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Markus Pink: Als sein Traum kurzfristig zerplatzte

Klagenfurt-Bomber im Interview über bewegte Zeiten und sein Bundesliga-Jubiläum:

Markus Pink: Als sein Traum kurzfristig zerplatzte Foto: © GEPA

Am 5. April 2009 tätigte ein Kärntner Eigengewächs seine ersten Schritte im Profi-Fußball. Ausgerechnet gegen Peter Pacults SK Rapid feierte Markus Pink vor mehr als zwölf Jahren für den SK Austria Kärnten sein Debüt in der österreichischen Bundesliga.

Mittlerweile ist der letzte Meistertrainer der Hütteldorfer in Klagenfurt angekommen, wo auch Pink seit Sommer 2020 wieder zugegen ist. Am nächsten Spieltag steht gegen die Wiener Austria ein besonderes Jubiläum für den 30-jährigen Stürmer an: Er wird sein 150. Spiel in der Bundesliga bestreiten.

Im Vorfeld der Partie blickt Pink im LAOLA1-Interview auf bewegte Zeiten zurück und erzählt von seinem kurzfristig geplatzten Traum, als Austria Kärnten nach der Saison 2009/10 in Konkurs ging und in der Versenkung verschwand.

Pink berichtet aber auch über schöne Zeiten in seiner Profi-Karriere. Zudem spricht der Klagenfurt-Bomber über die Geschehnisse am letzten Spieltag der 2. Liga und warum sein Karriereende in Kärntens Landeshauptstadt nicht in Stein gemeiselt ist.

(Das Interview beginnt unter dem VIDEO)

VIDEO: Klagenfurts irrer Krimi gegen Hartberg

LAOLA1: Wie bilanzierst du den Saisonstart?

Markus Pink: Da war alles dabei. Gegen den WAC hätten wir es aufgrund unserer Torchancen verdient gehabt, zu gewinnen. Zum Ende der Partie kam zwar der Ausschluss von Moreira durch den VAR, trotzdem konnten wir das Spiel in Unterzahl noch ausgleichen. Da haben uns auch die vielen Zuschauer geholfen, die haben uns gepusht. Das Spiel gegen die Admira ist komplett anders verlaufen, als wir es uns vorgenommen haben. Da tue ich mir schwer, das richtig zu bewerten. Mit neun Mann zu spielen, ist verdammt schwierig. Hätten wir das Spiel vollzählig beendet, hätte es bestimmt anders ausgesehen. Und am vergangenen Wochenende gegen Hartberg haben wir verdient gewonnen, es zum Schluss mit dem Elfmeter aber unnötig spannend gemacht. 

LAOLA1: Warum habt ihr es nochmal so spannend gemacht?

Pink: Wir kamen immer wieder in Situationen, die dann Kettenreaktionen auslösten und letztlich zum Gegentor führten – oder in der letzten Spielminute zum Elfmeter. Wir sind glücklich, dass "Menzi" ihn gehalten hat, der Sieg war verdient.

LAOLA1: Ihr habt mit dem neu eingeführten Video Assistant Referee schon Bekanntschaft gemacht – im negativen Sinne.

Markus Pink bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Rapid
Foto: © GEPA

Pink: Der VAR ist jetzt da und mit dem müssen wir nun spielen. Es werden auch noch andere Zeiten kommen, wo er einmal zu unseren Gunsten entscheidet. Es macht auch wenig Sinn, über alle Situationen zu diskutieren. Es gibt kein Weiß oder Schwarz, wird immer Grauzonen geben. Du musst die Entscheidungen so hinnehmen, aber versuchen, dich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

LAOLA1: Bei deinem Bundesliga-Debüt am 5. April 2009 gegen Peter Pacults Rapid Wien gab es den VAR naturgemäß noch nicht. Am kommenden Wochenende bestreitest du gegen Austria Wien dein 150. Spiel in der Bundesliga – diesmal ist Peter Pacult dein Trainer. Schließt sich da ein Kreis?

Pink: Ein imaginärer vielleicht. Ich habe ja noch nicht vor, meine Karriere zu beenden. Immerhin kicke ich noch ganz gut. (lacht) Es ist aber trotzdem etwas Schönes, in diesen zwölf Jahren habe ich doch etwas erlebt. Dass ich nun hier stehe, ist bei meinem Karriereverlauf nicht selbstverständlich.

LAOLA1: Du hast vor allem zu Beginn deiner Profi-Karriere viel erlebt. Den Konkurs bei Austria Kärnten samt Zwangsabstieg in die Regionalliga Mitte, danach warst du sogar in der Kärntner Unterliga bei ASKÖ Köttmannsdorf. 2012 holte dich Alfred Tatar in die 2. Liga zur Vienna und damit wieder in den Profi-Fußball zurück. Wie geht man als junger Spieler damit um?

Du hast als junger Spieler einen Traum, der dann kurz davor ist, in Erfüllung zu gehen. Und plötzlich kommt der Zwangsabstieg und der Traum zerplatzt.

Markus Pink

Pink: Das wusste ich zum damaligen Zeitpunkt selbst nicht so recht. Du hast als junger Spieler einen Traum, der dann kurz davor ist, in Erfüllung zu gehen. Und plötzlich kommt der Zwangsabstieg und der Traum zerplatzt. Es war nicht leicht, einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu ziehen – aber es ging nicht anders. Damals war ich sehr froh, dass meine Familie hinter mir stand. Dann habe ich einen anderen Weg eingeschlagen, bin aber nach einem Jahr in die 2. Liga zur Vienna gegangen, ohne zu wissen, was mich dort unterm Strich erwartet. Schlussendlich hat sich dieser Schritt als richtig herausgestellt.

LAOLA1: Denn nach zwei Jahren bist du nach Mattersburg gewechselt. Mit den Burgenländern bist du 2014/15 als Meister und Torschützenkönig in die Bundesliga aufgestiegen.

Pink: Ich habe Mattersburg als eine meiner schönsten Zeiten in Erinnerung. Nicht nur wegen den Erfolgen, ich habe dort auch meine Ehefrau kennengelernt, mit der ich mittlerweile zwei Kinder habe. Ich habe viele Leute kennengelernt, die immer noch enge Freunde sind. Alleine deswegen war es eine sehr schöne Zeit. Sportlich war es mit dem Aufstieg in die Bundesliga natürlich herausragend.

LAOLA1: Umso größer muss der Schock für dich gewesen sein, als der SV Mattersburg im Sommer 2020 plötzlich in Konkurs ging und sich auflöste.

Pink: Das hat mich schon getroffen, wie schnell es ging. Aus der Ferne zu beobachten, wie viele Fußballer und Funktionäre plötzlich ohne Job dastanden, war ein harter Schlag.

LAOLA1: Im Sommer 2020 folgte auch deine Rückkehr in die Heimat, zu Austria Klagenfurt. Was gab den Ausschlag dafür?

Pink: Die gesamte Situation zuvor bei der Admira hat schlussendlich nicht gepasst. Dann waren wir auf Trainingslager und es hat sich die Chance in Klagenfurt aufgetan. Die Verantwortlichen haben mir ihre Pläne mitgeteilt, wie sie den Kader zusammenstellen wollen. Ich wollte ursprünglich in der Bundesliga bleiben, der Schritt zurück in die 2. Liga war trotzdem wohlüberlegt – und letztlich erneut der richtige.

LAOLA1: 27 Torbeteiligungen (18 Tore, neun Assists, Anm.) in der 2. Liga-Saison 2020/21 sprechen für sich.

Pink: Das sagt auch viel über mich als Spielertypen aus, dass ich den Ball vor dem Tor auch noch einmal querlege, wenn ein Mitspieler besser steht. Mir ist wichtiger, dass die Mannschaft Erfolge feiert.

LAOLA1: Erfolge feierte Austria Klagenfurt auch unter Robert Micheu, dennoch musste er im vergangenen Winter Peter Pacult weichen. Kam der Wechsel überraschend?

Es war eine Mischung aus Hoffnung und Glaube. Wir wussten, dass sehr viel zusammenpassen muss. Dass Innsbruck dann gegen die Juniors OÖ patzte, wir gleichzeitig in Wien siegten, konnten wir nicht so recht glauben.

Pink: Der Aufstieg war das ausgesprochene Ziel des Vereins, der wäre ohne die Arbeit von Robert Micheu auch nicht möglich gewesen. Leider hatten wir immer wieder Durststrecken, schlechte Phasen in der Meisterschaft. Das macht es für den Trainer nicht einfacher. Wir hatten aber ein richtig gutes Verhältnis mit ihm. Der Verein hat sich dann aber für Peter Pacult entschieden, was sich als richtige Entscheidung herausgestellt hat.

LAOLA1: Unter Peter Pacult habt ihr auch ein starkes Frühjahr gespielt, hattet bis zum direkten Duell in der 25. Runde mit Wacker Innsbruck das Relegationsticket selbst in der Hand. Dann folgte die 0:2-Niederlage, Wacker zog vorbei. War der Glaube am letzten Spieltag noch da, dass es mit der Relegation klappen kann?

Pink: Es war eine Mischung aus Hoffnung und Glaube. Wir wussten, dass sehr viel zusammenpassen muss. Dass Innsbruck dann gegen die Juniors OÖ patzte, wir gleichzeitig in Wien siegten, konnten wir nicht so recht glauben. Es war aber tatsächlich der Fall. In der Vorbereitung auf die Relegation haben wir uns geschworen, in den letzten zwei Spielen noch einmal alles rauszuwerfen und uns mit dem Aufstieg zu belohnen.

LAOLA1: Ihr habt in der Relegation gegen den SKN St. Pölten auch klar dominiert. War es von Vorteil, dass Klagenfurt als Zweitligisten kaum jemand am Zettel hatte?

Pink: Das glaube ich schon. Ich denke, dass die 2. Liga generell unterschätzt wird. Das hat uns klar in die Karten gespielt. Wir waren richtig gut eingestellt, jeder hat alles gegeben. Dann kommen solche Spiele, wie das 4:0 im Hinspiel in Klagenfurt, zustande.

LAOLA1: Wie siehst du das Niveau in der 2. Liga, warum wird sie unterschätzt?

Pink: Es herrscht ein hohes Niveau. In der Liga ist alles vorhanden: Von spielstarken, über tiefstehenden bis hin zu körperbetonten Mannschaften ist alles dabei. Das macht es nicht leicht. Du brauchst wirklich eine gute Mischung, damit du reüssierst.

Ich habe noch zwei Jahre Vertrag in Klagenfurt, dann bin ich 32. Wenn ich dann auch noch so gut beieinander bin, wie es jetzt der Fall ist...

LAOLA1: Wo liegen dann die Unterschiede zur Bundesliga?

Pink: In erster Linie im taktischen Bereich. Die Geschwindigkeit ist höher, in gewissen Zonen des Spiels werden Fehler direkt bestraft. Wenn du defensive Fehler begehst, ist die Wahrscheinlichkeit in der Bundesliga um ein Vielfaches höher, dass daraus ein Tor resultiert. Es kommt insgesamt auf mehr Kleinigkeiten als in der 2. Liga an.

LAOLA1: Welche Kleinigkeiten müsst ihr noch verbessern?

Pink: Wir müssen weiterhin geschlossen als Mannschaft auftreten. Laufbereitschaft und Zweikampfstärke müssen vorhanden sein, dann wird auch der Spielwitz dazukommen. Wenn die Mischung passt, gibst du auch gegen die großen Klubs in der Bundesliga ein richtig gutes Bild ab.

LAOLA1: Abschließend: Könntest du dir vorstellen, noch einmal den Schritt zu einem größeren Klub zu wagen?

Pink: Ich habe noch zwei Jahre Vertrag in Klagenfurt, dann bin ich 32. Wenn ich dann auch noch so gut beieinander bin, wie es jetzt der Fall ist... Meine letzten Stationen haben mir allerdings gezeigt, dass sich die Dinge manchmal einfach ergeben. Und wenn mein Körper mitspielt, bin ich für alles offen. Aber: Derzeit liegt mein voller Fokus auf der Austria.



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