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Rapid: Barisic holt alte Pläne aus der Schublade

Zoran Barisic will altes Konzept aus Trainer-Zeit überarbeiten. Seine Pläne:

Rapid: Barisic holt alte Pläne aus der Schublade Foto: © GEPA

Seit Jahren ist es ein Thema, das immer wieder in Verbindung mit dem SK Rapid auftaucht.

Brauchen die Hütteldorfer eine einheitliche Spielphilosophie - vom Nachwuchs bis zur Kampfmannschaft -, um das beste aus den vorhandenen Ressourcen herauszuholen und Spielern den Aufstieg bis ganz nach oben zu erleichtern?

Immer wieder wurde den Grün-Weißen in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten ein fehlendes Konzept vorgeworfen. Zuletzt lief es ausgerechnet unter Zoran Barisic als Trainer einige Jahre nach Wunsch. Viele Youngster schafften unter ihm den Sprung zu den Profis.

In seiner neuen Funktion als Sportdirektor denkt er ähnlich strategisch und will alte Pläne neu aufgreifen und diesmal auch durchsetzen.

"Zur einheitlichen Spielphilosophie möchte ich sagen, dass wir diese, die in der Schublade war, die unter Helmut Schulte und mir ins Leben gerufen und bearbeitet wurde, wieder aus der Schublade heraußen ist, aber sie neu bearbeitet und überarbeitet wird", ließ der Sportchef im Rahmen der Saisonauftakt-Pressekonferenz aufhorchen.

Gemeinsame Formel, die auf allen Ebenen Gültigkeit hat

Veränderungen sind notwendig, vor allem sollen alle in irgendeiner Form beteiligten Personen miteinbezogen werden, um ein durchgängiges Konzept durch alle Altersklassen zu entwerfen.

Barisic will sich "mit den Trainern der Kampfmannschaft, an der Spitze mit Didi Kühbauer, mit den Nachwuchstrainern, mit Steffen Hofmann intensiv austauschen, "dass wir einen gemeinsamen Nenner finden, eine gemeinsame Formel, die dann Gültigkeit auf allen Ebenen hat, was den sportlichen Bereich betrifft."

Viele Vereine haben es vorgezeigt. Bestes Beispiel ist mit Sicherheit RB Salzburg, das - abgesehen von den wirtschaftlichen Möglichkeiten - jahrelang ein Konzept inklusive Nachwuchs-Entwicklung aufgebaut hat, das Früchte trägt.

Barisic-Vorgänger Fredy Bickel hatte etwa eigene Ansätze und betonte immer wieder, dass eine durchgängige Spielphilosophie nicht unbedingt notwendig sei.

Kaderreduzierung, Verstärkungen, Lösungen - Barisic zufrieden

Unter Barisic soll dieser Schritt nun aber umgesetzt werden. Überhaupt scheint es so, als hätte der 49-jährige Wiener in seinen ersten zwei Monaten in neuer Funktion bereits einiges umgekrempelt.

Obwohl für ihn der Posten als Geschäftsführer Sport absolutes Neuland war, hat er sich schnell eingearbeitet, mit dem Transfer von Maximilian Ullmann etwa viele Skeptiker überrascht, mit dem Verkauf von Boli Bolingoli die Kassen klingeln lassen und das große Ziel der Kaderreduzierung vorangetrieben.

"Oberste Priorität, was meine Tätigkeit betrifft, war es, mich der Kampfmannschaft zu widmen. Und da natürlich einmal den Kader zu verkleinern und trotzdem punktuell Qualität dazuzuholen, um den Kader für die kommende Saison schlagkräftig und erfolgreich zu formieren. Ich glaube, dass ist uns bis jetzt ganz gut gelungen", analysiert Barisic seine ersten Handlungen in seiner dritten Tätigkeit bei Rapid nach jenen als Spieler und Trainer.

"Wir haben mit Bolingoli einen Spieler verkauft, der sich bei uns sehr gut entwickelt hat, der zum Stammpersonal gehört hat. Wir haben Lösungen gefunden für Alar, Pavlovic, Thurnwald, Sobczyk, Gashi und auch Mocinic, bei Ivan wurde die Option nicht gezogen. Wir haben mit Fountas, Schick und Ullmann drei Spieler dazubekommen, die uns mit Sicherheit weiterhelfen und verstärken werden."

"Ich bin total überzeugt von Qualität und Charakter"

Der Start in die Pflichtspiel-Saison ist mit dem 9:1 in der ersten ÖFB-Cup-Runde in Allerheiligen erfolgreich gelungen.

Auch wenn die Personaldecke im Sturm noch dünn ist und das eine oder andere Fragezeichen bei Leistungsträgern steht, wird Barisic nicht müde zu betonen, dass man von der aktuellen Mannschaft überzeugt ist.

"Dieser Kader genießt unser absolutes Vertrauen. Ich bin total überzeugt, nicht nur von der Qualität auf dem Spielfeld, sondern auch was den Charakter dieser Mannschaft und von jedem Spieler betrifft. Ich glaube, dass der Kader qualitativ einen guten Schritt nach vorne gemacht hat."

Ein ähnliches Resultat wie Platz 7 in der Vorsaison nimmt "Zoki" gar nicht in den Mund. Viel mehr überwiegt in ihm die Vorfreude auf die Saison. "Ich bin sehr, sehr  zuversichtlich, was die kommende Saison betrifft, dass wir gute Leistungen bringen werden."

"Wenn Rapid eine starke Einheit war, war Rapid erfolgreich"

Dass es das schlechte Abschneiden in der Saison 2018/19 vielleicht sogar leichter macht, ohne große Erwartungshaltung und ohne Druck neu durchzustarten, will Barisic nicht unterschreiben.

Trotzdem hält er fest: "Ich sehe keinen Vorteil, aber ich sehe darin eine Chance, um neu zu beginnen und uns neu zu positionieren. Natürlich wären wir gerne in Europa dabei gewesen, das ist sicher wieder unser Ziel, was die kommende Saison betrifft. Aber ich glaube nicht, dass es leichter wird. Im Gegenteil, ich glaube, dass es sehr schwer wird. Aber es ist eine Chance, wenn wir uns alle anstrengen, dann werden wir wieder die schönen Seiten des Fußballs kennenlernen."

Daran feilt der neue Sportchef intensiv, arbeitet akribisch und hat nach eigenen Aussagen kaum Zeit für etwas anderes. Aber die Freude an der Arbeit ist vorhanden.

Nun gilt es, eine Einheit und dadurch eine Euphorie zu erschaffen: "Die Zusammenarbeit mit Christoph Peschek ist einwandfrei, auch mit dem engsten Sportkernteam um Stefan Ebner, Steffen Hofmann und dem Trainerteam. Ich werde nicht müde, immer das Gemeinsame hervorzukehren. Es hat sich immer bewiesen: Wenn Rapid eine starke Einheit war, war Rapid erfolgreich. Das gilt vom U6-Spieler angefangen bis zur Putzfrau, dem Kaderspieler und Präsidenten bis hin zu den Fans. Wir wollen alle mitnehmen, ins Boot holen und in die selbe Richtung rudern."

Aufstieg von Rapid II in 2. Liga als großes Ziel?

Barisics Aufgaben umfassen aber nicht nur die Kampfmannschaft sondern den gesamten sportlichen Bereich. In diesen fällt auch Rapid II, die zweite Mannschaft, die in der Regionalliga Ost spielt.

Noch, denn prinzipiell hatte Rapid immer wieder anvisiert, die Amateure auf die höchstmögliche Stufe zu bringen, um auch hier die Spieler auf einem höheren Niveau für die Profis vorzubereiten.

Ist der Aufstieg von Rapid II in die 2. Liga somit auch für Barisic das erklärte Ziel? "Wir starten mit einer sehr, sehr jungen Mannschaft in die Saison. Auch da haben wir einige Neuzugänge zu verzeichnen. Es hat jetzt nicht oberste Priorität oder es ist jetzt kein unbedingtes Muss, in die 2. Liga aufzusteigen."

Durch die Liga-Reform sind einige neue Punkte zu beachten, die abseits des sportlichen Erfolgs auch eintreffen müssen, um diesen Schritt zu wagen.

"Wir haben einige Projekte noch vor uns. Es geht auch um infrastrukturelle Bedingungen, ob wir überhaupt aufsteigen könnten oder nicht. Wir werden auch in dieser Hinsicht einen Schritt nach dem anderen machen", verspricht Barisic.

Voller Tatendrang nimmt er die vielschichtigen Aufgaben in Angriff. Die Zuversicht, dass es ein gutes Jahr wird, kann man ihm wohl nicht so schnell nehmen.

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