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Darum läuft es unter Marco Rose

Warum Salzburg im Sommer auf das richtige Pferd gesetzt hat:

Darum läuft es unter Marco Rose Foto: © GEPA

Am Sonntag (16:30 Uhr LIVE) kann Red Bull Salzburg per Heimsieg im Schlager gegen Leader Sturm Graz erstmals in dieser Saison Platz eins in der heimischen Bundesliga erobern.

Tatsächlich war der Serienmeister im Herbst noch nie Leader, seit der geteilten Tabellenführung des SCR Altach und Aufsteiger LASK nach jeweils 3:0-Siegen zum Auftakt haben sich die Grazer mit Noch-Trainer und Neo-Teamchef Franco Foda dort festgesetzt.

Nichtsdestoweniger dürfen die Salzburger nach über einem Drittel der Saison zufrieden Bilanz ziehen - vor allem ein Schluss ist bereits jetzt zulässig: Mit Marco Rose haben die Verantwortlichen im Sommer auf das richtige Pferd gesetzt.

Dieses Mal zahlte sich die Beförderung aus

Der 41-jährige Deutsche, der im RB-Duell um die Oscar-Nachfolge an Thomas Letsch vorbeizog, weist aktuell den besten Punkteschnitt eines Trainers in der RB-Ära auf, der zumindest 25 Mal - im Fall von Rose 27 Mal (18 Siege, 8 Remis, 1 Niederlage) - auf der Bank gesessen ist (2,30).

25 Partien coachte etwa auch Peter Zeidler, der als Liefering-Trainer aufstieg, aber 2015 mit einem Schnitt von 1,80 als bislang einziger RB-Trainer noch in der Herbstsaison gehen musste. Heißt: Dieses Mal hat sich die interne Beförderung eines Trainers bei Salzburg bezahlt gemacht.

LAOLA1 erklärt, warum es auch unter Rose läuft.

Weil er die Mannschaft erreicht

Offenkundig versteht es der Trainer nicht nur Nachwuchs-Kicker, sondern auch Profis zu führen. Bestes Beispiel ist Munas Dabbur, der erst unter Rose in Salzburg so richtig aufblüht. Der Israeli (13 Tore in 24 Spielen) machte gegenüber LAOLA1 auch keinen Hehl daraus ("Ich fühle mich mit dem neuen Trainer wohler"), dass ihm der Deutsche als Coach lieber ist als dessen Vorgänger Oscar - mit dem Dabbur 2013 Meister (mit Maccabi Tel Aviv) wurde. Der Großteil der Mannschaft setzt sich aus der Vorjahres-Saison zusammen, Rose hat den Level gehalten, obwohl im Sommer mit Konrad Laimer, Valentino Lazaro, Wanderson, Dimitri Oberlin, Christian Schwegler Qualität verloren ging. Der Coach weiß: "Ich habe eine Mannschaft mit hoher Qualität, aber auch eine Mannschaft, die extrem hart arbeitet." Rose ist zufrieden: "Wir haben uns als Team richtig gut gefunden."

Weil er die Mannschaft bei Laune hält

Rose weiß auch alle Kadermitglieder bei Laune zu halten, setzte (auch aufgrund eines zwischenzeitlich enormen Verletzungspechs) bislang alle ein - die Kooperationsspieler Carlos Miguel, Romano Schmid, Bartlomej Zynel und Gideon Mensah standen auch zumindest einmal im Kader. Nach dem introvertierten Oscar, der St. Etienne nach nur 13 Spiele auf eigenen Wunsch wieder verließ, ist Rose wieder mehr eine Vater-Figur wie einst Roger Schmidt. Rose blickt über den "Tellerrand Fußball" hinaus, sein Credo lautet: "Der Mensch ist wichtig." Die Spieler schätzen diesen Umgang und der Trainer schätzt seine Spieler: "Die Jungs sind charakterlich top." Die Harmonie zwischen Trainer und Spielern bei Salzburg wird zwar seit einigen Jahren gelebt, ist aber auch nicht selbstverständlich, denn etwa unter Zeidler gab es sehr wohl atmosphärische Störungen mit einzelnen Spielern.

Weil die Jungen ihm das Vertrauen zurückzahlen

Wie von der sportlichen Führung gewünscht, baut Rose junge Spieler erfolgreich in die Kampfmannschaft ein. Praktisch, dass der 41-Jährige sie aus der eigenen Zeit als Nachwuchs- bzw. Youth-League-Trainer kennt. Rose gibt den Jungen eine Chance und sie zahlen das Vertrauen auch zurück. In dieser Saison gehören deswegen Hannes Wolf und Amadou Haidara, die heißesten Nachwuchs-Aktien Salzburgs, bereits zum Stammpersonal, Patson Daka, Igor, Enock Mwepu oder auch Luca Meisl durften schon hineinschnuppern. Bei Romano Schmid wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, ehe er auch in der Kampfmannschaft spielt. Praktisch ist auch, dass Rose wieder jenen Spielstil spielen lässt, den die Jungen auch schon im Nachwuchs kennen. Vorgänger Oscar setzte mehr auf Ballbesitz, seit Sommer wird wieder höher gepresst.

Weil er auf das richtige Trainer-Team setzt

Es war klug, weiterhin auf Rene Aufhauser als Co-Trainer zu setzen, der die Mannschaft bereits in der Zeit unter Oscar mit betreute. Neu dabei ist Stürmer-Legende Alexander Zickler, der wie Aufhauser gerade die UEFA-Pro-Lizenz-Prüfung mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden hat, sowie Rene Maric, der mit 25 Jahren deutlich jüngste Teil des Trainerteams. Rose sagt über den Youngster, der früher Analysen für "Spielverlagerung" schrieb: "Er kann Mannschaft und Gegner gleichzeitig analysieren, während ich mich zumeist auf mein Team konzentriere. Er ist in der Analyse wirklich sehr gut." Hinzu kommt noch Salzburgs Torwart-Trainer-Legende Herbert Ilsanker. Rose geht voran, hält aber auch im Betreuerteam alle bei der Stange: "Wir haben eine ähnliche Grundidee, jeder bringt sich im Detail ein, das ist gut." Das Training in Salzburg gehört zu den fortschrittlichsten, Romano Schmid meinte im LAOLA1-Interview: "Wir trainieren hier viel mehr als bei Sturm. Auch komplett anders." Maric gab im September via "Twitter" einen kleinen Einblick:

Weil seine Mannschaften schwer zu besiegen sind

Seit Rose in Salzburg 2013 angeheuert hat, verlor der Deutsche als U16-, U18-, Youth-League- und nun Kampfmannschaftstrainer von 120 Spielen exakt sieben (!). Als Youth-League-Trainer gab es vergangene Saison in neun Spielen neun Siege - überhaupt ist der ehemalige Mainz-Verteidiger und Kumpel von Trainer-Star Jürgen Klopp international noch ohne Niederlage. In dieser Saison verlor seine Mannschaft bislang weder in der CL-Quali (zwei Siege, zwei Remis) noch in der EL-Quali (zwei Siege) bzw. in der Europa-League-Gruppenphase (zwei Siege, zwei Unentschieden). Nur in der Bundesliga kassierte er bislang eine knappe 0:1-Niederlage in Graz (kein anderer RBS-Trainer verlor in den ersten 27 Spielen weniger Partien). Auch wenn nicht immer alles rund läuft, sind seine Mannschaften schwer zu besiegen. Auch das ist eine Qualität des Trainers. Sollte Salzburg am Sonntag verlieren, spricht dennoch viel für die erneute Titelverteidigung. Denn im Frühjahr ist Salzburg traditionell stärker - UND: Salzburg hat im Vergleich zu 2016 bereits sechs Punkte mehr auf dem Konto (31/nur in der Rekordsaison 2013/14 hatte man mehr, 34). Trotz eines Qualitätsverlustes. Diesen Verlust will Salzburg vermehrt intern kompensieren. Dafür scheint Rose bislang der goldrichtige Trainer zu sein.

Der Punkteschnitt der Red-Bull-Trainer:

(zumindest 25 Spiele)

Trainer

Nation Amtszeit Spiele Punkteschnitt
Marco Rose GER seit 2017 27 2,30
Oscar ESP 2015-2017 73 2,26
Roger Schmidt GER 2012-2014 99 2,24
Adi Hütter AUT 2014-2015 54 2,09
Co Adriaanse NED 2008-2009 45 1,98
Ricardo Moniz NED 2011-2012 65 1,97
Giovanni Trapattoni ITA 2006-2008 87 1,87
Peter Zeidler GER 2015 25 1,80
Huub Stevens NED 2009-2011 94 1,77
Kurt Jara AUT 2005-2006 38 1,74

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