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Zwei Jahre European League of Football: Ein Resümee

Die ELF will sich in Europa bei den Fans etablieren. Wie groß das Potenzial ist, zeigt der Blick nach Amerika zur NFL.

Zwei Jahre European League of Football: Ein Resümee

Vor mehr als 14.000 Zuschauern in Klagenfurt sicherten sich die Vienna Vikings durch einen 27:15-Sieg gegen die Hamburg Sea Devils bei ihrer ersten Teilnahme direkt den Titel in der European League of Football (ELF).

Die ELF will sich nun in Europa bei den Fans etablieren. Wie groß dabei das Potenzial ist, zeigt der Blick nach Amerika zur NFL.

ELF will Football-Hye nutzen

Der Ticketverkauf für die Partie in der National Football League (NFL) zwischen den Seattle Seahawks und den Tampa Bay Buccaneers am 13. November in München löste einen unfassbaren Andrang aus.

750.000 Menschen sollen in der Warteschlange gehangen haben, um eines der 50.000 begehrten Tickets für das einzige reguläre Saisonspiel der nordamerikanischen Football-Liga in Deutschland zu bekommen. Genau diesen Hunger nach Football möchte die ELF nun nutzen.

Kurze NFL-Saison

Denn die reguläre NFL-Saison endet meist schon im Februar. Danach herrscht mehr als ein halbes Jahr gähnende Leere. Genau in dieser Zeit kommt nun die European League of Football in Spiel. Eine Gruppe um Gründer und CEO Zeljko Karajica und die deutsche American Football-Legende Patrick Esume stampfte so im Jahr 2021 die Liga aus dem Boden.

Esume versuchte zuvor schon seit langem, professionelle Strukturen für Football in Europa und Deutschland aufzubauen: „Mir hat immer eine Football-Liga oberhalb des etablierten Amateursports gefehlt. Eine Liga mit Ambitionen“, beschreibt Esume die Gründe für seine Idee, „Die ELF gibt dem europäischen Football und den Spielern die Bühne, die sie verdienen.“

Erstes Model in den 90ern

Erste Versuche für eine europäische Version der NFL wurden bereits 1995 von der National Football League selbst gestartet. Mit hohen finanziellen Mitteln wurde ein europäischer Ableger gegründet, der mit hoch qualitativen Spielern bespickt wurde.

Bereits damals begeisterte der Football die Massen. In der Zeit zwischen 1998 und 2006 strömten im Schnitt um die 19.000 Fans in die Stadien und die Liga gehörte zu den populärsten Sportevents des Kontinents. 2007 stellten die Amerikaner den Betrieb der Liga allerdings ein, um die „International Games“ der eigenen Liga stärker in den Fokus zu rücken – aber auch, weil sich die Liga wirtschaftlich nicht wirklich rentierte.

Expansion schreitet voran

Die European League of Football ist von solchen Zahlen noch ein ganzes Stück entfernt, doch das Interesse wächst stetig. Konkurrierten in der ersten Saison noch acht Teams aus drei Nationen um den Titel, waren es in dieser Saison bereits zwölf Teams aus fünf Ländern. Der nächste Meilenstein wird dann 2023 erreicht, wenn 18 Teams aus zehn Nationen teilnehmen werden.

Liga-Commissioner Patrick Esume sagt: „Wir haben von Anfang an betont, dass wir uns als europäische Liga verstehen und hart daran gearbeitet haben, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Ursprünglich haben wir mit 16 Teams geplant, aber das Interesse ist riesig.“

CEO Zeljko Karajica erklärt weiter: „Unser Ziel ist es, in der Endausbaustufe 24 Teams zu haben, die, wie es derzeit aussieht, dann aus 15 verschiedenen europäischen Ländern kommen.“

Österreicher bereichern die Liga

Neben den Vienna Vikings starteten mit den Raiders aus Tirol ein weiteres Team aus Österreich erstmals in der ELF und beide gehörten auf Anhieb zu den Stärksten der Liga.

Die Vienna Vikings gewannen mit 10 Siegen, 2 Niederlagen die Central Conference, die Swarco Raiders Tirol (8:4) qualifizierten sich als bester Conference-Zweiter für die Play-Offs.

Kritik am Model

Dem Hype zum Trotz wird das Konstrukt allerdings besonders von den Verantwortlichen der deutschen American-Football-Liga (GFL) kritisch gesehen. Die Spieler der neu gegründeten ELF-Teams wurden nämlich zum Großteil aus der GFL rekrutiert.

"Die ELF bedient sich kostenlos an den Strukturen, die die GFL über Jahrzehnte aufgebaut hat“, klagt GFL-Vorstandsmitglied Axel Streich.

Wie in Österreich konkurrieren also auch in Deutschland drei Ligen, nämlich die ELF und die NFL zusätzlich zur heimischen Liga, um die Gunst der Zuschauer. Die kommenden Jahre werden zeigen, wer sich hier neben der NFL langfristig durchsetzt und ob die heimischen Fans schon bald nicht nur die Trikots der Green Bay Packers oder New England Patriots, sondern auch die der Vienna Vikings oder der Swarco Raiders Tirol tragen werden.

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