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"Große Spieler haben kaum Vorteile"

Im letzten Jahr war es eines der großen Themen, die die österreichische Eishockey-Community vor der WM beschäftigte.

Österreichs fehlende körperliche Präsenz und die Vielzahl an kleinen Spielern im Roster, waren in diversen Expertenrunden ein ständiges Gesprächsthema.

„Mir kommt es so vor, als ob die anderen immer größer und wir immer kleiner werden“, sagte damals Stürmer Oliver Setzinger über die physischen Defizite der ÖEHV-Auswahl.

Kleine Verteidiger im Aufgebot

Was im letzten Jahr noch als Problem galt, ist heuer ein wenig in den Hintergrund gerückt. Und das, obwohl sich die Mannschaft in Punkto Körpergröße gegenüber dem Turnier in Kosice nicht zum Besseren verändert hat.

Im Gegenteil: Mit Philippe Lakos (193 cm) ist der damals größte Verteidiger nicht mehr im Kader, auch Darcy Werenka (188 cm) zählt ebenfalls nicht mehr zum Stammpersonal. Immerhin kam mit Johannes Kirisits (187cm), der den verletzten Robert Lukas (177 cm) ersetzt, ein großer Akteur hinzu.

ÖEHV-Verteidiger A-WM in Kosice

Statt den behäbig wirkenden Routiniers Lakos und Werenka bekommen die flinken Cracks Stefan Ulmer und Dominique Heinrich die Chance, sich bei der B-WM in Ljubljana zu beweisen. Und das, obwohl sie nicht gerade durch ihr Körperspiel beeindrucken.

Beide gehören mit 1,74 Metern und 1,72 Metern Körpergröße zu den kleinsten Spielern im Kader.

„Es hat vor und Nachteile, wenn man ein kleiner Spieler ist. Man muss darauf bedacht sein, seine Stärken zur Geltung zu bringen. Wir sind wendiger und schneller. Natürlich sind größere Spieler körperlich stärker, aber die Physis kann trainiert werden und daher sehe ich nicht viele Vorteile für die großen Spieler“, zeigt sich Ulmer, der beim HC Lugano in der Nationalliga A spielt, unbeeindruckt.

ÖEHV-Verteidiger B-WM in Ljubljana

Name Klub Größe in cm Gewicht
Philippe Lakos Capitals 193 99
Mario Altmann VSV 193 94
Darcy Werenka Graz99ers 188 95
Matthias Trattnig Salzburg 185 96
Johannes Reichel KAC 182 86
Martin Schumnig KAC 181 78
Robert Lukas Linz 177 80
Gerhard Unterluggauer VSV 176 92

Auf B-Niveau nicht so entscheidend

Auch das Trainer-Gespann um Teamchef Manny Viveiros macht sich um die körperlichen Defizite seiner Akteure keine großen Sorgen.

„Im B-Pool ist das weniger ein Problem, denn auch die anderen Mannschaften sind körperlich nicht so stark, wie jene im letzten Jahr bei der A-WM. Optimal sind natürlich Verteidiger, die groß und beweglich sind, aber ich muss mit dem arbeiten, was mir zur Verfügung steht. Ich kann nicht erwarten, dass binnen einen Jahres lauter Verteidiger mit 1,90 Metern im Lineup stehen. Wir müssen in unsere Beweglichkeit vertrauen, denn das ist ohnehin die Zukunft des Sports“, so der Austro-Kanadier.

Auch Co-Trainer Rob Daum, der gemeinsam mit Viveiros an der Defensive feilt, vertraut auf seine einberufene Mannschaft und nimmt sich selbst in die Pflicht.

„Die Spieler, die wir haben sind sehr gut gerüstet, um den anderen Nationen in Slowenien die Stirn zu bieten. Man kann schließlich keine großen Verteidiger einsetzen, wenn es sie schlicht nicht gibt. So ist es an uns Trainern unser Spiel so auszurichten, dass wir die Stärken unserer kleineren Verteidiger bestmöglich einsetzen. Als Trainer will man immer einen bunten Mix aus großen und kleinen Spielern, denn so ist taktisch mehr möglich. Aber selbst wenn wir kleine Spieler haben, sie sind sehr ehrgeizig und werden sich von körperlich größeren Mannschaften nicht einschüchtern lassen.“

Name Klub Größe in cm Gewicht
Mario Altmann VSV 193 94
Johannes Kirisits KAC 187 95
Matthias Trattnig Salzburg 185 96
Johannes Reichel KAC 182 86
Martin Schumnig KAC 181 78
Gerhard Unterluggauer VSV 176 92
Stefan Ulmer HC Lugano 174 75
Dominique Heinrich Salzburg 172 73

Erfahrung weitergeben

Neben der Physis fehlt Ulmer und Heinrich auch jegliche Erfahrung bei Internationalen Turnieren. Nervosität, ob der großen Aufgabe kommt beim 21-jährigen Vorarlberger aber nicht auf.

„Wir haben auf jeder Position erfahrene Spieler, die den jungen Akteuren helfen. Ich habe in den Vorbereitungsspielen mit Gerhard Unterluggauer und Matthias Trattnig gespielt. Das sind Verteidiger, die schon viel erreicht haben und jedem, der mit ihnen im Kader spielt, weiterhelfen können“, setzt Ulmer auf die Unterstützung seiner routinierteren Teamkollegen.

Der VSV-Verteidiger Unterluggauer machte im Übrigen sein erstes Spiel im rot-weiß-roten Jersey am 11. November 1993, da war Ulmer noch nicht mal drei Jahre alt.

Der Veteran musste jedoch vor dem Turnier einen persönlichen Rückschlag hinnehmen. Nach drei Weltmeisterschaften en suite mit dem „C“ auf der Brust, wurde der 35-Jährige als Kapitän abgesetzt und durch Thomas Koch ersetzt. Die Assistenten des KAC-Stürmers bilden mit Matthias Trattnig und Daniel Welser zwei Cracks aus Salzburg.

Dennoch wird der Routinier gebraucht, hat er doch in seiner Karriere gezeigt, dass man auch als kleiner Verteidiger (176 cm) gegen körperlich robustere Stürmer bestehen kann. Ein Erfahrungswert, von welchem Ulmer und Heinrich nur profitieren können.

Sebastian Rauch