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Josef Weberbauer: Der "Mini-Lainer" der SV Ried

Der Neuzugang über Parallelen zu Stefan Lainer, den GAK, RB-Erfahrungen und Fans:

Josef Weberbauer: Der Foto: © SVR/Schröckelsberger

"Viele Mitspieler und Freunde meinten, dass ich einen ähnlichen Spielstil wie Stefan Lainer habe", schmunzelt Josef Weberbauer im Gespräch mit LAOLA1.

Der neue Rechtsverteidiger der SV Ried trägt seit seiner Zeit beim GAK den Spitznamen "Mini-Lainer". Die Parallelen zwischen dem 23-jährigen Weberbauer und dem 29-jährigen Lainer sind kaum von der Hand zu weisen.

Beide rackern die rechte Seite des Spielfelds unermüdlich auf und ab, stammen jeweils aus Salzburg. Zudem verbrachten sowohl Weberbauer als auch Lainer einen Teil ihrer Jugend-Laufbahn bei Red Bull Salzburg. Auch das Mentalitätsmonster von Borussia Mönchengladbach spielte in weiterer Folge für die SV Ried. 

Ins Innviertel hat es auch Weberbauer verschlagen. Mit starken Leistungen in der Admiral 2. Liga beim GAK weckte der gebürtige Kuchler das Interesse des aktuellen Tabellen-Sechsten der Admiral Bundesliga. Die "Wikinger" sicherten sich Anfang Jänner seine Dienste bis Ende Juni 2024.

Bei der SV Ried will Weberbauer, der mit dem USK Anif in den Spielzeiten 2016/17 und 2017/18 jeweils den Meistertitel in der Regionalliga West gewann, die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklimmen. "Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich die deutsche Bundesliga wählen", hat der 23-Jährige mit der Nummer 23 schon sein großes Karriere-Ziel anvisiert.

Im LAOLA1-Interview spricht Josef Weberbauer über die Parallelen zu Stefan Lainer und eine verkorkste Herbst-Saison beim GAK. Warum die "Rotjacken" in der 2. Liga nicht auf Touren gekommen sind, erklärt der Kuchler ebenso wie die Beweggründe für seinen Wechsel zur SV Ried. 

Außerdem blickt der rechte Abwehrspieler auf seine Jugend-Zeit beim FC Red Bull Salzburg zurück, spricht die triste Zuschauerlage in der 2. Liga an und worauf er sich in der Bundesliga am meisten freut:

LAOLA1: Glückwunsch zu deinem Wechsel zur SV Guntamatic Ried! Wann hast du gewusst, den Schritt in die Admiral Bundesliga gehen zu wollen?

Josef Weberbauer: Dass ich den Schritt einmal gehen will, war für mich schon klar, als ich 2020 in die 2. Liga gegangen bin. Ich hatte das Ziel Bundesliga immer schon vor Augen. Ich wusste, ich muss in Graz Gas geben, weil ich in der höchsten Spielklasse spielen will. Wirklich konkret wurde es mit Ried kurz vor Weihnachten, da haben erste Gespräche stattgefunden. Anfang Jänner wurde der Deal finalisiert, es ging alles sehr schnell und auch spontan über die Bühne.

LAOLA1: Was hat dich an der SV Ried am meisten überzeugt?

Weberbauer: Es ist ein kleiner und familiärer Verein, bei dem sehr gut gearbeitet wird. Du hast als Spieler alle Möglichkeiten, dich weiterzuentwickeln. Über Ried haben es schon viele Spieler zu größeren Klubs und ins Ausland geschafft, das hat mich einfach motiviert. Ich habe das Gefühl, sehr gut zum Verein zu passen. Ich weiß, wie hier gearbeitet wird und ich bin ein ähnlicher Typ. Das hat mir imponiert.

LAOLA1: Du hattest beim GAK noch einen bis Saisonende gültigen Vertrag. War für dich dennoch klar, dass du beim richtigen Angebot schon im Winter Abschied nehmen wirst?

Weberbauer: Ja, doch. Ich wusste, dass ich diesen Schritt gehen will, wenn sich die Vereine einigen. Umso früher du die Möglichkeit in der Bundesliga bekommst, desto mehr Erfahrung sammelst du auch.

LAOLA1: Die Herbstsaison beim GAK war nicht unbedingt von Erfolg geprägt. Der Verein ging als einer der Aufstiegsfavoriten in die neue Saison, doch bereits der Saisonstart offenbarte, dass es mit dem Aufstieg schwierig werden könnte. War zu diesem Zeitpunkt schon absehbar, dass kleinere Brötchen gebacken werden müssen?

Weberbauer: Wir sind nicht in die Saison gegangen und haben gesagt: "Wir müssen ganz vorne mitspielen!" Wir haben als Mannschaft gesagt, dass die Qualität vorhanden ist und wenn wir einen Lauf hinlegen, dann ist alles möglich. Aber uns haben immer wieder Kleinigkeiten wie Verletzungen zurückgeworfen. Es waren nie alle Kaderspieler fit, daher konnten wir zu keinem Zeitpunkt aus dem Vollen schöpfen.

LAOLA1: Es gab jedoch auch Lichtblicke. In Erinnerung sind mir deine vier Assists beim 5:1-Sieg gegen die Juniors OÖ geblieben, auch Erfolge gegen Wacker Innsbruck (3:1) oder den FAC (1:0) waren dabei.

Weberbauer jubelt im Derby gegen den SV Lafnitz
Foto: © GEPA

Weberbauer: Das Problem in unserer Mannschaft war, dass wir überragende Spiele hatten, aber dann wieder ein Hänger dabei war. Auch in der letzten Saison war das unser Problem. Wir hatten zwei gute Spiele, dann wieder ein Schlechtes. Warum das so war, wissen wir bis heute nicht. Wenn du als Mannschaft über mehrere Spiele keinen Erfolgslauf zusammenbringst, dann ist das einfach zu wenig.

LAOLA1: Es hat euch also einfach die Konstanz gefehlt…

Weberbauer: Ja, genau. Wir haben als Mannschaft oft probiert, die Gründe aufzuarbeiten. Wir sind aber nie auf einen gemeinsamen Nenner gekommen und das hat sich die gesamte Herbstsaison durchgezogen. Ein Problem war wohl auch die große Erwartungshaltung an David Peham. Er hat nach seiner Ankunft aus Amstetten auch seine Zeit gebraucht. Der ganze Verein hat sich die Situation wohl einfacher vorgestellt, dass sich alle viel schneller einleben. Mit Gernot Messner beginnt jetzt aber eine neue Ära und ich hoffe für den GAK, dass er ganz vorne mitspielen kann. Das ist ein cooler Verein und ich bin sehr froh, die letzten zwei Jahre dort gespielt zu haben.

LAOLA1: Tore wie in den Steirer-Derbys gegen die Kapfenberger SV oder den SV Lafnitz werden dir auch immer in Erinnerung bleiben.

Weberbauer: Die sind etwas Besonderes! Ich habe mich über jedes Tor, jeden Assist irrsinnig gefreut. Mein größtes Ziel war, mich weiterzuentwickeln und für höhere Aufgaben zu empfehlen. Ich war sehr froh, als sich die Gelegenheit bei der SV Ried aufgetan hat.

LAOLA1: Wie hast du dich in deinen ersten Tagen im Innviertel eingelebt?

Weberbauer: Ich bin am 14. Jänner hergekommen, habe die Verträge unterschrieben und dann stand bereits das erste Training an. Ich komme von Tag zu Tag besser rein, lerne mehr Spieler kennen. Die Mitspieler sind alle sehr sympathisch und ich bin mir sicher, mich bald wie zuhause zu fühlen.

LAOLA1: Luca Meisl und Nikola Stosic kennst du noch aus deiner Jugendzeit…

Weberbauer: Genau! Das hat es auch etwas leichter gemacht. Wenn du in eine Mannschaft kommst, in der du niemanden kennst, ist es schon sehr schwierig. So war es in Graz, da hatte ich zu keiner Person Bezug. In Ried war es mit Luka und Nikola schon leichter, auch den "Reini" (Constantin Reiner, Anm.) kannte ich noch. Die nehmen dich ganz anders auf und vermitteln dir ein gutes Gefühl.

LAOLA1: Deine ersten Testspiele hast du ebenfalls schon absolviert, ausgerechnet gegen Red Bull Salzburg hast du erstmals den Ried-Dress getragen. War das auch für dich ein erster Gradmesser?

Weberbauer: Auf jeden Fall. Salzburg steht noch noch einmal eine Liga über alle anderen Mannschaften. Es herrscht ein höheres Tempo, du hast für Entscheidungen weniger Zeit als in der 2. Liga. Ich mache mir aber keine Sorgen, mich daran zu gewöhnen. Ich bin zuversichtlich, den Anschluss schnell zu finden.

LAOLA1: Plötzlich laufen statt Haris Tabakovic oder Ronivaldo Karim Adeyemi und Noah Okafor auf dich zu. Das sind noch einmal andere Kaliber.

Weberbauer: Ich mache mir über meine Gegenspieler keine Gedanken, versuche das auszublenden. Ich konzentriere mich auf meine Aufgaben und wenn ich die erledige, kann ich es jedem Spieler schwer machen. Trotzdem hat man es im Hinterkopf, welche Spieler das sind und mit welchen Vereinen sie in Verbindung gebracht werden. Das ist schon etwas Besonderes.

"Ich war fast ein Jahr verletzt, hatte Probleme mit den Wachstumsfugen im Knie. Ich wurde schlussendlich aussortiert, da neun Monate Rückstand zu viel waren."

Weberbauer über sein Aus bei Red Bull Salzburg

LAOLA1: Zwischen 2007 und 2012 warst du selbst in der Jugend von Red Bull Salzburg. Was ist dir in Erinnerung geblieben?

Weberbauer: Dass dort sehr professionell gearbeitet wird. Die Spieler bekommen alle Voraussetzungen, sich bestmöglich zu entwickeln. Wenn du dich an den vorgegebenen Plan hältst, kannst du wenig falsch machen. Jeder Spieler hat die Chance, eine große Zukunft zu haben.

LAOLA1: Welche Gründe gab es für deine Rückkehr 2012 zu deinem Heimatverein SV Kuchl?

Weberbauer: Ich war fast ein Jahr verletzt, hatte Probleme mit den Wachstumsfugen im Knie. Ich wurde schlussendlich aussortiert, da neun Monate Rückstand zu viel waren. Sie haben mir gesagt, dass ich das nicht mehr aufholen kann und sich die Wege trennen werden. Dann gab es für mich nur die Option, wieder zurück zu meinem Heimatverein zu gehen. Ich bin sehr heimatverbunden, verbringe meine Zeit gerne in Kuchl. Aber ich war natürlich enttäuscht.

LAOLA1: Haben dich die Knieprobleme an einem schnelleren Aufstieg in den Profi-Fußball gehindert?

Weberbauer: Nein, ich habe nach meinem Wachstumsschub nie wieder Probleme mit dem Knie gehabt. Ich war dann beim USK Anif (2016 bis 2019, Anm.), hatte eine sehr erfolgreiche Zeit. Mir hat es dort richtig gefallen. Ein möglicher Grund war meine Ausbildung, die wollte ich nicht für irgendein Experiment wegwerfen. Nach dem Zivildienst hat sich 2020 die Möglichkeit beim GAK ergeben. Es war der richtige Schritt, dass ich erst einmal selbst gereift bin und Erfahrung im Unterhaus gesammelt habe. Wenn man zu früh in den Profi-Bereich wechselt, kann nicht alles auf einmal aufgefasst werden und das ist für einen jungen Spieler zu viel. Dann geht es sehr oft einmal in die falsche Richtung.

LAOLA1: Du wirst auch "Mini-Lainer" genannt. Wie kam es dazu?

Weberbauer: (lacht) Als ich nach Graz gewechselt bin, war das zum ersten Mal ein Thema. Viele Mitspieler und Freunde meinten, dass ich einen ähnlichen Spielstil wie Stefan Lainer habe. Ich bin immer unterwegs, laufe auf der rechten Seite auf und ab. Das hat sich dann so ergeben.

LAOLA1: Ihr habt auch einen ähnlichen Werdegang, seid beide Salzburger. Stefan Lainer hat ebenfalls bei der SV Ried gespielt, bevor seine Karriere steil empor verlief. Kannst du dir von ihm etwas abschauen?

Weberbauer: Ich schaue ihm sehr gerne zu, weil er aus wenigen Mitteln sehr viel macht. Er macht die einfachen Dinge und die setzt er so gut um, dass er auf der Position einfach überragend spielt. Es ist sehr beeindruckend, was er aus den Basics herausholt und wie schwer er zu bändigen ist. Er läuft 90 Minuten lang auf und ab, hat auch vorne die Ruhe, den entscheidenden Pass zu spielen. Das ist ein entscheidender Aspekt in seinem Spiel.

LAOLA1: Die Parallelen zwischen euch sind nicht von der Hand zu weisen.

Weberbauer: Ich sehe das auch so. Es macht einfach Spaß, 90 Minuten lang auf und ab zu laufen und alles zu geben. Die gute Ausdauer habe ich mitbekommen, daher nutze ich meine Qualitäten, um sie bestmöglich auf dem Spielfeld umzusetzen.

LAOLA1: Interessantes Detail: Stefan Lainer hat erst im Alter von 24 Jahren sein Debüt im A-Nationalteam gegeben. Da hättest du noch paar Monate hin.

Weberbauer: (lacht) Über solche Dinge will ich mir gar keine Gedanken machen. Im Fußball kann es so schnell bergab gehen. Ich will gar nicht groß planen, was in der Zukunft passiert, sondern mich auf die Gegenwart konzentrieren.

LAOLA1: Deine Gegenwart heißt SV Ried. Welche Ziele hast du dir für das kommende Frühjahr gesteckt?

Weberbauer: Ich will zuerst einmal in Ried gut ankommen. Dann will ich mich schnellstmöglich an das hier herrschende Niveau anpassen und mich an die Bundesliga herantasten. Natürlich will ich die eine oder andere Spielminute kriegen, will mich hier reinkämpfen. Wenn ich die Möglichkeit zum Spielen bekomme, will ich alles reinwerfen und der Mannschaft helfen.

LAOLA1: Du könntest aufgrund der Verletzungsprobleme der SV Ried auf deiner Position aber früh zu deinen ersten Einsätzen kommen.

Weberbauer: Bei den gelernten Außenverteidigern sind Probleme da, aber es gibt immer noch einen Julian Wießmaier, der im Herbst auf dieser Position richtig gute Leistungen gezeigt hat. Ich muss mich in jedem Spiel beweisen, mir wird nichts geschenkt. Ich muss harte Arbeit reinstecken, dann belohne ich mich selbst.

LAOLA1: Ist die Qualifikation für die Meistergruppe in den verbleibenden vier Spielen des Grunddurchgangs euer Ziel?

Weberbauer: In den vier Spielen ist jedenfalls alles möglich! Es ist keine Pflicht, unter den ersten sechs Teams zu landen. Es ist aber eine große Chance für die SV Ried und wenn uns der Einzug in die Meistergruppe gelingen sollte, wäre es sowohl für die Mannschaft als auch den Verein überragend.

"Es ist eine interessante Liga mit spannenden Duellen. Aber es ist die österreichische 2. Liga. Da sind Vereine dabei, bei denen keine Tradition dahintersteckt, sondern Geldgeber hinter dem Klub stehen."

LAOLA1: Gibt es Spiele in der Bundesliga, auf die du dich am meisten freut?

Weberbauer: Einen Verein, bei dem ich sage: "Auf den brenne ich schon extrem", gibt es nicht. Mit Corona ist es zwar schwierig, aber ich freue mich auf Spiele, bei denen richtig viele Zuschauer anwesend sind. Sei es Rapid oder Sturm – ich will vor einer richtigen Kulisse spielen, die gibt es in der 2. Liga leider nicht.

LAOLA1: Findest du das schade?

Weberbauer: Ja! Es ist eine interessante Liga mit spannenden Duellen. Aber es ist die österreichische 2. Liga. Da sind Vereine dabei, bei denen keine Tradition dahintersteckt, sondern Geldgeber hinter dem Klub stehen. Jeder Fußballer spielt Fußball, damit er weiterkommt und irgendwann vor einer großen Kulisse aufläuft. Aber es ist schade, dass es bei uns in der 2. Liga nicht möglich ist. Da muss man hoffen, dass in der Bundesliga ordentlich Stimmung herrscht.

LAOLA1: Leider ist es in der Bundesliga aber auch nicht der Usus…

Weberbauer: Der österreichische Fußball entwickelt sich immer besser, das sieht man auch international, wo wir voll dabei sind. Aber die Zuschauerzahlen waren immer schon ein wenig problematisch.  

LAOLA1: Zum aktuellen Zeitpunkt ist ohnehin das Wichtigste, dass Zuschauer überhaupt in die Sportstätten dürfen.

Weberbauer: Bei einem Spiel ist man als Spieler froh, wenn auch nur ein paar hundert Zuschauer für Stimmung sorgen. Geisterspiele wie in den letzten zwei Jahren sind sehr bedrückend. Vor einem leeren Stadion zu spielen, da fehlt das letzte Feeling.

LAOLA1: Zu Beginn unseres Gesprächs meintest du, die SV Ried bietet die ideale Plattform für junge Spieler wie dich. Wohin soll deine Reise denn schlussendlich gehen?

Weberbauer: Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre es die deutsche Bundesliga. Die Nähe zu Österreich, die Sprache und es gibt einfach geile Vereine in Deutschland.

LAOLA1: Da gebe es auch wieder die Parallele zu Stefan Lainer.

Weberbauer: (lacht) Ja, stimmt!

LAOLA1: Danke für das Gespräch!

 

Josef Weberbauers Treffer gegen Lafnitz und Kapfenberg im VIDEO:


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