, aber wir haben eine richtig gute alternative Szene in Österreich, die schätze ich sehr. Die haben es sich verdient, dass sie gespielt und gehört werden.

LAOLA1: Im Fußball würde man dich als Allrounder bezeichnen. Was kommt als Nächstes nach Profi-Fußballer, Buchautor, Musik-Experte, Sportmanagement?

Hatz: Ich weiß es nicht, Allrounder bin ich mehr im Leben. Im Fußball war ich mehr der beinharte Verteidiger, das hat mich auch ausgezeichnet. Sonst habe ich immer versucht, alles aufzunehmen, dazuzulernen und mich dafür zu interessieren. Im Moment bin ich sehr ausgelastet, mir ist nicht fad (lacht). Ich freue mich, wenn das Buch gut geht. Ich denke, es ist wirklich schön geworden. Vielleicht schaffe ich ein Folgebuch - ich bin für alles offen.

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