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Danijel Zenkovic: Ajax-Know-how für Hartberg

Van der Sar entdeckte Danijel Zenkovic für Ajax, Schopp holte ihn als Co-Trainer.

Danijel Zenkovic: Ajax-Know-how für Hartberg Foto: © GEPA

Nach drei Jahren in Diensten von Ajax Amsterdam ist der TSV Hartberg selten der logische nächste Karriereschritt - bei allem Respekt vor den Oststeirern natürlich.

Danijel Zenkovic ist in gewisser Art und Weise eine Ausnahme dieser Feststellung.

Was nichts daran ändert, dass die Zeit im Nachwuchs beim niederländischen Traditionsverein für den bald 33-Jährigen - Zenkovic feiert am 31. März seinen Geburtstag - eine besonders wertvolle war.

Eingestellt hat ihn in Amsterdam mit Edwin van der Sar eine Legende, die im Gespräch mit LAOLA1 großen Eindruck bei Zenkovic hinterlassen hat: "Ich muss ehrlich sagen, Edwin van der Sar ist einer der besten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Er ist sehr bescheiden und am Boden geblieben."

Zenkovic nennt dafür ein Beispiel: "Er hat meine Frau ein Mal getroffen und dann sechs Monate später wiedergesehen. Er konnte sich an ihren Namen erinnern, wusste, was sie arbeitet - eigentlich wusste er alles, was er im ersten Gespräch mit ihr besprochen hat. Er ist sehr empathisch, und so begegnet er jeden Tag den Menschen - immer auf Augenhöhe. Deswegen ist er Edwin van der Sar - Champions-League-Sieger und einfach ein super Typ."

Von Sturm Graz zu Ajax

Inzwischen ist der ehemalige Torhüter, der 130 Mal im A-Team der Niederlande sowie auf Vereinsebene unter anderem für Juventus und Manchester United gespielt hat, Geschäftsführer jenes Vereins, bei dem er in den 1990ern zu einem der ganz Großen seiner Zunft reifte.

"Meine Erfahrung bei Ajax ist: Ich habe dort viele der ehemaligen Champions-League-Sieger kennengelernt, und das sind eigentlich am Ende des Tages relativ unkomplizierte Leute. Denn für sie ist es ja das Normalste, dass sie halt ein bisschen besser Fußball gespielt haben."

Hartbergs Co-Trainer Danijel Zenkovic

Seine menschliche Herangehensweise erscheint Firmen-Philosophie zu sein. Zenkovic: "Meine Erfahrung bei Ajax ist: Ich habe dort viele der ehemaligen Champions-League-Sieger kennengelernt, und das sind eigentlich am Ende des Tages relativ unkomplizierte Leute. Denn für sie ist es ja das Normalste, dass sie halt ein bisschen besser Fußball gespielt haben."

Wie kam es eigentlich zustande, dass Ajax im Sommer 2016 den damaligen Jugend-Trainer beim SK Sturm Graz für seinen eigenen Nachwuchs engagierte?

"Ajax war auf der Suche nach Inputs von außen, vielleicht auch aus anderen Ländern. So ergab sich der Kontakt, und ich bin zu einem Probetraining als Trainer eingeladen worden. Dabei habe ich eine Woche lang unterschiedliche Mannschaften mit verschiedenen Aufgaben vom Verein trainiert und Gespräche mit den Verantwortlichen in der Akademie geführt", erinnert sich der Salzburger.

Dann kam der Anruf von van der Sar

Das Feedback nach dieser Woche sei ein positives gewesen. Ajax holte sich die Erlaubnis ein, ihn auf eine Liste mit Kandidaten setzen zu dürfen, die sich vorstellen können, als Jugend-Trainier nach Amsterdam zu übersiedeln.

"Vier, fünf Monate später ist der Anruf von van der Sar gekommen", berichtet Zenkovic, "ich war drei Jahre dort, habe die Altersgruppen von U11 bis U14 gehabt und zwischendurch auch ein Mal die sportliche Verantwortung im Fundamentbereich von U8 bis U12. Ich habe mich bei Ajax als Nachwuchstrainer ausleben können und viele neue Reize und Inputs gesammelt. Dann kam zu Beginn dieser Saison der Anruf von Markus Schopp."

Hartberg statt Amsterdam.

Kennengelernt haben sich Zenkovic und der Trainer des TSV Hartberg 2015/16 während der gemeinsamen Zeit bei Sturm. Für Ersteren waren die Grazer bereits die dritte Junioren-Station in Österreich. Zuvor werkte er zwei Saisonen in der Tiroler Akademie beziehungsweise sechseinhalb Jahre im Salzburger Nachwuchs.

Raus aus der Komfortzone

Der Kontakt zu Schopp sei in den vergangenen Jahren nie abgerissen, man habe sich immer wieder über Fußball-Inhalte ausgetauscht. Der Anruf mit dem Angebot, als Co-Trainer in den Betreuerstab einzusteigen, sei dennoch überraschend gekommen.

"Ich war jetzt 14 Jahre lang im Nachwuchs und glaube, dass ich dort gezeigt habe, dass ich als Trainer viele Qualitäten habe. Ich habe bei unterschiedlichen Stationen vieles miterlebt und auch vieles gelernt. Jetzt wollte ich einfach raus aus dieser Komfortzone."

Letztlich war es jedoch die Chance auf den Sprung ins Profigeschäft, der auch privat gut gepasst hat: "Ich war jetzt 14 Jahre lang im Nachwuchs und glaube, dass ich dort gezeigt habe, dass ich als Trainer viele Qualitäten habe. Ich habe bei unterschiedlichen Stationen vieles miterlebt und auch vieles gelernt. Jetzt wollte ich einfach raus aus dieser Komfortzone. Und da war Profi-Fußball und Hartberg als Verein mit viel einfacheren Strukturen eine Herausforderung, die ich gerne annehmen wollte."

Zenkovic gesteht außerdem: "Desweiteren war die private Situation so, dass sich meine Frau in den Niederlanden nicht mehr so wohl gefühlt hat und sehr gerne zurück in den deutschsprachigen Raum wollte. Ich hätte es schon noch ein, zwei Jahre ausgehalten. Aber jetzt passt die Situation sportlich wie privat sehr gut, und ich bin sehr glücklich."

Die Red-Bull- und die Ajax-Schule

Mit Ajax und Red Bull Salzburg hat Zenkovic zwei Vereine im Lebenslauf stehen, die gerade in Sachen Nachwuchsarbeit sehr viel richtig machen - die Niederländer seit vielen Jahrzehnten, die "Bullen" in jüngerer Vergangenheit.

"Man hat für zwei Top-Vereine gearbeitet. Jeder Verein tickt anders, die Strukturen sind anders, man hat natürlich unterschiedliche Philosophien kennengelernt. Das versuche ich mitzunehmen und meine Schlüsse zu ziehen. Beide Vereine haben sowohl Vor- als auch Nachteile, aber ich kann für mich die Vorteile aus beiden Vereinen ziehen. Ich habe bewiesen, dass ich in beiden Vereinen funktioniert habe. Dieses Repertoire habe ich in meinem Rucksack. Das tut mir als Trainer in der täglichen Praxis natürlich gut", verdeutlicht der in der Stadt Cazin im äußersten Nordwesten von Bosnien und Herzegowina geborne UEFA-A-Lizenz-Coach.

In Hartberg zeigt man sich von dieser täglichen Praxis offenbar angetan, sonst hätte man Zenkovic nicht bereits nach einem halben Jahr befördert. Neben seinen Aufgaben als Mitglied des Trainerstabs fungiert er seit der Winterpause auch als Sportkoordinator.

Ein Dreieck mit Schopp und Korherr

Einerseits ist dies eine notwendige Verbesserung der Strukturen bei den Oststeirern, andererseits natürlich auch ein Vertrauensbeweis für Zenkovic, der damit vor allem Obmann Erich Korherr entlasten soll:

Hartberger Co-Trainer: Zenkovic mit Jürgen Säumel
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"Er macht das ja nebenberuflich, muss auch seine Firma am Laufen halten. Ich kann da in der täglichen Arbeit ein gutes Bindeglied für alle sein - für unsere eigenen Spieler, Vertreter anderer Vereine und Spielerberater. Für mich ist es eine zusätzliche Perspektive, die ich in den Profifußball bekomme, die mich neben der Arbeit als Trainer bereichert und unterstützt, gewisse Dinge noch besser zu verstehen", erläutert Zenkovic.

In der Praxis würde es darum gehen, Vorarbeit zu leisten: "Wir arbeiten im Dreieck - Markus, Erich und ich. Wir entscheiden immer alles zu dritt. Ich bearbeite die Themen, am Ende des Tage soll Erich nur noch den Stempel draufgeben. Wenn zeitintensive Vorarbeit von ihm wegfällt, kann er sich mehr den geschäftsführenden Sachen widmen. Es ist ein Schritt in Richtung Professionalisierung, der uns allen gut tut."

Den Vertrag mit seinem sportlichen Boss wird Zenkovic jedoch nicht aushandeln. Um die in Hartberg erhoffte Vertragsverlängerung mit Schopp muss sich Korherr selbst kümmern.

"Das bleibt Chefsache", lacht Zenkovic.

Zenkovic befindet sich übrigens auch im aktuellen Pro-Lizenz-Kurs des ÖFB. Hier sind die weiteren Teilnehmer:

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