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So sieht Zukunft der Bundesliga und des FCW aus

Gerhard Stocker im Gespräch über die Zukunft der Bundesliga und des FC Wacker.

So sieht Zukunft der Bundesliga und des FCW aus Foto: © GEPA

Gerhard Stocker ist ein vielbeschäftigter Mann.

Zum einen leitet der 66-Jährige als Präsident die Geschicke des FC Wacker Innsbruck, im August ist er zusätzlich auch noch zum Bundesliga-Präsident gewählt worden.

In einem exklusiven Interview mit LAOLA1 äußert sich Stocker zu seinem Hauptziel als Bundesliga-Chef, dass der FC Wacker in den letzten 16 Jahren nicht die Chance bekommen hat, nachhaltig auf die Füße zu kommen und signalisiert weiter Interesse an einer Zusammenlegung mit der WSG Wattens.

LAOLA1: Seit August sind Sie wieder Bundesliga-Chef. Warum haben Sie sich das angetan?

Stocker: Ich habe mich nie um irgendeine Funktion beworben. Teilweise habe ich auch nicht so ganz gewusst, wie mir geschieht. Ich versuche immer, ausgleichend zu sein und dass alle Leute immer auf das Ganze schauen und nicht nur das eigene Kastl betrachten. Deshalb habe ich in der ersten Amtszeit als Bundesliga-Vizepräsident mitbekommen, dass man flapsig zu mir sagt: "Der 'Mr. 20 Vereine'." Als die Abstimmung war und ich die Stimmen bekommen habe, war ich selbst überrascht, weil auch die Spitzenvereine gesagt haben, ich soll das machen. Ich habe gesagt, wenn, dann müssen wir gut zusammenarbeiten und das ist jetzt meine Aufgabe.

LAOLA1: Das erste halbe Jahr nach der Liga-Reform ist vorbei. Wie zufrieden sind Sie mit dem neuen Modell?

Stocker: Die Bundesliga mit dem Spielformat ist hochinteressant, da muss man sagen, dass es ein voller Erfolg ist. Was danach passiert, in der 2. Liga und in den Regionalligen, da muss man nachjustieren. Der Unterschied ist größer geworden und das ist nicht gesund. Da muss man schauen, dass dieser Sprung verkleinert wird.

LAOLA1: Wäre die Rückkehr zu einer Zehnerliga in der 2. Liga also Ihrer Meinung nach besser?

Stocker: Ich habe nicht die Lösungen. Ich finde, dass die dritten Ligen ernsthaft einbezogen gehören. Es geht auch darum, wo spielen die zweiten Mannschaften. Momentan ist es so, dass drei zweite Mannschaften von Bundesligisten in der 2. Liga spielen könnten, aber dann gibt es noch die Kooperationsvereine wie Liefering und den FC Juniors OÖ, die praktisch auch nur zweite Mannschaften sind. Da muss man genauer hinschauen, dass beispielsweise die 2. Liga nicht zu einer Meisterschaft der zweiten Mannschaften verkommt.

LAOLA1: Haben Sie noch weitere Ziele für die restliche Amtszeit als Bundesliga-Präsident?

Stocker: Das haben wir gemeinsam formuliert im Aufsichtsrat. Ich sage immer wieder, das Image der Bundesliga ist absolut schlechter als das, was es objektiv ist. Es kann nicht sein, dass Salzburg, Rapid, Austria und Sturm international doch gut reüssieren, wenn die Liga so schwach wäre. Wenn man die Zahlen anschaut, sind wir an elfter Stelle im Klubranking. Wir sind ganz sicher besser, als wir in Österreich gesehen werden. Das ist für mich ja auch interessant, dass wir im Ausland um einiges besser gesehen werden, als in Österreich. Das ist unsere Aufgabe, das klar zu machen.

LAOLA1: Ist das schwierig, der breiten Öffentlichkeit klarzumachen, wenn die Live-Spiele nur im Pay-TV zu sehen sind?

Stocker: Da ist noch viel Polarisierung auf ein Hauptspiel am Wochenende. Jetzt gibt es im Free-TV einige Highlight-Sendungen, also die Präsenz der Liga hat sich nicht verkleinert. Die Highlights von allen Spielen sollten schon aufwiegen, dass ein Spiel nicht mehr übertragen wird.



LAOLA1: Zum neuen Format hat neulich Sturms Sportchef Günter Kreissl gemeint, dass es zwar interessanter wurde, aber mehr Druck auf den Vereinen herrscht.

Stocker: Das ist jetzt im ersten Jahr ganz extrem, im zweiten, dritten oder vierten Jahr wird sich das auch einpendeln. Diese Dramatik, ob man über oder unter dem Strich ist, ist ganz bewusst so gemacht. Momentan wird komplett übersehen, dass nach der Punkteteilung nach 22 Runden einfach noch einmal eine Meisterschaft losgeht. Da staune ich schon, dass man sechs, sieben Runden vor der Teilung so nervös wird.

LAOLA1: Aber bei einem Klub in der Größe von Rapid wäre es natürlich schon eine Blamage, wenn sie im unteren Playoff spielen.

Stocker: Natürlich, aber ich kann mich erinnern, dass Rapid in der Zehnerliga auch mal an achter Stelle war. Das ist jetzt auch nur so dramatisiert worden, wegen diesem Strich. Da wird meiner Meinung nach auch vergessen, dass man als Siebter immer noch das Tor offen hat zur Europa League.

LAOLA1: Kommen wir zum FC Wacker. Da ist in Sachen Zukunftsprojekten und Strukturänderung im vergangenen Jahr sehr viel passiert.

Stocker: Ja, im Herrenbereich war ganz, ganz wichtig das Hochziehen der zweiten Mannschaft in die HPYBET 2. Liga. Wo wir auch gesagt haben, dass wir wilde Hunde sind, dass wir das machen. Wir wussten aber auch, was da dahintersteckt und wie interessant das für junge Spieler ist, die sich eine Profi-Karriere vorstellen können. Es war eine ganz, ganz richtige Entscheidung. Es sind jetzt schon drei Spieler hochgezogen worden.

LAOLA1: Das finanzielle Risiko hat sich also gelohnt?

Stocker: Das hat sich mehr als gerechnet. Es ist einfach wichtig, dass man jetzt auch die nächsten Schritte macht. Es soll nicht die ganze Zeit an einem seidenen Faden hängen, sondern zum Dauerzustand werden.

LAOLA1: Auch die Vereinsstruktur ist personell mit einem neuen Führungsgremium verändert worden. Was hat das zu bedeuten?

Stocker: Wir haben uns dazu verschrieben: „Vom Fußballverein zum Sportunternehmen“. Da sind von den Strukturen einfach Veränderungen notwendig, weil man kann das von Ehrenamtlichen nicht auf Dauer verlangen. Wir haben hier ja einen ganz schönen Betrieb. Monatlich müssen 170 Leute abgerechnet werden, ganz egal, ob die jetzt Aufwandsentschädigungen oder Gehälter bekommen.

LAOLA1: Die Veränderungen waren also letztlich eine Professionalisierung des Vereins?

Stocker: Ich habe mich nur mehr bereit erklärt, das Amt zu machen, wenn wir nachhaltig eine Chance sehen. Wir haben auch auf der Homepage geschrieben: „Weil ‚weiterwurschtln‘ keinen Sinn macht.“ Und da stehen wir dazu. Entweder es gelingt jetzt oder man macht halt so weiter wie in den letzten 16 Jahren. Ich glaube, dass wir in den letzten zwei Jahren Dinge weitergebracht haben, die uns die wenigsten zugetraut haben. Jetzt gehören die nächsten Schritte gemacht und man kann nicht verlangen, dass wir immer so weiterarbeiten wie bisher.

So soll das neue Trainingszentrum aussehen

LAOLA1: Ein ganz wichtiger Schritt ist das neue Trainingszentrum, das in Mieming geplant ist.

Stocker: Das ist nichts anderes, als aufzuholen, was eh schon alle andere haben. Einfach Strukturen schaffen, die völlig normal sind.

LAOLA1: Es gab während der Planungsphase einige Beschwerden der Anrainer. Ist das aus der Welt geräumt?

Stocker: Nein, da ist nichts aus der Welt geschaffen. Wir sind ja beim Trainingszentrum erst in den Startlöchern. Die Basis war das Wohlwollen der Gemeinde. Bei der Raumordnung im Land haben wir auch vorgesprochen, da ist auch nicht zu erwarten, dass es größere Probleme gibt. Jetzt sind wir beim nächsten Schritt von noch mindestens 15 Schritten. Jetzt müssen wir uns wirklich mit der Finanzierung auseinandersetzen. Da heißt es dann wieder, wir haben eh große Probleme, um das normale Budget zusammenzustöpseln und dann redets von einem Trainingszentrum. Das Trainingszentrum ist ein komplett eigenes Projekt, wo wir sagen, das muss sein, damit das andere nachhaltig auf die Füße kommen kann.

LAOLA1: Wie sieht die Finanzierung aus?

Stocker: Null Komma null Ahnung. Weil wir bisher noch nicht wirklich zu den Entscheidungsträgern hingekommen sind, wo wir wirklich fundiert darüber reden können. Wir sprechen über eine offene Finanzierung, was sich Investoren beispielsweise vorstellen können. Letztendlich träumen wir vom Südtiroler-Modell, wo die öffentliche Hand stark unterstützt hat.

LAOLA1: Sie haben die wahrscheinliche Kritik schon angesprochen. Der FC Wacker hat seit dem Konkurs 2002 einen schlechten Ruf bezüglich der Wirtschaftlichkeit.

Stocker: Der FC Wacker hat auch nicht wirklich in den letzten 16 Jahren die Chance bekommen, nachhaltig auf die Füße zu kommen. Es sind immer nachträglich irgendwelche Rettungspakete geschnürt worden, aber dass man eigentlich vorher hergehen muss und sagt, wir müssen die Basis schaffen, dass der FC Wacker ordentlich arbeiten kann, ist leider nicht passiert. Aber es ist ganz klar erwiesen, der FC Wacker ist keine Wirtschaftslast, sondern ein positiver Wirtschaftsfaktor. Die öffentliche Hand bekommt in Summe absolut mehr als sie einsetzt.

LAOLA1: Vor einiger Zeit sind auch Pläne aufgetaucht, wonach über eine erneute Zusammenlegung von Wacker und der WSG Wattens nachgedacht wurde. Ist das völlig vom Tisch?

Stocker: Da wird von Wattens-Seite signalisiert, dass kein Interesse besteht.

WSG-Präsidentin Diana Langes-Swarovski hat kein Interesse an einer Zusammenlegung
Foto: © GEPA

LAOLA1: Von Wacker-Seite schon?

Stocker: Wacker ist immer gesprächsbereit.

LAOLA1: Was wäre die Idee des FC Wacker in dieser Hinsicht?

Stocker: Es hat 2002 ein Konzept gegeben (letzte Zusammenlegung der beiden Vereine, Anm.), von dem ich immer noch überzeugt bin, dass das für den Fußball in Tirol das Beste wäre. Ich bin zutiefst überzeugt, nachhaltig hat nur ein Verein die Chance in der höchsten Spielklasse zu überleben. Zwei Vereine in der 2. Liga, dann hat man eine gute Pyramide. Da muss dann extrem zusammengearbeitet werden und nicht der Neid herrschen. Ich habe in Tirol generell das Gefühl, dass die Stimmung ist, dass man dem Wacker ja nicht zu viel gibt, weil der dann zu stark werden könnte. Es müssten schon alle gerne der Spitze zu arbeiten.

LAOLA1: Die WSG Wattens ist Tabellenführer in der HPYBET 2. Liga. Muss man sich als FC Wacker Sorgen machen, wenn die in die Bundesliga aufsteigen? Wird es dann schwieriger?

Stocker: Es wird insofern ganz sicher schwieriger, in dem die Abwicklungen, wenn zwei Vereine am Tivoli spielen, ganz sicher nicht einfacher werden. Das ist eine Mehrarbeit. Man muss sich dann wirklich zusammensetzen und überlegen, wie man das für beide Teile kostengünstig machen kann. Natürlich wird es zudem in der Sponsorenlandschaft und bei den öffentlichen Entscheidungsträgern heißen, dass zwei Mannschaften in der gleichen Liga auch gleich unterstützt werden. Das heißt dann aber nicht, dass Sponsorengelder verdoppelt werden, sondern es gibt 20% mehr, geteilt durch zwei sind das dann 60%. Wenn man bedankt, dass wir in dieser Hinsicht wirklich nicht auf Rosen gebettet sind, wird es schwieriger.

LAOLA1: Wie sieht es mit der Lizenz für die kommende Saison aus? Durch die Spielerverkäufe dürfte das klappen.

Stocker: Wir haben keine Notverkäufe. Wir haben alles im Griff, allerdings mit Konsequenzen. Im letzten Jahr haben wir ziemlich riskiert, haben den Druck gehabt, aufsteigen zu müssen. Ich habe mich mit dem Szenario, dass wir nicht aufsteigen, nicht beschäftigt und muss sagen, wir haben nie einen Plan B, weil wir uns komplett auf die Umsetzung von Plan A konzentrieren. Trotzdem die Organisation so aufbauen, sollte etwas eintreten, dass wir die entsprechenden Konsequenzen ziehen können. Es ist immer eine Herausforderung, aber man hat uns in den letzten zwei Jahren schon nicht zugetraut, dass wir die Lizenz bekommen. Aber da gibt es schon Kräfte, die zusammenhalten. Gleichzeitig wird auch vom Senat unser Weg, den wir vorzeichnen, goutiert.

LAOLA1: Wo soll der FC Wacker in den nächsten fünf, zehn Jahren stehen?

Stocker: Das ist eine Entscheidung von Tirol. Tirol muss sagen, der FC Wacker soll sich in der Mitte der Bundesliga positionieren. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass man dauerhaft in den Top sechs ist, aber zumindest ein kräftiges Wort mitsprechen kann.

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