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Goran Djuricin: "Ich brauche kein Arschloch sein"

Goran Djuricin - "Wahnsinniger" eifert Mourinho und Klopp nach und hat auch harte Seite.

Goran Djuricin:

Der Aufstieg von Goran Djuricin ist beneidenswert.

Das Quäntchen Glück spielt eine Rolle, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ebenso. Doch der 42-jährige Wiener hat zusätzlich das gewisse Etwas.

Die Mannschaft liebt ihn, jeder kann mit ihm und auch auf dem grünen Rasen stellt sich der Erfolg ein. Damit es in dieser Tonart weitergeht, muss er als Cheftrainer auch mal durchgreifen:

"Ich kann Tacheles reden, kann lauter werden. Das ist für mich wichtig, ich brauche kein Arschloch zu sein."

Kumpel? Djuricin kann auch anders

In puncto Sozialkompetenz scheint er seinem Vorgänger Damir Canadi einiges voraus zu haben - auch wenn dieser selbst meint, nie unter der Gürtellinie agiert zu haben.

Der schnelle Draht und das gewonnene Vertrauen der Mannschaft waren ein wesentlicher Grund für Djuricins Beförderung, wie Sportchef Fredy Bickel bestätigte.

"Ich glaube, dass sich die Mannschaft gut versteht mit mir, sie wissen, dass ich das Beste, sie entwickeln will. Und dass wir einen guten Draht haben miteinander. Das ist wichtig, das hat der Verein auch so gesehen", steht "Gogo" zu seiner Linie.

Doch nicht alles funktioniert auf Freundschafts-Basis: "Aber ich muss auch einer sein, der die Richtung vorgibt und auch einmal sagt: So nicht, sonst bist du auf der Bank oder Tribüne. Den einen oder anderen habe ich das schon sagen müssen, wenn die Einstellung nicht so passt. Das ist für mich eine ganz klare Traineraufgabe – egal ob in der Regional- oder Bundesliga."

"Ich bin ein wahnsinniger Typ"

Dem Vater von ÖFB-Stürmer Marco Djuricin ist bei diesem Vergleich noch ein Aspekt aufgefallen:

"Ich merke immer mehr, dass da eigentlich vom Menschen her kein Unterschied ist. Die Profis sind vielleicht noch sensibler, weil sie ständig Druck haben. Es sind keine Maschinen, man muss mit ihnen „spielen“, situativ agieren. Nur streicheln geht gar nicht, weil der Druck da ist. Und nur herumplärren und Druck geben, geht auch nicht. Die goldene Mitte ist wichtig."

Die hat der ehemalige Kicker bisher gefunden. Djuricin ist ohnehin ein eigener Typ. In der Öffentlichkeit kommt er durchaus positiv an, selbst bezeichnet er sich als "wahnsinnigen Typen".

Für ihn ist dieser Ausdruck keineswegs negativ behaftet, im Gegenteil. Positive Verrücktheit gehört im Fußball dazu und ist bei erfolgreichen Trainern immer wieder zu erkennen.

"Ich sage nur Klopp, Guardiola, Mourinho – man kann nicht sagen, dass die nicht einen leichten Wahn haben oder wahnsinnige Typen sind. Das braucht man eben, das muss man aber positiv sehen. Wenn man wahnsinnig viel in eine Sache investiert, ist man auch dementsprechend wahnsinnig vorbereitet und geht wahnsinnig in ein Spiel."

"Klopp und Mourinho sind sehr große Vorbilder"

Wobei die Frage erlaubt ist, von welchen der genannten Star-Trainer sich Djuricin selbst inspiriert fühlt und wem er sich ein Beispiel nehmen kann?

"Klopp und Mourinho sind natürlich sehr große Vorbilder für mich. Ich bin auch eher der Emotionale an der Linie. Aber Mourinho strahlt so eine wahnsinnige Sicherheit aus, wo man sich natürlich auch ein Beispiel nehmen kann. Vielleicht auch durch die mediale Präsenz in seinem Job ist er ab und zu schon auch ein bisschen arrogant. Ich glaube, da schützt er die Mannschaft und sich selbst. Da kann man sich sicher von jedem ein bisschen was abschneiden."

Doch trotz Raketen-Einstieg ins Profi-Geschäft bedarf es für eine ähnliche Karriere wie jenen von Mourinho oder Klopp noch viel Arbeit und vor allem Erfolg.

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Die nächste Aufgabe wird es sein, in die Rolle als Cheftrainer hineinzuwachsen. Bisher musste Djuricin abliefern, um überhaupt in die Verlegenheit zu kommen, sich für eine weitere Anstellung aufzudrängen.

Weisheit mit Wahrheits-Gehalt

Nun hängt aber viel davon ab, wie er seine Linie als Coach für die Saison 2017/18 durchziehen und wie lange er sich im Sattel halten kann. Für Djuricin eine spannende Aufgabe, die er mit folgender Weisheit untermalt:

"Ich sage immer: Leistung bringen ist nicht so schwer, wenn man gut vorbereitet ist und etwas kann. Aber die Leistung beizubehalten, ist das Schwierige. Das wird jetzt die große Herausforderung sein. Was wir jetzt die letzten fünf Wochen geleistet haben, war viel - wirklich viel. Wir haben viel Energie investiert. Und das wird jetzt so bleiben. Den ganzen Trainerstab und auch die Spieler erwartet eine große Herausforderung. Deswegen müssen wir das Level einfach halten. Das wird nicht so leicht werden."

Der Coach ist der Meinung, dass der vorhandene Kader ein guter ist. Große Sprünge bleiben in der Transferzeit bekannterweise aus. Trotzdem wird es ziemlich rasch Gespräche über Personalien geben. Nur wenn Spieler gehen, besteht Handlungsspielraum für Neuverpflichtungen.

Ob Djuricin bereit ist, Spielern ins Gesicht zu sagen, dass sie keine Zukunft mehr bei Rapid haben?

"Das ist der unangenehme Teil. Das ist es aber auch für einen Vater, seinem Kind etwas zu sagen, was ihm nicht passt. Ich sehe das in der gleichen Rolle. Das ist für mich überhaupt kein Problem, aber es ist nicht leicht, so etwas zu machen. Die Wahrheit zu sagen, ist am Anfang vielleicht ein bisschen unangenehm, auch für den Gesprächspartner. Vielleicht ist er einen Tag angefressen, aber am nächsten Tag, wenn er ehrlich zu sich ist, wird er froh sein, wenn der Trainer ehrlich mit ihm gesprochen und ihn nicht angelogen hat."

Hofmann-Zukunft? "Ich habe auch meine Meinung dazu"

Gespräche wird es auch mit Kapitän Steffen Hofmann geben, der selbst über eine Vertragsverlängerung oder sein Karriereende entscheiden kann. In Abstimmung mit Djuricin?

"Ich habe auch meine Meinung dazu, möchte ihm das dann persönlich sagen. Mal schauen, was dann in den nächsten ein, zwei Wochen dabei herauskommt."

Abschlussarbeit liest sich wie erste Biographie

Aufgrund der Verletzten musste viel improvisiert werden, Top-Talente wie Maximilian Wöber oder Manuel Thurnwald zählen für Djuricin allerdings nicht als "Flicker" in der Not, sondern als Zukunftshoffnungen.

Mit Bickel wird über Personalien entschieden. Für den Fall der Fälle hat "Gogo" aber keine Wunschliste im Kopf.

Dass der Aufsteiger nebenbei auch schon fast vor dem Abschluss der UEFA-Pro-Lizenz steht, passt zu seinem derzeitigen Erfolgslauf. Auch das Thema der Abschlussarbeit ist nicht zufällig gewählt: "Für mich eigentlich ein leichteres Thema – vom Nachwuchs- zum Profitrainer, also einfach über meinen Werdegang. Man kann sagen, dass das meine erste Biographie wird."

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