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Thomas nimmt Auszeit - oder ein Abschied für immer?

Thomas nimmt Auszeit - oder ein Abschied für immer?

Nun ist es Gewissheit: Tim Thomas nimmt sich eine Auszeit, das verkündet er via Facebook.

Der Goalie der Boston Bruins schreibt auf seiner Seite: "Mit 38 Jahren ist es an der Zeit, die Energie in andere Beziehungen zu investieren, welche ich zuletzt vernachlässigt habe."

Schon am Freitag bestätigte General Manager Peter Chiarelli im Rahmen einer Pressekonferenz: „Er meinte zu mir, dass er ermattet sei. Nach all den Ereignissen in der Vergangenheit, den Erfolgen und den Niederlagen, fühlt er sich nicht zu hundert Prozent bereit.“

Thomas‘ Kontrakt beim Stanley-Cup-Champion 2011 läuft noch eine weitere Saison. Jene wird er nun anderweitig verbringen.

„Das Wichtigste in meinem Leben ist ab sofort, wieder die Verbindung zu Freunden, Familie und dem Glauben zu finden.“

2011: Krönung einer atypischen Karriere

Noch im Vorjahr krönte der US-Amerikaner seine atypische Karriere. Erstmals seit 1975 gelang einem Spieler das „Triple“ bestehend aus Stanley Cup, Conn Smythe Trophy für den Playoff-MVP und Vezina Trophy für den besten Schlussmann. Dieses Kunststück glückte zuletzt Bernie Parent.

„Während der Kindheit habe ich immer davon geträumt, professionell Eishockey zu spielen“, schreibt Thomas und ergänzt: „Ich durfte diesen Traum nicht nur leben, sondern erreichte auch viel mehr, als ich für möglich hielt.“

Erst im Alter von 32 Lenzen gelang ihm der endgültige Durchbruch. Zuvor mühte er sich sowohl in der schwedischen Elitserien und Finnlands höchster Spielklasse. 2002/03 debütierte er schließlich in der NHL.

Scott Niedermayer oder Dominik Hasek verkündeten ihre einstweiligen Rücktritt, um danach nochmal durchzustarten. Dennoch gab GM Chiarelli am Freitag zu bedenken: „Einige Akteure entschieden sich für diesen Schritt. Nur mit 38 ist es nicht ganz einfach, auszusetzen und ein gelungenes Comeback zu feiern.“

Seinen Posten zwischen den Pfosten wird aller Voraussicht Backup Tuukka Rask (25) erben. Allerdings ist auch ein Trade, welcher Thomas inkludiert, nicht ausgeschlossen. Der Bruins-Verantwortliche gab sich diesbezüglich kryptisch: „Es gibt zu viele Fragezeichen.“

Abschied für immer?

Sollte der Routinier 2013/14 wirklich auf die größte Eishockey-Bühne der Welt zurückkehren, scheint es überaus unwahrscheinlich, dass dies bei den Bruins geschehen würde. Zuletzt erlitt nämlich selbst sein Image als „Everybody’s Darling“ in der Ostküsten-Metropole tiefe Kratzer.

Nach sieben Jahren mit Hauptwohnsitz in Boston zog seine Familie während der Regular Season nach Colorado. Warum, darüber lässt sich lediglich munkeln. Jede Menge Sympathien verspielte er zudem mit der nicht wahrgenommenen Einladung in das „Weiße Haus“ zu Präsident Barack Obama. Damit bewegte er sich auf politisches Glatteis.

Rund um seine Person schwangen seither immer häufiger kritische Töne mit. Mit dieser Entscheidung ist sein Abschied trotz jahrelanger Verbundenheit zur Franchise aus dem Bundesstaat Massachusetts wohl beschlossene Sache.

Und womöglich auch sein Karriereende.

„Mir fehlt die Kraft und Konzentration“

Damals absolvierte der im Draft ‘94 an 217. Stelle gezogene Thomas vier Einsätze im Bruins-Jersey. Es folgte ein ständiges Pendeln zwischen Farmteam und „Erster“. Seit 2006 ist er nicht aus dem Konzept des nunmehr sechsfachen Titelträgers wegzudenken.

Vergangene Spielzeit bescherte er „Beantown“ den ersten Erfolg nach 39-jähriger Durststrecke. Seine Glanzparaden ließen ihn zum absoluten Publikumsliebling im TD Garden aufsteigen. Zudem kürte er sich dank Save-Percentage von 94,0% zum besten Torhüter der Liga.

Nun, zwei Vezina Trophy’s sowie einen Stanley Cup reicher, möchte Thomas das Hauptaugenmerk auf „andere Beziehungen im Leben richten.“ Ihm fehle schlichtweg die „Zielstrebigkeit, welche ich für die NHL aufbringen müsste.“

Wird Thomas nun getraded?

Ob Thomas seine Laufbahn fortsetzen wird, darüber ist nichts bekannt. „Ich werde mich kommendes Jahr voll und ganz den erwähnten Dingen widmen“, erklärt der „Spätzünder“. Dass ein „Abschied auf Zeit“ durchaus möglich ist, bewiesen in der Vergangenheit mehrere prominente Namen.