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"Verbesserungsbedarf": So funktioniert Stripfing in Violett

Der SV Stripfing startet in Kooperation mit der Austria in die 2. Liga. LAOLA1 spricht mit Neo-Coach Wegleitner über das neue Konstrukt.

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Es war ein langer Weg für den SV Stripfing in die Admiral 2. Liga. Die Bundesliga verweigerte den Niederösterreichern in erster und zweiter Instanz die Lizenz, mangelnde Infrastruktur und zu wenige Nachwuchsteams waren die Gründe.

Das Ständig Neutrale Schiedsgericht bewertete das aber anders und so durften die Stripfinger dann doch noch rauf.

Doch die Ungewissheit ist danach um keinen Deut weniger geworden. Längst war bekannt, dass eine Kooperation mit der Wiener Austria eingegangen werden soll, doch die Fixierung ließ auf sich warten. Nun hat der Klub nur noch wenig mit jenem zu tun, der vor wenigen Wochen Meister in der Regionalliga Ost wurde.

Gespielt wird am FAC-Platz in Floridsdorf, trainiert bei der Austria in Favoriten.

Abwandernde Funktionäre treten gegen den Verein nach. Der neue Cheftrainer Christian Wegleitner kommt aus der Austria-Familie. Gegenüber LAOLA1 erklärt er, was hinter dem Konstrukt SV Stripfing steckt.

Der wichtigste Teil der Kooperation ist die Ausbildung junger Austria-Talente durch den SV Stripfing. Zehn Jung-Austrianer wechselten diesen Sommer leihweise nach Stripfing.

Die Kooperationsspieler der Wiener Austria:

Name Alter Position
Sandali Conde 20 Tormann
Dejan Radonjic 17 Innenverteidiger
Tobias Polz 18 Innenverteidiger
Leonardo Ivkic 20 Rechtsverteidiger
Enis Safin 19 Defensives Mittelfeld
Dario Kreiker 20 Linke Außenbahn
Timo Schmelzer 20 Zentrales Mittelfeld
Denis Dizdarevic 18 Offensives Mittelfeld
Daniel Au Young 20 Linksaußen
Lukas Haubenwaller 20 Mittelstürmer

Diese kennt Neo-Coach Wegleitner bestens, arbeitete er doch zuletzt als Co-Trainer von Harald Suchard beim Zweitliga-Absteiger Young Violets.

Von der Ursprungsmannschaft der Niederösterreicher haben sage und schreibe 14 Akteure den Verein verlassen, zwölf sind geblieben.

Zwei Welten müssen vereint werden

Wegleitner steht vor der schwierigen Aufgabe zwei eingespielte Mannschaftsteile zu vereinen. "Wenn wir das auf Schiene bringen wollen, ist es genau die Herausforderung diese zwei Welten eins werden zu lassen", meint er im LAOLA1-Interview.

Wegleitner muss zwei Welten vereinen
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Während von der Wiener Austria ausschließlich junge Talente kommen, sind die fixen Stripfing-Akteure großteils erfahrenere Kicker. Kicker, wie Darijo Pecirep (31), Christian Gartner (29) oder Stefan Rakowitz (33) verfügen über deutlich mehr Routine als die violetten Youngsters.

Verschiedene Generationen treffen bei diesem Projekt aufeinander.

"Ich würde es nicht so schlimm differenzieren, wenn ich den Welt-Fußball betrachte, spielen bei den Vereinen nicht nur 30-Jährige oder nur 19-Jährige. Vom Konstrukt her ist es so, dass es die gesunde Mischung ausmacht, guten Fußball zu spielen", findet der Übungsleiter Gefallen am Alters-Mix.

Die jungen Talenten könnten von den Routiners entsprechend unterstützt werden. Die Älteren würden hingegen vom Talent der Jungspunde profitieren.

"Es ist eine gewisse Spielidee vorgegeben. Das tue ich mir nicht mehr an."

Ex-Stripfing-Coach Goran Djuricin gegenüber dem ORF

Ex-Stripfing-Coach Goran Djuricin konnte sich mit der neuen Kooperation nicht identifizieren. "Es ist eine gewisse Spielidee vorgegeben. Das tue ich mir nicht mehr an" gibt er dem "ORF"“ zu Protokoll.

Neo-Cheftrainer Christian Wegleitner dürfte hingegen ganz den Wünschen der Wiener Austria entsprechen. Er soll die Spielphilosophie der Young Violets, und damit der Austria fortsetzen. Die Talente können somit bestmöglich auf die Profimannschaft der Favoritner vorbereitet werden.

"Ich spiele, wie in den Jahren zuvor"

"Diese Kooperation wurde seit Monaten geplant, es wurden auch fußballinhaltliche Dinge besprochen. Beide Vereine haben sich auf eine Spielidee geeinigt", erläutert er. Wegleitner passt laut eigener Aussage den Verantwortlichen perfekt in das Profil des neuen Trainers.

Die Leihspieler der Wiener Austria müssen sich von der Grundidee wenig an Stripfing anpassen. "Ich spiele, wie in den Jahren zuvor", erklärt Wegleitner.

Die Liga kennt Wegleitner auswendig, die letzten vier Jahre war er Co-Trainer der Young Violets
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Den Zusehern macht der 44-Jährige große Hoffnungen auf packende Partien des SV Stripfing. "Die konkrete Spielidee ist es, aktiven Fußball zu spielen, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Wir wollen richtig lästig sein, den Ball so früh wie möglich erobern", so der Übungsleiter.

Er erhofft sich ein "mutiges Auftreten" seiner Schützlinge. Leidenschaft und Spaß sollen Teil des Erfolges der Wegleitner-Elf werden.

Es ist sein erster Cheftrainerposten im Profifußball. "Es ist ein anderer Blickwinkel. Die Liga ist mir bekannt, ich bin seit vier Jahren auf Seite des Co-Trainers hier zu Hause", erklärt er die Umstellung. Es erwarten Wegleitner mehr Aufgaben und mehr Verantwortung. "Wenn es mich nicht interessieren würde, hätte ich es nicht gemacht", stellt er klar.

Umzug nach Wien

Auf die Frage, ob er jetzt mehr Drück verspüre, hat Wegleitner eine klare Antwort. "Ich empfinde weniger Druck, es geht um die selbe Aufgabe. Der Druck kommt, wenn die Ziele in Gefahr sind. Wir werden den Teufel tun, diese Ziele in Gefahr zu sehen, wir denken positiv."

Die neue Heimstätte des SV Stripfing: der FAC Platz
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Die Profimannschaft der Stripfinger ist diesem Sommer komplett ins 40 Kilometer entfernte Wien übersiedelt. Die Trainings finden am Gelände der Generali Arena beim Kooperations-Verein Austria Wien statt. Die Partien müssen am FAC Platz im 21. Gemeindebezirk ausgetragen werden.

"Darauf hat man sich einigen müssen. Stripfing gibt nicht die Infrastruktur her. Das schnelle sportliche Wachstum erfordert ein bestmögliches Trainingsgelände. In der Lizenzierung war FAC die Variante, wo wir die Heimspiele bestreiten können", erklärt er den Schritt in die Bundeshauptstadt.

Die Auflagen für die 2. Liga werden von der Bundesliga vorgegeben, und müssen von den Vereinen erfüllt werden. "Da kann man wenig dagegen machen", meint Wegleitner.

Die Heimspiele am FAC-Platz will Wegleitner nicht zwingend als Nachteil anerkennen. "Ich will erst dort Spiele bestreiten, dann können wir das beurteilen", erklärt er.

Störgeräusche aus Stripfing

Eine weitere Baustelle in Stripfing ist Kritik aufgrund fehlender Kommunikation. Ex-Obmann-Stv. Eduard Ofcarovic tritt gegenüber der "NÖN" nach. Ofcarovic begann im Verein mit acht Jahren und hat ihn 66-jährig jetzt verlassen.

"Wir wissen nichts, wir erfahren alles nur aus den Medien. Wir sollen arbeiten, bekommen aber keine Informationen. Das war vorher schon so und jetzt auch mit dem Austria-Thema. Das interessiert mich nicht", zeigt er sich entsetzt.

"Dass wir Verbesserungsbedarf in vielen Bereichen, wie auch der Kommunikation, haben, weiß jeder. Wir sind noch nicht genug. Das ist kein Geheimnis"

Christian Wegleitner (Trainer SV Stripfing)

Keine Zeit für negative Schlagzeilen

Die Kritik richtet sich an Präsident-Stellvertreter und Geldgeber Erich Kirisits. Durch reges Investment hat er es dem Klub ermöglicht, in den Profifußball zu gelangen. „Ich bin sicher keine Marionette und kein Befehlsempfänger“, gibt ihm Ofcarovic zu verstehen. Zu den Vorstandssitzungen sei der Gönner der Niederösterreicher trotz mehrmaliger Bitte nie erschienen.

Die negativen Schlagzeilen treten an Wegleitner nicht heran
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Wegleitner meint bei LAOLA1, er hat keinen genauen Eindruck, was in der Vergangenheit passiert ist. „Alles, was ich wissen will, weiß ich“, stellt er für sich klar.

Der Verein muss sich gerade vom Amateurbereich in den Profibereich umstellen. „Dass wir Verbesserungsbedarf in vielen Bereichen, wie auch der Kommunikation, haben, weiß jeder. Wir sind noch nicht genug. Das ist kein Geheimnis“, sieht er noch Probleme außerhalb des sportlichen Bereichs.

Über die negativen Schlagzeilen in den Medien macht sich der neue Mann keine großen Gedanken. "Das tritt kaum an mich persönlich heran. Ich habe gar nicht die Zeit, mich mit sowas zu beschäftigen."

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