news

Jon Olsson startet durch: "Ich geb Gas, ich hab Spaß!"

Jon Olsson startet durch:

Jon Olsson trägt einen viel zu großen Kapuzensweater. Die Kapuze hat er lässig über Kopf und Kappe geworfen.

Seine Füße stecken in knöchelhohen, offenen Sneakers. Mit seiner Jeans definiert der Schwede den Begriff knalleng neu.

Die blonden Haare werden von einer Kappe mit dem Red-Bull-Logo gebändigt.

Vor zwei, drei Jahren war Jon Olsson der beste Ski-Freestyler der Welt. Er war in dieser rasant wachsenden Sportart der Superstar, das Maß der Dinge.

Jetzt steht er in einer Ecke vor dem Festsaal der Freizeit-Arena in Sölden in seinem Outfit und wirkt irgendwie, als gehöre er nicht hierher, nicht zu diesem Weltcup-Auftakt.

Neun Mal Gold bei den X-Games

Nicht zu dieser Pressekonferenz seiner Ski-Firma. Neben ihm stehen Aksel Lund Svindal und Bode Miller, im Vergleich zu Olsson zwei Hünen mit breiten Schultern und breiter Brust.

Sie tragen Teamjacken mit den vielen Sponsoren drauf. Olsson wirkt dagegen wie einer, der schüchtern um ein Autogramm fragen möchte und sich nicht traut.

Dabei war er in seiner Sportart in etwa das, was Miller und Svindal im Alpinen Ski-Weltcup sind.

Seine Powder-Abfahrten in Alaska und die vielen trickreichen Flüge auf Schanzen rund um den Erdball sind YouTube-Hits.

Neun Mal ließ er sich bei den X-Games, den Olympischen Spielen der Extremsportler, die Goldene umhängen.

Am Anfang war eine Jux-Wette

Jetzt will der jüngere Bruder des schwedischen Speed-Spezialisten Hans Olsson zu den Olympischen Spielen in Sotschi – als Riesentorläufer.

Was als Jux-Wette um 5.000 Euro mit Landsmann Jens Byggmark begann, ist längst bitterer Ernst geworden.

Dafür unterwirft sich J.O. sogar den Regeln des schwedischen Verbands. In der internen Qualifikation fuhr er in vier von vier Zeitläufen Bestzeit, löste so sein Ticket für den Weltcup-Auftakt.

Im Schatten der Superstars

„Es ist schön, hier zu sein. Mir macht das alles sehr viel Spaß, aber jetzt will ich auch auf der Rennstrecke Spaß haben“, stellt der sympathische Skandinavier in perfektem Englisch im Gespräch mit LAOLA1 klar.

Bei der Pressekonferenz mit all den Head-Stars ist Olsson nur eine Randnotiz, sein Ausrüster hat nicht einmal einen Tisch für ihn reserviert, an dem er interviewt werden kann.

Wieder steht er in der Ecke, sein persönlicher Fotograf und sein Video-Team fangen ein paar Bilder für seinen Blog ein.

Komplexe bekommt er ob der geringen Aufmerksamkeit nicht. „Die Jungs und Mädels haben sich den Hype verdient, aber irgendwann will ich gegen sie um den Sieg fahren.“

"Muss noch viel aufholen!"

Noch ist es Olsson egal, welches Ergebnis am Ende rauskommt. „Ich werde sehen, wohin mich der Rennsport bringt, lasse alles auf mich zukommen.“

Wenig später wünscht er sich eine um 50 Plätze bessere Startnummer. Doch nicht alles egal.

Angst vor dem schweren, anspruchsvollen Rennhang hat er nicht.

„Ich liebe den steilen Teil, das ist genau mein Fall. Aber die letzten 15, 20 Sekunden werden richtig hart für mich werden“, weiß Olsson, dass „ich noch viel aufholen muss, um ein echter Rennfahrer zu werden.“

"Auto-Freak" gibt auf der Piste Gas

Es gab aber auch schon Erfolge als Rennfahrer – als Nachwuchsläufer, bis er wegen Undiszipliniertheiten aus dem Kader flog, und mit dem Auto.

Der 29-Jährige bezeichnet sich selbst als „Auto-Freak“. Früher fuhr er zu den Big-Air-Events in seinem Lamborghini mit Skibox am Dach.

Wem das noch nicht reicht: Olsson war mehrfach bei der „Gumball 3000“ dabei, einem mehr oder weniger illegalen Autorennen quer durch Europa bei dem neben dem schnellsten Fahrer auch der mit den meisten Strafzetteln wie ein Sieger gefeiert wird.

Am Samstag kommt der Lamborghini

Einen solchen musste Jon Olsson auf dem Weg nach Sölden auch bezahlen.

„Ich bin aus Monaco gekommen und wollte nicht zu spät zur Pressekonferenz da sein, deshalb musste ich ein bisschen Gas geben“, erzählt er und legt sein schönstes Zahnpasta-Lächeln auf.

Die Polizisten im Ötztal verstanden weniger Spaß und stellten dem Opel-Fahrer („Das ist ein Mietauto!“) im „Gumball“-Shirt einen Strafzettel in Höhe von 160 Euro aus.

Für Olsson, der in seiner Freestyle-Karriere Millionen verdient hat, ein „Nebengeräusch“.

Weitere sind an diesem Wochenende fast garantiert: Denn am Samstag wird dem Schnellfahrer ein Lamborghini nach Sölden geliefert.

Stephan Schwabl