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Hee-Chan Hwang: Fußball statt Taekwondo

Wie Salzburgs Südkoreaner Hee-Chan Hwang zum Fußball kam:

Hee-Chan Hwang: Fußball statt Taekwondo

Hee-Chan Hwang macht dort weiter, wo er vergangene Saison aufgehört hat.

Der Stürmer des FC Red Bull Salzburg erzielte 2016/17 die meisten Tore (16) seines Vereins und hat auch nach wenigen Wochen in der Spielzeit 2017/18 die Nase mit vier Treffern vorne.

Zuletzt traf der Südkoreaner sowohl gegen HNK Rijeka als auch gegen den LASK (jeweils 1:1). Sein Torriecher wird auch am Mittwoch gefragt sein, wenn der 21-Jährige mit Salzburg in Kroatien um den Aufstieg ins Playoff der CL-Quali kämpft (20:45 Uhr - LIVE im LAOLA1-Ticker).

Vorab hat sich LAOLA1 mit dem Angreifer über seinen fußballerischen Werdegang unterhalten.

Die Heim-WM und ihre Wirkung

Wer sich ab und an fragt, wie sich die Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan auf den Fußball ausgewirkt hat, dem sei gesagt, dass zumindest Hwangs Karriere ein Resultat selbiger ist.

"Als ich sechs Jahre alt war und die WM im eigenen Land gesehen habe, wollte ich Fußballer werden", erklärt der 1,77 Meter große und 77 Kilogramm schwere Fußballer, der aus Chuncheon ("Fluss des Frühlings") stammt.

Jener 270.000-Einwohner-Stadt, aus der auch sein Nationalteam-Kollege und Tottenham-Legionär Heung-Min Son kommt. Chuncheon liegt im Norden von Südkorea, hat aber mit Nordkorea freilich wenig am Hut.

Hwangs Idol und WM-Held von 2002: Ronaldo
Foto: © getty

„Die Sprache ist ähnlich, wir essen auch ähnliche Dinge, aber es sind schon zwei verschiedene Welten. Dort, wo ich herkomme, entwickelt sich auch immer mehr Industrie", schildert Hwang, der vor seinem Haus eine Fußballschule besuchte.

"Mich hat damals auch Taekwondo interessiert, aber es ist Fußball geworden. Meine Familie war auch nicht überrascht darüber", grinst Hwang, der sich noch gut an die Heim-WM erinnern kann ("Die Menschen haben auf den Straßen gefeiert"). Kein Wunder, kam doch die Mannschaft seines Landes sensationell bis ins Halbfinale.

Ronaldo als Antrieb für Hwang

"Die WM 2002 hat Südkorea in jedem Fall einen fußballerischen Aufschwung gegeben. Infrastrukturell ist aber sicher noch Luft nach oben", attestiert der Salzburg-Legionär.

Damals wurde die Gruppe D vor den USA, Portugal und Polen auf Platz eins abgeschlossen, es folgten Siege gegen Italien (nach Verlängerung) und Spanien (nach Elferschießen) in der K.o.-Phase. Im Halbfinale endete der Sensationslauf dann mit einem 0:1 gegen Deutschland, das später Brasilien im Finale 0:2 unterlag.

"Ronaldo war mein großes Idol, ich habe mir damals auch das WM-Finale angesehen. Es war einfach toll, wie er gespielt hat", sagt Hwang über den Brasilianer, der beide Tore im Endspiel erzielte.

Der Superstar war wie die Heim-WM Hwangs Antrieb, Fußballer zu werden. "Als ich dann 16 Jahre alt war, habe ich an Asien-weiten Turnieren teilgenommen und da hatte ich auch das Gefühl, irgendwann in Europa spielen zu können.“

Ich hatte keine Angst, ich war froh darüber, dass ich in Europa spielen durfte.

Im Winter 2015 folgte der Wechsel aus dem Nachwuchs der Pohang Steelers nach Österreich. "Ich hatte zuvor nicht viel über Red Bull Salzburg gehört, aber als ich die Videos gesehen habe, dachte ich mir: Wow! Ein Team, das viel Druck macht, presst – das hat mir gefallen. Vor allem der Sieg gegen Bayern München hat mich fasziniert“, weist Hwang auf den Testspiel-Sieg 2014 hin.

Die Umstellung war schwierig, wurde aber mit dem Einstieg bei Liefering vereinfacht.

„Ich hatte keine Angst, ich war froh darüber, dass ich in Europa spielen durfte. Zu Beginn war der FC Liefering optimal für mich, weil ich Zeit gebraucht habe, um nicht nur am Platz reinzufinden, sondern auch das Land, die Kultur und die Sprache kennen zu lernen. Sicher, es war nur die zweite Liga, aber für mich war es die optimale Vorbereitung für die Bundesliga.“

Letsch warf Hwang ins kalte Wasser

Rund ein Jahr spielte Hwang beim Erste-Liga-Klub, wo er in 31 Partien 13 Tore erzielte und acht Treffer vorbereitete. Sein Debüt für Salzburg gab er am 6. Dezember 2015 in Mattersburg. Interimstrainer Thomas Letsch bot seinen Schützling aus Lieferinger Zeiten von Beginn auf, so auch beim 2:0 gegen Rapid eine Woche später.

Nachfolger Oscar setzte ebenfalls auf den schnellen Stürmer, der auch vom physisch aufholte. „Ich habe körperlich zugelegt und musste das auch tun, um mitzuhalten. Die europäischen Spieler sind groß und stark, deswegen musste ich daran arbeiten. In Europa zu spielen ist anders, es geht hier aggressiver zu und ich kam ja auch als Amateur direkt zu einem Profi-Verein."

Im Frühjahr 2016 blieb Hwang bei den "Bullen" noch ohne Tor, im Sommer spielte der Südkoreaner für seine Heimat bei den Olympischen Spielen in Rio und traf gegen einen späteren Finalisten.

„Das Spiel gegen Deutschland war ein Highlight, weil auch Spieler aus der Bundesliga dabei waren. Mein Tor gab mir Selbstvertrauen", erinnert sich Hwang an das spektakuläre 3:3 in Salvador. Südkorea sollte sogar die Gruppe C vor den Deutschen gewinnen, doch im Viertelfinale war nach einem 0:1 gegen Honduras Endstation.

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Hwang und der HSV?

Für Hwang ging es im Herbst dann so richtig los. Binnen zehn Tagen erzielte er fünf Tore für die Salzburger, darunter zwei beim 2:0-Ausrufezeichen in Nizza in der Europa-League-Gruppenphase.

"Eine Woche vor dem Nizza-Spiel hatte ich mein erstes Bundesliga-Tor gemacht, dann wurde mein Vertrag vorzeitig verlängert. So etwas gibt Selbstvertrauen, ich wollte mich revanchieren", zeigte sich Hwang erkenntlich und legte vor allem im Frühjahr mit sieben weiteren Bundesliga-Treffern nach.

Leistungen, die auch dem HSV nicht entgangen sein sollen. Der deutsche Bundesliga-Klub, der Landsmann Heung-Min Son unter Vertrag hatte, soll an einer Verpflichtung interessiert gewesen sein.

"Ich habe nichts auf direktem Wege gehört und kann auch nicht sagen, ob da etwas dran war", weiß Hwang davon nichts. "Ich möchte mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, um mich weiter zu verbessern. Dann wird sich vielleicht irgendwann einmal eine ganz große Möglichkeit ergeben."

Olympia 2018: Hwang ist kein Wintersportler

Wenn seine Torquote (13 Tore im Kalenderjahr 2017) auf diesem Niveau bleibt, stehen die Chancen nicht schlecht. Intakt sind auch die Chancen auf eine WM-Teilnahme 2018 mit Südkorea. Vergangenes Jahr gab Hwang sein Debüt im Nationalteam.

"Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir müssen einfach bei der WM dabei sein", grinst Hwang im Hinblick auf das Großereignis. Zuvor gehen 2018 noch die Olympischen Spiele in seiner Heimat über die Bühne. „Ich bin froh, dass viele Leute nach Südkorea kommen und die Kultur erleben", kann Hwang eine Reise nach Pyeongchang nur empfehlen.

Selbst ist ihm Wintersport auch in seiner neuen Heimat fremd. "Ich bin einmal mit dem FC Liefering langgelaufen. Ich wollte eigentlich nicht unbedingt, aber ich musste", lacht Hwang. Offenkundig hat er die richtige Wahl getroffen.


Hwang vollendet Traum-Kombination der Salzburger:


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