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Penker: "Wollte etwas Ruhe in mein Leben bringen"

Penker:
Neun Stationen darf sich Jürgen Penker bereits an die Karriere-Vita heften - für einen seit Montag 29-Jährigen jede Menge.

In Österreich machte der „Eishockey-Globetrotter“ bei EHC Lustenau, VEU Feldkirch, Salzburg und den Black Wings Linz Halt. Danach wagte der Torhüter einen Abstecher nach Dänemark und stand überdies in der Elitserien zwischen schwedischen Pfosten.

Seinen Aufenthalt bei Rögle betrachtet der gebürtige Vorarlberger als bislang prägendsten Abschnitt: „Es war derart professionell, mit täglichem Tormann-Training. Die Erfahrungen mit den Konkurrenten und die Zusammenarbeit mit all den Betreuern war sehr hilfreich für mich.“

Ursprünglich wollte der Nationalspieler nach der WM-Endrunde im Mai etwas zur Ruhe kommen. Die Vienna Capitals waren als langfristige sportliche Heimat auserkoren.

Warum die gewünschte Verlängerung des Engagements scheiterte, welchen Anteil Medien und Fans daran hatten, wie bedeutsam ein funktionierendes „Netzwerk“ ist und weshalb die Situation bei Neo-Verein HK Nitra zu seinen Gunsten ausfällt, verrät Penker im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Jürgen, seit August stehst du in der slowakischen Extraliga unter Vertrag. Wie zufrieden bist du mit deinen ersten Auftritten?

Jürgen Penker: Soweit passt alles! Der Start war etwas durchwachsen. Gleich im ersten Spiel bekam ich einen Check zum Kopf und hatte eine leichte Gehirnerschütterung. Ich musste aber wieder zurück ins Tor, weil es nicht gut gelaufen ist. Es wurden bereits zehn Akteure ausgetauscht. Zum Gastspiel bei Slovan Bratislava sind wir mit 16 Cracks gefahren, davor wurden nämlich drei rausgeschmissen. Das war nicht ganz überlegt. Aber nun sind wir auf einem guten Weg. Vor zwei Wochen wurde ich sogar zum „Star of the Week“ gewählt. Ich hatte damals ein Shutout gegen Zilina, zudem haben wir Kosice, den Erstplatzierten, besiegt.

LAOLA1: Ist eine solche Personal-Fluktuation in der Slowakei üblich?

Penker: Es ist gang und gäbe, als Slowake in die zweite Liga versetzt oder getauscht zu werden. Diese Situation gibt es in Österreich nicht, da werden Verträge eingehalten. Für die kurze Zeit in Nitra, habe ich viele Gesichter in der Kabine gesehen. Das ist etwas komisch, aber das System ist einfach anders.

Jürgen Penker war für Österreich bei der WM-Endrunde im Einsatz

LAOLA1: Begünstig diese vertragliche Konstellation das Vorgehen der Klubs? Habt ihr Spieler dadurch weniger Sicherheiten?

Penker: Der Vertrag ist eigentlich zu meinem Vorteil ausgelegt. In der Slowakei gibt es seit heuer eine Regelung, dass der Verein bis zum Start der Saison 2012/2013 alle Gehälter ausbezahlen muss. Wenn das nicht der Fall ist, dürften sie nicht an der Meisterschaft teilnehmen. Das ist eine Sicherheit für die Spieler. Was ich bisher in dieser Form nicht hatte, sind Ausstiegsklauseln. Für einen gewissen Betrag darf ich Nitra jederzeit verlassen. Auch wenn ich über längeren Zeitraum kein Geld sehe, kann ich mir einen neuen Klub suchen.

LAOLA1: War die angesprochene Absicherung eine Bedingung für die Unterschrift? Und wie entstand der Kontakt nach Nitra?

Penker:
Ich war für ein Sommer-Camp in der Schweiz, dort knüpfte ich Bekanntschaften. Letztlich gab es zwei, drei Vereine, die noch einen Torhüter holen wollten. Mit denen standen wir in Verbindung, aber es gab nichts Konkretes. Dann erhielt ich die Chance auf ein Try-out in der Slowakei , ich brachte wirklich starke Leistungen. Nitra war schwer begeistert und hat alles dafür getan, mich hier zu halten. Allerdings war ich nicht sicher, ob es das Richtige ist. Dadurch habe ich Wege gesucht, mich irgendwie abzusichern. Die Klauseln einzubauen, war überraschenderweise gar kein Problem. Ich hatte bereits Verträge mit derartigen Regelungen für Top-Ligen, aber in dieser Art und Weise ist das eher unüblich. Ich habe vorerst bis 30. April, dem Ende der Meisterschaft, unterschrieben. Rein theoretisch könnte ich weiterhin die Augen offen halten, ob sich irgendwo etwas auftut. Wenn ich den Verein verlassen möchte, könnte ich das Geld auf den Tisch legen, die Sachen packen und gehen - ohne Konsequenz.

LAOLA1: Für die Vienna Capitals standst du im Vorjahr in 45 Begegnungen auf dem Eis. Warum wurde dir letztlich kein neuer Kontrakt angeboten?

Penker: Die Geschichte ist erledigt, ich will kein altes Thema aufrollen. Ich hatte eine schwere Saison mit einer Sprunggelenks-Verletzung vor der ersten Runde. Daraufhin war ich sechs Wochen im Gips, habe mich aber super zurückgespielt. Wir haben sogar neun Mal in Folge gewonnen. Ich fühlte mich gut, leider kam erneut eine Blessur dazwischen. In den Playoffs gewannen wir fünf von sechs Partien, danach wurde ich von Adam Hauser ersetzt. Eigentlich sprachen wir seit der ersten Verletzung darüber, den Vertrag zu verlängern. Am Ende waren wir uns fast einig, irgendwie hat es jedoch nicht geklappt. Die Capitals haben gesagt, man holt einen Ausländer. Und jetzt steht Reinhard Divis im Tor.

LAOLA1: Trotz Verletzungspech konnte sich die Saison mit 91,43 Prozent Save-Percentage durchaus sehen lassen, zudem warst du bei der Weltmeisterschaft für das Nationalteam im Einsatz. Wie groß war der Ärger über den Beschluss der Caps?

Penker im Trikot der Vienna Capitals
Penker: In Schweden hat das Eishockey einen höheren Stellenwert und vor allem Qualität. Jeder Klub hat mehrere Tormann-Trainer. Viele Goalies besuchen Sommer-Camps in Skandinavien, dort ist es viel größer als in Österreich. Solche Schulen und Trainer sind ein großes Thema. Wir sind da hinten nach, weil einfach das Geld nicht vorhanden ist, um so professionell zu sein.

LAOLA1:
Du durftest zwei Jahre lang in Schweden deine Brötchen verdienen. Welche Dinge konntest du aus dieser Zeit mitnehmen?

Penker: Natürlich gib es Übungen, die ich seither im Training, während dem Aufwärmen und auch im mentalen Bereich durchführe. Ich mache das täglich, wenn die anderen Spieler herumfahren und ich eine kurze Pause habe. Insgesamt arbeite ich viel an meinem Stil und den Bewegungen, dass sich das automatisiert.

LAOLA1:
Wo siehst du noch Verbesserungs-Potenzial?

Penker: Häufig mache ich mir zu viele Gedanken darüber, was andere Leute denken. Es wäre deutlich einfacher, im Kopf abzuschalten und zu sagen, wie es wirklich ist. Es gibt in jedem Bereich Punkte, wo man nie aufhören sollte, sich weiterzuentwickeln. Heuer bin ich körperlich in Topform, fühl mich stark wie noch nie. Mental half es sehr, dass ich in der Slowakei mit offenen Armen empfangen wurde. Im Team und Verein merkt man, sie sind froh, dass ich bei Nitra bin. Ich werde jeden Tag gefragt, ob alles passt. Das macht mich etwas stolz und gibt mir ein gutes Gefühl.

LAOLA1: Wenn du über Schweden sprichst, gerätst du ins Schwärmen. Wie sieht die weitere Karriere-Planung aus? Wäre die Elitserien nochmals ein Traum?

Penker: Sicher sollte es das Ziel eines jeden Eishockey-Spielers sein, in eine Top-Liga zu kommen. Ich bin mit 29 Jahren in einem Alter, wo ich im Tormann-Bereich noch die beste Phase vor mir habe. Klar möchte ich, so hoch wie möglich hinaus. Für mich ist es wichtig, dass es mir taugt, wo ich bin. Es muss einfach passen.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis

Penker: Ich wäre sehr gerne in Wien geblieben. Meine Lebenspartnerin hatte einen super Job. Es wäre eine tolle Situation gewesen, für zwei bis drei Saisonen zu unterschreiben und etwas Ruhe in mein Leben zu bringen. Ich habe schon sehr viele Vereine und Länder hinter mir. Andererseits glaube ich, dass Nitra wieder ein Schritt für die Karriere und Erfahrung bedeutet. Nach dem Sommer-Camp habe ich mich sehr wohl gefühlt. Daher ist es schade, dass ich mich nicht mehr beweisen durfte.

LAOLA1:
Fehlte ein wenig die Rückendeckung des Vereins?

Penker: Das auf keinen Fall! Man hat mir gesagt, ich bin die Nummer eins und der Mann der Zukunft. Aber ich glaube, während den Playoffs ist es bei Fans und Medien in eine Richtung gegangen, die mir den Weg etwas erschwert hat. Es hieß, ich sei kein Meister-Tormann. Das war möglicherweise ausschlaggebend.

LAOLA1: Der Wechsel zu HK Nitra bedeutet ein neues Kapital deiner Laufbahn. Inwiefern siehst du die Slowakei als Sprungbrett in eine Top-Liga?

Penker: In den letzten Jahren habe ich mir ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut. Durch die Camps habe ich viele Leute kennengelernt, mit Tormann-Trainern aus Schweden stehe ich in Kontakt. Leider ergab sich bei den Personen, die für mich arbeiten und ein Auge offen halten, und den Trainer, die irgendwo tätig sind, nichts. Einer wollte mich unbedingt holen, aber das wär in der zweiten schwedischen Liga gewesen. Letztlich habe ich abgesagt, ich wolle in Wien bleiben. Erst im Juni wurde mir abgesagt, es war somit relativ spät. Hätte ich vor der WM gewusst, dass ich die Caps verlassen muss, wäre ein Job einfach zu finden gewesen.

LAOLA1: Mit 29 Jahren hast du bereits viel Erfahrung in verschiedenen Ländern gesammelt. Welcher Verein war für deine Entwicklung am bedeutsamsten?

Penker: Das war sicher Rögle. Die schwedische Elitserie war eine der größten Sachen.  Es war derart professionell, mit täglichem Tormann-Training auf dem Eis. Die Erfahrungen mit den Konkurrenten, verschiedenen Vereinen, sowie der Zusammenarbeit mit den Betreuern war sehr hilfreich für mich und meine Karriere. Mit 17 oder 18 Jahren glaubte ich nie, dass Erfahrung im Goalie-Bereich alles ist.

LAOLA1: In Skandinavien lebt und liebt man Eishockey. Die Jugend-Ausbildung verläuft mustergültig, besonders Schweden gilt als Vorzeigeland. Welche Unterschiede gibt es diesbezüglich zu Österreich?