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Rapid: So steht es um Feldhofer nach Total-Blamage

Trainerdiskussion? Wer in der Pflicht steht? Diese Fragen stellt sich Sportchef.

Rapid: So steht es um Feldhofer nach Total-Blamage Foto: © GEPA

Hütteldorf in Aufruhr!

Rapids Schmach gegen den FC Vaduz im Playoff zur Conference League wird noch länger nachwirken, die Fans gehen auf die Barrikaden und die Stimmung im grün-weißen Umfeld ist aufgeheizt.

"Was wirklich traurig war, ist, dass wir verdient ausgeschieden sind", gibt Sportdirektor Zoran Barisic, der sich nach einer kurzen Nacht zusammen mit Trainer Ferdinand Feldhofer den brennenden Fragen stellte, offen und ehrlich zu.

Rückendeckung von oben! Feldhofer dachte nicht an Rücktritt

Es rattert in den Köpfen, die Ursachenforschung läuft. Schnellschüsse wird es beim SK Rapid aber nicht geben, wie der Sportchef klarstellt: "Der Trainer geht auch ganz klar gegen Sturm Graz ins Rennen, da gibt es keine Diskussion."

Die Rückendeckung sei aktuell wichtig. "Rapid ist ein sehr emotionaler Klub, ein sehr explosives Pflaster. Da ist es schon auch wichtig, die richtigen Schlüsse zu ziehen, aber auch Ruhe zu bewahren", gibt "Zoki" zu verstehen. Der Trainer bestätigt dieses Vertrauen: "Bis jetzt verspüre ich nichts anderes."

Feldhofer ging in der kurzen Nacht viel durch den Kopf, selbst den Rücktritt anzubieten, war jedoch nicht in seinen Gedanken. "Nein, das war gar nicht in meinem Kopf. Ich habe immer einen ähnlichen Rhythmus nach einem Spiel, stehe früh auf und analysiere das Spiel mit Abstand - das war auch heute so."

Trotzdem können die Grün-Weißen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Die womöglich größte Blamage in Rapids Europacup-Geschichte lässt die Wogen hochgehen. Schon am Sonntag kommt mit Sturm Graz der Vizemeister ins Allianz Stadion und könnte die Krise noch einmal deutlich verschärfen.

Viel Potenzial, aber nur wenig zu sehen

Die Zeit ist knapp bis zum nächsten Auftritt, was durchaus auch als Vorteil gesehen werden kann. Trotzdem ist die Frage, wie der Chefbetreuer an die Sache herangeht und wie nach zwei katastrophalen Spielen gegen Vaduz binnen drei Tagen der Umschwung gelingen soll.

"Mein Job ist es, voranzugehen, das jetzt aufzuarbeiten und Lösungen und Wege zu finden, dass wir erfolgreich Fußball spielen können", gibt Feldhofer an. Vom großen Matchplan war gegen Vaduz wenig zu sehen, es mangelte an allen Ecken und Enden.

LAOLA1 fragte deshalb nach, welche Erkenntnisse Feldhofer gewonnen hat und wo er spielerisch ansetzen will, um gegen Sturm ein anderes Gesicht zeigen zu können. "Es ist kein Geheimnis, dass wir viel Potenzial in alle Richtungen haben und dass wir uns da verbessern sollten, hoffentlich schnellstmöglich. Das werden wir tagtäglich probieren und im Training implementieren", ging der Trainer nicht wirklich ins Detail.

Zuallererst sei es wichtig, wieder aufzustehen, zusammenzurücken und im Kopf frei zu werden, um am Sonntag eine bessere Leistung abliefern zu können. Einzelgespräche fanden bereits zum Teil am Freitag statt, weitere werden folgen. Denn neben dem sportlichen spielt natürlich auch der mentale Aspekt eine entscheidende Rolle.

"Die Spieler stehen in der Pflicht"

Deutlichere Worte findet in dieser Hinsicht schon Barisic, der sich auf der Spurensuche nach Gründen viele Gedanken macht und diese auch der Öffentlichkeit mitteilt. Wo sieht der Sportchef die größten Probleme im Spiel?

"lm Kopf, dass wir nicht locker genug sind. Ich habe so das Gefühl, dass zu viel Druck herrscht, wir es aber nicht schaffen, uns von diesem Druck zu befreien. Da wäre es auch wichtig, in einen Flow reinzukommen. Das müssen wir uns erarbeiten, das funktioniert nicht von heute auf morgen, das benötigt Zeit in einer neuformierten Mannschaft."

"Mentale Frische" sei das A und O für die kommenden Aufgaben. "Ein guter Profisportler lernt vor allem aus Niederlagen und kann daraus neue Energie und Kraft schöpfen, um es beim nächsten Mal besser zu machen."

Gleichzeitig stellt der Geschäftsführer Sport aber auch vorrangig klar und deutlich der Mannschaft - und keinem anderen - die Rute ins Fenster. "Die Spieler stehen in der Pflicht und der Verantwortung, sie haben Fußball gespielt - nicht der Trainer, ich oder irgendwer. Das waren schon die Spieler, die auf dem Platz stehen und diese Verantwortung tragen müssen." Ob diese aus den Fehlern lernen können, sich aufbäumen und stärker aus dieser Krise herauskommen, wird "eine Prüfung für alle".

Warum schöpfen Spieler ihr Potenzial nicht aus?

Gleichzeitig laufen aber auch Prozesse im Hintergrund ab, wo sich auch Barisic selbst hinterfragt, ob er bei der Zusammenstellung des Kaders oder im Vorfeld der Saison Fehler begangen hat, die nun ans Tageslicht kommen.

In dieser Hinsicht präsentiert sich der 52-jährige Wiener durchaus selbstkritisch. "Es wäre schlecht, wenn man sich nicht selbst reflektiert." In seiner Rolle trägt der Sportchef die Verantwortung, auch wenn ein Spielerkauf nicht mit einem Einkaufsbummel im Supermarkt zu vergleichen sei, sondern viele Personen in diesen Prozess involviert sind.

"In meinen Gedanken spielt sich Folgendes in meinem Kopf ab, dass gewisse Spieler ihr Potenzial einfach nicht ausschöpfen. Die Frage ist warum, was geht in den Köpfen vor oder was für Probleme stecken dahinter? Weil sie haben es ja auch immer wieder bewiesen und es hat Phasen gegeben, wo es gut funktioniert hat", sagt Barisic.

"Wir waren darauf erpicht, mehr Konstanz ins Spiel reinzubekommen. Sie haben aber auch in dieser Saison schon aufblitzen lassen, wie viel Talent in diesen Jungs steckt. Das macht mich schon nachdenklich, warum wir diese PS nicht auf den Platz bringen und der Spieler nicht auf 90 bis 95 Prozent seines Potenzials kommt."

Keine Animateure für Wohlfühlfaktor im Team

Auf die Frage, ob er den aktuellen Kader schon als Gemeinschaft, als Team wahrnimmt oder ob die Probleme von dieser Seite her rühren, wollte der Ex-Profi nicht genauer eingehen. Es sei klar, dass diese Frage nach einer Niederlage gestellt werde und bei einem Aufstieg kein Thema gewesen wäre.

Die Mannschaft habe schon gezeigt, dass Vieles in ihnen steckt, allerdings die Konstanz noch fehlt. "Wir sind jetzt gegen eine Mannschaft ausgeschieden, wo wir haushoher Favorit waren. Das hat uns allen einen Schlag versetzt. Aber es ist wichtig, dass ein Sportler Schläge annehmen kann, aufsteht, weitermacht und beim nächsten Mal diesen Schlägen auch ausweicht", verfiel Barisic in den Boxer-Jargon.

Geplant sei es nicht, noch etwas am Mannschaftsgefüge zu verändern. Wenn in den letzten Tagen des Transferfensters noch ein Angebot hereintrudelt, müsste es für alle Parteien passen. Es sei allerdings keine Pflicht mehr, den großen Kader zu verkleinern, der sich erst aufgrund der vielen nachrückenden Talente so aufgebläht hat.

"Aber weder ich noch der Trainer sind Animateure, die dafür zuständig sind, dass ein Wohlfühlfaktor bei jedem einzelnen Spieler herrscht. Es geht darum, Leistung zu bringen, im Training Gas zu geben, aufzuzeigen und wenn du die Chance bekommst, den Unterschied auszumachen oder der Mannschaft den Input zu geben, den sie in diesem Moment braucht. Um nichts anderes geht es."

Maximale Leistung und Zusammenshalt sollen das grün-weiße Schiff vor dem Kentern bewahren. Worte und Erklärungen sind die eine Sache, die Umsetzung am Sonntag gegen Sturm Graz die andere. Denn bei einer weiteren Niederlage könnte es in Hütteldorf noch ungemütlicher werden.

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