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Evgeni Malkin? "Der aktuell Beste der Welt"

Evgeni Malkin?

„Nun sind wir wieder die rote Dampfwalze!“

Pointierter ließe sich die A-Weltmeisterschaft gar nicht subsumieren. Nikolai Kulemin, Angreifer der Toronto Maple Leafs, bekräftigt mit diesen Worten: Russland ist zurück – und wie.

Die Eishockey-Supermacht thront nach dreijähriger Abstinenz wieder an der Spitze. Ohne Pleite pflügte der Rekord-Goldene durch das Feld, am Ende stemmte man zum 26. Mal die begehrte Trophäe.

Die Slowakei, Sensation der Endrunde, hatte der „Sbornaja“ nichts entgegen zu setzen. So wurde das Finale zur Demonstration. Überragend beim 6:2-Triumphzug: Die NHL-Armada, angeführt von Evgeni Malkin.

An seiner Wahl zum „MVP“ bestand kein Zweifel. Zudem gelang dem 22-Jährigen ein Kunststück, das zuvor nur einer Legende glückte: Wayne Gretzky.

Auf den Spuren von „The Great One“

Pittsburghs Center glänzte bereits in der Regular Season der NHL, war mit 109 Punkten bester Spieler der Elite-Liga. Der Art Ross Trophy folgte der Topscorer-Titel der WM. Das bittere Aus in den Playoffs war Extra-Motivation. Mit 11 Toren und 8 Assists geigte er sich den Frust von der Seele.

„Ohne Alex Ovechkin und Pavel Datsyuk wäre es schwer gewesen, derart erfolgreich zu spielen. Und Malkin, was soll ich sagen?“, fehlen Kulemin beinahe die passenden Worte. Mit seiner Performance zog der Gelobte mit einer Allzeit-Größe gleich.

Lediglich „The Great One“ Gretzky gelang es, im selben Jahr bei NHL und WM die Punkte-Wertung für sich zu entscheiden. Übrigens: 1982 erlebte er mit 212 Zählern die zweitbeste Saison aller Zeiten. Einzig 85/86 verbuchte er drei mehr.

„Bester Spieler der Welt“

Große Fußstapfen, in welche Malkin damit trat. Seine nicht minder prominenten Kollegen vergönnen es ihm, das verdeutlicht Detroits Altmeister Pavel Datsyuk: „Er ist einfach unglaublich, hat sich all die Aufmerksamkeit redlich verdient. Ich bin glücklich, mit ihm spielen zu dürfen.“

Ein Superstar lobt den anderen. Alexei Zhitnik, ehemaliger Weltklasse-Defender Russlands, legt sogar noch nach. Er adelt „Geno“ gegenüber „Sport1“ zum „aktuell besten Spieler der Welt“. Vor Ovechkin und vor Sidney Crosby.

Letzterer ist das Gesicht der Penguins. Als Kapitän konzentriert sich das Medieninteresse auf ihn, sein Saubermann-Image macht ihn zum „Everybody’s Darling“. Indes hat Malkin einen essentiellen Makel: Er ist Russe.

„Wenn man die Möglichkeit bekommt, Gold bei der WM zu gewinnen, dann muss man diese nützen. Vor allem da Pittsburgh selten früh ausgeschieden ist“, begründet Igor Larionov – Mitglied der legendären KLM-Linie der 1980er um Vladimir Krutov und Sergej Makarov – bei „Sport1“.

Aus Individualisten wurde Einheit

„Er weiß, dass er nicht jedes Jahr beim Turnier dabei sein kann, deshalb haute er sich voll rein“, weiß der dreifache NHL-Champion. Einstellung und Zusammenhalt wurden zu den wesentlichen Faktoren im Konzept der „Sbornaja“.

Keine Spur von Neid. Die Hauptdarsteller opferten sich füreinander auf, davon nahmen sich auch die „Großen“ nicht aus. Immer wieder hielt Datsyuk seinen Partnern Ovechkin und Alexander Semin mit konsequenter Defensivarbeit den Rücken frei.

Aus vielen Individualisten formte Zinetula Bilyaletdinov innerhalb kürzester Zeit eine funktionierende Einheit. Eine Herausforderung, an der Vyacheslav Bykov in den letzten Jahren kläglich scheiterte.

Präsident Putin erfreut über WM-Titel

„Der Head Coach ist sehr wichtig für uns. Jeder mag ihn, spielt mit Herz“, erklärt „Ovi“, der im selben Atemzug den Vorgesetzten als „besten Trainer, den es in Russland gibt“ bezeichnet. Es sei „eine Ehre, für ihn und diese Truppe zu spielen.“

Beruhigend, wenn Washingtons Aushängeschild dem 57-Jährigen den Rücken stärkt. Sein Einfluss ist nämlich nicht zu unterschätzen. Unter Bilyaletdinov scheint er jedoch gewillt, sich unterzuordnen.

Kulemin bestätigt: „Wir agierten wie ein Team, jedes Spiel, jeden Wechsel.“ Für Russlands Staatsoberhaupt Vladimir Putin sind es die „besten Eishockey-Spieler des Planeten.“

Den „Machtmenschen“, der sich allzu gerne mit sportlichen "Heldentaten" schmückt, dürfte die Machtdemonstration jedenfalls entzückt haben.

Denn die „rote Dampfwalze“ meldete sich atemberaubend zurück. Nicht zuletzt dank Evgeni Malkin.

Christoph Köckeis

Malkin der Beste? In den USA unmöglich

Noch immer prägen Klischees die Beziehung der führenden Weltmächte, Spannung inklusive. Es wirkt schier illusionär, dass der womöglich beste Crack dem "Feind" entstammt. Infolgedessen gehört Crosby das Rampenlicht. Und Malkin steht in dessen Schatten. Für den bescheidenen Center kein Problem.

Als „Sid the Kid“ nach ewig anmutender Zwangspause wegen Gehirnerschütterung zurückkehrte, gab er ohne Missgunst zu verstehen: „Ich bin glücklich, dass er wieder dabei ist. Von meinen 200 Toren in der NHL, legte er mir gefühlte 199 auf. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu spielen.“

Obwohl er sich in Abwesenheit Crosbys profilierte, rutschte er umgehend zurück in das zweite Glied. Zumindest die Öffentlichkeit betreffend. Den Platz bei den „Pens“ hat Malkin schon längst gefunden.

Ein „Go-to-Guy“ der Pens

„Er ist ein Leader des Teams, spielt fantastisches Eishockey, zählt zu den Top-Leuten der Liga und ist auf dem Eis ein absoluter Go-to-Guy“, versicherte General Manager Ray Shero. „Er genießt das Gefühl und legt sich selbst jede Menge Druck auf. Seine Siegermentalität ist vorbildlich.“

Die Verantwortlichen wissen nur zu gut, was sie an ihm haben. Nicht erst seit der WM. In der Saison 08/09 erfüllte er sich als Topscorer den Traum vom Stanley Cup, diesmal reichte es bei weitem nicht. Dementsprechend hungrig kam Malkin nach Schweden und Finnland.