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Elsneg plant mit GAK Angriff auf die Spitze

Der Sportdirektor spricht über den neuen Kader, Druck beim GAK und das Grazer Derby:

Elsneg plant mit GAK Angriff auf die Spitze Foto: © GEPA

Der GAK hat eine recht turbulente Sommerpause hinter sich.

Mit dem Top-Transfer von Michael Liendl sorgten die Grazer für Aufsehen in der Admiral 2. Liga, aber auch mit weiteren Zugängen wie Atsushi Zaizen, Levan Eloshvili oder Thorsten Schriebl beweist der Traditionsklub, dass in der kommenden Saison mit ihm zu rechnen sein wird.

Sportdirektor Dieter Elsneg spricht im Interview mit LAOLA1 über die Kaderplanung, den Druck des Traditionsvereins, das schwierige Programm zum Saisonstart und die langersehnte Rückkehr des Grazer Derbys.

LAOLA1: Wie ist die Vorbereitung bis jetzt bei euch gelaufen?

Dieter Elsneg: Es hat sich sehr viel getan in der Mannschaft, man merkt natürlich schon in manchen Momenten, dass noch nicht alles selbstverständlich ist. Aber im Großen und Ganzen sind wir wirklich sehr zufrieden, mit jedem Testspiel merkt man, dass das Team besser zusammenwächst. Als Sportdirektor bin ich mit dem Kader natürlich auch sehr zufrieden, wir haben uns an allen Positionen qualitativ und für die Breite verstärkt. Mit Michi Liendl konnten wir dann natürlich auch noch ein ganz besonders Kaliber an Land ziehen.

 

Ein 17-jähriger Michael Liendl im GAK-Trikot
Foto: © GEPA

LAOLA1: Du sprichst Michael Liendl bereits an, er ist ein riesiger Name für die 2. Liga, was sind deine Eindrücke nach den ersten Wochen mit ihm?

Elsneg: Die Qualität vom Michi sieht man natürlich gleich von Beginn an, sowohl beim fußballerischen als auch beim charakterlichen Teil. Er bringt immer wieder in Situationen gute Lösungen ein, auch wenn man als Teamkollege oder auch als Außenstehender glauben würde, dass es da jetzt keine zufriedenstellende Lösung gäbe. Von seinem Charakter konnte ich mir in den vielen Gesprächen schon ein gutes Bild machen, wir bekommen mit ihm einen sehr positiven Typen. Am Ende seiner Karriere möchte er sich selber noch einmal etwas beweisen und da ist es umso schöner, dass er dafür zu seinem Jugendklub zurückkommt, um uns dabei zu helfen, gemeinsam etwas entstehen zu lassen.

LAOLA1: Vor einigen Wochen hat Michael Liendl in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" gesagt, dass er jemand ist, der Dinge gerne direkt anspricht. Braucht der GAK vielleicht genau so einen Typen?

Elsneg: Ich finde das sogar sehr wichtig. Es geht im Fußball mit den vielen Spielern, die aus Akademien kommen, in eine Richtung, wo alle sehr ähnlich denken und auf gewisse Situationen sehr ähnlich reagieren. Da ist es echt gut, wenn jemand dabei ist, der noch ein bisschen "oldschool" ist und sich nicht scheut, auch mal seine Meinung zu sagen. Natürlich bleibt der Respekt immer sehr wichtig und es sollen auch Hierarchien immer beachtet werden. Alles in allem bekommen wir mit Michi einen Spieler, der weiß, wie der Fußball funktioniert, der schon in vielen Vereinen war und bei seinen Stationen immer überzeugt hat. Das erwarten wir uns auch von ihm und erhoffen uns, dass er uns mit seiner Art als Verein so gut wie möglich weiterbringt.

LAOLA1: Liendl ist vielleicht der klingendste Name bei euren Neuzugängen, mit Atsushi Zaizen, Levan Eloshvili und Thorsten Schriebl sind aber auch noch einige sehr starke Zweitligaspieler zu euch gekommen, wie läuft die Vorbereitung für sie?

 

Atsushi Zaizen entwischte schon bei Innsbruck vielen Verteidigern
Foto: © GEPA

Elsneg: Beim Atsushi wird es nach seinem Kreuzbandriss natürlich noch ein bisschen dauern, wir hoffen aber momentan, dass er im September oder Oktober zu Einsätzen kommen kann. Wir wollen aber schon geduldig sein und legen auch ihm nahe, dass er sich noch in Geduld übt, weil wir da nichts überstürzen wollen. Er hat in Innsbruck bewiesen, was für ein Potenzial in ihm steckt. Er wäre wohl auch nicht bei uns, wenn er die schwere Verletzung nicht gehabt hätte, so ehrlich muss man sein. Aber wir freuen uns sehr auf ihn, er ist ein beidfüßiger Offensivspieler, der variabel einsetzbar ist. Auch charakterlich ist er absolut top, spricht perfekt Deutsch und hat sich in die Kabine schon super eingefügt. Aber auch die anderen Neuen, egal ob das ein Eloshvili ist, oder der Thorsten, oder auch die junge Garde wie Somnitz oder Jager, es haben sich alle toll eingelebt.

LAOLA1: Du sprichst bereits Maximilian Somnitz an, der von Union Berlin zu euch gekommen ist, wie seid ihr auf ihn aufmerksam geworden?

Elsneg: Ehrlich gesagt war es ein Zufall. Union Berlin hat mit deren U19 eine Österreich-Tour gemacht und sie haben auch in Graz Halt gemacht, wo sie ein Spiel absolviert haben. Wir haben dann nachher gleich geredet und haben in den Wochen darauf Kontakt mit seinem Manager gehalten. Es war genau das Profil, das wir noch gesucht haben – ein junger Spieler, der nicht bei Null anfängt, sondern eine sehr gute Ausbildung besitzt. Besonders in der Raute, die bei Union in der Jugend forciert wird, kennt er sich schon gut aus, was unserem System sehr ähnlich ist. Es ist eine Win-Win Situation, dass wir da so einen jungen, charakterlich tollen Perspektivspieler bekommen haben, der auch jetzt schon bereit für Einsätze ist.

LAOLA1: Holt man sich von so einem Spieler auch Ratschläge ein? Union Berlin hat die letzte Saison in der deutschen Bundesliga immerhin auf dem fünften Platz beendet und war nur einen Punkt von der Champions League entfernt.

Elsneg: Dass er sich jetzt einbringt und sagt "so läuft's bei Union Berlin", so ist es nicht. Er ist ein sehr junger Spieler mit seinen 19 Jahren, der sich trotzdem erst einleben muss bei einem neuen Verein. Der Fußball in Deutschland ist ja nicht neu erfunden worden, aber die Professionalität ist bei Union Berlin natürlich schon eine andere.

LAOLA1: Was ist das Saisonziel mit diesem ambitionierten Kader? Viele der anderen Trainer sehen Blau-Weiß Linz ganz vorne, nennen dann aber oft direkt den GAK als nächsten Kandidaten, wie ist da eure Wahrnehmung?

"Ich weiß, dass sich jeder Spieler, jeder Fan, jeder Mitarbeiter im Verein auf dieses Spiel freut. Das hängt dann einfach in der Luft und jeder in der Stadt merkt, wenn das Derby ansteht, so ein Spiel will man einfach unbedingt gewinnen, auch wenn es nur ein 'kleines Derby' ist."

Dieter Elsneg über das Derby gegen Sturm II

Elsneg: Der Druck ist bei so einem großen Verein wie dem GAK immer da. Wir sind vor drei Jahren aus der Regionalliga in die zweite Liga aufgestiegen und haben am Anfang so unsere Probleme gehabt. Dann hat sich der Verein vom Amateur- in den Profistatus weiterentwickelt und wir haben uns in den vorigen beiden Saisonen ganz gut etabliert. Man muss aber schon sagen, dass wir uns von der vorigen Saison ein bisschen mehr erhofft haben als noch einmal die selbe Punktezahl zu holen. Auch der siebente Tabellenrang war nicht so zufriedenstellend. Dementsprechend glaube ich nicht, dass wir sagen können, dass wir Aufstiegskandidat Nummer 1 sind. Ich sehe das wohl wie die meisten, dass Blau-Weiß Linz, auch im Hinblick auf die sportliche Entwicklung und wie sie im letzten Jahr gespielt haben, am weitesten ist. Natürlich wollen wir den nächsten Schritt in der Tabelle wagen, wir erhoffen uns einen Tabellenrang zwischen drei und fünf.

LAOLA1: Wenn man auf die letzte Saison zurückblickt, ist die fehlende Konstanz auffallend. In der zweiten Saisonhälfte gab es nie zwei Siege in Folge für den GAK, gibt es da Gründe dafür oder war salopp gesagt einfach der Wurm drin?

Elsneg: Es wäre zu leicht, sich jetzt einfach drauf auszureden, dass der Wurm drin war. Wir haben das ernsthaft analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es an vielen Faktoren liegt. Wir wollten im letzten Halbjahr eine neue Spielanlage mit dem neuen Trainerteam hineinbekommen, womit es sich statistisch auch schon leicht verbessert hat. Wir haben besonders die letzten zehn Spiele im Frühjahr tolle Leistungen gezeigt. Leider haben wir es nie geschafft, die Intensität über die vollen 90 Minuten zu halten und sind zu oft in den letzten 20 Minuten eingebrochen. Genau dafür haben wir den Kader in der Breite so ergänzt, damit wir auch in diesen wichtigen Momenten noch Spieler mit Qualität einwechseln können. Genau das ist jetzt unser Ziel: Wir wollen über mehrere Spiele und immer über die 90 Minuten zeigen, dass wir ein starkes Team sind. Dann können wir auch mit einer breiten Brust nach einem oder mehreren Siegen in die nächsten Partien gehen und selbstbewusst sagen "wir ziehen das jetzt durch und gewinnen noch einmal". Das sagt sich jetzt natürlich leicht, aber genau da wollen wir eben hin.

LAOLA1: Du sagst selbst, dass eure Mannschaft sich noch nicht zu 100 Prozent gefunden hat, euer Auftaktprogramm ist mit FAC, Admira, Liefering und Blau-Weiß Linz doch recht hart, was erwartet ihr euch von diesen Partien?

Elsneg: Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Natürlich sehen wir, dass die ersten fünf Partien hart werden, zu den genannten Teams kommt dann ja auch noch Steyr auswärts dazu, was immer eine sehr harte Partie ist. Es macht aber grundsätzlich keinen Unterschied, ob wir gegen Horn oder Linz spielen, es gibt keine leichten Spiele. Ich sehe das Programm aber eigentlich sehr positiv. Die Mannschaft muss vom ersten Spieltag weg voll da sein und gewinnt dann mental vielleicht auch noch ein paar extra Prozent dazu, da man weiß, es geht bereits am ersten Samstag gegen den FAC um sehr viel.

LAOLA1: Bisher gab es gegen Lafnitz und Kapfenberg ja schon zwei Steirer Derbys, in dieser Saison kommt mit dem Grazer Derby gegen Sturm II noch ein richtiger Kracher in der Steiermark dazu. Wird das, besonders aus Fan-Sicht, das Highlight der Saison oder geht man das ruhig an und betrachtet es wie jedes andere Spiel auch?

Elsneg: Es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, dass es wie jedes andere Spiel ist. Es bringt immer eine gewisse Brisanz mit, selbst wenn es nur die zweite Mannschaft von Sturm Graz ist. Es wird definitiv das Spiel mit den meisten Zusehern werden, vor allem wenn wir der Veranstalter sind. Wir haben jetzt natürlich noch nicht über die Partie gesprochen, aber ich weiß, dass sich jeder Spieler, jeder Fan, jeder Mitarbeiter im Verein auf dieses Spiel freut. Das hängt dann einfach in der Luft und jeder in der Stadt merkt, wenn das Derby ansteht, so ein Spiel will man unbedingt gewinnen, auch wenn es nur ein "kleines Derby" ist.

LAOLA1: In einem Interview mit LAOLA1 erzählte dein Trainer Gernot Messner vor einem halben Jahr davon, dass er dem WAC-Präsidenten Dietmar Riegler einst versprochen hat, dass er irgendwann WAC-Trainer werden möchte. Was sagt der GAK-Sportdirektor zu solchen Plänen?

Elsneg: Ich habe mir dazu ehrlich gesagt nicht allzu viele Gedanken gemacht. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Trainerteam. Er arbeitet super mit Mannschaft und den Betreuern zusammen, auch ich habe einen sehr guten Draht zu ihm. Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir uns für Gernot entschieden haben, es war ja schon eine mutige Entscheidung damals. Er beweist es tagtäglich mit seiner akribischen Arbeit. Sollte sein Traum irgendwann einmal in Erfüllung gehen, dann würde ich mich persönlich für ihn freuen. Das würde ja auch bedeuten, dass er es zu einem Bundesliga-Trainer geschafft hat, trotzdem hoffe ich natürlich, dass er noch lange bei uns bleibt. Vielleicht würde er so eine Frage jetzt auch schon anders beantworten, er hat sich richtig gut bei uns eingelebt und fühlt sich sichtlich sehr wohl bei uns.

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