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"Dann will ich vom Eishockey nichts wissen"

Philadelphia ist mit knapp über 1,5 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt der USA. Im Zentrum rund um die 'Liberty Bell', mit der im Juli 1776 die Unabhängigkeit der USA eingeläutet worden ist, herrscht viel Hektik.

Davon bekommt der österreichische Eishockey-Profi Andreas Nödl nichts mit.

Der 24-jährige Wiener hat mit Freundin Jena und Hund Stella ein Appartement in einer ruhigen Gegend bezogen, wo er sich vom stressigen Spielplan der National Hockey League (NHL) erholt.

"Sonst packst du die lange Saison nicht"

Nödl hat sich in einer neuen Appartementsiedlung jenseits des Delaware-Flusses im Staat New Jersey niedergelassen. In Voorhees hat er nur wenige Minuten zum Trainingsgelände der Philadelphia Flyers, der Flyers Skate Zone, und viel Ruhe.

"Du musst abschalten können, sonst packst du die lange Saison nicht. Wenn ich nach Hause komme, will ich vom Eishockey nichts wissen. Dann schaue ich im Fernsehen Football oder Baseball, spiele Videospiele, koche mit meiner Freundin, gehe mit ihr shoppen oder mit dem Hund Gassi", beschreibt der Weinliebhaber im Gespräch mit der APA die unspektakuläre Freizeitgestaltung.

Golf und Football zum Abschalten

In der Wohnung findet man nur wenige Eishockey-Erinnerungsstücke. Die Aufstellung seiner ersten NHL-Partie hängt eingerahmt an der Wand, genauso eine Plakette mit dem Puck, mit dem er sein erstes NHL-Tor geschossen hat.

Mit seinem Outfit erinnert er vielmehr an zwei große US-Stars aus anderen Sportarten. Das Kapperl ist eines von Tiger Woods, ein Armband von Lance Armstrong. "Ich golfe sehr gerne und Woods ist mein Lieblingsgolfer. Das ist meine Lieblingssport im Fernsehen neben Football."

"Und die Tour de France habe ich mir immer gerne angeschaut, als Armstrong siebenmal gewonnen hat", sagt Nödl, der entspannt und locker wirkt, obwohl in Philadelphia stets viel Wirbel um die Flyers herrscht.

Appartement in Minneapolis

Nödl hat sich heuer häuslicher eingerichtet. Nicht nur in Voorhees, sondern auch in Minneapolis, wo er sich ein Appartement gekauft hat. Dort hat er seine Eishockey-Ausbildung und das College absolviert, von dort kommt auch Jena, die Tochter eines Flyers-Managers. Und dort kann sich Nödl vorstellen, einmal sesshaft zu werden.

Andreas Nödl erinnert sich gerne an seine Zeit in der Nationalliga beim WEV
"Im Sommer ist es dort Weltklasse. Es gibt viele Seen, man kann Golf spielen, meine besten Freunde sind dort. Und es gibt gute Trainingsmöglichkeiten."

Möglich gemacht hat das der neue Vertrag, den er im Sommer unterzeichnet hat und der ihm 845.000 Dollar pro Jahr garantiert.

One-Way-Vertrag statt finanziellen Sprung

Nödl hat dabei finanziell einen ganz kleinen Schritt zurück gemacht. Wichtiger war ihm, dass er einen One-Way-Vertrag für zwei Jahre bekommen hat, er also nichts verliert, wenn ihn der Club ins Farmteam schicken sollte.

Zudem hat er bei den Flyers, die stets bis an die Gehaltsobergrenze gehen, als billiger Spieler bessere Karten für Einsätze. "Ich wollte hierbleiben. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, aber es ist beruhigend, dass ich für zwei Jahre ein fixes Gehalt bekomme", erklärt er.

Trotz des guten Vertrags und des Aufstiegs, der ihn von der österreichischen Nationalliga bis zu einem Spitzenclub in der stärksten Liga der Welt geführt hat, ist der Wiener bescheiden geblieben. Er denkt noch gern an die Zeit beim WEV zurück, als er mit 15 Jahren bei den Erwachsenen Fuß fasste.

Business statt Kameradschaft

"Das hat mir am meisten geholfen, das war eine gute Zeit. Da hast du viele Freunde. Das ist schon, was ich hier vermisse. Es war eine Kameradschaft, wir hatten gemeinsam Training, dann sind wir gemeinsam ins Kino oder weg gegangen", schwelgt Nödl in Gedanken an die Vergangenheit.

"In der NHL ist es nur Business. Du gehst hin, fünf Stunden Training und Meetings. Du bist gut Freund mit ihnen, sie respektieren dich, aber es geht jeder seinen eigenen Weg", meint Nödl.

Etwa einmal im Monat gibt es aber auch in Philadelphia einen Spielerabend mit Frauen und Freundinnen.

Früh den Sprung nach Übersee gewagt

Dass er schon früh den Sprung nach Amerika gewagt hat, bereut er dennoch keineswegs. "Ich wäre sicher nicht hier, wenn ich nicht mit 17 schon herübergegangen wäre", ist er überzeugt. So wie das auch Pöck, Vanek oder Grabner mit Erfolg getan haben.

"In letzter Zeit gibt es aber nicht viele junge Österreicher, die nach Amerika kommen. Weil es doch ein großer Sprung ist. Was ich so höre, gehen viele nach Schweden oder Finnland", weiß Nödl.

Über heimisches Geschehen informiert

Nödl ist über das österreichische Eishockey noch gut informiert. Capitals-Stürmer Rafael Rotter ist einer seiner besten Freunde, "und meine Mutter geht auch zu den Capitals und erzählt mir dann".

Auch über das Nationalteam erkundigt er sich, auch wenn er nur bei einer Weltmeisterschaft (2009 in der Schweiz) mit dabei war. Gern würde er wieder kommen, allerdings wird er nur dann freigestellt, wenn die Flyers das Play-off verpassen oder frühzeitig ausscheiden. Das ist eher unwahrscheinlich.

"So ist das halt, wenn du bei einer guten Mannschaft spielst". Er hätte es schlimmer erwischen können.