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Sturm Graz: Platz 2 "etwas richtig Großartiges"

Nach dem Spiel bei Rapid zelebriert Sturm-Coach die anstehende Vizemeisterschaft.

Sturm Graz: Platz 2 Foto: © getty

Nach einer turbulenten Schlussphase trennten sich der SK Rapid Wien und Sturm Graz im Bundesliga-Spitzenspiel der 28. Runde mit 1:1.

Die "Blackies" konnten sich die Grün-Weißen durch einen 2:1-Sieg in Graz und das Remis in Wien in den direkten Duellen in der Tabelle weiterhin vom Leib halten.

Vier Runden vor Schluss beträgt der Vorsprung der Steirer acht Zähler, Platz zwei ist so gut wie einzementiert. Eine Bilanz will Sturm-Coach Christian Ilzer aber noch nicht ziehen: "Uns erwarten vier Endspiele", lautete sein trockener Kommentar zum Restprogramm des Tabellenzweiten.

Auch Elfer-Torschütze Manprit Sarkaria warnte davor, den Coup zu früh zu feiern. "Wir haben noch ein paar Spiele vor uns und wollen uns wirklich sicher sein."

Ilzer: "Hauptziel erreicht"

Schon vergangene Woche beim ersten Aufeinandertreffen beider Teams in der steirischen Landeshauptstadt war das Ziel des 44-jährigen Trainers der Grazer klar formuliert: "Am Ende wollen wir in diesen zwei Spielen mehr Punkte holen als Rapid."

Bei der Pressekonferenz im Allianz Stadion bilanzierte der Sturm-Coach dementsprechend selbstbewusst: "Der Punkt war teuer erkauft, aber wir haben unser Ziel erreicht."

Bei einem Sieg am Mittwoch gegen Neo-Meister RB Salzburg und einem gleichzeitigen Unentschieden oder einer Niederlage von Rapid gegen Klagenfurt könnte diese Platzierung schon bald amtlich sein.

"Es waren zwei umkämpfte Partien, ähnlich wie in Graz, aber über die zwei Spiele haben wir kaum was zugelassen. Gegen den Ball, die Arbeit, die Organisation, das Teamwork – das war wirklich tadellos", resümierte Ilzer nach dem Spiel zufrieden.

Sturm mit "Best of the Rest" zufrieden

Sich noch weiter nach oben zu orientieren, war für den 44-Jährigen zu keinem Saison-Zeitpunkt wirklich realistisch.

"In die Richtung war gar nichts drinnen, Salzburg ist von der ersten Runde weg marschiert." Die Punkteteilung habe den frühzeitigen Triumph der Bullen nur kurzweilig verzögert, so der Cheftrainer der Steirer.

Man hat sich in Graz offensichtlich sehr gerne mit der "Best of the Rest"-Rolle abgefunden. Obwohl sich die Bullen erneut vorzeitig zum Meister krönen konnten, "ist der zweite Platz in Österreich etwas richtig Großartiges."

"Um Siege in Serie zu holen, braucht es Charakter"

Furios waren die Grazer in diese Saison gestartet, nach Ausfall einiger wichtiger Leistungsträger geriet der Motor ins Stocken. Otar Kiteishvili, eigentlich das Um und Auf im Mittelfeld der Blackies, musste gleich 13 Runden pausieren.

Auch auf Stefan Hierländer und Ivan Ljubic mussten die Steirer lange verzichten. Hinzu kommen noch die Langzeitverletzten Ingolitsch, Trummer, Geyrhofer und Mwepu. Auch der zusätzliche Europacup habe dem Kader alles abverlangt, so Ilzer.

Ebenfalls geschmerzt habe der Winter-Abgang von Top-Torjäger Kelvin Yeboah nach Italien, auch einem Corona-Cluster trotzte man erfolgreich. "Alle diese Probleme hat die Mannschaft weggesteckt. Um einen Sieg zu holen, brauchst du Qualität, um Siege in Serie zu holen, braucht es einfach Charakter und den spiegelt die Mannschaft in jeder noch so schwierigen Situation auf dem Feld wider und hat immer Klarheit bewiesen."

Pyrrhussieg

Der "teuer erkaufte Punkt" brachte die nächsten Personalsorgen nach Graz-Liebenau. Mit Jon Gorenc-Stankovic, Anderson Niangbo und Otar Kiteishvili fallen drei Schlüsselspieler vorausschtlich für das Saison-Finish aus.

Besonders bitter ist wohl der Ausfall des Georgiers, der nur einen Sprint nach seiner Einwechslung wieder vom Feld musste. Wadenprobleme machen dem Mittelfeldspieler schon länger zu schaffen.

Dazu fehlt der etatmäßige Abwehrchef Gregory Wüthrich wegen einer Rot-Sperre im Schlager gegen Salzburg kommenden Mittwoch, ebenso wie Shootingstar Rasmus Höjlund nach seiner fünften Gelben Karte.

Lob auch von der Gegenseite

Auch Rapid-Coach Feldhofer lobte die gute Arbeit, die man seit Jahren in Graz leiste und zollte dem Gegner Respekt. "Sturm ist nicht umsonst schon so lange Zweiter", sagte der Ex-Profi nach dem Spiel.

Zudem hätten die Grazer einen Vorsprung: "Sie spielen seit fast zwei Jahren mit der gleichen Mannschaft, dem gleichen System. Da sind sie uns einfach voraus. Sie haben gestandene Spieler, wenige Ausfälle - das Gegenteil ist bei uns der Fall.

Trotz aller Widrigkeiten meint Feldhofer jedoch mit Verweis auf das knappe 1:2 in Graz und das 1:1 in Wien: "So weit sind wir aber nicht weg."

Hingabe, Qualität, Leidenschaft - und gutes Kadermanagement

Die Steirer schaffen es trotz Rückschlägen jede Woche aufs Neue, eine schlagkräftige Elf auf den Rasen zu schicken. Auf dem Transfermarkt haben die Funktionäre in den letzten Jahren einiges richtig gemacht.

Das jüngste Parade-Beispiel wäre wohl der Kauf des dänischen U-19 Nationalspielers Rasmus Höjlund. Der Teenager brauchte kaum Eingewöhnungszeit und schaffte es sofort, den abgewanderten Kelvin Yeboah zu ersetzen.

In Graz bäckt man vor laufender Kamera zwar weiter kleine Brötchen, aber zumindest intern stellt Platz zwei eine richtige Genugtuung dar. "Wir sind auf einem guten Weg, aber Saison-Fazit gibt es noch lange nicht. Wir wollen das Maximum aus der Saison herausziehen", so Ilzer, der abschließend meinte:

"Das Wesentliche ist immer, dass du die Dinge, die anstehen, mit großer Hingabe, Qualität und Leidenschaft erledigst." Das ist Sturm in dieser Saison definitiv gelungen.

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