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Analyse: ÖSV nur in einer Teildisziplin konkurrenzfähig

Analyse: ÖSV nur in einer Teildisziplin konkurrenzfähig

Es hat nicht sollen sein. Österreichs Biathlon-Staffel kämpfte verbissen, für eine Medaille sollte es jedoch nicht reichen.

Startläufer Simon Eder, Christoph Sumann, Daniel Mesotitsch und Schlussläufer Dominik Landertinger mussten sich in Ruhpolding mit dem fünften Platz begnügen.

45,9 Sekunden fehlten zu Bronze

Auf den Weltmeister aus Norwegen fehlte dem ÖSV-Quartett 1:38,9 Minuten.

Um den Deutschen Bronze zu entreißen, hätten die rot-weiß-roten Loipenjäger 45,9 Sekunden schneller sein müssen.

In der Loipe ohne Chance

Hauptproblem war einmal mehr die Laufleistung. Die Österreicher hinken der Konkurrenz hinterher und müssen diese auf der Loipe stets ziehen lassen.

LAOLA1 analysiert die Staffel mithilfe der Österreicher und zeigt in Tabellen die Laufleistungen der jeweiligen Medaillengewinner aus Norwegen, Frankreich und Deutschland sowie den Vertretern des ÖSV.

Simon Eder ging als erster Österreicher in die Loipe und hielt sich stets an der Spitze auf, bis ihn ein unglücklicher Vorfall jede Menge Zeit kostete. „Es war eine Hudlerei“, so der 29-Jährige. „Plötzlich fuhr mir der Weißrusse über die Ski und mich hat es ausgedreht. Ich habe dadurch sicher an die 15 Sekunden verloren.“

Der Sturz an sich wäre gar nicht das große Problem gewesen, vielmehr spielt dabei der Körper eine tragende Rolle. „Es war eine Schrecksekunde. Der Körper gerät sofort in Alarmbereitschaft, Adrenalin schießt ein und die Muskulatur wird daraufhin müde“, erklärt der Salzburger. Am Schießstand war ihm davon nichts anzumerken, Eder schoss sensationell und blieb fehlerfrei.

Athlet Nation Laufzeit Schießergebnis
O.E. Björndalen NOR
  • 34,4
1+3
J.G. Beatrix FRA
  • 44,1
0+2
Simon Schempp GER
  • 28,8
0+1
S. EDER AUT 18:16,6 0+0

Hinter Christoph Sumann stand lange ein Fragezeichen, der Routinier konnte schlussendlich doch antreten. Diesmal allerdings in ungewohnter Rolle – auf Position zwei. Zwei Runden lang hielt er sich richtig wacker, auf seiner Schlussrunde waren dann die Kräfte am Ende. Alleine auf den letzten 2,5 Kilometern riss der Steirer 33,7 Sekunden im Vergleich zum Schnellsten auf dieser Distanz, Andreas Birnbacher, auf.

„Damit kann ich natürlich nicht zufrieden sein. Ich war die Schwachstelle, das muss man ganz klar so sagen. Läuferisch habe ich klare Mängel, sie sind aber auch kein Wunder. Auf der dritten Runde ging gar nichts mehr“, so der 36-Jährige. Mit dem Schießen sei er zufrieden, doch das helfe in der Endabrechnung wenig. „Wir haben läuferisch leider nichts entgegenzusetzen. Das ist das Problem. Es ist ärgerlich, aber es ist nun mal so.“

Daniel Mesotitsch bewies auf Position drei, dass er derzeit ganz klar die Nummer eins im ÖSV-internen Ranking bekleidet. Kein Fehler am Schießstand, dazu konnte er als einziger einen Kontrahenten der Medaillengewinner in puncto Laufzeit hinter sich lassen.

„Ich bin gut drauf, das habe ich wieder gezeigt. Ich habe mit Risiko geschossen, das ist mir aufgegangen.“ Letztendlich sei es aber ein schwacher Trost, wenn keine Medaille rausspringt. Einen Vorwurf wollte er keinem machen. „Drei von uns sind nicht topfit, das müssen wir akzeptieren.“

Athlet Nation Laufzeit Schießergebnis
R. Brattsveen NOR
  • 46,0
0+2
S. Fourcade FRA
  • 37,9
0+2
A. Birnbacher GER
  • 45,9
0+4
C. SUMANN AUT 18:11,6 0+1

Schlussläufer Dominik Landertinger gelang es nicht, das Ruder noch einmal herumzureißen. Zwar gelang auch ihm eine passable Schussleistung (0+2), wie bei Eder und Sumann hat er dafür schwer in der Loipe zu kämpfen.

„Das Schießen hat gepasst, stehend habe ich riskieren müssen, daher die zwei Nachlader. Wir müssen mit Rang fünf zufrieden sein, mehr geht aktuell nicht.“ Keiner aus dem Team sei bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit, „daher müssen wir akzeptieren, dass andere Nationen derzeit stärker sind.“

Fazit: Im Umgang mit der Waffe braucht sich Österreich vor niemandem zu verstecken. Im Gegenteil: In der Staffel war keiner den ÖSV-Assen gewachsen, die nächstbesten Nationen (Ukraine, Weißrussland) verzeichneten sechs Nachlader mehr. Die halbe Miete zur Medaille ist im Endeffekt deutlich zu wenig, denn:


In der Loipe ist es genau umgekehrt. Die anderen legen vor und Österreich kommt nicht hinterher. Wer mehr als zweieinhalb Minuten auf den Weltmeister verliert und selbst auf die Deutschen knapp zwei Minuten einbüßt, hat bei der aktuellen Dichte an der Spitze keine Chance auf Edelmetall.

Christoph Nister

Athlet Nation Laufzeit Schießergebnis
T. Bö NOR
  • 29,9
0+2
A. Boeuf FRA
  • 5,8
0+1
M. Greis GER
  • 2,2
0+2
D. MESOTITSCH AUT 17:36,0 0+0
Athlet Nation Laufzeit Schießergebnis
E.H. Svendsen NOR
  • 48,3
0+0
M. Fourcade FRA
  • 40,0
0+5
A. Peiffer GER
  • 39,9
0+3
D. LANDERTINGER AUT 18:01,4 0+2
Rang Nation Laufzeit Schießergebnis
GOLD Norwegen
  • 2:38,6
1+7
SILBER Frankreich
  • 2:07,8
0+10
BRONZE Deutschland
  • 1:52,4
0+10
Rang 5 ÖSTERREICH 1:12:05,6 0+3