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Das entgegnet WSG den Dorfklub-Kritikern

Wattens-Manager Stefan Köck über Zuschauer-Interesse und Dorfklub-Image.

Das entgegnet WSG den Dorfklub-Kritikern Foto: © GEPA

Trotz des Abstiegs von Wacker Innsbruck bleibt Tirol bekanntlich in der Bundesliga vertreten.

Die WSG Tirol aus der rund 7.600 Einwohner zählenden Gemeinde Wattens nimmt als Aufsteiger den freien Platz ein. Die Freude über einen weiteren "Dorfklub" hat sich beim Großteil der Fußball-Fans in Österreich in Grenzen gehalten. Spiele in einem fast-leeren Tivoli Stadion werden befürchtet.

Im Interview mit LAOLA1 kann WSG-Manager Stefan Köck die Skepsis verstehen: "Ich weiß nicht, wie viele Leute sich am 14. Dezember WSG Tirol gegen SV Mattersburg anschauen werden." Dennoch hat er für die Kritiker eine klare Antwort parat.

LAOLA1: Pünktlich zum Ferienstart: Welche Schulnote bekommt die WSG für die abgelaufene Saison?

Stefan Köck: Ich würde sagen einen Einser, weil wir die Ziele erreicht haben. Im Herbst war es zwar erfolgreicher und schöner zum Anschauen, aber am Ende, wenn man nach 30 Runden vorne ist und das Ziel erreicht, hat man sich den Einser verdient.

LAOLA1: Aktuell ist die stressigste Zeit für die Manager. Ein kurzer Urlaub ist sich aber ausgegangen: Sie sind mit Trainer Thomas Silberberger zum Gardasee geradelt.

Köck: Das war eine Geschichte, die wir uns schon seit ein, zwei Jahren eingebildet haben. Wir möchten unseren Schweinehund überwinden und zwei Freunde, die einen Wohnwagen dort unten haben, haben uns eingeladen, wenn wir Meister werden. Das war eine tolle Geschichte.

"Man arbeitet auf dieses Ziel hin, man nimmt sich das vor und stellt sich die großen Feierlichkeiten vor, wenn dieses Ziel erreicht ist. Das war dann nicht so."

LAOLA1: Macht das die WSG aus? Es gibt wohl nicht viele Bundesligisten, bei denen der Sportliche Leiter mit dem Trainer eine Rad-Tour macht.

Köck: Das mag sein. Wir haben eine sehr untypische Sportdirektor-Trainer-Beziehung. Bei uns gibt es nicht Ober/Unter, wir treffen Entscheidungen gemeinsam. Wir ticken sehr ähnlich, wir haben ein kollegiales und freundschaftliches Verhältnis. Wir sind nicht immer einer Meinung, das ist auch sehr wichtig, haben heiße Diskussionen. Am Ende des Tages treffen wir aber eine Entscheidung, die alle tragen können. Das ist vielleicht etwas untypisch im österreichischen Fußball, überhaupt im europäischen Fußball, aber bislang sind wir sehr gut damit gefahren.

LAOLA1: Ab der kommenden Saison steht Bundesliga-Fußball an. Haben Sie schon realisiert, dass man gegen Teams wie Red Bull Salzburg oder Rapid Wien spielen wird?

Köck: Realisieren werde ich es erst, wenn die Meisterschaft losgeht und in der ersten Runde die Austria Wien in Tirol auftaucht und wir gegenüberstehen dürfen. Man arbeitet auf dieses Ziel hin, man nimmt sich das vor und stellt sich die großen Feierlichkeiten vor, wenn dieses Ziel erreicht ist. Das war dann nicht so. Wir haben schon eine schöne Meisterfeier gehabt, aber man merkt, dass der Druck einmal fällt. Jetzt sind die Vorfreude und auch die Anspannung auf die neue Saison groß.

LAOLA1: Wie weit ist man bereits in der Kaderplanung? Wie viele Transfers sind noch geplant?

Köck: Wir sind sehr weit in der Kader-Planung. In den letzten Tagen ist noch sehr viel passiert, zum Beispiel Florian Rieder und Lukas Grgic. Das sind Positionen und Spieler, die wir sehr gerne haben wollten. Vor dem ersten Testspiel haben wir viele Verletzte gehabt, das war eine angespannte Kadersituation, das hat sich aber wieder gelichtet. Wir haben auch einen hervorragenden Teamgeist, die Jungs wachsen immer weiter zusammen. Zur ursprünglichen Frage: Es sind noch ein bis zwei Transfers geplant.

LAOLA1: Welche Positionen hat man im Auge?

Köck: Da lege ich mich nicht fest, denn wenn ich das jetzt angebe, habe ich morgen 400 E-Mails. Fakt ist, die Spieler müssen budgetär und charakterlich ins Team passen. Wir haben keine Star-Truppe, wir haben eine kollegiale Mannschaft, die eine klare Idee hat. Da muss der jeweilige Spieler reinpassen. Und es sollte ein Österreicher sein, weil wir bereits acht Ausländer haben.

LAOLA1: Ein großes Thema in diesem Sommer ist der Transfer-Streit um Florian Rieder. Ärgert es Sie, dass aufgrund so einer Kleinigkeit ein schlechtes Licht auf beide Teams gefallen ist?

Köck: Ich möchte mich dazu gar nicht mehr groß äußern. Fakt ist, dass das für keinen ein gutes Bild abgegeben hat. Das hätten wir uns alle ersparen können. War leider so, ist ein paar Tage herumkursiert. Letztlich ist alles gut ausgegangen, der Spieler hat sich uns anschließen können.

LAOLA1: Wie geht man bei der WSG damit um, dass man die neue Nummer eins in Tirol ist? Ändert das etwas?

Köck: Man merkt die Aufbruchstimmung. Nicht nur durch den Titel, auch durch die Namensänderung und den Bundesliga-Aufstieg. Ich habe immer gesagt, von meiner Seite ist es so, dass wir nur unsere Ziele verfolgen können. Wir haben nicht planen können, dass der FC Wacker absteigt oder ob er oben bleibt. Wir haben die Zielsetzung gehabt, dass wir aufsteigen, das ist uns gelungen. Dass wir jetzt die Nummer eins sind, nehmen wir gerne an. Aber jetzt sind wir in der Bundesliga und da müssen wir bestehen. Das ist schwer genug.

LAOLA1: Die Gemeinde hat die Renovierung des Wattener Sportplatzes genehmigt, die Idee eines Stadion-Neubaus ist nicht durchgekommen.

Foto: © GEPA

Köck: Dazu kann und will ich mich nicht äußern, weil ich es auch nur aus den Medien entnehme. Nicht, dass ich nicht informiert wäre, aber ich fokussiere mich auf den sportlichen Bereich, weil die Randerscheinungen kann ich nicht beeinflussen. Da haben wir im Vorstand sehr gute Leute, die sich da auskennen und die Verbindungen zur Politik und den Institutionen haben. Wir spielen jetzt am Tivoli, nehmen das so an. Da nützt es weder, wenn wir uns freuen, noch darüber jammern.

LAOLA1: Rein sportlich gesehen wäre es aber wohl schon schöner, wenn man in Wattens spielen könnte?

Köck: Ich sage immer, dahoam ist dahoam. Ich bin jetzt seit 17 Jahren im Verein, kenne das Gernot-Langes-Stadion auswendig und finde, es hat einen Flair. Man muss schauen, wie die Zuschauer uns aufnehmen. Wir spielen bis 14. Dezember Meisterschaft - ich weiß nicht, wie viele Leute sich am 14. Dezember WSG Tirol gegen SV Mattersburg anschauen. Da wäre ein kleineres Stadion natürlich von Vorteil, wenn 3.000 bis 4.000 Leute in einem kleinen Stadion und nicht in einem 15.000er Stadion sind. Wir brauchen aber nicht diskutieren, es hat alles Vor- und Nachteile.

"Dieser Verein besteht seit 1930, also ist es, glaube ich, sehr wohl ein Traditionsverein"

LAOLA1: Gerade auf den sozialen Netzwerken hält sich die Freude über einen weiteren Dorfklub in Österreich in Grenzen. Was entgegnet man diesen Kritikern?

Köck: Zuerst hat es immer geheißen, es gehören Traditionsvereine dazu. Dieser Verein besteht seit 1930, also ist es, glaube ich, sehr wohl ein Traditionsverein. Natürlich hätte ich bei uns auch gerne 15.000 bis 20.000 Leute wie Rapid. Diese Euphorie haben wir noch nicht, aber vielleicht können wir sie uns erarbeiten. Eines muss man auch entgegnen: Uns hat keiner den Aufstieg geschenkt, es haben auch andere die Möglichkeit gehabt, aufzusteigen. Wir haben ihn uns erspielt und erkämpft. Scheinbar hat der Verein gut gewirtschaftet und einen guten Job gemacht. Wenn ich heute die Bundesliga einschalte, freut es mich voll, wenn ich das Allianz Stadion mit 25.000 Leute sehe. Das ist unbestritten und für die Marke in Österreich natürlich toll, aber man muss auch klar sagen, dass es uns nicht geschenkt wurde. Wir werden das Beste daraus machen und uns weiterentwickeln.

LAOLA1: Abgesehen von Wacker Innsbruck waren die Aufsteiger der letzten Jahre immer recht erfolgreich in der Bundesliga. Was ist für die WSG möglich?

Köck: Es kommt auf viele Faktoren drauf an. Ich halte lieber den Ball ein bisschen flach. Wir haben einen Großteil des Kaders, der den Titel in der 2. Liga geholt hat, gehalten. Das ist ein wichtiger Punkt für mich, weil es eine Vertrauensbasis schafft. Die Jungs haben das geschafft, weil sie die Qualität haben. Jetzt muss man ihnen die Möglichkeit geben, das in der Bundesliga zu zeigen. Wir haben gute Jungs dazubekommen, dann kommt es darauf an, dass man die Euphorie mitnimmt. Hast du einen guten Start, geht die Euphorie weiter. Wir wollen uns in der Liga etablieren. Es ist wichtig, dass wir in der Liga bleiben, dann haben wir den nächsten Schritt geschafft.

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