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Feldhofers Aufbau und System: "Reibungen sind gut"

Aufbau, Umbruch, (System-)Umstellung - Feldhofers Status quo bei Rapid:

Feldhofers Aufbau und System: Foto: © GEPA

Ferdinand Feldhofer ist beim SK Rapid angekommen.

Ende November als neuer Hoffnungsträger auf der Trainerbank präsentiert, ging es in den abschließenden nationalen und internationalen Spielen vor dem Jahreswechsel Schlag auf Schlag.

Eingewöhnungszeit? Fehlanzeige. Vielleicht war aber gerade deshalb das von früher gewohnte Rapid-Gefühl beim 42-jährigen Steirer rasch wieder verinnerlicht. "Sehr schnell", bestätigt Feldhofer im LAOLA1-Interview, "es wurde mir sehr einfach gemacht. Ich habe wieder einige bekannte Gesichter getroffen und es hat sich eigentlich seit dem ersten Tag so angefühlt, als wäre ich nie weg gewesen."

Über 16 Jahre nach seinem Rapid-Abschied als Spieler und dem Meistertitel 2005 startete er mit vollen Akkus in die neue Herausforderung. Das Aufladegerät war bisher noch nicht von Nöten, auch wenn richtungsweisende Entscheidungen anstehen. Aufbau, Umbruch, (System-)Umstellung - Feldhofer hat alle Hände voll zu tun, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.

Die positivste Erkenntnis nach den ersten Wochen der Vorbereitung? "Sie war sogar sehr gut, denn wir hatten wenige bis gar keine Ausfälle. Die Jungs marschieren, geben wirklich Gas und haben bisher voll mitgezogen. Sie haben eine Freude im Training. Das ist sicher ein gutes Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Bis auf Leo Greiml (Kreuzbandriss) und Lion Schuster (Knieödem) sind alle Mann fit oder arbeiten zumindest am Comeback. Für den Coach kann dies ein entscheidendes Plus im Hinblick auf das heiße Frühjahr werden. "Hoffentlich! Wir wissen ja eh, was uns derzeit im täglichen Leben begleitet. Dementsprechend weiß man nicht, wie viele Spieler man wirklich in der Saison benötigt. Darum ist es gut, wenn alle fit sind, hoffentlich bleibt es so."

"Sehr zufrieden mit dem aktuellen Kader, aber..."

Mit Christopher Dibon und Philipp Schobesberger meldeten sich zudem zwei Leistungsträger vergangener Tage zurück, mit denen die Grün-Weißen nicht rechnen konnten. Der Chefbetreuer traut seinen Schützlingen aber durchaus den Sprung zurück auf die große Bühne zu.

"Ja, warum nicht? Natürlich ist es alles andere als einfach für die Zwei, aber sie haben bisher echt gute Eindrücke hinterlassen. Eigentlich bremsen wir sie aktuell noch, damit wir kein unnötiges Risiko eingehen", gesteht Feldhofer, schließlich haben die beiden Routiniers bereits einige Rückschläge auf ihrem Leidensweg hinnehmen müssen.

Das sagt Feldhofer im LAOLA1-Interview:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Ein neuer Trainer hat bekanntlich auch Visionen, Wünsche und Bedürfnisse. Auch kadertechnisch verriet Zoran Barisic bereits, dass Feldhofer natürlich seine Vorstellungen kundgetan hat, die Situation jedoch nach wie vor nicht einfach sei.

"Weihnachtswünsche sind immer gut, aber das ist jetzt auch schon wieder lange her", wurde Feldhofer noch nicht beschenkt. "Ich habe immer betont, dass ich sehr zufrieden bin mit dem aktuellen Kader, aber wir wissen auch um einige Vertragssituationen und dementsprechend müssen wir uns schon für mögliche Eventualitäten vorbereiten", so der Vorauer.

"Für Rapid ist es eine neue Situation, für mich überhaupt nicht"

Eigentlich wurde Feldhofer doch schon beschenkt, denn mit der Sensations-Rückkehr von Yusuf Demir war selbst für die größten Optimisten nicht zu rechnen. Das will Rapid von Demir sehen >>>

Mit Maximilian Ullmann steht der erste Winter-Abgang mittlerweile fest. Große Fluktuation und auslaufende Verträge kennt Rapids neuer Chefbetreuer nur zu gut von seinen letzten Stationen in Lafnitz und beim WAC, Panik bekommt er deshalb nicht. "Das wird vielleicht auch mitunter ein Grund gewesen sein, warum sich Rapid für mich entschieden hat. Für Rapid ist es eine neue Situation, für mich überhaupt nicht."

Deshalb überraschte es auch wenig, dass der Ex-Profi Reisende nicht aufhalten will. Ullmann ist nun so einer, der eine oder andere wie Ercan Kara oder Taxiarchis Fountas könnte noch folgen, damit Rapid noch Ablöse lukriert. "Es sind schon Unterschiedsspieler, aber es ist einfach aktuell so in diesem Business, dass Verträge auslaufen, nicht verlängert oder verlängert werden. Ich glaube, es geht jedem gut bei Rapid, das wissen die Spieler auch zu schätzen. Dementsprechend wissen sie sich auch zu verhalten."

Auf die Frage, ob der Umbruch schon im Winter und nicht erst im Sommer beginnen könnte, bremst er aber: "Auch das sind Spekulationen. Wir sind in Gesprächen in alle Richtungen, schlussendlich muss es eine Win-Win-Situation für beide Parteien sein." Feldhofer hat zu oft aus der Not eine Tugend gemacht. Wie er betont, stehe das Wohl des Vereins immer über dem eines Einzelschicksals, umso spannender wird die weitere Kaderplanung.

Trainertyp Feldhofer: Laut nur unter der Dusche!

Das Zusammenspiel mit "Zoki" stellt dabei eine entscheidende Komponente dar. Bereits zu Beginn wurde betont, auf einer Wellenlänge zu liegen. Daran hat sich nichts geändert, obwohl Feldhofer klarstellt: "Das heißt ja nicht, dass es nicht trotzdem Reibungen gibt. Reibungen sind gut, viele Meinungen sind gut. Aber wichtig ist einfach, dass man eine Conclusio findet, gemeinsam entscheidet und gemeinsam diesen Weg gehen will."


Barisic streut Feldhofer Rosen:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Selbiges gilt auch für das Wiedersehen mit Rapid-II-Trainer Stefan Kulovits und Sportkoordinator Steffen Hofmann, mit denen Feldhofer 2005 Meister wurde - das erleichtert die Kommunikation im Hinblick auf die angestrebte Durchgängigkeit.  "Ich glaube, wir können uns alles ganz offen sagen und dementsprechend passt die Kommunikation aktuell sehr gut."

Weil Feldhofer ein offener Trainer ist, auf andere zugeht. Sich selbst will er jedoch nicht in eine Trainertyp-Schublade stecken lassen. "Das Trainerprofil heutzutage hat sich komplett verändert. Man muss einfach viele Facetten beherrschen und immer für die nötige Situation die richtige Lösung haben."

Prinzipiell wird er als ruhiger Typ mit leiser Stimme beschrieben, auf dem Platz hat man Feldhofer aber durchaus schon mal lauter erlebt. Wie laut kann der Rapid-Coach also werden, wenn es mal nicht so läuft? "Nur in der Dusche werde ich laut", lacht Feldhofer. "Nein, was es braucht und wie die Situation gerade ist. Das sollen andere beurteilen, wie laut ich wirklich bin."

Flexibilität als Ziel, Raute mit vielen Vorteilen

Neben den Fragen, mit welchem Kader sowie mit welcher Art und Herangehensweise Feldhofer Rapid auf die Erfolgsspur führen wird, ist auch das System und die dementsprechende Ausrichtung noch offen.

Im Training und in den Testspielen wurde bereits die Raute im 4-4-2-System ausgepackt, die bereits zu einem Markenzeichen Feldhofers wurde und bei der er große Vorteile sieht. "Flexibilität bringt es auf jeden Fall. Vor allem mit Ball und den Positionierungen kann man da sehr variabel agieren."

Ein starker Sechser als Rückhalt ist Voraussetzung, "da matchen sich einige darum". Feldhofer betont aber auch, dass die Transferperiode noch läuft. Offensiv hinter den Spitzen könnte Demir perfekt ins System passen. "Also die Zehnerposition gibt es nicht nur in der Raute. Das System ist für mich nicht vorrangig wichtig, mir geht es mehr um Räume und kurze Wege gegen den Ball, einfach effizient zu sein."

Denn im besten Fall kann das Rapid der Zukunft zwischen Systemen switchen. "Trotz Raute hat die Mannschaft schon bewiesen, dass sie es im 4-2-3-1 und 4-4-2 flach hervorragend macht, das haben wir auch schon in Bewerbsspielen praktiziert. Dementsprechend haben wir da wirklich viele Möglichkeiten", schließt der Steirer nichts aus. Im Testspiel gegen Cracovia wurde auch erstmals mit einem 4-3-3 experimentiert.

Flexibilität ist eines der großen Ziele, die Schritt für Schritt angestrebt werden. "Das ist ein täglicher Prozess! Auch da muss ich ein bisschen auf die Euphoriebremse treten. Es ist einfach kein Wunschkonzert. Wir arbeiten wirklich täglich daran, einen Schritt vorwärts zu machen. Ich hoffe natürlich, dass es relativ früh greifen und auch ab dem ersten Spiel funktionieren wird."

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