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Freismuth: "Oftmals ist der Spielerberater ein guter Freund“

Thomas Freismuth spricht im Interview über seinen Weg zum Spielerberater.

Freismuth: Foto: © Thomas Freismuth

Bereits in jungen Jahren hatte Thomas Freismuth den Traum im Profifußball zu arbeiten.

Durch ein Studium am University Campus of Football Business (UCFB) eröffneten sich für den heute 26-Jährigen neue Türen und er wurde bereits sehr früh Spielerberater.

Wir haben uns mit Thomas Freismuth über seinen Weg zum Spielerberater, sein Studium direkt im Wembley Stadium und seine Ziele für die Zukunft unterhalten.

Frage: Mit Jahresbeginn haben Sie die Geschäftsführung der Spielerberater-Agentur GROW, die unter anderem Spieler wie Mesut Özil oder Manfred Fischer von der Wiener Austria betreut, übernommen. Berater zu werden ist für viele Fußballbegeisterte ein Ziel. Leben Sie Ihren Traum?

Freismuth: Mein Traum war es immer im professionellen Fußball zu arbeiten, jedoch niemals als Spielerberater. Das Bild der Spielerberater in der Öffentlichkeit ist sehr negativ behaftet und ich hatte daher auch meine Vorurteile. Bei mir ist jeder Tag anders, aber es dreht sich 24/7 um Fußball und das war immer mein Traum und es macht mir richtig viel Spaß.

Frage: Dabei wären Sie als ehemaliger U18-Keeper von Sturm Graz beinahe selbst Profi geworden. Wussten Sie nach dem Karriereende gleich, dass Sie jetzt Berater werden möchten?

Freismuth: Mein großes Ziel war es Profifußballer zu werden – das habe ich nicht geschafft. Danach war mir klar, dass ich im Fußball bleiben will, aber wie eben gesagt, war der Spielerberater-Job eigentlich das Letzte was ich im Fußball machen wollte. Ich habe vieles ausprobiert und einige Internships gemacht. Bei Rapid im Marketing, im Wembley Stadion im Stadionmanagement, bei Red Bull, mit der UEFA bei zwei Champions League Finals als Events Assistant und auch als Nachwuchstrainer beim FC Chelsea. Dabei wurde mir klar, dass ich unbedingt was tun wollte, was mit dem Kerngeschäft zu tun hat – also das, was am Platz passiert, die sportliche Seite. Deswegen habe ich meine Trainerausbildungen gemacht und mich sehr viel in Richtung Scouting und Vertragsmanagement spezialisiert.

Frage: Als erster Österreicher haben Sie 2015 das Studium „International Football Business“ an der UCFB in London begonnen. Wie fühlt es sich an als Student täglich im Wembley Stadium ein und auszugehen?

Freismuth: Du bist in der „Hauptstadt des Fußballs“ London und dann noch dazu in der Kathedrale Wembley. Wembley ist ein spezieller Ort, hier wurde und wird Fußballgeschichte geschrieben – das spürt man jeden Tag. Du schaust im Lehrsaal nach links und blickst in eines der historischsten Fußballstadien der Welt. Das gibt einem täglich nochmal eine extra Portion Motivation. Noch dazu lernst du täglich von Experten aus der Sportbranche weltweit und kannst dir ein internationales Netzwerk aufbauen. Zudem befindet sich der englische Fußballverband auch dort. Da läuft man zwangsläufig vielen bekannten Gesichtern über den Weg. Nach London zu gehen und am University Campus of Football Business zu studieren hat mir persönlich viele Türen geöffnet.

Frage: Das Beratergeschäft ist ein hart umkämpfter Markt. Wie haben Sie es geschafft sich schon in jungem Alter von der Konkurrenz abzuheben?

Freismuth: Ohne UCFB wäre ich definitiv nicht Spielerberater geworden. Einer unserer Dozenten, Dr. Erkut Sögüt (Anm.: bekannt als Spielerberater von Mesut Özil), hat mich nach seinem Unterricht in sein Büro eingeladen. Daraus hat sich eine Beziehung entwickelt, in der er mir alles in der Branche gezeigt und gelernt hat. Er hat gesagt: „Vergiss alles was du zu Spielerberatung weißt und in den Medien gelesen hast. Mach‘ es so, wie du glaubst, dass es richtig ist.“ Dann durfte ich eineinhalb Jahre neben ihm lernen und hautnah miterleben, wie unter anderem der damals größte Spielervertrag der Premier League ausgehandelt wurde.
So eine Chance bekommt man nicht oft. Der Markt ist umkämpft, aber es gibt immer mehr junge, gut ausgebildete Spielerberater. Das braucht der Markt noch viel mehr.

Frage: Während Ihres Studiums absolvierten Sie einige Praktika unter anderem bei der UEFA und Rapid Wien. Welche Fähigkeiten wurden in dieser Zeit besonders gefördert, die Ihnen heute noch zugutekommen?

Freismuth: Ich durfte in dieser Zeit viele spannende Erfahrungen machen und lernte viele verschiedene Sichtweisen im Fußball kennen. Es hilft mir sehr die Branche gesamtheitlich zu sehen. Zudem konnte ich meine Soft-Skills und mein Netzwerk in dieser Zeit erweitern. Allen Studierenden kann ich nur empfehlen, viele unterschiedliche Praktika zu machen und zu versuchen so viele Einblicke wie möglich zu bekommen.

Frage: Sie legen auch einen großen Wert auf Mentaltraining. Welche Möglichkeiten bieten sich dadurch im Profifußball?

Freismuth: Ich bin der Meinung, dass es am meisten Entwicklungspotential im Fußball im mentalen und kognitiven Bereich gibt. Das Spiel wird immer intensiver und man muss schneller agieren können – dazu braucht es den Kopf. Zudem sind Fußballer unfassbarem Druck ausgesetzt und müssen damit umgehen. Da kann es sehr hilfreich sein, wenn man professionelle Unterstützung bekommt und zusätzlich diesen Bereich trainiert.

Frage: Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden Berater oft kritisch gesehen. Warum sind Berater für eine gute und langfristige Karriere unverzichtbar?

Freismuth: Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen haben Spielerberater Marktwissen und können gut einschätzen, was ein vernünftiger nächster Schritt für einen Spieler sein könnte, was der Spieler dort verdienen sollte und welche vertraglichen Dinge es zu berücksichtigen gibt. Zudem können Spielerberater mit ihrem Netzwerk Optionen für Spieler bieten und auch wertvolle Informationen für Vereine bringen. Oftmals ist der Spielerberater ein guter Freund und gibt Ratschläge in vielen Bereichen des Lebens. Das Transfersystem ist mittlerweile so komplex geworden, dass es speziell für internationale Transfers Experten braucht. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein globaler Transfermarkt ohne Spielerberater in dieser Art nicht funktionieren könnte. Viele Spieler wollen sich oft nur auf das sportliche fokussieren und brauchen Unterstützung in vielen Dingen abseits des Rasens wie Versicherung, Veranlagung oder Steuern. Spielerberater machen viele Tätigkeiten, die für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sind und arbeiten im Hintergrund teils mehrere Monate an der Vorbereitung für Transfers. Ein Spielertransfer ist oft ein langer Prozess. Zum Ruf möchte ich noch sagen: Spielerberater werden gerne als Sündenbock benutzt, wenn ein Transfer nicht klappt. Ich kenne jedoch viele Berater, die sehr hart arbeiten, gut ausgebildet sind, ein top Know-how haben und auch eine extrem gute Arbeit machen. Es gibt natürlich auch schlechte Beispiele, aber die gibt es in jeder Branche.

Frage: Wann haben Sie gemerkt, dass sie nun vollkommen im Geschäft angekommen sind? Gab es einen Schlüsselmoment?

Ich arbeite sehr hart und versuche mich ständig zu verbessern. Derzeit lerne ich eine weitere neue Sprache. Ich durfte bisher viele schöne Momente erleben und tolle Menschen im Fußball kennenlernen.

Freismuth über seine Ambitionen

Freismuth: Nicht wirklich. Es geht auch nicht darum „vollkommen angekommen zu sein“. Ich arbeite sehr hart und versuche mich ständig zu verbessern. Derzeit lerne ich eine weitere neue Sprache. Ich durfte bisher viele schöne Momente erleben und tolle Menschen im Fußball kennenlernen. Dafür bin ich dankbar.

Frage: Mit der Übernahme der Geschäftsführung und dem Rebranding zu GROW stand zu Jahresbeginn der nächste Schritt an. Bisher managen Sie ein Team von Beratern in sieben Ländern und mit über 50 Klienten. Welche Ziele verfolgen Sie in den nächsten Monaten und Jahren mit der Agentur?

Freismuth: Zum einen wollen wir jeden Tag besser werden und weiterhin einen guten Service für unsere Spieler bieten. Das Ziel ist es, junge Fußballer auf ihrem Karriereweg erfolgreich zu begleiten. Zum anderen haben wir einen Fokus auf „Education/Bildung“ – zum einen für unsere Spieler aber auch generell in der Spielerberater-Branche. Das Ziel ist mehr Bildung für Spielerberater anzubieten und schlussendlich auch irgendwann den Ruf der Spielerberater zu verbessern. Es geht darum, dass es mehr seriöse, vernünftige Spielerberater gibt. Dazu braucht es auch mehr Bildungsangebote und Spielerberater, die ihr Wissen und ihre Erfahrung teilen.

Frage: Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Dr. Erkut Sögüt haben Sie das Buch „How to become a football agent“ veröffentlicht. Worum geht es in diesem Buch und welche Tipps würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute mit auf den Weg geben?

Freismuth: Das Buch sollte einen Überblick über die Tätigkeit eines Spielerberaters geben, mit Expertenmeinungen zu den jeweiligen Kapiteln (u.a. von Pere Guardiola, Misha Sher, etc.). In den Kapiteln wird unter anderem erklärt, wie ein Spielertransfer abgewickelt wird, was in einem Spielervertrag beinhaltet sein sollte, wie man Ausbildungsentschädigungen berechnet, was man bei Verhandlungen beachten sollte und vieles mehr. Der Beruf Spielerberater ist hoch komplex und sehr herausfordernd. Jedoch gibt es fast keine Literatur und Bildungsangebote dazu – das wollen wir ändern. Den größten Tipp, den ich geben kann für angehende Spielerberater, ist nicht gierig zu werden und ständig zu versuchen sich zu verbessern. Und vor allem Spaß an der Tätigkeit zu haben, es kann nämlich auch ein sehr anstrengender und belastender Job sein.

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